Erscheinm täglich, mii Au»nahme der S»nn- und Festtage.
A>»nnement« - Pret«:
oierteljährltch tn Schwert» 4 15 außrrhalS (mit Postausschlag) 5 20 h.
Zusrrtt»n«»Prrt«:
Lte SspMgr Pettt-Zril« glatter Eatz für MeLIenturg 10 4,
«userhaltz Mecklentzmg 15 tz.
1SS.
Schwerin, Mittwoch, 4. August 1886.
1SN.
Auf Allerhöchsten Befehl legt der Großherzogliche Hof
wegen deS AbledenS
Seiner Äöniglichen Hoheit des Grasen vou Trani
hente eine achtlägige Trauer an.
Schwerin, den 4. August 1886.
Großhcrzoglicheö Hofmarschallamt.
Srutsches Reich»
* Schwerin, 4. Augttst. Seine Königliche Hoheil der
Großherzog und Jhre Kaiserliche Hoheil die Frau
Großherzogin haben sich gestern Nachmittag 3Va Uhr
von Doberan mittelft ErtrazugeS übec Rostock nach Gelben-
sande begebeu.
"AuS Bad Gastein, 3. August, wird gemelvet: Zum
gestrigen Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm
war dec Corvelten-Capitän von Seckcndorff geladen. Den
Thee nahm Se. Majestät gestern Abend in der Villa der
Gräfin Lehndorff cin. Der NeichSkanzler Fürst BiSmarck,
der Slaithalter Graf Thun und der Staalsminister von
Boetticher stnd gestern, der Staithalter von Elsaß-Lothringcn,
Fürst Hohenlohc, ist heute angekommen. Se. Majestät der
Kaiser nahm heule Vormittag um 10 Uhr den Vortrag
deS ChefS deS MiliiärcabinetS, GenerallieutenantS von Albedyll,
entgcgen und empfing um 12 Uhr den Reichskanzler, Fürsten
Bismarck, welcher bis l'/s Uhr bei Sr. Majestät verwcilte.
Um 2 Uhr machte der Kaiser eine Spazterfahrt. Zum Diner
waren heute keine Einladungen ergangen. Se. Majestät
machte Nachmiitags 3 Uhr dem Fürsten und der Fürstin
BiSmarck einen halbstündigen Besuch und nahm nach dem
Diner den Vortrag deS Wirkl. Geheimen LegationSralheS
von Bülow cntgegen.
* S. M. Panzerschifs »Friedrich Larl", Commandant Capt.
zuc See Stempel, ist am 2. August c. von Gibraliar aus wieder in
See gegangen.
— Das „Marine-Verordnungsbl." veroffentlicht folgende
Nachrichten über SchiffSbewegungen sdas Datum vor
dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang
von dort).
S. M. Kreuzer „Adler» 1L./7. Aden 20./7. (Poststalion:
Sydney sAustralienj.s S. M. Kceuzer „Albalroß» 3I./L. Matupi
6./V. (Poststalion: Sydncy sAustralienj.) S. M. S. „Ariadne"
1L./7. Swinemünde. (Poslstalion: bis 10./8. Swinemllnde, vom
11./S. ab Neusahrwasser.) S. M. S. „BlUcher" 6./9. 8b Kiel.
(Poststalion: Kicl.) S. M. S. „Carola" 26 /7. Singapore L./8.
(Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Cyclop« I3./5. Sao Lhouw
19./L. — 1./6. Kamerun. (Poststation: Kamecun.) S. M. Ver-
messungSsahrzeug „Drache" 10./7. Wilhelmshaven 22./7. (Post-
station: Wilhclmshaven.) S. M. Fhrzg. „Falke» 17./7. Wilhelms-
haven 28./7. (Poststalion: Wilhelmshaven.) S. Ai. S. „Friedrich
Carl» 14.j7. Palermo 20./7. Maddalena sJnsel Sardiniens 22./7.
— 29./7. Gibrallar. (Pvststation: Lifiabon.) S. M. S. „Gneisenau"
I8./7. Batavia 2L./7. (Poststalion: Aden dis 6.,8., vom 7./8. ab Port
Sald.) S. M. Kreuzer „Habicht» 12./5. St. Paul de Loando
17./L. — 25./S. Sao Thomo. (Poststation: Kamerun.) S. M.
Knbt. „Hyäne" 16./7. Aden. (Poststaüon: Aden.) S. M. Kanonen-
boot „Jllis« 14./7. Malta 27./7. (Poststation: Plymoulh.) S.
M. Stationssahrzeug „Loreley" 17./L. Konstantinopel 20./7. —
22./7. Buyukdärs. (Poststalion: Konstantinvpel.) S. M. S.
„Luise» 10./7. Portsmouth. (Poststaiion: bis 10./8. Cowes sJnsel
Wighlj, vom ll /8. ab Gravesend.) S.M. Kreuzer „Moewe« II./7.
Aden. (Poststation: Aden.) S. M. Panzersahrzeug „MUcke»
IL./6. 8L Wilhelmshaven 23 /7. — 28./7. Wilhelmshaven. (Post-
staiion: Wilhelmshaven.) S. M. Brigg „Musquiio« I0./7.
PortSmoulh. (Pvststalion: bis I4./8. Arendal, vom I5./8. ab
Golhenburg sSchwedcnj.) S. M. Dampser „Nachligal« 12./7.
Sierra Leonc 28./7. (Poststalion: Kamerun.) S. M. Kreuzer
„Nautilus" 13./7. Shanghai 18./7. — 23./7. Hongkong. (Post-
stalion: Hongkong.) S. M. S. „Niobe« 16./7. Plymouth 20. 7.
— 21./7. CoweS 27./7. (Poststaüon: Neusahrwafier.) S. M. S.
»Nixe« 13./7. Madeira. (Poststation: bis 2./8. Porlo Grande
sLap Verdesj, vom 8.8. ab Bahia sBrasiliens.) S. M. S. „Olden-
burg» I6./7. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Fahrzg. „Pom-
merania» 16./7. Norderney 17./7. — 17./7. Wilhelmshaven 28./7.
(Postsiation: Wilhelmshaven.) S. M. TranSportsghrzeug „Rheiii"
13./7. Wilh-lmshaven 26./7. (Poststalivn: Ki-l.) S. M. S.
„Sachsen» 9./7. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Torpedobool
„Vorwärts» l4./7. Kiel. S. M. Knbt. „Wolf" 21./7. Hongkong.
(Poststation: Hongkong.) S. M. Torpedoboot „8 23» 8./7. Kiel.
(Poststation: Kiel.) — S. M. Schulgeschwader: S. M. Schifse
„Stein» (Flaggschiff), „Moltke«, „Prinz Adalbert», „Sophie«,
„Hansa" Kiel 20./7. — 23./7. Apenrade 29./7. — 30./7. Neustadl
in Holslein 2./8. (Poststation: bis 10./8. Sonderdurg, vom 11./8.
ab Kiel.) — I. Torpedobootsdiviston: 28./7. Danzig. (Poststation:
Danzig.) — 11. Torpedvbootsdivision: Pillau. (Poststation: Danzig.)
— S. M. Krcuzergeschwader: S. M. Schifse „Bismarck", „Olga«
23./7. Hongkong. (Poststalion:Hongkong.)—Dampser „Polyhymnia«
mit den AblösungscommandoS sür S. M. Kreuzer „Möwe" und
S. M. Kanonendoot „Hyäne» 16./7. Porl Said I6./7. — 23./7.
Aden. Dampser „Electra« mit der abgelösten Bcsatzung für S.
M. Kreuzer „Möwe« und S. M. Knbl. „Hyäne« Aden 2L./7.
Dampser „salier» mit dem AblösungScommando sür S. M. Kreuzer
„Albatroß» 16./7. Antwerpen 17./7. — 30./7. Pori Saöd 1./8.
Dampser „Roma» mit den Ablösungscommandos sür S. M. S.
„Bismarck" und S. M. Kreuzer „Nautilus« 10./7. Port Sard
10./7. — 31./7. Singapore 1./8. (Poststation: sür die Heimreise:
Port Said vom 23./7. ab bis 10./9; Wilhelmshaven vom I0./9.
Mittags ab bi« aus Weiteres).
* Der Auslausch der Ratifications-Urkunden zu der am
2. Juni d. 3. zwischen Deutschland und Großbrilan-
nien abgeschloffenen Uebereinkunfl, durch welche dic preußisch-
englischen Literarconventionen von 1846 und 1855
auf die bisher veriragslosen Theile deS Reichs auSgedehnk
werden, hat am 29. v. M. zn London staltgefunden. Die
Uebercinkunft tritt drei Monale nach Austausch der Urkunden
in Krafi.
* Das halbamtliche französtsche Telegraphenbureau
„Agence Havas" verbreitet auS einer Depesche auS Semlin
Folgendes:
„Deutsche Capitalisten intriguiren in Serbien bei allen Parteien,
um verschiedene Concesstonen zu crhalten. Diese Jutriguen richten
sich vornehmlich gegen österreichische und sranzösische Unternehmungen.»
Die Absicht der Depesche ist augenscheinlich die, Deutsch-
land bei Oesterreich zu verhetzen. Dieser Versuch wird jedoch
erfolglos bleiben, und man wird in Oesterreich schwerlich on
eine 3ntereffengemeinschaft der öfterreichischen »nd sranzöstschen
3»dustrie glauben.
— AuS Berlin wird geschrieben:
Der im Auszuge mitgetheilte Ariikel der „Katkowschen
Moskauer Zeitung», in welchem sast der Abschluß eines rusfisch.
sranzösischen BündnifieS empsohlen wird, findet hier zwar eine ge-
wisse Beachlung, man ist aber nicht geneigt, demselben eine that-
sächliche Bedeutung beizumefien oder gar an den bevorstchenden
Abschluß eines solchen BündnifieS zu glauben. Man braucht nur
daran zu erinnern, Laß der sranzöflsche Bolschasierposten in St.
Petersburg seit langer Zeit unbesetzt und daß der Bcrtretcr des
Czaren zur Zeit nicht >n Paris weilt, um die Gewißheit zu er-
langen, daß eS sich dabei nur um eine leere Drohung handelt.
