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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Neue Preußische Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17456#0001
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Xr. 1VS

Berlin, Sonntag, den 1. August 1886

2 Dies Bl-tt erscheint täglich mit AuSnahme der Sonn- u. Festtage. — Vierteljährlicher Abonnements-Prci«
2 Für Berlin: 7 Mark 50 Pfennlg, mit Botenlohn 8 Mark 25 Pfennig. — Für das deutsche Sieich
Z und für ganz Oesterreich: 9 Mark. — Die einzelne wird mit 25 Pfennig bercchnet.

Wirthschaftlicher Wochenbericht.

Wem soll man nun glauben, oder wenigstens,
was ist richtiger: die in immer größerem Umfange
zur Veröffentlichung gelangenden Berichte über dic
Blüthe der deutschen Jndnstrie, welche dem Auslande
erstattet werden, oder jene Klagen, mit welchen die
freihändlerischen Blätter ihre naiven Leser wegen
dcs durch dieSchutzzölle angeblich bewirkten Nieder-
ganges dcr geschästlichen Verhältniffe in Verzweiflung
zu bringcn suchen? Ohne uns gerade in Ueber-
schwänglichkeiten gefallen zu wollen, und unter voller
Berücksichtigung der lehrhasten Zwecke der sremden
Berichterstatter haben wir doch genügenden Grund,
uns sür die letzteren zu entscheiden. Dcnn auch die
Statistik, das so ost auf Leben und Tod abgerittene
Stcckenpferd des Manchcsterthums, spricht laut und
deutlich gegen die liberalen Behauptungen, die jetzt
offenbar öfter gemacht werden, um eine schwere
Blamage zu vcrdecken.

Mag man nun die Ergebniffe, welche die Ver-
öffentlichung des statistischen Amtes über die Ausfuhr
und Einfuhr des deutschen Zollvereins vor Augen
bringt, für vortheilhast halten oder nicht: jedenfalls
constatirt sie die foitgesetzte Wirksamkeit der Schutz-
zölle. Dcr Werth der deutschen Einfuhr gegen den
Werth der Ausfuhr ist, wie scit Eintritt der Schutz-
zölle in jcdem Jahre, auch im vorigen zurückgegangen,
und dies kann sich nicht nur durch den Rückgang der
Preise erklären. Selbst aber, wenn dieser Rückgang
ausschließlich auf den Preisrückgang zurückzuführcn
sein sollte, so würde dies immer für den Erfolg
der Schutzzollpolitik gegen die Freihandelspoli-
tik beweisen, indem daraus hervorgeht, daß
wir unsere eigenen, zum Verkauf gebrachten
Waaren theurer verwerthen, die gekausten aber billi-
gcr in unseren Besitz bringen. Und das ist doch
wohl das Ziel eines jeden verständigen Kaufmannes,
wie überhaupt eines jeden, der seine Erzeugniffe ver-
kausen und dagegen andere kaufen muß. Wenn also
der Schutzzoll diesen Zweck erfüllt hat, so wird man
damit vollkommen zusrieden sein können, und am
allerwenigsten wird die Freihandelspartei demselben
Zwecklosigkeit vorwerfen, oder aus seinen Ergcbniffen
irgend welche Schlüffe zu ihren Gunsten ziehen kön-
nen. Daß der Schutzzoll alle wirthschastlichen Schä-
den heilen könne und daß er die Wirkungen von
Ursachen, die gegensätzlich zum Schutzzoll noch be-
stehen und die so lange sich äußern müffen, als sie
nicht ebenfalls beseitigt werden, wie der Freihandel
wenigstens im Princip, versteht sich wohl von selbst.
Wenn wir übrigens schon frühcr nachgewiesen haben,
daß trotz des Werthrückganges bcim auswärtigen
Handelfden übrigens fastsämmtlichestatistischeAufstellun-
gen übcr den Handclsumschlaz ausweisen, und der bei
Großbritannien noch erheblicher ist, als bei Deutsch-
land) der innere Verkehr nicht zurückgegangen ist, so
wird dies durch die soeben veröffentlichten Eisen-
bahn-Ausweise sür den Monat Juni, die bei d n
Staatsbahnen eine Mehr-Einnahme von 2>/, pCt.
und bei den Privatbahncn nur eine ganz geringe
Minder-Einnahme ausweisen, neuerdings bestätigt.
Haben auch die stüheren Monate dieses Jahres nicht
dieses günstige Ergebniß gehabt, so zeigt doch der
neueste Ausweis, daß durch den anfänglichen Rück-
gang nicht ein ungünftiges Verhältniß von Dauer
angebahnt wurde, sondern daß die Entwickelung immer
noch eine sehr stetigc ist, obgleich nicht verkannt und
vergessen werden darf, daß eine Verminderung der
Ziffern dcs Handelsumschlags nur als nothwendige
Folge der vorausgegangenen ungeheueren Handels-
ausdehnung mit der Zeit unausbleiblich ist. Auch
die fvrtgesetzte Einfuhr auswärtiger Werth-
titel an den deutschen Börsen, deren Nennbetrag
im erstcn Semester dieses Jahres eine Milliarde
überstieg, sind Beweis dafür, daß die Capitalbildung
bei uns, welche doch einen lebhaften Verkehr
und Umschlag voraussetzt, noch nicht ins Stocken ge-
rathen ist. Auch im Verhältniß zu anderen Ländern
crscheinen unsere Verhältnisse als in hohem Grade
günstige. Denn wenn sich z. B. bei dcn englischen
Bahnen im vorigen Jahre ein Einnahmerückgang von
mehr als 20 Millionen Mark gezcigt hat, so deutet
dics auf eine Frachtverminderung, welche keineswegs
ein günstiges Urtheil zu Gunsten des Freihandels
und auf Kosten des Schutzzolles rechtfertigt. Auch
dcr Rückgang der englischen Eisengewinnung im
vorigen Jahre spricht nicht zu Gunsten des Frei-
handels, da die Herstellung von Roheisen in Deutsch-
land noch eine weitere Steigerung erfahren hat.
Selbst der englische Börsenverkehr in London hat
wenigstens, soweit derselbe durch das Clearinghouse
ging, ebenso wie in Frankreich eine Verminderung
crfahren. Andernfalls ist die Regsamkeit in Deutsch-
land auch nach Maßgabe der jüngsten Veröffent-
lichungen noch jetzt eine solche, daß man sie getrost
neben diejenige in den freihändlerischen Ländern
stellen kann, ohne befürchten zu müssen, dieselbe in
den Schatten gestellt zu sehen.

