Wr. 358.
Abend-Ansgabe.
^I»,»»I»«»>« nttt-I
Ormrtal, hier bei unseren Expeditionen 6 .F,
oußerhalb bei allen Deutschen u. Oesterreich-Ungarischen
Post-Aemtern 7 ; in England (London bei A. Siegle.
30 Lime Strcet E. C.), iii Frankrcich, Bclgien und
Rußland bci dcn Post-Aemtern nach der dortigen
Posttaxe.
Stettin, 1886.
Mittwoch, 4. AiiWst.
In8krti«»»8-I'roiü>:
für den Raum ciner Petitzeile 30
nchmen au
Berlin: R. Mosse, Jerusalemerstr. 48 und Haascnstein L
Vogler. — In Hamburg: das Central-Annoncen-Bureau
(Williams Wilkens). — In Frankfnrt a. M.: G. L. Daube
L Co. — Jn Stettin die Expedition, große Domstr. 8—9.
Gecignete Mittheilungen werden gratis aufgenommen
und auf Verlaugen angemessen honorirt.
* Stcttin, 4. August.
-5 DieAbnahme des interuatioualen Güte r-
austausches iu den letzten Jahren ist Gegenstand einer
Untersuchung des Volkswirthschafters A. Steinniaun-
Bucher. Er weist aus der Ein- uud Aussuhr - Statistik
von Oesterreich Ungarn, Dentschland, Frankreich, Jtalien,
Groß-Britaunieu, Rußland und deu Verein. Staaten vvu
Rord Llmerika, also etwa pcs gesaminteu Welthandels,
nach, daß der Gesammthaudel dieser Lünder in den letzten
Iahrcn eine rückläusige Beiveguug eiugeschlagen hat und
zivar bei Frankreich schou seit 1882, bci den Vereinigteu
Staatcn in der AuSsnhr 1882, in dcr Einfnhr 1883, bei
Oesterreich - Ungarn 1883, bei Dentschland und Grvß-
Britannien 1884, während sich bei Nußlaud schon seit
1879 eine rasche Abuahme der Einsuhr und eine etwas
mäßigere Abnahme der Ausfuhr eingesteüt hat und
Jtalien als einziges Land zu verzeichnen ist, welches bei
einer raschen Zunahme der Einfuhr eine fast ebensv rasche
Abnahme Vdr Llussnhr crlitten hat. Es ist sonach kein
Zufall, daß fast gleichzeitig in deu meisten dieser Läuder
Untersuchunasausschüsse mit der Aufgabe bctraut wvrden
siud, die Ursachen der „Depressivu", welche auf dem inter-
uationalen Handel liegt, zu ermitteln und daß die
Staatsverwnltuugeu uud die Organe der Jndustrie und
des Handels in erster Linie dcn Erscheinungen auf dem
Gebicte deS Ansfuhrgcschastes ihre Aufmcrksamkeit zu-
wenden. „Es ist nicht Zufall", bemerkt Skeinmann-Bucher,
„daß die Aera der Hochschntzzvlle gleichzeitig dicjenige dcr
Ueberprodnctivn ist, beide Erscheinungen werden sür immer
die Perivde kennzeichnen, in der wir jetzt leben, beide
stehen aber auch i» uahem Zusammeuhange."^ Dcr Hoch-
schutzzoll hat namlich uicht unr die Wirtuug, daß er dcm ein-
heiinischcn Gewerbe dcn einheimischcu Markt (aus einige
Zeit!) sichert, svndern er begünstigt auch die Entivickelnng
der Jndustrie und bildet einen Antrieb zur Vermeh-
rung der Production, der erfahrungsgemäß so wirtsam
ist, daß dic Gütercrzengnng dcn Bedarf deS Jnlandes
bald übersteigt. „Ter auf diese Weise sich einstellende
Ueberschuß ist uun wieder auf das Auslaud ange-
wiesen, uud da alle Lünder im Verhültuiß ihrer Produc-
tiouskrast au derBilduug dieses Ueberschusses theilnehmeu,
so entsteht eine Ueberfüllung des Weltmarktes,
nnd zwar uuter der Herrschaft des Hoch-Schutzzolles um
so rascher, je euergischcr die eiuzelueu Lüuder die Einfuhr
sremder Producte zurückweiseu. Ter auf den Welt-
markt geworfene Ueberschuß wirkt nun aber zurück auf
das inländische Absatzgebiet; die Preise sinken auch
hier, und sv zeigt sich unseren Blickcn das cigen-
thümlichc Schanspiel, daß bei steigcnder Gütcrer-