Wer Lamit geschrcckt werden soll, ist nicht recht ersichllich; daß der
Lciter d-r deutschcn Politik die wirklichen Verhällnifie sehr kalten
Blules berechnet und sich durch haltlose Drohungen nicht ins
Bockshorn jagen läßt, dllrfte doch in St. PcterSburg nachgerade
ebenso bekannt sein wie in Moskau. Der Kalkowsche Artikel er-
scheint um so mehr alS ein Luslhieb, als hier nach wie vor an der
Ueberzcugung sestgehalten wird, daß Rußland vorläufig nichl daran
denkt, siih vom Leutsch.österreichischen Bündnifie zu lrennen, und
Laß die Begegnung deS Hcrrn von GierS rnit d-m Fürsten Bismarü
lrotz der wiedcrhollen Lerzögerungen dennvch im Lause diescs
Monats erfolgen werde.
— Eine Kaiserlich deutsche Postagentur wird in
Shanghai sür die ReichSpostdampserlinie eingerichtcl werdcn.
Postprakiikant Anding auS Trier ist zur Uebernahme der Verwallung
dieser Postagentur bestimmt.
^ Als lechnisches Mitglied der Kaiserlichen Baucommission sür
den NorL-Ostsee.Canal ist liamentlich auch der Baumeister Sympher
bestimmt, der vor Kurzem auch als Deputirter des Centralvereins
sür Hebung der Fluß- und Canal-Schifisahrt auf dem internaiionalen
Congreß in Wien mehrsach genannt wurde. Aus einem Arlikel im
ministeriellen „Centralblatt der Bauverwaltung" geht über den Plan
deS Nord-Ostsee-CanalS hervor, daß dic Umardeitung dcS Dahl-
strömschen und Bodenschen Entwurss und die Feststellung der end-
gültigen Anschläge im Königlich preußischen Liinisterium der öffent-
lichen Arbeiten durch den Geh. Oder-Baurath Baensch, sowie durch
eine gemischte Commission, die aus Vertrctern Ler betheiligten Reichs-
behörden und preußischen Ministerien bestand, geschah. Die ganze
Bauzcit ist aus 8 bis 9 Jahre angenommen, so Laß m«n zum
Sommer 1895 der Eröfinung des Canals enlgegensehen dürstc.
— Das neue Reichstags-Gebäude macht stetige Fort-
schritte. Während von dem Bau bisher von außen nur das starkc,
auS Backsteinen ausgesührte Mauerwerk ausfiel, hat man jetzt be-
gonnen, dies Mauerwerk mit großen Steinquadern zu umkleiden.
Zu dem Sockel verwendet man grauen Granit, welcher in den
reichen Granillagern des Fichtelgebirges gcbrochen wird, während
die höher gelegenen Thcile deS Erdgeschofies mit Sandsteinquadern
versetzt werden, von deren Umfang man sich einen Begrifi machen
kann, wenn man hört, daß ein jeder dieser Blöcke ein Gewicht von
50 bis 80 Centnern hat. Diese Sandsteinquadern werden gedrochen
in Groß - Warthau und in Rackwitz in Schlesien, in Nesselberg in
Hannover, in Burgpreppack in Bayern und in Bergheim im Teuto-
burgcr Walde. Sämmlliche Brüche liesern vorzllgliche, seinkörnige,
feste und vollkommen gleichmäßige Sandsteine. Die Sleinc werden
schon in den Brücheu in derjcnigen Größe und Form bcarbeitct,
welche sie in Lem Gesamiiitbau erhalten sollen, werden dann auf
der Eisenbahn nach Berlin gebracht, aus dem dortigen Bauplatz
nochmals nachgeardeitet, mit Hülse einer beweglichen Stahlbahn,
welche ihr Geleise über den ganzen Bauplatz und bis auf das Ge-
rüst hinaus ausdehnt, hinausgeschafit und dann mit Hlllfe eisernec
Krahne gehoben und in Liejenige L>telle eingesenkt, wclche sic ein-
nehmen sollen und welche sie aüch genau aussüllen. Auch im Jnnern
des Baues wird vielsach Sandstein zu den Wandbekleidungen und
Archiiekturtheilen verwendet, besonders die dem grvßen Verkehr
dienenden Hallen, Flure und Eingänge werdcn in Lieser Weise
ausgcstallet. Zur Verweudung gelangen hier Sandsteinc aus Udcl-
fangen bei Trier an der Mosel, auS Bayerseld in der Pfalz und
aus Arzweiler und Psalzburg im Elsaß. Die elsäffer Steine zeichnen
sich durch eine schöne graublaue Färbung aus. Jn der großen
Warlchalle sllr daS Publikum werden die Thür- und Fcnster-
einfassungen, Pseiler, Gurtungen und Gewölberippen aus diesen
Steinen hergestellt. (Köln. Ztg.)
— Der „Fuld. Zig." zufolge werden die preußischen
Bischöfe am 10. August in Fulda eine Conferenz halten.
Posen, 31. Juli. Wie daS „Pos. Tagebl.» mcldet, ist daS
Rittergm Lubowo, 500 Iia groß und eins dcr schönsten Güter
der Provinz, in der gestern in Gncsen staltgehabten Zwangsver-
steigerung sür 300 000 von dem Königlichen Fiscus zu An-
siedlungszw ecken gekaust worden. Daffelbe gehörte biSher
Herrn Lewandowsky.
— Die gewerkschastlichen Vereine Lübecks, welche in
srühcren Jahren sich Lcm Volks- und Erinnerungsfest anschloffcn,
sich aber von dieser Festlichkeit zurückgezogen haben, um zu be-
kunden, Laß sie nicht mit derselben einverstanden sind, seierlen dem
„Hamb. Corr.« zusolge am letzten Sonntage ihr besonderes Ge-
werkschaslsfest durch einen Ausflug nach JSraclsdorf. Jm Zuge
waren 23 Gewerkschaslsjahnen und es mochlen sich demselben L- bis
600 Perjonen in Reih und Glied angeschlossen haben. Die Festlich-
keit nahm nicht den erwartetcn günstigen Berlaus, und auch die
Theilnahme deS Publikums aus den arbcilenden Claffen war keine
so starke, wie man erwarlete. Jn gemäßigten Ardeiterkreisen billigt
man es Ubrigens nicht, daß die Gewerkschaslsvereine sich von dem
Erinncrungsseste demonstraliv zurückgezogen haben, um aus eigene
Hand ein Arbeitervolksfest zu feiern.
' Bayreuth, 2. August. Sc. R. und R. Hoheil der
Rrouprtnz ift mit 3hrer Rönigl. Hoheit der Prinzcssin
Vicloria heute Abend sofort nach Beendigung der Parsifal-
Aufführung wieder abgereist. Der Weg vom Theater biS
zum Bahnhof war elcktrisch beleuchiet und von einer zahl-
reichen Menschenmenge besetzt, welche dem Rronprinzen
enihusiastische Ovationen darbrachte. Beim Abschiede sprach
der Kionprinz dem Bürgermeister Muncker gegenüber seine
große Zufriedenheit über ben ihm bereiieken Empfang, sowie
über die vollendele Aufführung LeS „Parstsal" auS.
* Münche», 3. Aiigust. Die „Allg. Ztg." erklärt die
Meldung englischer Bläiter von einem angeblichen Hand-
schreiben des Pr inz-R e gen te n an den Papst und von
der bevorstehenden Abberufung des bayerischen Gesandten beim
Valikan, Frhrn. von Celto, für vollkommen unbegründet.
Gcsterreich-jülilriiili.
* Wien, 2. August. Am 7. d. trüt der „Preffe' zu-
folge im HandelSministerium eine Conferenz von Vcriretern
der Ministerien der 3ustiz, des AckerbaueS und des Handels
zusammen, um übcr den vom HandelSministerium auS-
gearbeiteten Entwurf eines Markenschutzgesetzes zu
berathen.
* Wien, 8. August. Von gestern Mittag bis heute Mittag
sind in Triest 1 Person an der Cyolera erkrankt und 3 gestorben
und in Fiume 2 Personen erkrankl und 3 gestorben.
Lelgien.
Brüsiel, 3. August. AlS heute zwei neue Rcgimcnter in
Genl emzogen, gingen ihnen Socialisten mit rolhen Fahnen
entgegen und begrüßten sie höhnisch, tvobei eS zu einer Schlägerei
kam. (Hamb. Corr.)
Großliritanuien unü Irland.
* LoudvN, 3. August. An Stelle Chaplins, ivelcher
den Posten des Prästdenten deS Local - Government - Board
ausgeschlageii hat, weil mit demselben ein Sitz im Cabinete
nicht verbunden ist, wurde Rüchje zum Präsibcnteii deS
Local-Gooernment-Board crnannt. Ernannt stnd serner:
3ameS Ferguson zum UnierstaatSsecretär deS AuSwärtigen,
Gorst zum Unterftaatssecreiär im Departemenl sür 3ndien,
Earl Dunrayen zum Unterstaatssecrelär der Colonieen,
WormS zum Secretär deS HaiidelSamt», 3ackson zuni Finanz-
Secreiär im Schatzamt, Northcote zum Ftnanzsecretär im
Departement deS Rrieges.
* Der Rücktrilt der liberalen Regiernng ist nicht ohne die üb-
lichcn Ehrenbezeugungen an verschiedenc ihrer Anhänger ersolgt.
Aus Vorschlag Gladstone's gab die Königin, wie dereils erwähnt,
ihre Einwilligung zur Creirung von vier neuen Pairs. Die-
selben sind: Sir Thomas Brasiey, srüher Parlamenlsmilglied sür
Hastings und Secretär der Admiralilät; Sir Michael A. Baß,
Unlerhaus-Mitglied sür die Burion-Abiheilung von Staffordshire
und Ches der großen Bierbrauerfirma Baß u. Co. in Burton am
Trent; John G. B. Hamilton, srüher ParlamenlSinügUed sür Süd-
Lannarkshire, und Sir Henry Thring, cin höherer Bcamler im
Ministerium des Jnnern. Mehreren Persönlichkeüen wurde Lie
BaronetSwllrde verliehen, darunter Mr. Mappin, Cyes der Firma
Thomas Turton u. Sons in Shesfield; Mr. James Kilson, Prä-
sident des nationalen Verbandes der libcralen Vereine und Lhef
einer großen Maschincnbau-Anstalt in Lecds, sowie Mr. C. M.