Der speculative Handel stcilich mag jetzt keinen so
großen Umfang haben, wie vor zehn Jahren. Aber
derartige Flauheit findet auch unter dem Freihandcl
statt, und die Preisermäßigung der Jndustrie-Erzeug-
niffe ist bLi uns nicht größer als anderwärts. Um
so friffoler sind die Bemühungen, die Maßnahmen
anditer Länder auf irgend einem Gebiete zu „Re-
prs'ffalien" gegen die deutsche Schutzzollpolitik zu-
Mtzen zu wollen. Dieselben zeigen aber auch, daß
Nie Freihandelspartei sich selbst durch die Folgen
kbcs Schutzzolles geschlagen fühlt, und daß sie weitcr
Z^ichts mehr weiß, als an die bare Naivetät zu
/ffappelliren. So wurde z. B. in den Börsenblättern
die Ausweisung eines jüdischen Lehrers in
Riga zu einer Repreffalie gegen die deutschen Handels-
und socialen Mahnahmen gestempelt, und die be-
treffende Familie zu einem Märtyrer dcr dcutschen
Socialpolitik erhoben. Die Gedankenlostgkeit, welche
die Manchesterpreffe bci ihren Lesern voraussetzt, geht
mehr und mehr ins grenzenlose; denn die Frage,
warum gerade dieser eine deutsche Staatsangehörige
von der russischen Regierung ausgewiesen wurde,
nicht auch die vielcn Tausend anderen, liegt doch
wahrhaftig nahe genug.

Derartige Lächerlichkeit beweisen ebenso den mo-
ralischen Bankerott wie den matenellen jener Be-
rechnungen, welche im freihändlerischen Einmaleins
Null und Eins zugleich stnd, und nun seit Jahrzehnten
immer in demselben Cirkel wiederkehren. So wird
jctzt von den Freihändlern wiedcr einmal der Getreide-
preis in den freihändlerischen und schutzzöllnerischen
Landern nebeneinandergestellt md die Preisdifferenz
zwischen beiden auf den Zoll hinauscalculirt. Dann

wird einmal behauptet, durch die höheren Getreide-
prcise in den Schutzzollländern würde den Arbeitern
daselbst der „billigere Weltmarktpreis" abgeschnitten
und die Jndustriellen dieser Länder kö'mten, da ihre
Arbeiter das Brot theurer bezahlen mußten, als die
der sreihändlerischen Länder, mit jenen nun ihrerseits
aus dem „Weltmarkt" nicht concurriren. . . .

Und doch berichtet der englische Berichtcrstatter
über industrielle Angelegenheiten in Berlin, Mr. Scott,
der verpflichtct ist, seiner Regierung die Wahrheit zu
schreiben, und dcr nicht den mindesten Grund hat,
seine Landsleute zum Vortheil der deutschen Jndu-
striellen herabzusetzen: „Die deutsche Jndustrie habe
der englischen viel Boden hinweggenommen und sie
verfüge über so vortreffliche Leistungen, habe sich die
allgemeine Anerkennung so erworben, sei überdies so
umsichtig in der Arbeit, daß sie etwaige Anstren-
gungen der Engländer nicht zu fürchten
habe! Also muß es mit dem Getreidezoll doch nicht
so schlimm sein; denn nach den Behauptungen der
Börsenjobber gehören ja die deutschen Jndustriellen
zu denen, deren Arbeiter ihr Brot um den Schutzzoll
theurer bezahlen müffen, und Deutschland ist ein
Land, wo die Arbeiter von den billigen „Weltmarkt-

preisen" des Getreides ausgeschlossen sind.