zeugung sich die wirthschaftliche Weltlage fortwührend
verjchliinmert. Zu keiner Zeit war die gewerbliche
Thätigkeit so hvch cntwickelt, nne jetzt, zu keiner Zeit
tvurde eine solche Menge von Gütern erzengt, wie jctzt,
noch nie bvt sich so rciche Gelcgenheit, mcnschlichc Arbeits-
krast zu verwerthen, und doch, wie wenig Vertraueu
habeu wir !u das kuustvolle Gefuge mvderner
Wissenschaft. Oder ist es das cntstchendc Ncistrauen
gegen die Unfehlbarkeit der Schutzzollpolitik, welches uns
in der Beurtheilung der Verhültnisse, wie sic sich unseren
Blicken hcute bicten, unsicher macht? Wir kcnucu ernste
Mäuner, die zu den überzeugüugstreuestcn Schutzzölluern
gehvrteu, die aber unter dem Eindruck dcr wirthschaft-
lichen Ereiguissc der jüngsten Zeit sich zn dem Gestündniß
herbeiließeu, der Schutzzvll sci doch uicht das
Richtige." Tropdem glaubt Skciuinann-Bucher an dic
Fortdauer derjetzigen Wirthschastsp olitik n och
nnf eine Taner vou Generativncn (?!), ja an cinc
Vcrschärsung dcs Kampfes um's Dascin zivischen dcn
einzelnen Wirthschaftsgebieten bis zu eiuem Puncte, wo
man gegeuieitig gcuügcnd über die beiderseitigen Acacht-
verhältnissc orientirt scin werde, um sich verstündigen
zn kvnnen. Eincn Versnch, sich dicse Kämpfe zu ersparen,
l,ält er für anSsichtslvs. Einzelne Gebiete der Gewerbe-
thütigkeit, z. B. die Zuckerindustrie, die Arbeitcrschutzgesetz-
gebung und in gewissem Umfange die Währungsverhült-
iiisse seieu allerdiugs reif zur'Vcrständigung; abcr es
bleibt cin sv ungeheurer Complex wirthschaftlichen Lebens
uoch übrig, daS der Klürung, der weiteren Entwickelnng
und Krästignng, jc noch der Erwccknng bedürfe, daß cs
noch viclcr Kämpfe bcdürfen werde, um die eiuzelueu
Wirthschastsgebiete in den Staud zu setzen, eineu für sie
vortheilhastcn Vergleich nbzuschließeu. — Bei dcr raschcn
Entwickelung des wirthschaftlichen Lebens ist eine Fort-
daucr der Schutzzvllpolitik auf Generatioucn hinaus sehr
unwahrscheinlich, die Erfahrung wird den Jndustrien der
einzelnen Wirthschastsgcbiete bald genug klar macheu, daß
der von den Schutzzöllcn erwartete Vortheil ein iinagi-
närer ist, wie das in Deutschland bereits iu den meisten
Handekskammern richtig erkannt wird, und dann wird es
mit der jetzigen Wirthschaftspolitik aus sein.
Der Bericht der Haiidelskammer zu Sorau, die
schon mehrfach bei der 'genauen Kenntniß der ländlichen
Verhältnisse rccht trefsende Bemerknugen über die Lage
der Laudwirthschast gebracht hat, bezeichnct die Stiminung
der Landwirthe als weder angenehm, noch hoffnungsvoll,
betont aber, daß die Lage de'r kleineren und büuer-
lichen Landwirthe ihres Bezirks unbedingt
günstig ist, wie denn auch sümmtliche Sparkassen und
Geldinstitute des überwiegeud Landwirthschaft betrei-
bendeu Bezirks fast nur von einer stetigen und
dauerndcu Capitalausammlung aus dieseu
Kreiseu berichteu. Zur Ertlürung diejcs Urtheils führt
sie Folgcndes an: Ter Besitz in dcn Krciscn der klcinen
Grundbesitzcr hat weniger gewechjelt, die erhöhteu
Wirthschnftskosteu wcrden, da die Arbeit theils von den
Landwirthen selbst, theils durch Familienmitglieder ge-
leistet wird, weniger empfiiudeu und die Erträge haben
sich zweifellos durch sorgfältige Eultur und gesteigerte Er-
träge nus dem Viehstande gehoben. Der früher schwierige
uud nnch für gute Sicherheiten theure Credit ist viel