Palmer, Grllnder und Ches der seinen Namen tragenden Schifjsbau-
firma in Jarrow.
Frankreich.
* Paris, 3. August. Die Generalrathswahlen
stnd nunmehr beendet. Die Republikaner haben 76, die
Conservativen 83 Sitze gewonnen. 177 Stichwahlen haben
stattzufinden.
* Boulanger kann sich nunmehr mit seinem V»r-
gänger, dem Ehrenworlbrecher Thibaudin, auf eine Bank
setzen; er ist als Lügner entlarvt, und die monarchistischen
Organe bringen das Facstmile der Briese, welche er an den
Herzog von Aumale gerichtet.
Abgcsehen von dem Ler Form nach unrichtigen, zuerst im
„Journ. dc Brux." veröffentlichten Briese, Uegen jetzt die solgenden
Biltgesuche und Dankschreiben des Generals vor, die mit einem
Begleitschrciben des Herrn Limbourg, des Verlrauten des Herzogs
von Aumale, den conservativen Zeüungen zugesandt wurden:
1) Bittgesuch des Obersten Boulanger vom 3. Januar 1880:
„Jch habc keine andere Stütze als diejenige der Generale, unter
deren Besehlen ich gedient hade. Jch bitte Sie deshalb, mich bei
der Besörderungscommission, in welcher Sie aus vielen Gründen
stcher eine Uberwicgende Stellung einnehmen, unterstützen zu wollen.
Jch spreche Jhnen nicht von meinen Diensten: Sie wiffen, wer ich
bin. Jch erlaube mir nur, Jhnen zu sagen, daß ich der dreizchnte
Jnsanterie-Oberst bin, der aus Grund der General-Jnspectivn deS
Jahres 1878 zum Brigadegeneral vorgeschlagcn wurde und daß,
wenn die heute bestehenden Vacanzen ausgesüllt wllrden, ich beinahe
der achte wäre. Unter diesen Umständen hoffe ich stark, und aus
Jhr mir biSber bezeigteS Wodlwollen rcchnend. bille ich Sie, Mon«
seigneur, mit der neuen Bezeugung meiner Dankdarkeil die Ver-
sicherung mciner achtungsvollsten und ergebensten Empsindungen
entgegenzunehmen.«
2) Ein Bries vom 13. Februar 1879, der übrigens nur in den
Ausdrücken gewöhnlicher Höslichkeit dem das Commando des 7. Corps
niederlegenden Herzog den Scheidegruß des Obersten Boulanger
und der Osfiziere seines RegimenlS übermütell.
3) Die Danksagung des GeneralS Boulanger an den Herzog
nach seiner Besörderung zum General vom 8. Mai 1880: „Mon-
seigneur! Sie sind es, der Sie meine Besörderung zum Vorschlag
gebrachl habcn; Jhnen danke ich meinc Ernennung. Daher biltc
ich Sie, bis es inir vergönnt sein wird, Jhnen mündlich bei meiner
ersten Reise nach Paris meinen lebbasten Dank darzubringen, den
Ausdruck deffelben genehmigen zu wollen. Jch werde jeder Zeit
stolz sein, unter einem Führer wie Sie gedienl zu haben, und ge-
segnet wäre der Tag, der mich unter Jhr Commando zurückriefe.
Geruhen Sie, Monseigneur, die Versicherung meiner tiessten und
ehrerbietigsten Hingebung entgegennehmen zu wollen.«
Der Sinn dicses BrieseS ist vollkommen gleichbedeutend mü
dem zuerst vom „Journ. dc Brux.« veröffentlichlen, obgleich der
Wortlaut Lavon abweicht. Fast hat es nun den Anschein, als vb
jene Fälschung nur veröffenllicht wäre, damit Lie republikanischen
Nas Heidelberger Iubelfest.
(Nach telegraphischen Depeschen.)
* Heidelberg, 2. August. 3hre Königlichen Hoheiten
der Großhcrzog und die Frau Großherzogin stnd
heute Nachmittag 4 Uhr mittelst SonderzugeS hier eingetroffen
unb vou, Prorector der llnivcrsität, Profeffor Bekker, u»d
den Spitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen
worden. Beim Berlaffen dcS BahnhofeS wurden die Groß-
herzoglichen Herrschasten von der zahlreich versauimelten VolkS«
menge enthustastisch begrüßl. — Der Chemiker Profeffor
Bunsen erhielt mittelst äußerst huldvvllen Handschreibens
die golvene Keite zum Großkreuz des Zähringer LöwenordenS.
— 3n der Festhalle fand Abends 9 Uhr vor eiwa 6000
Anwesenden die Begrüßung der anläßlich des JubiläumS der
Unioerstiät eingetroffenen Gäste durch den Oberbürgermeister
Dr. Wilkens stalt. Dcr Redner betonle in seincr Begrüßungs«
rcde den nationalen Gedanken und schloß mit einem enlhu-
stastisch aufgenommenen dreifachen Hoch auf den Kaiser und
den Großherzog, worauf die Anwesenden das „Heil Dir im
Siegerkranz" anstimmten. Hierauf wurde der von Vincenz
Lachncc componirle Festmarsch gespielt; alsdann solgie daS
von Scheffel gedichtete Festlied und cin HymnuS von 3ulius
Wolff. Damit schloß der officielle Aci. — Der Pro-
rector Bekker empfing die von dem Papste und den aus-
wärtigen Universtlätcn und Akademieen hierher entsendeten
Delegirten. Hierbei ist zum Generalredner für sämmtliche
deutsche UniverstiLken und Akademieen bei Gelegenheit deS
heutigen Festactes in der Aula Profeffor Eduarb Zeller
(Berlin), zum Generalrcdner der ausländischen Universiiäten
und Akademieen JuleS Zeller (PariS), Präsident des Jnstituts
von Frankreich, gewählt worden.
* Heidelbcrg, 3. August. Sc. K. u. A. Hoheit der
Kronprinz ist um 8 Uhr miüelst ErtrazugeS von Vayreulh
eingetroffen, am Bahnhofe vom Gr o ßh e rz og, dem Prinzen
Ludwig Wilhelm, dcm commandirenden General von
Obernitz, dem Gksandten von Eisendecher, dkm gesammten
Großherzoglichen Hofstaat, dem Proreclor an der Spitze deS
engeren SenalS, dem gksammtcn Stadtralh, den Spitzen der
Civil- und Miliiärbehörden empfangen worden. Nach herz-
lichster Begrüßung des Großherzogs schritt der Kronprinz,
welcher die Uniform seineS schlestschen Dragonerregimenis
mit dcm badischen Hausorden angclegt hatte, die alS Ehren-
wache aufgestellle 8. Compagnie des 2. badischen Grenadier-
regimenis Kaiser Wilhelm Nr. 110, gesührt vom Haupt-
mann Kcller, ab und gab bei der darauf folgenden Vor-
stellung der Anwescnden dem Prorector Bekker gegenüber
sciner Freude AuSdruck, von Sr. Majestät dem Kaiser hier-
her gesandt zu sein. Jedes einzelne SenalSmilglied ward
mit huldreichster Ansprache SeitenS deS Kronprinzen und
SeilenS des Großhcrzogs mik Händedruck begrüßt, welcher
Letztere den Dank der mit Rangerhöhung oder OrdenS-
decorationen Ausgezeichneten in hulbreichstcr Weise erwiderte.
Auch die beiden Bürgermeister Doctoren Wilckens und Walz
wurden vom Kronprinzen in die Unterhaltung gezogen. Nach
viertelstündigem Aufenthalt bestiegen der Kronprinz, der
Gcvßherzog und Prinz Ludwig die bereitstehenden offenen
Großherzvglichen Equipagen, denen Spitzenreiter voraufrillen
u»d begaben sich durch die dichten Zuschaucrmassen, von den
begeisterten Zurufe» derselben begleitet, üach dem Großherzog-
lichen PalaiS, woselbst auch der Kronprinz Absteigequartier
genommen hat.
* Heidelberg, 3. August. Heute Vormittag fand >n der
Heiligegeistkirche zur Einleitung der JubiläumSfeier ein feier-
licher Festg ottesdienst statt. Der Großherzvg, die Groß-
herzogin und der Kronprinz, ferner die Minister von Goßler,
Turban, Lamey. Prälat Doll und viele Professoren in großer
Amtstracht waren anwesend. Die Festpredigt hielt Profeffor
Baffermann über Psalm 90, 4.
An den Festgottesdienst schloß stch um 11 Uhr der
Festact in der Aula, mit Mustk beginnend. Auf einer
Estrade halte der Großherzog, von den Würdenträgern der
Universttät umgeben, die gekreuzten Szepter vor stch, Play
genommen. Neben Ler Frau Großherzogin saß der Kron-
prinz. Se. Königl. Hoheit der Großherzog verlaS zunächst
die nachfolgende Anredc:
„Durchlauchtigster Kronprinz, höchste, hohe,
verehrte Gäste!
Als Mein erhabener Ahn, der mwergcßliche Carl Friedrich, in
d-n Tagen, da daS Schwert allein zu gelten schien, in hoher Ge-
smnung und klarer Erkenntniß dcffcn, waS dem Staatswesen dauernd
sromnn, der Universüät neues Leben einhauchte, ein wahrcr zweüer
Grllnder derselden. erllärte er: Reclor der Universüäl wollen wir
selbst sein und unsern Nachsolgern in der Kur diesc Würde hinler-
laffen. Jn Meiner Eigenschast als Reclor der Hochschule begrüße
Jch heule, an Lem stolzen Tage, wclcher Lie sünshundertjährige
Jubelseicr der ällestcn Universtlät des deulschen ReicheS einieüet,
Lie glänzende Versammlung, dic uns die Ehre und die Freude er-
weist, an dem bedeiüungsvollen Feste Theil zu nehmen.