Als ob die Arbeiter Getreide effen könnten! Wir
sollten doch meinen, die Manchesterpresse hätte nun
ihr altes lächerliches Exempel von dem „Mchr-
getreide", das sich der Arbeiter für seinen Lohn kau-
fen kann, selbst satt; sie hat doch damit bis heute
noch keinen Hund aus dem Ofen gelockt. Aber wir
sind allerdings der Meinung, daß die Getreidezölle
erst dann wirksam werden, daß erst dann die Jn-
dustrie und die Landwirthschaft von denselben Nutzen
ziehen werden, wenn gesetzlich wieder eine Brottaxe
eingeführt wird, und zwar nicht die alte und veraltete
Polizeitaxe, sondern ein allgemeines Gesetz für das
Reich, durch das der höchste Wassergehalt, den das zum
öffentlichen Gebrauch gebrachte Brot haben darf, festgestellt
wird; durch welches Brotverfälschungen unter strenge
Strafen gestelltwerden, und durch das einbestimmtesund
festes Verhältniß zwischen Getreide- und Brotpreis
hergestellt wird. Ünd zwar darf der Brotpreis in
Städten über 50 000 Einwohner höchstens nur
25 Procent höher sein, als der Roggenpreis, und in
Städten unter 20 000 Einwohnern höchstens nur
15 Procent. Außerdem muß jede Stadt-Gemeinde
Vorkehrung trcffen, daß jedermann sein eigenes Brot
backen kann, und nicht auf Gnade oder Ungnade dem
wucherischen Brothandel in die Hände geliefert ist.
Dann erst wird man allenfalls von einem Verhältniß
der Arbeiterlöhne zu den Getreidepreisen reden können,
ohne sich entweder der Unwissenheit, oder des
Schwindels schuldig zu machen. Erst dann wird
es nicht mehr vorkommen könncn, daß dic
Brotpreise steigen, während die Getreidepreise
fallen, wie dies an vielen Beispielen bewiesen
werden kann, und es wird dann nicht mehr, wie in
dem uns vorliegenden jüngsten Jahresberichte einer
Mehl- und Brotfabrik, heißen können, daß man den
Brotpreis erhöht habe, um den Ausfall, den man
am Getreidelager durch den Rückgang der Getreide-
preise erlitten habe, zu decken. . . . Erst dann also
wird die Jndustrie gleichermahen wie die Landwirth-
schaft Vortheil von der Schutzzollpolitik haben. Denn
der Arbciter wird wirklich Brot zu angemeffenen und
gerechtfertigten, also billigen Preisen kaufen und die
Landwirthschast baut nicht nur Getreide. Wenn aber
der Zwischenhandel, wie heut zu Tage, daS Brot für
den Verbrauch vertheuert, während er den Getreide-
preis durch Agiotage und Arbitrage so drückt, daß
es fast unlohnend wird, Getreide zu bauen,
so vermindert er den Verbrauch in einer für
die Producenten zerrüttendcn Wcise. Ohne Zweifel
würde der Verbrauch den Differenzbetrag, den cr für
das Brot über seinen gerechtfertigten Preis hinaus-
zahlt, anderweit verwenden; er würde mehr ver-
brauchen, die Production würde also mehr verkaufen
und demgemäß auch besser verkaufen. Jetzt aber,
wo der Zwischenhandel in Wahrheit Prohibitivzölle
auf die landwirthschaftlichen Erzeugnisse legt, dem
Verbrauch seinen Bcdarf vor dem Munde abschneidet
und darin in den schutzzöllnerischen Ländern nur um
ein Geringes durch die Getreidezölle verkürzt wird,
so lange wird das, was zu Gunsten der heimischen
Production verbraucht werden sollte, capitalistrt und
wird verwendet zur Steigerung der „Geldabundanz",
welche wiederum dient zur Förderung auswärtiger
Emissionen, vermöge deren im Auslande Eisenbahnen
zur Herbeiführung nach größerer Concurrenz-Getreide-
massen gebaut oder Concurrenz-Anstalten gegen die
Jndustrie selbst errichtet werden durch dicselbe Börse,
welche den Jndustriellen beibringen will, durch die

Schutzzölle würden sie geschädigt.

Uebrigens, wenn der Schutzzoll einzig die Dif-
ferenz zwischen den Getreidepreisen der verschiedenen
Plätze herstellt, wie kommt es dann, daß z. B- der
durchschnittliche Roggenpreis im Mai in Köslin 120,
in Neuß 137, in Koblenz 147, in Trier 161 Mark
war? Zwischen dcm fteihändlerischen Platze London
und dem schutzzöllerischen Paris betrug der Prcis-
unterschied seit Einfühmng des französtschcn Getreide-
zolles nach freihändlerischen Angaben selbst im höch-
sten Falle 42 Frcs. für die Tonne, war aber auch
schon 22.80 Frcs., also noch geringer, wie zwischen
Neuß und Trier, die nur durch den Zwischen-
handel getrennt sind. Das sollte doch veranlaffen,
den Börsenflunkereien einmal die einschneidende
Praxis auch hier entgegenzusetzen.

Kaiser Wilhelrrr in Gast in.