billiger geworden, so daß sich auch in dieser Beziehung die
Lage der bäuerlichen Besitzer gebessert hat. Auch die
jetzigen voraussichtlich lüugerc Zcit anhaltendcn uiedrigen
Preise der landwirthschastlkchen Producte wird dieser Theil
der heimischen Landwjrthe glücklich überwinden, wenn ihm nur
günstigesWetteruudnormaleErntenbeschertwerdeu. Ungün-
ftiger ist dagegen, wie die Handelskammer zu Sorau zugibt,
die Lage mancher Großgrundbesitzer und Pächter
nach manchen Richtungen. „Der Besitz, benierkt sie, hat
hier verhülkuißmäßig viel mehr gewechselt, ja eine nicht
nnbedcutende Zahl der Güter ift Handelswaare ge-
wordeu. Wenige Besitzer haben wirklich reelle Verbesse-
rungeu Vorgeuvinmen, vielmehr war man vielfach bestredt,
ein äußerlich leidliches Ausseheu zu schafseu und wieder
püt Nutzen zn verkaufen. Der Preis für Güter ist
seit länger als vierzig Jahren fortivührend gestiegen
uud bei den den Käufen uud Pachtungcn zu Gruude ge-
legtcn Ertragsberechnungen sind die stets steigenden Wirth-
schaftskosteu nieist uicht genügend berücksichtigt. Ebeuso
ist die überseeische Coucurrenz in Wolle und Ersntzstosfen
für Rüböl, welche sich langsam verbreitet hat, selteu gauz
richtig gewürdigt. Treten nuu, ivie jetzt, eine Zeit anhal-
teud uiedrige Preise für Knrtofseln und Getreide hinzu,
dann müssen sür solche Besitzer und Püchter ernstliche
Verlcgenheiteu eintrctcn nnd die Gelcgenhcik, den nnren-
tabel gewordenen (weil zu hoch bezahlten!) Bcsitz zu ver-
ünßern, wird schwieriger, weil Künfer in solchen Zeiten
ruhiger uud vorsichtiger werdeu. Trotzdem ist ein bedeu-
tender Rückgang der Güterpreise kaum zu besvrgeu, da
eiumal die Beleihung der Güter zu niedrigem Zinsfuße
erheblich erleichtert ist nnd bei dem wesentlichen Sinken
der Rente Vvm Capital - Verniögen auch bei Renküufcn
von Gütern erheblich niedrigere Ansprüche an die Renta-
bilitüt derselben gestellt werden."
D e u t s ch l a » d.
Berlin, 4. August. Der Kaiser machte, wie auä
Gastein gemeldct wird, gesteru Nachmittag 3 llhr dem
Fürsten und dcr Fürstin Bismarck eincn halbsiüudigen
Besuch und nahni nach dem Diner den Vvrtrag des Wirt-
lichen Geheimen Lcgationorathes v. Bülow entgegen.
— Ter Margnis Tseng hat der „Kölu. Ztg." z.i-
folge die Absicht, mit dem Geueralpostdirector v. Skephau
eine ueue Tcleg rapheuli» ie v on Lon d on nacl»
Peking zu vereinbaren, dnrch welche die Telegraphcn-
gevatterschaft der „Grcat Jtvrthern" und der ..Great
Eastern", ivelchc bis jetzt im Stordcn und Südcn Enropas
die Sätze anf cincr Höhe von sast 8 Sh. das Wort hal-
ten, durchbrochcn ivird. BiS jetzt lassen sich Tepescheu
nach Chiua auf drei Arteu verseudcn. Erftens dnrch
die große Nordgesellschaft. Jhr Weg geht Vvu Lvn-
don uach Petersburg; von dort uach Wladiwostock auf
Russischem Drahtc; dann von dort nach Japan anf eigc-
nem Drahte, durch Japau auf Japauesischem, von Na-
gasaki nach Schanghai anf eigenem und von Schanghai
nach Peking auf Chinesischem Drahte. Zweitens dnrch dic
große Ostgesellschast auf dem bekannten Wege nach Jn-
dien und China. Dritteus für diejenigen, wclche nicht
allzii große Eile haben, auf gemischtem Wege, uud zwar
von London über Petersburg nach der Russisch-Chincsi-
schen Greuze bci Kiachta-Maimatschin vermittclst deS
Drahtes und von dort vermittelst berittcncr Post uach
Peking. Die Kosten mindern fich dabci von 8 Sh.