Jch sreue Mich vor allem der uns beglückenden Anwesenheit
Sr. K und K. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reiches und
von Preußen, dcs erhabenen Verlreters unseres Kaisers Wilhelm,
unter dessen glorreicher Regierung, unter Lessen gnädiger und war-
mer Theünahme wir dieses herrlicheFriedenssest seiern dürsen. Auch
ereicht uns zu hoher Genugthuung, daß Seine Heiligkeit Papst
co Xlll., hierin nicht wenigen seiner erhabenen Vorgänger solgend,
der alien Bildungsstäüe durch die Widmung einer kostbaren wiffen-
schastlichen Gabe sein freundliches Jntereffe bekundet.
Jch Lanke insbesondere allen Len Abgesandten der deutschen
Schwesteranstalten, sowic der viclen Hochschulen und Akademiecn de-
sreundeter Nationen, welchc durch dic Bcglückwünschung der Jubel-
universüät cin so schöneS Zeuqniß abgeben von der Einheit der
Wtffenschast.
FreunLlich begrüße Jch die Männer aus allen Lebenskreisen,
denen Lie Förderung dec Wissenschasl und Kunst anvcrtraul ist,
welche unserem Rus sympalhisch gesolgt sind.
Ein halbes Jahrtauscnü deulscher Geschichte hindurch hat sich
diese große Anstaü allen politischen Wechseln, allen äußcren Ein-
flüssen gegenüver osl in jchweren Kämpsen behauptet und immer
wieder erhoben in lebendiger Krasl, aus den verschiedeusten Wegen
nach Wahrheü strebend, die Jugend bildend. Sie hat Las Capital
menschlichen Wiffens gemehrt. sie hat den Samen edler Sitte und
hmnaner Gestnnung in die Herzen der Jugend gelegt. Ehre sei
darmn Lem Gründer Ler Unioersüät, Ruprecht 1., und allen den
erhabenen Fürsten geistlichen und welilichen Slandes, welche dieser
Bildungsstätte im Lause der Jahrhunderte werkthätige Theilnahme
und mächügen Schutz gewähri hadcn. Jch nenne dankvar unter
Bielen Phüipp den Ausrichtigen, Otlo Hemrich, Len großen Kenner
und Freund von Kunst und Wisscnschast, dcn unverzagten Regeneralor
Carl Ludwig. Auch Johann Wühelm möchte ich nicht vergeffen,
welcher Lieses HauS und Liesen Saal, den auSgczeichnete Künstler
unserer Tage neu geschmllckt, der Hochschulc hal erbauen laffen.
Stolz erjlllli Mich, wenn Jch Ler Verdienste Meines weisen Ahn-
herrn gedenke, unter deffen sreisinniger und sreier Regierung die
Universüäl, mü Recht nun Ruperlo - Larola genaniü, wieder er-
standen ist und einc ncuc Blülhe gesunden hat, wiederholl hat die
Hochschule schöpserisch eingegrifien in Las wifienschaslliche Denken,
ncue Anregungen, neue Nichtungen sind von diejcm herrlichen Musen-
sitze ausgegangen. Auch der Kunst hat dieselbe Slälte nichl nur
Motive gelieserl, von der demschen christlichen Kunst dllrfen wir
wohl sagen, daß sic hicr ihre Wiedergeburt geseiert.
Und die heulige Universilät ist ihrer großcu G-schichle würdig
geblieben, in Fo'rjchung und Lehre. Jugendsrijch stcht fie in
tedcndigem Wechsclveikehr mit den Schwesteranstalten, in dcr ernsten
Geislesarbeü unserer Tage. Bleibende Werke in den Geisteswificn-
schafien, große Entdeckungtzn auf dem Gebiete der sich mächtig ent-
wickelnden Nalurwisseiischaslen. glänzende Beredlsamkeü auSgezeichneter
Lehrer haben in den letzten Decennien Heidelbergs Ruhm ausrechl
erhalten, Ireu gemehrt.
Bei dem Eintritt in das 6. Jahrhundert Jhrer gesegneten
Arbeit bringeJch der großen Corporalion Meinen Glückwunsch dar
bewegten sreudigen HerzenS, in dankbareni Ausblick zu der göttlichen
Vvrsehung, die so EdleS hat gelingen laficn.
Jn Erinnerung an das heulige Jubelsest und als Zeichen
Meines sürstlichen Dankes übergebe Jch der Universüät diese
Medaille und Kelte, welche der jeweilige Proreclor als AuSzcichnung
tragen soll.
Jndem Jch in dieser seierlichen Stunde Jhnen, Herr Pro-
rector, Meine Jubelgabe anvertraue, gebe Jch gerne Lie Verstcherung,
daß Jch, hierin unterstützt von der Wcisheü und Liberalität Meiner
gelreuen Slände, auch in Zukunsl diese große Büdungsanstalt hcgen
und pflegen, ihr Schasjen mit allen Milletn sördern, ihr ein treu
gesilinler Reclor sein werde.
Möge der Ruperto-Carola unler dem Schutze Mcines Hauses,
der großen Vcrgangenheit würdig, eine herrliche Zukunst be-
schieden sein!
DaS walte Golt!«
Hieranf hielt Se. K. u. K. Hoheit der Kronprinz
folgende Anrede:
Se. Majestät der deulsche Kaiser hat mir Len Austrag zu e»
theilen geruht, Ew. K. Hvheit unL den hier versammelten Ver-
tretern und Gästen der Urüverstiät Heidelberg Heilgruß und Glück-
wunsch zur Jubiläumsseier zu cntbieken. Es erjüllt wich mit Stolz
und Freude, Zeugs zu sein von der Begeisleruug, mit welcher in
diesen sestlichen Tagen alte und junge Söhne der Ruperto-Carola
sich um ihren fürstlichen Rector schaaren, um mü ihm zurückzu-
schauen auf die ruhmreiche Gcschichke dicser Hochschule und mit Dank
zu Goü inne zu werden, Laß sie in dem halben Jahrlausend ihres
Bestandcs nie glückiichere Zeüen geschaut hat, als Lie, >n denen
wir lebe». Begründet in der ersten Frühe unseres Culturledens
hat Lie Heidelberger Univerfilät alle die Schickungen an sich er-
sahren, welche Lem Leutschen Wesen im Ringen nach selbstständiger
Ausprägung verhängt gewcsen sind. Sie 'hat wechselnd gedlüht
und gcwelkt, geduldel und gestritten um Glaudens-und Forschungs-
recht, hat Trübsal und Exü ertragen, um endlich, gehoben von der
starkeu und milden Hand ihrer erlauchten Beschiltzer, die ehrenvollen
Wunden mü dem Festklcide des Sieges zu decken.
Wie Lem deulschen Volke, um deffen höchste Güter sie sich red-
lich verdient gemacht, so ist auch ihr ersüllt, was Jahrhunderte er.
sehnten: Jhr Ehrcnschild strahll glänzeuder in der Sonne des
einigen Valerlandes! Mil lieser Bcwegung gedenkc ich hcute der
großen Stunde, da Ew. K. Hoheit alS der Erste dem Fithrer unsereS
sieghaflcn Volkes mü dem ehrwürdigcn Namen des Kaisers ge-
huldigt. Diese Erinnerung ist mir bedeulsam sür die Feier, Lie wir
jctzt degehen. Denn voranzuschreücn mil großem und gulem Ent-
schluß ist em Anrecht des erlauchlen Zähringer Hauses und dieser
ruhmvollen Universttät.
Es ist die schönste Pflicht meiner Sendung, rühmend zu be-
kennen, wie lreu dieS Heidelberg befliffen war, dic geistigen und
sütlichen Bedingungen der Wiedergeburl unscres Volkslhums zn
pflegen. Lehrenden und Lernenden war von jeher hier die gastliche
Släüe bereitet. Aus allen Tauen strömten sie herzu und in den
liebeuden Armen der Llma rnater erkannlen ste sich als SLHne der
größercn Muüer wieder.
So hal stch hier in der Stille des Studienlebens vorbercüet,
waS unS Deutschen nach langen Jrrungen die Geschichle ofiendart.
Jm Südwcsten deS Reiches, nahe der ehemaligen Grenze und nahe
Ler Gesahr, lernle der Svhn des Nordens den Sohn des Südens
alS Brudcr lieden, um heimgekehrt, den schönen Glauben dcr VolkS-
gemeinschasl auszubreiten, der unser Horl und unscre Släike ist.
Nun wir eS wieder besitzcn das Glllck der Vereinigung, strömt
aus dem Ganzen ein krästigender Odem zurück in die alle Iraule
Heimalh unserer Bildung. Größer geworben sind die Zwecke des
Forschens und StrebenS, dankbarer und solgenreicher der Berus,
ste lehrend zu verkündigen und lernend zu verstehen. Valerland
und akademisches Bürgerlhum werden aber nur dann wabrhaft
scgenSreich aus einandcr wirken, wenn sie in ihrer Ledenslhäligkeü
dic gleichcn Tugenden dewahren.
Je höhere Cüpscl in Wisienschast und im geschichtlichen Leben
crstiegen sind, je stolzere Ziele winken, desto größerer Besonnenheit
und Selbstvcrleugnung bedars es.
Die Wünsche und die Zuversicht, die ich heule der Ruperto-
Carola eiügegenbringe, umschüeßt der Zurus an Lehrer und Schlller
eingedenk zu bleibcn der Ausgaden, die uns gerade im Hochgelilhl«
des Ersolges am Eindringlichslen dic Seele ersllllen sollen; in Wissen-
schasl und Leben sesizuhalten an der Wahihastigkeü und Strenge
geistiger Zucht, an der Förderuug des Brudersinnes unter dcn Ge-
nvssen, auf daß auS dem Geiste deS FreiniuiheS und der Fried-
sertigkeit dic Krast zu der heüsamen Arbeü wachsen moge, die
Ledenssormen unsereS Volkslhums gedcihlich auszubüdcn. So möge
dieser Universüät, einer der ältesten Pflanzstäüen deutscher Wifien«
schast, beschieden sein, an Thatkrast die jüngste zu dleiden!«
Der Prorector dankle dem Großherzog und dem Kron-
prinzen in längerer Red». Weitere Ansprachen wnrden yon
A>»nnement« - Pret«:
oierteljährltch tn Schwert» 4 15 außrrhalS (mit Postausschlag) 5 20 h.