' Wildbad Gastein, 29. Juli. Seit, drei Tagen
ien wir ganz anormale Witterungs-Verhältnisse. Am
ntag herrschte bei starkem Süswinde eine tropische
^e. Während der Nacht vom Montag zum Dienstag
ste stck der Wind gegen Osten; es traten Gewitter-
-n ein und dabei fiel das Thermometer derart, daß es
Dienstag früh kaum 8 Grad Wärme zeigte. Die
he Witterung danerte bis gestern Mittag, und wah-
s dessen regnete es andauernd in Strömen. Mit
ckstckt auf diese abnorme Witterung sowohl. als auck
en des jüngsten Unwohlseins des Kaisers verordneten
en Leibärzte Sr. Majestät absolute Ruhe, weshalb
Monarch scine Wohnräume fast gar nicht verließ,
ilichst wenig arbeitete und schon um 8 Uhr zu Bctte
Erst gefiern Mittag wurde der Himmel wieder
> und goldiger Sonnenschein ergoß stch auf die mit
ch gefallenem Schnee bedeckte herrliche Berglandschast.
Se. Maj. der Kaiser Wilhelm unternahm gegen
Ihr Mittags, vegleitet vom General-Adjutanten Grafen
ndorff, eine Spazierfahrt. Se Majestät sah sehr hei>
und frisch aus. Auch konnte man aus dem Umstande,
zur Hoftafel fremde Gästc geladen wurden, ent-
men, daß das Bestnden des Kaisers wieder günstig sei.
fe Annahme sand noch weitere Bestätigung darm, daß
Monarch unmittelbar nach der Hoftafel der Grafin

Neit

» irr

Bevlin, Sonntag, den 1. AuguA 1886.

Rlle Postanstalten nehmen Bestellung auf dieseS Blatt an, für Berlin die Erpedition der Neuen
Preußischen Zeitung: V?. Königgrätzer-Straße olZ 15. und die bekannten Svediteure.

8N" JnsertionS-Gebühr sür den Raum einer fünfgespaltenen Pctitzeile 40 Pfennig. "VÄ
L5S5S5S5r5S5LLS5M5?5S5?5WM-?'-!?-:?-^-->-a-5?-:?-?-?--?>-?-5?^

Z eiturlg.

Lehndorff seinen Besuch für Abends in der Villa „Soli-
tude" ankündigen ließ. Jn Folge dessen versandte die
Gräfin Lehndorff sofort an mehrere hior weilende distin-
guirte Kurgäste Einladungen zur Soiree. Um 8tz Uhr
begab stch Kaiser Wilhelm zur „Solitude". Zu-
nächst wurde Thee servirt. Der Kaiser unterhtelt
stch sehr lebhaft mit der Hausdame, so wte mit
den GLsten. Gegen 9^ Uhr begann die Theater-
Vorstellung. Die vom Salon zu dem Vestibüle füh-
rende Thür wurde geöffnet, ein rother Sammetfauteuil
in die Thür gerückt. Auf diesem nahm Kaiser Wilhelm
Platz. Nachdem die Damen und Herren der Gesekschaft stch
hinter dem Monarchen im Halbkreise placirt hatten, »ahm
die Vorstellung ihren Anfang. Bei derselben diente das
Vestibüle selbst als Bühne, und trotzdem die Jlluston
weder durch Decorationen noch durch irgend welche andere
theatralische Kunstmittel erhöht wurde, war doch die Wir-
kung der ganzen Darstellung eine ausgezeichnete. Gegeben
wurde Mosers „Ein moderner Bandit" und wurde das
Stückchen von den Damen Comtesse Anna Lehndorff Fräu-
lein v. Vieregge und von den Herren Rtttmetster v. Niebel-
schütz, Lteutenant v. Doering und Graf Richard Dohnajuu.
gar trefflich zur Darstellung gebracht. Der Kaiser
unterhielt stch vortrefflich, lachte wtederholt herzlich und
spendete den einzelnen Darstellern lebhaften Bcifall. Nach
dem Schluß der Vorstellung sprach der Monarch sowohl
den Darstellern wie dem Opern-Dtrector v. Strantz der
die ganze Vorstellung geleitet hatte, seinen bcsonderen
Dank aus. Erst nach 1(ch Uhr verließ Kaiser Wilhelm
die Solitüde und kehrte in seine Wohnräume zurück.

Gestern Nachmittag kam der Regierungsrath Linger,
der Reisemarschall I. Äaj. der Kaiserin Elisabeth, an,
um die für die Kaiserin bestimmte Wohnung in der
Villa Meran herzurichten. Gleichzeittg verbreitete sich
die überraschende Nachricht, die Kaiserin werde nicht, wie
es ursprünglich geheißen hat, erst am 8. August, gleich-
zeitig mit dem Kaiser, herkommen, sondern bereits Sonn-
abend, den 31. d. M., hier eintreffen. Diese Nachrickt
wurde auch heute von officteller Seite bestätigt und so
werden Kaiser Wilhelm und Kaiserin Elisabeth volle 10
Tage gleichzeitig hier weilen. Dagegen ist die Herreise
der Prinzesstn Wilhelm wieder zweifelhaft gcworden, weil
keine für die erlauchte Frau entsprechende Wohnräume
aufzutreiben stnd. _

Bad Gastein, 30 Juli. Se. Maj. der Kaiser
machte gestern Abend eine Spazierfahrt nach dem
Kötschachthal. Heute früh nahm Se. Majestät ein
Bad und machte sodann, von dem Flügeladjutanten
Oberst-Lieutenant v. Brösigke begleitet, ein Ausfahrt
nach Hof Gastein. Zu dem Dincr sind für heute
geladen: Der Herzog von Sabran, FML. Graf
Palffy und der Gesandte Graf v. Bray-Stein-
burg. (W. T. B.)