auf ungefähr 2 Sh. das Wvrt. Alle drci Artcn
sind aber ansechtlar, die beiden ersten wcgen der allzu
hohen Sütze — cine Verminderung ist nur durch Ver-
einbarung der beiden Gcsellschafteu möglich — und die
lctzterc wcgcn ihrcr Langsamkeit. Tscng will dahcr dcn
Versnch niachcn, mit cincr drittcn nnbctheiligten ÄRacht
cine nnmittelbnre Bcrbindnng zwischen Londvn und Peking
zu schaffeu, mit Deukschland. Zu diesem Zwecke würde
China fich verpflichten, eine Linie von Pcking nach der
Grenze bci Maimatfchiii im Süden des Baikalgebirges
anznlegcn — dicser Wcg nimiut augeublicklich fünfzehn
Tagereisen zn Pserdc in Anspruch —, wührend Deutsch-
land für deu Auschluß von Thvru aus durch Russisches
Gebick bis Kiachta-Ainimatschin sorgen würde. Eine De-
pesche von Londou ivürde daher dcn Wcg über Belgieu
und Deutschland uach Thvrn uud vou dvrt durch Rnßland
und China uach Peking uehmcn.
— Bci dcn diesjührigeu Herbstmanövern svll in
jeder Hinsicht anf eine möglichstcVerringerung derFlur-
fchäden Bedacht gciivnimcn wcrden. Tie nach Maßgabe
der Bestimmung uuter Nr. 8 zu K 14 der Jnstruckiou
vom 11. Juli 1878 zur Ausführung des Naturalleistuugs-
gesetzcs vom 13. Februar 1875 zur Vorabschütznng Vvn
Flurschüden bernfene, aus dcm Ortsvorstande uud zwei
Ortseiugesessenen bestehcnde Commissivn hat sich lediglich
aus die Feststellung dcs Schadenumfauges uud eventuelk
auf die Entgegennahme der Fvrderung der Beschüdigteu
zu beschrünken, in Vcrhandlnugen mik den Betheiligten
über die Hvhe dcr Eutschädigungssummc sich dagegen
nicht cinzulassen. Dic von den einzeluen Beschüdigten
angtineldeten Vergütungen für durch Truppenübnngen
herbeigeführte Flurschüden im Wege der Abschützung zn
erhöhen, sind die uach deu Jnstrnctivnen znr Anssüh
rung des Ät'aturalleistungsgesetzes vvm 13. Febrnar 1875
(Lj 14) bestcUten Flurabschützungs - Cvmmissioncn nicht
befugt. Die Feststellnug der Bcrgütung sür dic Flur-
schüden wird durch Commissionen bcwirkt, welche aus
einem Comniissar der betheiligten Landesregiernng, einem
Offizicr, einem Militürbcamten nud miudestens zwci Sach
verstüudigen aus der Zahl der uach Z 14 Absatz 2 des
genauutcn Gesetzes beltimmten Persönlichkeiten besteht.
Da in ueuester Zeit sehr häufig der crhobene Eutschädi-
gungsanspruch seitens dieserCommissioueu auf den dritten
oder vierten Theil der gestellten Forderung ermäßigt wvr-
den ist, und dagegen crhobene Beschwerden keiuen Erfolg
hatten, sv machen wir für die bevorsteheudeii Herbst-
manöver darauf aufmertsam, daß uach eincm Urtheil des
Reichsgerichts, 1? Civilfeunts, Vvm 16. December 1885
dem Eigenthümer von durch Truppenübnug beschädigteu
Feldern, weun er die ihm zugebilligte Entschädiguug sür
unzureicheiid hült, der ordentliche RechtSweg zur Ein
klagung feines Mehranspruchs gcgen den Reichsfiscus, zu
dessen Vertretnug in Preußen die Juteudantur des be-
trefsenden Armeecorps legitimirt ist, osfcn steht.
— Die Münchener „Allgemeine Zeitung" erklärt
die Meldung Englischcr Blütter von einein angeblichen
Handschreiben dcs Prinz-Rcgenten au den Papst uud von
dcr bcvorstehendcn Abbernfung deS BayerischenGcsaudtcn
beim Vatican, Freiherrn von Cettv, snr vollkommen un-
begründet.