Zusrrtt»n«»Prrt«:
Lte SspMgr Pettt-Zril« glatter Eatz für MeLIenturg 10 4,
«userhaltz Mecklentzmg 15 tz.
1SS.
Schwerin, Mittwoch, 4. August 1886.
1SN.
Auf Allerhöchsten Befehl legt der Großherzogliche Hof
wegen deS AbledenS
Seiner Äöniglichen Hoheit des Grasen vou Trani
hente eine achtlägige Trauer an.
Schwerin, den 4. August 1886.
Großhcrzoglicheö Hofmarschallamt.
Srutsches Reich»
* Schwerin, 4. Augttst. Seine Königliche Hoheil der
Großherzog und Jhre Kaiserliche Hoheil die Frau
Großherzogin haben sich gestern Nachmittag 3Va Uhr
von Doberan mittelft ErtrazugeS übec Rostock nach Gelben-
sande begebeu.
"AuS Bad Gastein, 3. August, wird gemelvet: Zum
gestrigen Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm
war dec Corvelten-Capitän von Seckcndorff geladen. Den
Thee nahm Se. Majestät gestern Abend in der Villa der
Gräfin Lehndorff cin. Der NeichSkanzler Fürst BiSmarck,
der Slaithalter Graf Thun und der Staalsminister von
Boetticher stnd gestern, der Staithalter von Elsaß-Lothringcn,
Fürst Hohenlohc, ist heute angekommen. Se. Majestät der
Kaiser nahm heule Vormittag um 10 Uhr den Vortrag
deS ChefS deS MiliiärcabinetS, GenerallieutenantS von Albedyll,
entgcgen und empfing um 12 Uhr den Reichskanzler, Fürsten
Bismarck, welcher bis l'/s Uhr bei Sr. Majestät verwcilte.
Um 2 Uhr machte der Kaiser eine Spazterfahrt. Zum Diner
waren heute keine Einladungen ergangen. Se. Majestät
machte Nachmiitags 3 Uhr dem Fürsten und der Fürstin
BiSmarck einen halbstündigen Besuch und nahm nach dem
Diner den Vortrag deS Wirkl. Geheimen LegationSralheS
von Bülow cntgegen.
* S. M. Panzerschifs »Friedrich Larl", Commandant Capt.
zuc See Stempel, ist am 2. August c. von Gibraliar aus wieder in
See gegangen.
— Das „Marine-Verordnungsbl." veroffentlicht folgende
Nachrichten über SchiffSbewegungen sdas Datum vor
dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang
von dort).
S. M. Kreuzer „Adler» 1L./7. Aden 20./7. (Poststalion:
Sydney sAustralienj.s S. M. Kceuzer „Albalroß» 3I./L. Matupi
6./V. (Poststalion: Sydncy sAustralienj.) S. M. S. „Ariadne"
1L./7. Swinemünde. (Poslstalion: bis 10./8. Swinemllnde, vom
11./S. ab Neusahrwasser.) S. M. S. „BlUcher" 6./9. 8b Kiel.
(Poststalion: Kicl.) S. M. S. „Carola" 26 /7. Singapore L./8.
(Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Cyclop« I3./5. Sao Lhouw
19./L. — 1./6. Kamerun. (Poststation: Kamecun.) S. M. Ver-
messungSsahrzeug „Drache" 10./7. Wilhelmshaven 22./7. (Post-
station: Wilhclmshaven.) S. M. Fhrzg. „Falke» 17./7. Wilhelms-
haven 28./7. (Poststalion: Wilhelmshaven.) S. Ai. S. „Friedrich
Carl» 14.j7. Palermo 20./7. Maddalena sJnsel Sardiniens 22./7.
— 29./7. Gibrallar. (Pvststation: Lifiabon.) S. M. S. „Gneisenau"
I8./7. Batavia 2L./7. (Poststalion: Aden dis 6.,8., vom 7./8. ab Port
Sald.) S. M. Kreuzer „Habicht» 12./5. St. Paul de Loando
17./L. — 25./S. Sao Thomo. (Poststation: Kamerun.) S. M.
Knbt. „Hyäne" 16./7. Aden. (Poststaüon: Aden.) S. M. Kanonen-
boot „Jllis« 14./7. Malta 27./7. (Poststation: Plymoulh.) S.
M. Stationssahrzeug „Loreley" 17./L. Konstantinopel 20./7. —
22./7. Buyukdärs. (Poststalion: Konstantinvpel.) S. M. S.
„Luise» 10./7. Portsmouth. (Poststaiion: bis 10./8. Cowes sJnsel
Wighlj, vom ll /8. ab Gravesend.) S.M. Kreuzer „Moewe« II./7.
Aden. (Poststation: Aden.) S. M. Panzersahrzeug „MUcke»
IL./6. 8L Wilhelmshaven 23 /7. — 28./7. Wilhelmshaven. (Post-
staiion: Wilhelmshaven.) S. M. Brigg „Musquiio« I0./7.
PortSmoulh. (Pvststalion: bis I4./8. Arendal, vom I5./8. ab
Golhenburg sSchwedcnj.) S. M. Dampser „Nachligal« 12./7.
Sierra Leonc 28./7. (Poststalion: Kamerun.) S. M. Kreuzer
„Nautilus" 13./7. Shanghai 18./7. — 23./7. Hongkong. (Post-
stalion: Hongkong.) S. M. S. „Niobe« 16./7. Plymouth 20. 7.
— 21./7. CoweS 27./7. (Poststaüon: Neusahrwafier.) S. M. S.
»Nixe« 13./7. Madeira. (Poststation: bis 2./8. Porlo Grande
sLap Verdesj, vom 8.8. ab Bahia sBrasiliens.) S. M. S. „Olden-
burg» I6./7. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Fahrzg. „Pom-
merania» 16./7. Norderney 17./7. — 17./7. Wilhelmshaven 28./7.
(Postsiation: Wilhelmshaven.) S. M. TranSportsghrzeug „Rheiii"
13./7. Wilh-lmshaven 26./7. (Poststalivn: Ki-l.) S. M. S.
„Sachsen» 9./7. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Torpedobool
„Vorwärts» l4./7. Kiel. S. M. Knbt. „Wolf" 21./7. Hongkong.
(Poststation: Hongkong.) S. M. Torpedoboot „8 23» 8./7. Kiel.
(Poststation: Kiel.) — S. M. Schulgeschwader: S. M. Schifse
„Stein» (Flaggschiff), „Moltke«, „Prinz Adalbert», „Sophie«,
„Hansa" Kiel 20./7. — 23./7. Apenrade 29./7. — 30./7. Neustadl
in Holslein 2./8. (Poststation: bis 10./8. Sonderdurg, vom 11./8.
ab Kiel.) — I. Torpedobootsdiviston: 28./7. Danzig. (Poststation:
Danzig.) — 11. Torpedvbootsdivision: Pillau. (Poststation: Danzig.)
— S. M. Krcuzergeschwader: S. M. Schifse „Bismarck", „Olga«
23./7. Hongkong. (Poststalion:Hongkong.)—Dampser „Polyhymnia«
mit den AblösungscommandoS sür S. M. Kreuzer „Möwe" und
S. M. Kanonendoot „Hyäne» 16./7. Porl Said I6./7. — 23./7.
Aden. Dampser „Electra« mit der abgelösten Bcsatzung für S.
M. Kreuzer „Möwe« und S. M. Knbl. „Hyäne« Aden 2L./7.
Dampser „salier» mit dem AblösungScommando sür S. M. Kreuzer
„Albatroß» 16./7. Antwerpen 17./7. — 30./7. Pori Saöd 1./8.
Dampser „Roma» mit den Ablösungscommandos sür S. M. S.
„Bismarck" und S. M. Kreuzer „Nautilus« 10./7. Port Sard
10./7. — 31./7. Singapore 1./8. (Poststation: sür die Heimreise:
Port Said vom 23./7. ab bis 10./9; Wilhelmshaven vom I0./9.
Mittags ab bi« aus Weiteres).
* Der Auslausch der Ratifications-Urkunden zu der am
2. Juni d. 3. zwischen Deutschland und Großbrilan-
nien abgeschloffenen Uebereinkunfl, durch welche dic preußisch-
englischen Literarconventionen von 1846 und 1855
auf die bisher veriragslosen Theile deS Reichs auSgedehnk
werden, hat am 29. v. M. zn London staltgefunden. Die
Uebercinkunft tritt drei Monale nach Austausch der Urkunden
in Krafi.
* Das halbamtliche französtsche Telegraphenbureau
„Agence Havas" verbreitet auS einer Depesche auS Semlin
Folgendes:
„Deutsche Capitalisten intriguiren in Serbien bei allen Parteien,
um verschiedene Concesstonen zu crhalten. Diese Jutriguen richten
sich vornehmlich gegen österreichische und sranzösische Unternehmungen.»
Die Absicht der Depesche ist augenscheinlich die, Deutsch-
land bei Oesterreich zu verhetzen. Dieser Versuch wird jedoch
erfolglos bleiben, und man wird in Oesterreich schwerlich on
eine 3ntereffengemeinschaft der öfterreichischen »nd sranzöstschen
3»dustrie glauben.
— AuS Berlin wird geschrieben:
Der im Auszuge mitgetheilte Ariikel der „Katkowschen
Moskauer Zeitung», in welchem sast der Abschluß eines rusfisch.
sranzösischen BündnifieS empsohlen wird, findet hier zwar eine ge-
wisse Beachlung, man ist aber nicht geneigt, demselben eine that-
sächliche Bedeutung beizumefien oder gar an den bevorstchenden
Abschluß eines solchen BündnifieS zu glauben. Man braucht nur
daran zu erinnern, Laß der sranzöflsche Bolschasierposten in St.
Petersburg seit langer Zeit unbesetzt und daß der Bcrtretcr des
Czaren zur Zeit nicht >n Paris weilt, um die Gewißheit zu er-
langen, daß eS sich dabei nur um eine leere Drohung handelt.