* Wildbad Gastein, 31. Juli. Se. Maj. der
Kaiser Wilhelm machte gestern vor dem Diner einen
Spaziergang auf der Erzherzog Johann-Promenade.
Zu der Hoftafel waren der Gcsandte Graf Bray und
der General Graf Palffy geladen. Heute Morgen
nahm Se. Majestät das zehnte Bad, womit die crste
Hälfte der Kur vollendet ist. Das Befinden des
Kaisers Wilhelm ist ausgezeichnet. (Privat-Telegramm
der Kreuzzeitung.)

Zum Antrag Hau' meritein.

Auf der Kreissynode Duisburg, welche am
21.Juli in Dinslaken tagte, standen als Punkt7—12
der Verhandlung solgende Anträge auf der Tages-
Ordnung:

7) Antrag des Herrn Pastors Hussels, betreffend
die Besetzung der Professuren der cvangelischen
Theologie an den Universitäten.

8) Antrag des Herrn Pastors Hussels, betreffend
die Ernennung der General-Superintendentcn
und geistlichen Räthe der Consistorien.

9) Antrag des Herrn Pastors Koenemann, betreffend
die Ernennung der Religionslehrer an den hö-
hcren Lehranstalten

10) Antrag des Herrn Pastors Koenemann, betreffend
dte Besetzung desPräsidiumsderoberenKirchen-
behörden.

11) Antrag des Herrn Pastors Lic. zur Linden,
betreffend die Zusammensetzung des Öberkirchen-
rathes unter Mitwtrkung des Generalsynodal-
Vorftandes.

121 Antrag des Herrn Pastors Funke, hetreffend
die Ressort-Berhältnisse der obercn Kirchen-
behörden.

Die Discusston über diese Anträge leitete der
Superintendent ein. Es entspann sich zunächst eine
sehr animirte Debatte darüber, ob die Synode com-
petent sei, diese Anträge zu verhandeln. Synode er-
klärte sich auf Antrag des Pfarrers Huffels mit 20
gegen 16 Stimmen dazu competent. Ein Antrag des
Psarrers Vorstius, über die gesammten Anträge zur
Tagesordnung überzugehen, wurde mit Majorität ab-
gelehnt, dagegen ein Antrag des Pfarrers Richter
angenommen, eine Commisston zu ernennen, welche
die Sache behandeln, den Presbyterien vorlegen und
der nächstjährigen Dersammlung Vorlage machen
solle. Man bemängelte vor allcm, daß die so wich-
tigen Anträge dcn Presbyterien nicht vorher zur Be-
schlußfaffung vorgelegen hätten, wogegen die Antrag-
steller hervorhoben, daß eine sachgemäße und gründ-
liche Behandlung auf der Synode ohne das möglich
sei. Synode ernannte eine Commission aus fünf
Mitgliedern zu gedachtem Zwecke.

St. Arnual, 29. Juli. Die Kreissynode Saar-
cücken beschloß in ihrer gestrigen Versammlung mit
len gegen 3 Stimmen folgende Resolution: „Die
reissynode Saarbrücken erklärk, daß sie an ihren
sherigen Bestrebungen, die auf eine größere Selb-
indigkeit der evangelischen Landeskirche zielten, so
ie an den Bestrebungen der rheinischen Provinzial-
!ynode in dieser Richtung festhält, und ersucht die
rovinzialsynode, dahin wirken zu wollen, daß zunächst:
! eine geordnete Mitwirkung der synodalverfaßtcn
irche bei der Besetzung der kirchcnregimentlichen
tellen, 2) eine angemeffene Einwirkung derselben
rf die Besetzung der theologischen Facultäten, 3) die
-ewähmng einer angemeffcnen Dotation, und 5) die
-ewährung des fteien Verkehrs der Landeskirchcn-
ehörde mit dem Könige, ohnc Dazwischentreten der
taatsbchörden, der evangelischen Landeskirche endlich
i Thcil werde."

Arrs Jtalierr.

?. Rom, 27. Juli. Die Blicke der hier jetzt noch
wesenden Diplomaten, Staatsmänner und Polittker stnd
icnwärtig nack Ktssingen gerichtet. Jn allen Kreisen
: Gelellsckaft jpricht man faft von ntchts anderem, als
r der Znsammenkunft des FürstenBismarck unddes
rafen Kalnoky, deren wichtige Bedeutung officiöse
itsche Blätter veMblich abznschwächen stch bemühen.
i Jtalien glaubt man ibnen nicht, weil es bekannt ge-
rden ist, daß der Minister Les Aeußeren, General Graf
-bilant, dem Botschaftcr in Wien, Grafen Nigra, und
u Botschafter in Paris, General Menabrea, welche
de Urlaubsreisen antreten wollten, in Folge eingegan-
rer Wiener und Berliner Depescheff hringend ans Herz
egt hat, gegenwärttg noch auf ihren Posten zu bleiben.
an schließt daraus, oaß Jtalien an dem. was die beiven
nchskanzler in Kisstngen berathen und ab
-iligt sein werde. Die halbamtlichen V'

: Meinung aus, Fürst Bismarck und
irden auf alle Fälle Verabredungen tr
ifrechthaltung des europäischen Frieden

beiden Kaiser würden sanctioniren, was ihre Minister ver-
einbart hätten.