— Die „Germauia" droht bereits dcn ge-
müßigt-clericalen Blätteru Vayerns mit den
Gerichten. Soweit ist dic Erbitternng gcdiehen. Hcrr
Wiudthorst hält es daher an der Zeit, zur Einigkeit
im ultramontanen Heerlager zu mahnen. Er hat am
Sountag bci eiuem tirchlichcu Fest in Koblenz iu An-
wesenheit dcs Erzbischofs von Kölu und des Bischofs von
Trier eine Rede gehakten, in der er sagte:
Nehmen Sie von mir den herzlichsten Dank, und zn-
gleich im Nainen meiner Frennde und Genossen vom Centrum,
die Sie als Ihre Nertreter nach Berlin sandten mit der Ver-
sicherung, daß die Ertlürungen, welche heute hier abgeqeben ivor-
den sind, auch fcrnerhin durch uns ihren Ausdruck
finden. Aus den Aeicherungen, wie sie hicr heute gefallen
sind und wie sie inir an verichiedencn Stellen in Deutschland
in der iungsten Zeit gemacht sind, habe ich immer mehr und
mchr die ileberzengung gewonnen, dasi wir in dieser Campagne
im Sinne des katholischen Volkes und dem unserer Wühlerschaft
gehandelt haben. So lange Gott meincn Freundcn und mir das
Lehen fristet und Kraft ini Kanipfe verlciht, ivollcn ivir deniiithig
ausharreu uud unser Werk vollendcn, ivenn uns nicht unüber-
windliche Hindcrnisfe in den Weg treten. (Lebhaftes Bravo.)
Doch verzcihcn Sie, in. H., ich n»ch den Ausdruck „unüberwind-
lichc Hindernisse" znriicknehmen, denn es gibt sür das Centrum
keine unübcrmindlichen Hindernisse. Es gibt allerdings Leute,
welche cisrigst deiniiht sind, dcni Cenlrum Eteine iu den Weg zu
werfen, aber sie iverdcn cs nicht aufhalten in scinem Lauf; das
Ccntrum wird darüber hinwcgschrcitcn und siegen. (Anhaltendes
Aravo.) Gliicklicherweise spreche ich heute, däs kann ich Ihncn
versichern, in eincm Zeitpunktc, i» ivelchem man von allen Seiten
bemiiht ist, den Kampf zu beseiligen. Und ivenn ivir als Kinder
der Kirche treu zu unserer Multcr, der Kirchc halteu, danu habe
ich die feste Ueberzeugnng, dah der Friede gnnz gesichert werden
wird. Als ich zum ersten Male hicr im Görresbau gesprochen
habc, da haben die Dinge noch ganz anders gclegen, und ich
hatte ivenig Hosfnung, daß ivir zu eineni guken Resultat gelangen
iviirden. Heute aber habe ich Hoffnung, obwohl ivir doch noch
stcts auf der Warte sein müssen. Cs ist mir deshalb eine
Freudc und Genuglhuung, Ihnen diese meine Gefüdle unter so
srohlichen Constcllationen mitthcilen zu können. Es unterliegt
allerdings keinem Zweifel, dah wir noch Bieles zu unscrcm
Intcresse erringen inüsscn. Ais der hochwürdige Herr Bischof
von Trier soeben von der Bedeutung des Rhcines sprach
»nd auf scine geschichtliche Bedeutung hinivics, da schwebte
mir die glänzende Rcihc von Bischvfen vor, ivclche an diesem
Slroinc von Bnsel bis zn dem Punkte, ivo er Dcutschland
verlüßt, so innthig die Deutsche Kirche lciteten. llnd ich bin der
llcberzeugung, das; es kein Zufall ist, dns; wir heute so chrwllrdige
Bischöfc von Bnsel bis zum Nicdcrrhcin besihen; ich bin dcr
serncrcn lleberzeugung, das; sie dcr Kirche DcutschlandS nnd der
ganzen Welt niihcn iverden. Wenn ich Ihnen den Dnnk ans-
sprechc fiir die frcnndlichcn Workc, mit wclchcn der Herr Vor-
rcdncr des Ccntrums gcdachte, so wünsche ich nur, das; seine Ge-
löhnissc von dcr Cinigkcit, wclche nnsere Wählcrschaft und
ihrc Vcrtrcter hcseelt, slch crfüllcn möchten. Jn der großen
Cinigkcit dcr katholischcnBcvölkcrnng, in dcm cntschicdcncn gc-
schlosscnen Znsammenhaltcn unseres Gesninmtepisiöpats in
dem einmüchlgcn Znsaminengchen des Centrums nut der
Wühlerschaft, die hinter ihm stcht, in dieseni sesten Zusammen-
schlns; licgt »nsere ganze Krait nnd Hoff»»ng.