Wer Lamit geschrcckt werden soll, ist nicht recht ersichllich; daß der
Lciter d-r deutschcn Politik die wirklichen Verhällnifie sehr kalten
Blules berechnet und sich durch haltlose Drohungen nicht ins
Bockshorn jagen läßt, dllrfte doch in St. PcterSburg nachgerade
ebenso bekannt sein wie in Moskau. Der Kalkowsche Artikel er-
scheint um so mehr alS ein Luslhieb, als hier nach wie vor an der
Ueberzcugung sestgehalten wird, daß Rußland vorläufig nichl daran
denkt, siih vom Leutsch.österreichischen Bündnifie zu lrennen, und
Laß die Begegnung deS Hcrrn von GierS rnit d-m Fürsten Bismarü
lrotz der wiedcrhollen Lerzögerungen dennvch im Lause diescs
Monats erfolgen werde.
— Eine Kaiserlich deutsche Postagentur wird in
Shanghai sür die ReichSpostdampserlinie eingerichtcl werdcn.
Postprakiikant Anding auS Trier ist zur Uebernahme der Verwallung
dieser Postagentur bestimmt.
^ Als lechnisches Mitglied der Kaiserlichen Baucommission sür
den NorL-Ostsee.Canal ist liamentlich auch der Baumeister Sympher
bestimmt, der vor Kurzem auch als Deputirter des Centralvereins
sür Hebung der Fluß- und Canal-Schifisahrt auf dem internaiionalen
Congreß in Wien mehrsach genannt wurde. Aus einem Arlikel im
ministeriellen „Centralblatt der Bauverwaltung" geht über den Plan
deS Nord-Ostsee-CanalS hervor, daß dic Umardeitung dcS Dahl-
strömschen und Bodenschen Entwurss und die Feststellung der end-
gültigen Anschläge im Königlich preußischen Liinisterium der öffent-
lichen Arbeiten durch den Geh. Oder-Baurath Baensch, sowie durch
eine gemischte Commission, die aus Vertrctern Ler betheiligten Reichs-
behörden und preußischen Ministerien bestand, geschah. Die ganze
Bauzcit ist aus 8 bis 9 Jahre angenommen, so Laß m«n zum
Sommer 1895 der Eröfinung des Canals enlgegensehen dürstc.
— Das neue Reichstags-Gebäude macht stetige Fort-
schritte. Während von dem Bau bisher von außen nur das starkc,
auS Backsteinen ausgesührte Mauerwerk ausfiel, hat man jetzt be-
gonnen, dies Mauerwerk mit großen Steinquadern zu umkleiden.
Zu dem Sockel verwendet man grauen Granit, welcher in den
reichen Granillagern des Fichtelgebirges gcbrochen wird, während
die höher gelegenen Thcile deS Erdgeschofies mit Sandsteinquadern
versetzt werden, von deren Umfang man sich einen Begrifi machen
kann, wenn man hört, daß ein jeder dieser Blöcke ein Gewicht von
50 bis 80 Centnern hat. Diese Sandsteinquadern werden gedrochen
in Groß - Warthau und in Rackwitz in Schlesien, in Nesselberg in
Hannover, in Burgpreppack in Bayern und in Bergheim im Teuto-
burgcr Walde. Sämmlliche Brüche liesern vorzllgliche, seinkörnige,
feste und vollkommen gleichmäßige Sandsteine. Die Sleinc werden
schon in den Brücheu in derjcnigen Größe und Form bcarbeitct,
welche sie in Lem Gesamiiitbau erhalten sollen, werden dann auf
der Eisenbahn nach Berlin gebracht, aus dem dortigen Bauplatz
nochmals nachgeardeitet, mit Hülse einer beweglichen Stahlbahn,
welche ihr Geleise über den ganzen Bauplatz und bis auf das Ge-
rüst hinaus ausdehnt, hinausgeschafit und dann mit Hlllfe eisernec
Krahne gehoben und in Liejenige L>telle eingesenkt, wclche sic ein-
nehmen sollen und welche sie aüch genau aussüllen. Auch im Jnnern
des Baues wird vielsach Sandstein zu den Wandbekleidungen und
Archiiekturtheilen verwendet, besonders die dem grvßen Verkehr
dienenden Hallen, Flure und Eingänge werdcn in Lieser Weise
ausgcstallet. Zur Verweudung gelangen hier Sandsteinc aus Udcl-
fangen bei Trier an der Mosel, auS Bayerseld in der Pfalz und
aus Arzweiler und Psalzburg im Elsaß. Die elsäffer Steine zeichnen
sich durch eine schöne graublaue Färbung aus. Jn der großen
Warlchalle sllr daS Publikum werden die Thür- und Fcnster-
einfassungen, Pseiler, Gurtungen und Gewölberippen aus diesen
Steinen hergestellt. (Köln. Ztg.)
— Der „Fuld. Zig." zufolge werden die preußischen
Bischöfe am 10. August in Fulda eine Conferenz halten.
Posen, 31. Juli. Wie daS „Pos. Tagebl.» mcldet, ist daS
Rittergm Lubowo, 500 Iia groß und eins dcr schönsten Güter
der Provinz, in der gestern in Gncsen staltgehabten Zwangsver-
steigerung sür 300 000 von dem Königlichen Fiscus zu An-
siedlungszw ecken gekaust worden. Daffelbe gehörte biSher
Herrn Lewandowsky.
— Die gewerkschastlichen Vereine Lübecks, welche in
srühcren Jahren sich Lcm Volks- und Erinnerungsfest anschloffcn,
sich aber von dieser Festlichkeit zurückgezogen haben, um zu be-
kunden, Laß sie nicht mit derselben einverstanden sind, seierlen dem
„Hamb. Corr.« zusolge am letzten Sonntage ihr besonderes Ge-
werkschaslsfest durch einen Ausflug nach JSraclsdorf. Jm Zuge
waren 23 Gewerkschaslsjahnen und es mochlen sich demselben L- bis
600 Perjonen in Reih und Glied angeschlossen haben. Die Festlich-
keit nahm nicht den erwartetcn günstigen Berlaus, und auch die
Theilnahme deS Publikums aus den arbcilenden Claffen war keine
so starke, wie man erwarlete. Jn gemäßigten Ardeiterkreisen billigt
man es Ubrigens nicht, daß die Gewerkschaslsvereine sich von dem
Erinncrungsseste demonstraliv zurückgezogen haben, um aus eigene
Hand ein Arbeitervolksfest zu feiern.
' Bayreuth, 2. August. Sc. R. und R. Hoheil der
Rrouprtnz ift mit 3hrer Rönigl. Hoheit der Prinzcssin
Vicloria heute Abend sofort nach Beendigung der Parsifal-
Aufführung wieder abgereist. Der Weg vom Theater biS
zum Bahnhof war elcktrisch beleuchiet und von einer zahl-
reichen Menschenmenge besetzt, welche dem Rronprinzen
enihusiastische Ovationen darbrachte. Beim Abschiede sprach
der Kionprinz dem Bürgermeister Muncker gegenüber seine
große Zufriedenheit über ben ihm bereiieken Empfang, sowie
über die vollendele Aufführung LeS „Parstsal" auS.
* Münche», 3. Aiigust. Die „Allg. Ztg." erklärt die
Meldung englischer Bläiter von einem angeblichen Hand-
schreiben des Pr inz-R e gen te n an den Papst und von
der bevorstehenden Abberufung des bayerischen Gesandten beim
Valikan, Frhrn. von Celto, für vollkommen unbegründet.
Gcsterreich-jülilriiili.
* Wien, 2. August. Am 7. d. trüt der „Preffe' zu-
folge im HandelSministerium eine Conferenz von Vcriretern
der Ministerien der 3ustiz, des AckerbaueS und des Handels
zusammen, um übcr den vom HandelSministerium auS-
gearbeiteten Entwurf eines Markenschutzgesetzes zu
berathen.
* Wien, 8. August. Von gestern Mittag bis heute Mittag
sind in Triest 1 Person an der Cyolera erkrankt und 3 gestorben
und in Fiume 2 Personen erkrankl und 3 gestorben.
Lelgien.
Brüsiel, 3. August. AlS heute zwei neue Rcgimcnter in
Genl emzogen, gingen ihnen Socialisten mit rolhen Fahnen
entgegen und begrüßten sie höhnisch, tvobei eS zu einer Schlägerei
kam. (Hamb. Corr.)
Großliritanuien unü Irland.
* LoudvN, 3. August. An Stelle Chaplins, ivelcher
den Posten des Prästdenten deS Local - Government - Board
ausgeschlageii hat, weil mit demselben ein Sitz im Cabinete
nicht verbunden ist, wurde Rüchje zum Präsibcnteii deS
Local-Gooernment-Board crnannt. Ernannt stnd serner:
3ameS Ferguson zum UnierstaatSsecretär deS AuSwärtigen,
Gorst zum Unterftaatssecreiär im Departemenl sür 3ndien,
Earl Dunrayen zum Unterstaatssecrelär der Colonieen,
WormS zum Secretär deS HaiidelSamt», 3ackson zuni Finanz-
Secreiär im Schatzamt, Northcote zum Ftnanzsecretär im
Departement deS Rrieges.
* Der Rücktrilt der liberalen Regiernng ist nicht ohne die üb-
lichcn Ehrenbezeugungen an verschiedenc ihrer Anhänger ersolgt.
Aus Vorschlag Gladstone's gab die Königin, wie dereils erwähnt,
ihre Einwilligung zur Creirung von vier neuen Pairs. Die-
selben sind: Sir Thomas Brasiey, srüher Parlamenlsmilglied sür
Hastings und Secretär der Admiralilät; Sir Michael A. Baß,
Unlerhaus-Mitglied sür die Burion-Abiheilung von Staffordshire
und Ches der großen Bierbrauerfirma Baß u. Co. in Burton am
Trent; John G. B. Hamilton, srüher ParlamenlSinügUed sür Süd-
Lannarkshire, und Sir Henry Thring, cin höherer Bcamler im
Ministerium des Jnnern. Mehreren Persönlichkeüen wurde Lie
BaronetSwllrde verliehen, darunter Mr. Mappin, Cyes der Firma
Thomas Turton u. Sons in Shesfield; Mr. James Kilson, Prä-
sident des nationalen Verbandes der libcralen Vereine und Lhef
einer großen Maschincnbau-Anstalt in Lecds, sowie Mr. C. M.