Der neue französtsche Botschafter am hiestgen Hofe, >
Graf de Moy, wird wahrscheinlich binnen knrzem schon I
nach Rom kommen, um mit dem Grafen Robilant wegen
eines zu arrangirenden moäus vivsuäi in der Schiff-
fahrtsfrage zu conferiren, wtrd dann aber sogleich
einen längeren Urlaub antreten, weil Unterhandlungen!
behufs Vereinbarung eines neuen Vertrags crst im No«
vember wieder angeknüvft werden sollen. — Mehrerel
Hundert italienische Fischer, welche an der Grenze voi»
Corstca und Algier mit Korallenfischerei und gewöhnß
lichem Fischfange beschäftigt warcn, stnd, seitdem man bel
gonnen hat, stch gegenseitig auf der See feindselig zu be>?
gegnen, in große Verlegenheit gerathen, denn man wolltef
ihnen französtscherseits Las Handwerk legen. Graf Robi-
lant hat durch den General Menabrea bei dem Pariser
Cabinet ausgewirkt, daß man diese armen Leute wenig-
stens in Ruhe läßt.

König Humbert. welcher stch mit seiner Gemahlin in
Venedig eben so enthustastischer Ovationen erfreute wie
in Genua, hat den in der Stadt und Provinz von der
Cholera heimgesuchten armen Familien 40 000 Lire zu-
gewendet, und seinen Cabinetssecretär Rattazzi beauftragt,
oem Sindaco von Rom, Herzog Torlonia, für die im
übrizen Jtalien wohnenden, durch die Seuche zu Schaden
gekommenen, hülfsbedürftigen Leute 100 000 Lire zu über-
sendcn und denselbcn zu ersuchen, ein Gcneral-Unter-
stütznngs-Comitee zu bilden, und einen Appell an den

heute der Marquis Tseng und der hiesige chinesische
Gcsandte Hsu-Ching-Cheng, so wie der diplo-
matische Dolmetsch-Adlatus des ersteren, Tching-Tchang,
und der dcn Marquis Tseng begleitende chinesische
Militär-Attachö, und von Seiten der hiesigen chinesifchen
Gesandtschast der Legationssecretär Tchu-Tchun-Tchean

öalais zu

Wohlthätigkeitsstnn der Ztaliener zu erlaffen. Der Herzog
Torlonia befindet fich mtt seiner jungen Gemahlin gegen-
wärtig in Sinigaglia, von wo aus er seinem Souverän
und der römischen Giunta telegraphirte, daß er mit
gröhtem Vergnngen den Vorsttz im Comitee übernehmen
und 1000 Lire zeichnen werde. Das Ässessoren-Collegium
— die Giunta — ist sofort nach dem Eintreffen jenes
Briefes znsammengetreten, und hat beschlossen, daß dcr-
selbe grcß gedruckt an den Straßenecken der ewigen Stadt
angeschlagcn werde, und das Municipium die Subscrip-
tion mit 40 000 Lire eröffnen solle. Es war in
der That auch hohe Zeit, daß den armen
Landbewohnern, welche fast ausschließlich von der
Epidemie ergriffen worden, weil es ihnen an dem Noth-
wendigsten gebricht, ernsthafte Unterstützungen zu Theil
wurden. Man zweifelt nicht daran, daß nun binnen
wenigen Tagen eine sehr bedeutende Summe zu diesem
edlen Zwecke beisammen sein wird. — Das letzte, von der
„Gazzetta di Treviso" am 24. d. Mts. veröffentltchte
Cholera-Bulletin besagt, daß in der Stadt nur ein
neuer Erkrankungsfall tn den letzten 24 Stunden ge-
meldet wurde, aus 24 Dörfern dieses Kreises aber
deren 81. — Gestorben waren in denselben am 23. d. M.
42 Personen.

Jn Susa und deffen Umgegend ist auf Befehl des
Kriegsministers gegenwärtig eine Diviston znsammen-
gezogen, welche dort Manöver ausführen soll. Zweck
derselben ist die Vertheidigung der an der französtschen
Grenze errichteten Festungen Exilles, Fenestrelle
und Moncenisto. Gleichzeitig ist auch cine nächt-
ltche Mobtlistrung verschiedener Bataillone, welche
in dtesen Festungen liegen, anbefohlen. —
Der Marineminister hat bei dem Hause Sckichau in El-
bing 2 große Torpedoboote fertiaen lassen, die im
Laufe des künftigen Monats dcm Corvctten - Capitän
Perstco, welchem der Sckiffslieutenant Astuto, 2 Unter-
lieutenants und zwei Majchinisten Leigeaeben stnd, über-
geben und nach Ztalten geleitet werden sollen.