— Jn ciiicm aintlichcn Älattc dcr Süchsischcn
Ji'cgierung. der „Leipz. Ztg.", findct sich fvlgende merk-
würdige Vcrmahiiuiig dcs bürgerlichen Publikums:
Jn Leipzig und Ilmgegend wurdc vorKnrzeni ein social-
dcmokratisches Flugblakt voller Schinäbungcn behördlicher
Biosmahmen in großeni Unisange binnen wenigen Stnndcn vcr-
breilet. Die Hcrren Nerbreiter gingen keineswegs vorsichlig zn
Werke: Sie drückten womöglich jedcin auf der Strnße ihnen Be-
gegnenden ein Blatt in, die Hand, klingelten an den Norsaalthürcn
und ließen Exeinplare vor den Wohnnngen znrück, ohne es init dem
Entlönmien schr cilig zu habcn. Wie konnten sie das wagen?
Weil sie schon wnßten, das; sie vom Piiblikitin, auch dem ihren
Beslrebnngen nichls wenigcr als wohlgesinnten, kein Anhaltc»,
kein Entgcgcntreten zn fürchten hattcn! Jn der That — nur
mchrercn Angehörigen dcs Offizierstandes, dercn cner-
gischem Vorgchcn ist es zu danken, das; cinige jener Verbreiter
anf frischcr That crtnppt nnd dingfcst geinacht wcrden konnten.
Von Angehörigen dcs E ivilpu blikums, dcne» doch die
Mütter viel unmittelbarer, als jenen Offizicren, zugünglich ge-
macht wurdcn, ist nicht cin einziger Verbreiter nngchalten worden.
Posen, 3. Aiigiist. 307 Lehrer sollen, wie der
„Wielkvpoianin" mitkhctlk, „im Jnteresse des Dienstes"
ans Poinischen nach Dentschen Gegenden versetzt werden.
Tassclbe Blatt thcilt mit: das/Namensberzeichniß diescr
Lehrer habe bcrcits dem Herrn Minister von Gvßier
bei seincr Anwcscnheit in Pvscn vorgelegen; derselbe
habe sich mit diesem Schritt der Schnlbehörden einver-
standcn crklürt.
O e st e r r c i ch - N n g a r n.
Wien, 3. August. Von gestcrn Mittag bis heute
Mittag sind in Triest 1 Pcrson an der Chvlera erkrankt
nnd 3 gestorben und in Fiume 2 Personen erkrankt nnd
3 gestorben. (W. T. B.)
I t a l i e n.
Rom, 3. Augnst. Ter öffentliche Anklüger im
Prozesse DeS Dorides trat hente beim Beginn der
Sitznng von dcr Anklage znrück. (Große Sensation.)
Alle drci Angeklagten tvnrden sofort auf freien Fuß gesetzt.
— Die Stadt Rom hat der llngarischen Vaterstadt
Liszt's, Naiding, ihr innigstes Beileid telegraphirt; Rom
beweine ihn wie den eigenen Sohn; Rom sci ihm die
Quelle theuerster Jdeale gewcsen. (Frankf. Ztg.)
B e l g i e n.
Brnsscl, l. Angnst. In Mons haben gcstern die
Gerichtsverhandlnngcn vor dcm Schwnrgericht dcr Pro-
vinz Hcnnegan gegcn die 18 Angeklagten, die zur Zcr-
störnng dcr Baudonx'schcn Glaswerte anfgereizt resp. dabei
mitgclvirkt haben svllen, begvnnen. Fünfzchn Advocatcn
veriheidigen dieselben; die Daner der Verhandlnngen ist
anf 12 Tage festgesetzt; es sind 256 Zeugcn Vvrgeladeu.
Wühreud der Finauzminister Bceruaelt iu der Kamiucr
ertlürte, die auswürtige Presse habe dic Vvrgüuge bei deu
Uuruhcu zum 'Nachthcile der Bclgischeu Judustrie schwer
übertrieben, es sei außer der Zerstöruug der Bandoux'schen
Werke uichis WcseutlicheS vorgefallcu, beweiseu die streugcn
Urtheile dcr Belgischeu Gerichte, daß schwere Uuthateu
verübt ivordeu sind, daß der Miuister uur, um den
schlechten Eiudruck im Auslaude zu verwischeu, die Vor-
güuge abzuschwächen gesucht hat.
E n j) l a n d.
London, 2. August. Der Birmingham „Daily
Post" zufolge wird Lord Hartingtou demuüchst eiue
Bersammluug seiner Parteigeuosseu eiuberusen, bei welcher
Chamberlaiu uud Trevelyan zngegen scin werden behufs
Besprechung der politischen Lage, so weit dieselbe den
unionistischen Flügel der iiberalen Partei berühri.