Palmer, Grllnder und Ches der seinen Namen tragenden Schifjsbau-
firma in Jarrow.
Frankreich.
* Paris, 3. August. Die Generalrathswahlen
stnd nunmehr beendet. Die Republikaner haben 76, die
Conservativen 83 Sitze gewonnen. 177 Stichwahlen haben
stattzufinden.
* Boulanger kann sich nunmehr mit seinem V»r-
gänger, dem Ehrenworlbrecher Thibaudin, auf eine Bank
setzen; er ist als Lügner entlarvt, und die monarchistischen
Organe bringen das Facstmile der Briese, welche er an den
Herzog von Aumale gerichtet.
Abgcsehen von dem Ler Form nach unrichtigen, zuerst im
„Journ. dc Brux." veröffentlichten Briese, Uegen jetzt die solgenden
Biltgesuche und Dankschreiben des Generals vor, die mit einem
Begleitschrciben des Herrn Limbourg, des Verlrauten des Herzogs
von Aumale, den conservativen Zeüungen zugesandt wurden:
1) Bittgesuch des Obersten Boulanger vom 3. Januar 1880:
„Jch habc keine andere Stütze als diejenige der Generale, unter
deren Besehlen ich gedient hade. Jch bitte Sie deshalb, mich bei
der Besörderungscommission, in welcher Sie aus vielen Gründen
stcher eine Uberwicgende Stellung einnehmen, unterstützen zu wollen.
Jch spreche Jhnen nicht von meinen Diensten: Sie wiffen, wer ich
bin. Jch erlaube mir nur, Jhnen zu sagen, daß ich der dreizchnte
Jnsanterie-Oberst bin, der aus Grund der General-Jnspectivn deS
Jahres 1878 zum Brigadegeneral vorgeschlagcn wurde und daß,
wenn die heute bestehenden Vacanzen ausgesüllt wllrden, ich beinahe
der achte wäre. Unter diesen Umständen hoffe ich stark, und aus
Jhr mir biSber bezeigteS Wodlwollen rcchnend. bille ich Sie, Mon«
seigneur, mit der neuen Bezeugung meiner Dankdarkeil die Ver-
sicherung mciner achtungsvollsten und ergebensten Empsindungen
entgegenzunehmen.«
2) Ein Bries vom 13. Februar 1879, der übrigens nur in den
Ausdrücken gewöhnlicher Höslichkeit dem das Commando des 7. Corps
niederlegenden Herzog den Scheidegruß des Obersten Boulanger
und der Osfiziere seines RegimenlS übermütell.
3) Die Danksagung des GeneralS Boulanger an den Herzog
nach seiner Besörderung zum General vom 8. Mai 1880: „Mon-
seigneur! Sie sind es, der Sie meine Besörderung zum Vorschlag
gebrachl habcn; Jhnen danke ich meinc Ernennung. Daher biltc
ich Sie, bis es inir vergönnt sein wird, Jhnen mündlich bei meiner
ersten Reise nach Paris meinen lebbasten Dank darzubringen, den
Ausdruck deffelben genehmigen zu wollen. Jch werde jeder Zeit
stolz sein, unter einem Führer wie Sie gedienl zu haben, und ge-
segnet wäre der Tag, der mich unter Jhr Commando zurückriefe.
Geruhen Sie, Monseigneur, die Versicherung meiner tiessten und
ehrerbietigsten Hingebung entgegennehmen zu wollen.«
Der Sinn dicses BrieseS ist vollkommen gleichbedeutend mü
dem zuerst vom „Journ. dc Brux.« veröffentlichlen, obgleich der
Wortlaut Lavon abweicht. Fast hat es nun den Anschein, als vb
jene Fälschung nur veröffenllicht wäre, damit Lie republikanischen
Nas Heidelberger Iubelfest.
(Nach telegraphischen Depeschen.)
* Heidelberg, 2. August. 3hre Königlichen Hoheiten
der Großhcrzog und die Frau Großherzogin stnd
heute Nachmittag 4 Uhr mittelst SonderzugeS hier eingetroffen
unb vou, Prorector der llnivcrsität, Profeffor Bekker, u»d
den Spitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen
worden. Beim Berlaffen dcS BahnhofeS wurden die Groß-
herzoglichen Herrschasten von der zahlreich versauimelten VolkS«
menge enthustastisch begrüßl. — Der Chemiker Profeffor
Bunsen erhielt mittelst äußerst huldvvllen Handschreibens
die golvene Keite zum Großkreuz des Zähringer LöwenordenS.
— 3n der Festhalle fand Abends 9 Uhr vor eiwa 6000
Anwesenden die Begrüßung der anläßlich des JubiläumS der
Unioerstiät eingetroffenen Gäste durch den Oberbürgermeister
Dr. Wilkens stalt. Dcr Redner betonle in seincr Begrüßungs«
rcde den nationalen Gedanken und schloß mit einem enlhu-
stastisch aufgenommenen dreifachen Hoch auf den Kaiser und
den Großherzog, worauf die Anwesenden das „Heil Dir im
Siegerkranz" anstimmten. Hierauf wurde der von Vincenz
Lachncc componirle Festmarsch gespielt; alsdann solgie daS
von Scheffel gedichtete Festlied und cin HymnuS von 3ulius
Wolff. Damit schloß der officielle Aci. — Der Pro-
rector Bekker empfing die von dem Papste und den aus-
wärtigen Universtlätcn und Akademieen hierher entsendeten
Delegirten. Hierbei ist zum Generalredner für sämmtliche
deutsche UniverstiLken und Akademieen bei Gelegenheit deS
heutigen Festactes in der Aula Profeffor Eduarb Zeller
(Berlin), zum Generalrcdner der ausländischen Universiiäten
und Akademieen JuleS Zeller (PariS), Präsident des Jnstituts
von Frankreich, gewählt worden.
* Heidelbcrg, 3. August. Sc. K. u. A. Hoheit der
Kronprinz ist um 8 Uhr miüelst ErtrazugeS von Vayreulh
eingetroffen, am Bahnhofe vom Gr o ßh e rz og, dem Prinzen
Ludwig Wilhelm, dcm commandirenden General von
Obernitz, dem Gksandten von Eisendecher, dkm gesammten
Großherzoglichen Hofstaat, dem Proreclor an der Spitze deS
engeren SenalS, dem gksammtcn Stadtralh, den Spitzen der
Civil- und Miliiärbehörden empfangen worden. Nach herz-
lichster Begrüßung des Großherzogs schritt der Kronprinz,
welcher die Uniform seineS schlestschen Dragonerregimenis
mit dcm badischen Hausorden angclegt hatte, die alS Ehren-
wache aufgestellle 8. Compagnie des 2. badischen Grenadier-
regimenis Kaiser Wilhelm Nr. 110, gesührt vom Haupt-
mann Kcller, ab und gab bei der darauf folgenden Vor-
stellung der Anwescnden dem Prorector Bekker gegenüber
sciner Freude AuSdruck, von Sr. Majestät dem Kaiser hier-
her gesandt zu sein. Jedes einzelne SenalSmilglied ward
mit huldreichster Ansprache SeitenS deS Kronprinzen und
SeilenS des Großhcrzogs mik Händedruck begrüßt, welcher
Letztere den Dank der mit Rangerhöhung oder OrdenS-
decorationen Ausgezeichneten in hulbreichstcr Weise erwiderte.
Auch die beiden Bürgermeister Doctoren Wilckens und Walz
wurden vom Kronprinzen in die Unterhaltung gezogen. Nach
viertelstündigem Aufenthalt bestiegen der Kronprinz, der
Gcvßherzog und Prinz Ludwig die bereitstehenden offenen
Großherzvglichen Equipagen, denen Spitzenreiter voraufrillen
u»d begaben sich durch die dichten Zuschaucrmassen, von den
begeisterten Zurufe» derselben begleitet, üach dem Großherzog-
lichen PalaiS, woselbst auch der Kronprinz Absteigequartier
genommen hat.
* Heidelberg, 3. August. Heute Vormittag fand >n der
Heiligegeistkirche zur Einleitung der JubiläumSfeier ein feier-
licher Festg ottesdienst statt. Der Großherzvg, die Groß-
herzogin und der Kronprinz, ferner die Minister von Goßler,
Turban, Lamey. Prälat Doll und viele Professoren in großer
Amtstracht waren anwesend. Die Festpredigt hielt Profeffor
Baffermann über Psalm 90, 4.
An den Festgottesdienst schloß stch um 11 Uhr der
Festact in der Aula, mit Mustk beginnend. Auf einer
Estrade halte der Großherzog, von den Würdenträgern der
Universttät umgeben, die gekreuzten Szepter vor stch, Play
genommen. Neben Ler Frau Großherzogin saß der Kron-
prinz. Se. Königl. Hoheit der Großherzog verlaS zunächst
die nachfolgende Anredc:
„Durchlauchtigster Kronprinz, höchste, hohe,
verehrte Gäste!
Als Mein erhabener Ahn, der mwergcßliche Carl Friedrich, in
d-n Tagen, da daS Schwert allein zu gelten schien, in hoher Ge-
smnung und klarer Erkenntniß dcffcn, waS dem Staatswesen dauernd
sromnn, der Universüät neues Leben einhauchte, ein wahrcr zweüer
Grllnder derselden. erllärte er: Reclor der Universüäl wollen wir
selbst sein und unsern Nachsolgern in der Kur diesc Würde hinler-
laffen. Jn Meiner Eigenschast als Reclor der Hochschule begrüße
Jch heule, an Lem stolzen Tage, wclcher Lie sünshundertjährige
Jubelseicr der ällestcn Universtlät des deulschen ReicheS einieüet,
Lie glänzende Versammlung, dic uns die Ehre und die Freude er-
weist, an dem bedeiüungsvollen Feste Theil zu nehmen.