Vor dem römischen Schwurgericht haben hcute
unter dcm> Vorsttze des Tribunalralhs De Vecchi die
mündlichcn Verhandlungen in dcr Untersuchungssachc
gegen den Exredacteur des „Moniteur de Rome", Grafen
Charles Des Dortdes und die Marinebeamten Gebrüder
Vecchi, mit Verlesung der Anklage begonnen. Vittorio
Veccki, vormals Offizier in der Königltchen Marine be-
kleidete bis zu seiner Verhaftung die Stellung eines Pro-
fessors an der See-Akademie zu Livorno, trat zuerst mit
dem erstgenannten Angeklagten in Verbindung und lie-
ferte dcmselben Notizen über die italienischen Kriegsschiffe
und Landes - Vertheidigungs - Werke. Später setzte
sein Bruder Ltonello, Ärsenalbeamter in Spezia, diese
Correspondenz fort. Graf Des Dorides hat einen Theil
derselben in einem hiestgen Tabaksladen liegen laffen
und ein Marinebeamter, welchem ste gezeigt wurden, über-
brachte ste dem Mtnister Brin, auf deßen Veranlaffung
die Verhaftung der drei Angeklagten erfolgte. Graf Des
Dorides, welcher im Jahre 1858 in die papstliche Armee
unter dem Commando des Generals Lamoriciöre als
Lieutenant eingetreten war, hat sich durch eine Mesalliance
mit ciner hübschen Römerin, welche Bildhauern und
Malern zum Modell dicnte, die Liebe und Unterstützung
seines Vaters, eines reichen Edelmannes, verscherzt. Er
wurde Journalist, um stch und sechs Kinder ernähren zu
können. Seine Advocaten Bartoccini und Mazzo
haben eine lange Verthettigungsschrift zu den Acten ein-
gereicht. Lionello Vecchi wird durch dte Advocaten Avel-
lone und Comlalamessa, fein Bruder aber durch die
Herren Polostni Alasta und Bonacci vertheidigt.

Der geographischen Gesellschaft wird unterm 15. Mai
von dem Schiffslieutenant Bove, welcher mit einer
wissenschaftlichen Expedition im Kongogebiete be-
traut ist, berichtet, daß er und sein Begleiter, der Capitan
Fabrello, vor einiger Zeit erkrankt gewesen wären, jetzt
aber stch wieder wohl befänden. Beide Reisende haben
den unteren Theil Les Klußgebiets durchwandert und
wollten stck anschicken, auch den oberen zu besuchen. Der
Eindruck, den die Herren beim Durchstreifen des Landes
von der Mündung des Kongo bis nach Wiwi in stch auf-
nahmen, entspricht keineswegs den phantastischen Beschrei-
bungen anderer Reisender, welche nicht genug die

Schonheit und Fruchtbarkeit jener Gegend zu
rühmen wußten. Es ist gut, daß dies be-

kannt gemacht wird, denn es dürfte dazu dienen, manchen
vor der Auswanderung dahin zu warnen. Die geogra-
phische Gesellschaft wird den Bericht in ihrem Bolletino
veröffentlichen. ^ ,

Bei der vorgestern stattgehabten Ersatzwahl eines
römischen Parlaments - Deputirten erhielt der Herzog
Fabrizio di Colonna 3201 Stimmen, der Candidat
der Socialdemokraten, Pferdebereiter Coccapieller.
deren 2473, der Advocat Zuccari, Candidat der Pro-
gresststen, 699, und der Republikaner Professor Gto-
vagnoli 782. Künftigen Sonntag findet die <L>tichwahl
für die erstgenannten betden Bewerber statt-

* Berlin, 31. Juli. Es hat, wie man sich er-

innern wird, vor kurzem geheißen, der in türkischen
Diensten stehende dcutsche General v. d. Goltz^
Pascha werde endgültig nach Deutschland zurück-
kehren. Später hieß es, der General verbleibe in
der Türkei, cr habe auch feinen Contract mit der
Pforte erncucrt, und sein Gehalt sei ihm nahezu
verdoppelt worden. Man sügte hinzu, dies sei^
nicht die Ursuche seines Verbleibens gcweser
sondern der Sultan habe nach der ^Er-»

neuerung des Contractes in Anerkennung der'

Verdienste des Generals das Gehalt deffelben
so wesentlich erhöht. Nun bringt die Wiener „Pol.
Corr." eine andere und, wie es scheint, richtige Ver-
sion hierüber. Das genannte Organ meldet nämlich,
Gcneral v. d. Goltz habe keinen neuen Vertrag ab-
geschloffen, sondern nur sich bereit erklärt, bis zu seiner
eventuellen Abberufung nach Deutschland auf seinem
jetzigen Posten in der Türkei zu verbleiben. Ander-
weitige Nachrichten bestätigen dies mit dem Bemerken,
der General stehe im Palais und anf der Pforte im
besten Ansehen und erfrcue sich der vollstcn Würdi-
gung seiner Dienstleistungen seitens der maßgebendenl
türkischen Factoren. _