Die Iris ch e par l amen ta ris che Partei tritt
nüchsten Mittwoch in Dublin behufs Berathung dring-
licher nnd wichtiger Fragen znsammcn. Cs heißt, daß
dic Jrlünder im Lanfe der Adreßdebatte im Itnterhanse
die gegenwärtige Lage der Bodenfrage zur Sprache brin-
geu wolleu, mit besoudercr Bczuguahme anf die im Wiuter
bevorsteheuden zahireichen Pächterausweisuugen.
Jm Bi'iuisterium für die Colouien ist eine Vvm
30. Juli datirte Depesche des Euglischen Gouverneurs
von Neufuudlaud eiugegaugeu, welcher meldet, er habe
Grund zu der Aunahme, daß die sllachrichten über eine
Hungersnoth in Labrador der Begründuug
durchaus entbehren.
Jn der Nacht vom Sonnabeud auf den Sonntag
kam es, wie schon tzkurz gemeldet, iu Belfast wieder zu
ernstlichen Ruhestörungeu. Dieselben brachen aus,
als einige Sountagsschulen von ihren Ausflügen zurück-
kehrten, wodurch sich in der Old Lodge und Shankhill
Road eine große Menschenmeuge ausammelte. Die beiden
feindlicheii Parteieu beaanueu alsbald mit Steinen zu
bombardiren, mehrere Wirthshäuser wurden deniolirt und
viele Civilpersonen wie Polizisten, unter deu letzteren
Polizeiiuspector Townsend, perwundet. Die Polizei zeigte
am Aufaug große Müßiguug uud machte nur vou ihren
Knüppeln Gebrauch. Erst als eS die Sclbstvertheidigung
gebot, machte sie bon ihreu Schußwafsen Gebrauch. Ein
zwölfjähriaer Knabe, welcher von seiner Mutter nach dem
Krümer geschickt worden war, wurde erschossen. Der
Sonntag verlief ziemlich ruhig, jedoch war eine bedeutende,
theilwcise mit Gewehreu bewaffuete Pvlizeimauuschaft in
den aufrührerischeu Districten postirt.
B n l g a r i e n.
Die Türkischen Delegirteu sür die Revision des
Ostrunielischcu Statuts siud, wie schvn gemcldet,
nach Sofia abgegangeu. Was man über die ihnen er-
theilten Justructioneu hört, verspricht deu Unterhaudtiingen
weuig Ersvlg. Die Delegirten svllen daraus besteheu, daß
Ostrumelien eine Provinz bleibt, die direct der militüri-
schen uud Pvlitischeu Gewalt des Sultans untergeordnet
ist uud uur Selbstündigkeit iu der Vcrwaltuug besitzt.
dkach den ihueu gewordeiieu Anlveisuugen solleii ferncr
uutwründert bleibeu folgende Bestimmungen: 1) Die Justiz
iu Lstrumelieu wird im Namen des Sultans ausgeübt.
2) Tie Provinzialvcrsammluug iu Philippopel liesteht
aus 56 theils gelvühlten, theils vom Generalgouverneur
(dem Fürsteu Alexander) cruauuten Mitgliederu. 3) Tie
Türkischcii Gesetze gelteu iu Ostrumelieu, in so feru
sie mit dem orgauischeu Statut vcreiubar siud. 4) Juter-
uatiouale Vertrüge jeder Art, gejchlvssen zwischeu
der Türkei uud eiucr auswürtigcu Ai'acht, siud für
Ostriimclieu viiideud. Außerdcm verlaugt der Sultau
uoch, daß die Türkische Sprachc im Berkehr mit dcr Pforte
für Ostrumelicn Amtssprache bleibe nnd die Türkei das
lli'echt behült, über die Ostrumelischeu Zvllämter, Postcn,
Leuchtthürme uud Eisenbahueu, soivie über die Pulver-
uud Waffeuprodiictivu zu wacheu. Taß die Bulgarcu auf
diese Forderuugeu uicht ciugehen. ist sclbstverstüiidlich; sie
müßteu jn die lctztcu drei Viertcl Jahr aus ihrer Geschichte
Vvllstündig streicheu. Uebcrdies hat Karawelow sich in der
letzten Sitzuug der Svbrauje übcr die Revisioii dcs Statuts
iu Biilgarischcm Siuue sv deutlich wie möglich auSgesprvcheii.