Jch sreue Mich vor allem der uns beglückenden Anwesenheit
Sr. K und K. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reiches und
von Preußen, dcs erhabenen Verlreters unseres Kaisers Wilhelm,
unter dessen glorreicher Regierung, unter Lessen gnädiger und war-
mer Theünahme wir dieses herrlicheFriedenssest seiern dürsen. Auch
ereicht uns zu hoher Genugthuung, daß Seine Heiligkeit Papst
co Xlll., hierin nicht wenigen seiner erhabenen Vorgänger solgend,
der alien Bildungsstäüe durch die Widmung einer kostbaren wiffen-
schastlichen Gabe sein freundliches Jntereffe bekundet.
Jch Lanke insbesondere allen Len Abgesandten der deutschen
Schwesteranstalten, sowic der viclen Hochschulen und Akademiecn de-
sreundeter Nationen, welchc durch dic Bcglückwünschung der Jubel-
universüät cin so schöneS Zeuqniß abgeben von der Einheit der
Wtffenschast.
FreunLlich begrüße Jch die Männer aus allen Lebenskreisen,
denen Lie Förderung dec Wissenschasl und Kunst anvcrtraul ist,
welche unserem Rus sympalhisch gesolgt sind.
Ein halbes Jahrtauscnü deulscher Geschichte hindurch hat sich
diese große Anstaü allen politischen Wechseln, allen äußcren Ein-
flüssen gegenüver osl in jchweren Kämpsen behauptet und immer
wieder erhoben in lebendiger Krasl, aus den verschiedeusten Wegen
nach Wahrheü strebend, die Jugend bildend. Sie hat Las Capital
menschlichen Wiffens gemehrt. sie hat den Samen edler Sitte und
hmnaner Gestnnung in die Herzen der Jugend gelegt. Ehre sei
darmn Lem Gründer Ler Unioersüät, Ruprecht 1., und allen den
erhabenen Fürsten geistlichen und welilichen Slandes, welche dieser
Bildungsstätte im Lause der Jahrhunderte werkthätige Theilnahme
und mächügen Schutz gewähri hadcn. Jch nenne dankvar unter
Bielen Phüipp den Ausrichtigen, Otlo Hemrich, Len großen Kenner
und Freund von Kunst und Wisscnschast, dcn unverzagten Regeneralor
Carl Ludwig. Auch Johann Wühelm möchte ich nicht vergeffen,
welcher Lieses HauS und Liesen Saal, den auSgczeichnete Künstler
unserer Tage neu geschmllckt, der Hochschulc hal erbauen laffen.
Stolz erjlllli Mich, wenn Jch Ler Verdienste Meines weisen Ahn-
herrn gedenke, unter deffen sreisinniger und sreier Regierung die
Universüäl, mü Recht nun Ruperlo - Larola genaniü, wieder er-
standen ist und einc ncuc Blülhe gesunden hat, wiederholl hat die
Hochschule schöpserisch eingegrifien in Las wifienschaslliche Denken,
ncue Anregungen, neue Nichtungen sind von diejcm herrlichen Musen-
sitze ausgegangen. Auch der Kunst hat dieselbe Slälte nichl nur
Motive gelieserl, von der demschen christlichen Kunst dllrfen wir
wohl sagen, daß sic hicr ihre Wiedergeburt geseiert.
Und die heulige Universilät ist ihrer großcu G-schichle würdig
geblieben, in Fo'rjchung und Lehre. Jugendsrijch stcht fie in
tedcndigem Wechsclveikehr mit den Schwesteranstalten, in dcr ernsten
Geislesarbeü unserer Tage. Bleibende Werke in den Geisteswificn-
schafien, große Entdeckungtzn auf dem Gebiete der sich mächtig ent-
wickelnden Nalurwisseiischaslen. glänzende Beredlsamkeü auSgezeichneter
Lehrer haben in den letzten Decennien Heidelbergs Ruhm ausrechl
erhalten, Ireu gemehrt.
Bei dem Eintritt in das 6. Jahrhundert Jhrer gesegneten
Arbeit bringeJch der großen Corporalion Meinen Glückwunsch dar
bewegten sreudigen HerzenS, in dankbareni Ausblick zu der göttlichen
Vvrsehung, die so EdleS hat gelingen laficn.
Jn Erinnerung an das heulige Jubelsest und als Zeichen
Meines sürstlichen Dankes übergebe Jch der Universüät diese
Medaille und Kelte, welche der jeweilige Proreclor als AuSzcichnung
tragen soll.
Jndem Jch in dieser seierlichen Stunde Jhnen, Herr Pro-
rector, Meine Jubelgabe anvertraue, gebe Jch gerne Lie Verstcherung,
daß Jch, hierin unterstützt von der Wcisheü und Liberalität Meiner
gelreuen Slände, auch in Zukunsl diese große Büdungsanstalt hcgen
und pflegen, ihr Schasjen mit allen Milletn sördern, ihr ein treu
gesilinler Reclor sein werde.
Möge der Ruperto-Carola unler dem Schutze Mcines Hauses,
der großen Vcrgangenheit würdig, eine herrliche Zukunst be-
schieden sein!
DaS walte Golt!«
Hieranf hielt Se. K. u. K. Hoheit der Kronprinz
folgende Anrede:
Se. Majestät der deulsche Kaiser hat mir Len Austrag zu e»
theilen geruht, Ew. K. Hvheit unL den hier versammelten Ver-
tretern und Gästen der Urüverstiät Heidelberg Heilgruß und Glück-
wunsch zur Jubiläumsseier zu cntbieken. Es erjüllt wich mit Stolz
und Freude, Zeugs zu sein von der Begeisleruug, mit welcher in
diesen sestlichen Tagen alte und junge Söhne der Ruperto-Carola
sich um ihren fürstlichen Rector schaaren, um mü ihm zurückzu-
schauen auf die ruhmreiche Gcschichke dicser Hochschule und mit Dank
zu Goü inne zu werden, Laß sie in dem halben Jahrlausend ihres
Bestandcs nie glückiichere Zeüen geschaut hat, als Lie, >n denen
wir lebe». Begründet in der ersten Frühe unseres Culturledens
hat Lie Heidelberger Univerfilät alle die Schickungen an sich er-
sahren, welche Lem Leutschen Wesen im Ringen nach selbstständiger
Ausprägung verhängt gewcsen sind. Sie 'hat wechselnd gedlüht
und gcwelkt, geduldel und gestritten um Glaudens-und Forschungs-
recht, hat Trübsal und Exü ertragen, um endlich, gehoben von der
starkeu und milden Hand ihrer erlauchten Beschiltzer, die ehrenvollen
Wunden mü dem Festklcide des Sieges zu decken.
Wie Lem deulschen Volke, um deffen höchste Güter sie sich red-
lich verdient gemacht, so ist auch ihr ersüllt, was Jahrhunderte er.
sehnten: Jhr Ehrcnschild strahll glänzeuder in der Sonne des
einigen Valerlandes! Mil lieser Bcwegung gedenkc ich hcute der
großen Stunde, da Ew. K. Hoheit alS der Erste dem Fithrer unsereS
sieghaflcn Volkes mü dem ehrwürdigcn Namen des Kaisers ge-
huldigt. Diese Erinnerung ist mir bedeulsam sür die Feier, Lie wir
jctzt degehen. Denn voranzuschreücn mil großem und gulem Ent-
schluß ist em Anrecht des erlauchlen Zähringer Hauses und dieser
ruhmvollen Universttät.
Es ist die schönste Pflicht meiner Sendung, rühmend zu be-
kennen, wie lreu dieS Heidelberg befliffen war, dic geistigen und
sütlichen Bedingungen der Wiedergeburl unscres Volkslhums zn
pflegen. Lehrenden und Lernenden war von jeher hier die gastliche
Släüe bereitet. Aus allen Tauen strömten sie herzu und in den
liebeuden Armen der Llma rnater erkannlen ste sich als SLHne der
größercn Muüer wieder.
So hal stch hier in der Stille des Studienlebens vorbercüet,
waS unS Deutschen nach langen Jrrungen die Geschichle ofiendart.
Jm Südwcsten deS Reiches, nahe der ehemaligen Grenze und nahe
Ler Gesahr, lernle der Svhn des Nordens den Sohn des Südens
alS Brudcr lieden, um heimgekehrt, den schönen Glauben dcr VolkS-
gemeinschasl auszubreiten, der unser Horl und unscre Släike ist.
Nun wir eS wieder besitzcn das Glllck der Vereinigung, strömt
aus dem Ganzen ein krästigender Odem zurück in die alle Iraule
Heimalh unserer Bildung. Größer geworben sind die Zwecke des
Forschens und StrebenS, dankbarer und solgenreicher der Berus,
ste lehrend zu verkündigen und lernend zu verstehen. Valerland
und akademisches Bürgerlhum werden aber nur dann wabrhaft
scgenSreich aus einandcr wirken, wenn sie in ihrer Ledenslhäligkeü
dic gleichcn Tugenden dewahren.
Je höhere Cüpscl in Wisienschast und im geschichtlichen Leben
crstiegen sind, je stolzere Ziele winken, desto größerer Besonnenheit
und Selbstvcrleugnung bedars es.
Die Wünsche und die Zuversicht, die ich heule der Ruperto-
Carola eiügegenbringe, umschüeßt der Zurus an Lehrer und Schlller
eingedenk zu bleibcn der Ausgaden, die uns gerade im Hochgelilhl«
des Ersolges am Eindringlichslen dic Seele ersllllen sollen; in Wissen-
schasl und Leben sesizuhalten an der Wahihastigkeü und Strenge
geistiger Zucht, an der Förderuug des Brudersinnes unter dcn Ge-
nvssen, auf daß auS dem Geiste deS FreiniuiheS und der Fried-
sertigkeit dic Krast zu der heüsamen Arbeü wachsen moge, die
Ledenssormen unsereS Volkslhums gedcihlich auszubüdcn. So möge
dieser Universüät, einer der ältesten Pflanzstäüen deutscher Wifien«
schast, beschieden sein, an Thatkrast die jüngste zu dleiden!«
Der Prorector dankle dem Großherzog und dem Kron-
prinzen in längerer Red». Weitere Ansprachen wnrden yon