* Berlin, 31. Juli. Laut Konstantinopeler Be-1
richten hat sich die Pforte längere Zeit hindurch
eifrig bemüht, eine Versöhnung zwischen Rußland
und Bulgarien anzubahnen. Einerseits sollen diese
Versuche direct von Konstantinopel aus, andererseits
durch den türkischen Vertreter in Sofia, Gadban
Effendi, betrieben worden sein. Man fügt aber auch
hinzu, daß stch ein Erfolg dieser Bemühungen nicht
einstellen wollte, und es scheint, daß die Psorte ihre
nutzloscn Versuche aufgegeben habe. Jnzwischen wer»
den nachträglich allerlei Beiträge zur Kenntniß der
intiinen Vorgänge in Bulgarien selbst geliefert, und
aus denselben geht hervor, daß der kürzlich demissio-
nirte bulgarische Justizminister Radoslawow eine
zweideutige Rolle gespielt habe. Dcrselbe hätte nämlich
dahin gcwirkt, daß entgegen der Politik des Fürsten
und dcs Ministcriums die Sobranje die bekannten
Koustantinopoler Confcrenzbeschlüffe ablehncn und die
thatsächliche Union bei den Bulgaren proclamiren
solle. Er hätte demgemäß eine Art Sprengversuch
gemacht und als Minister gegen seinen Fürsten undl
das Cabinet operirt. Ob es richtig ist, daß, wie
man durchblicken läßt, Radoflawow eigentlich das ge-
heime Werkzeug der panslavistischen Opposition in
Bulgarien gewescn sei, ist nicht klar zu crkennen;
aber daß ihn eine Kluft von seinen Collegen getrennt
hat, geht daraus hervor, daß er sich unmittelbar nack
dem Austritt aus dem Ministerium an die Spitze d^
Opposition in der Sobranje gestellt hat. Fürst un
Regierung haben an ihm einen jedenfalls nicht
unterschätzenden Gegner.

Se. Maj. der Kaiser und König hat,
aus Gastein gemeldet wird, gestern das neunte!
genommen. Vormittags empfing Se. Majestät
Oberhof- und Hausmarschall Grafen Perponchev
wie den Wirkl. Geh. Rath v. Wilmowsky zu
trägen. Für den Nachmittag hatte dcr'Kaiser
Einladungcn zum Diner ergehen laffen.

— Se. K. u. K. H. der Kronprinz nah
gcstern Vormittag im Neucn Palais bei Potsdam
mehrere Vorträge entgegen. Nachmittags ^ statteten
Jhre Majestäten der König und die Königin von
Sachscn dcn Krcnprinzlichen Herrschaften im Neuen
Palais eiuen Besuch ab und verblieben dort auch
zum Diner. Nach Aufhebung der Tafel unternahmen«
die Hohen Herrschaften eine Ausfahrt in di^

Umgegend. Nach der Rückkehr verabschiedetesj
sich der König und die Königin von Sachse,
von dem Kronprinzen und der Frau Kxon-I

prinzessin zu ihrer Abreise nach DrcDden.*
Am Tage zuvor hatte Se. K. H. der Prinz Georg
von Sachsen mit seinen beiden Prinzessinnen-Töchtern
der Kronprinzlichen Familie im Neuen Palais einen
Besuch abgestattet. — Morgen Abend gedenkt der
Kronprinz seine Reise nach Heidelberg anzutrcten, sich
zunächst aber nach Bc yreuth zu begeben, wo die An-
kunst Höchstdcffelben zu übermorgen früh gegen 8'/z
Uhr erwartet wird. Von Bayreuth dürste fodann der
Kronpriuz am Montag Abend um 11 Uhr wieder ab-
reisen und am 3. August früh in Heidelberg ein-
treffen.

— I. K. H. dic Frau Erbprinzessin von
Sachsen-Meiningen, älteste Tochter der Kron-
prinzlichen Herrschasten, hat, wie der „Tägl. Rundsch."
aus Drontheim geschrieben wird, die jüngste Reise
des Touristen-Dampfers „Sverre Sigurdson" nach
dcm Nordcap mitgemacht, und zwar als eine Gräfin
v. Rauenstein, wclches Jncognito während der ganzen
Reise gewahrt blieb.

— Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und
Medicinal-Angelcgenheiten, vr. v. Goßler, wird am
Montag nach Heidelbcrg abreisen, um der Einladung
dcs Jubiläums-Festcomitees zu den stattfindend.''' Festlich-
keiten zu entsprechen. Von Herd-4Svrg aus, wo cr dem
Vernehmen nach fich ctwa acht Tage aufzuhalten gedenkt,
tritt der Minister alsdann die Weiterreise nach der
Schweiz an, um dort seinen Sommcr-Urlaub zu ver-
bringen. Die Vertrctung des Ministers übermmmt
der Unter-Staatssccretär vr. Lucanus, deffen Rück-
kehr von Berchtcsgadcn, nach Ablauf seincs vrcr-
wöchcntlichcn Urlaubs, am heutigen Tage erwartet wird.

— Dcr Unter - Staatssecretär im Reichsamt des
Jnnern, Wirkl. Geh. Rath E ck, wird morgcn einen
mchrwöchentlichen Sommcr-Urlaub antreten und sick,
wie verlautct, nach Süddeutschland bcgeben. Der
Ministerial - Director Bosse, welcher rhn wahrend
seiner Abwesenheit vertrcten wird, kehrt heute fton
scinem vierwöchcntlichen Urlaube, den er rn Lauter-
bcrg am Harz verbrachte, hierher zurück. l

— Der Ministerial-Director im Cultus-MinistS
rium, Wirkl. Geh. Rath Gr eiff, wird morgcn Berlrti
mrt vierwöchentlichem Urlarrb verlaffen.
 
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