Aus ciue darauf bezügliche Jnterpellativii erklürte cr, daß
die Bulgarische ßi'cgiernug uutcr keiueu Umstündeu in
eine Trcuuuug der Perwaltung cinwilligeu uud, falls
diese Forderung gestellt werdeu svllte, ueucrdiiigs die
Svbrauje einberufeu werde. Die demuüchst zusammeu-
treteudc gemischte Türkisch - Bulgarische Commissiou
wird hauptsücylich über solgeude vier Frageu zu beratheu
habeu: Die Regeluug der Tribiitleistung au die Pforte,
die Zollfrage, das Post- uud Telegrapheutvesen uud die
Stempelgebühr. Diese Bemerkuugcu wurden von der So-
brauje mit lebhafteiu Beifall aufgeiivmmen uud Herr
Karawelow fügte uvch hinzu, daß dic Großmüchte, wenu
sie gcgen die admiuistrative Verschmelzuug OstrumelieuS
mit Bulgaricu Eiuwenduugeii zu crhebeu für nöthig er-
achteu sollteu, dieselbcu zur Zeit hüttcn erhebcu solleu,
wo dic diesfülligeu Auorduungeii getroffen wurdeu. die ja
nicht iu hcimlichcr Wcise crfvlgtcu, souderu im Amtsblatt
vcröffentlicht worden sind. Jm Uevrigeu herrscht allge-
meiu dic lleberzeuguug, daß eluc Wicdcrherstellung der
früberen Berwaliuug iu Ostrumelieu eiu Diug dcr Iku-
möglichkcit sei uud daß eiu iu diescr Richtuug uuternom
mcuer Versuch das Signal zu eiuem allgcmeiueu Aufstaude
iu der Provinz bilden würde.
Asi e n.
Uebcr das ueueutdcckte Aiuur-Gvldland, 30
Werst vou Jgnaschina, im Ehinesischeu Amurgcbiet, welches
iu deu letzteu Jahrcn mehrsach geuannt wordeu ist, bringt
der „Ssib. Westn." einige interessante Daten, denen die
„M. D. Z." Folgcudes cutuimmt:
Die Auffindüng der Goldfelder war einezusüllige. Mchrere
ZwangSarbeiter sliichtctcn iin Iahre 1881 aus deu Russischeu
Goldfelderu und gedachten in China ihr Heil zu suchen, wo sie
bis in die Nühe dcr Statiou Amasnrsk au dcr Settuga vordrau-
gen. Hicr bemcrkten sie goldhnltigen Sand und so richtcten sie
sich alsbald dort häuslich ein. Da sie mit Amasarsk Verlün-
duugeu unterhaltcu mußteu, behufs Beschaffuug der Lebensmittel
und Vertriebs des geivonucuen Gotdes (die Ausbeute betrug
über lO Pfuud uionatlich), ivelchcs lctztcre nach Blago-
weschtschensk vcrkauft wurde, so wurdc die Sache trotz sorg-
fültiger Wnhruug des Geheimuisses bald bckannter uud es
strömtcn nun viclc Russcu iu die ueucu Goldfelder. Dieselbeu
brachten aber auch glcichzeitig Branntweiu, Svielknrteu uud lüdcr-
liche Frnuenzimmcr mit uud bald gnb es Zäukereicn und Schlü-
gereieu, auch florirte schnell dcr Diebstahl. Es stcllten sich inzwi-
schcn verschiedeue Ehiuescu ciu, dencu uach uud uach Fiuulüudcr,
Deutsche, Frauzoseu, Polen, Juden und Amerikaner folgten. Die
Nussen wollten deu Ehiueseu das Goldgrabeu vcrwehren und
wiirden dieselbcn wahrscheinlich getödtct haben, wcnn sich nicht
die übrigen verschiedcnen Nalionälitäten für sie verwcndet und
die Russen begiiligt hütten, nuch gaben sic den Änstoß zur Rege-
lnnq dcr gegcnseiiigen Verpfiichtüngen und bald hcrrschte überall
Ruhc nnd cine Ordnung, wie sie selbst in manchen entwickeltcren
Gemcinwesen nicht zu finden ist. Im ersten Iahre arbeitetcn in
den neuen Goldfcldern 500, im nüchstcn Jahrc schon 30M Men-
schen, nnter ihnen auch viele Zwangsarbeitcr aus den lilussischen
Goldfcldern. Wührend dicser Zeit knmen sast gar keine Per-,
brechen nnter dieser buiitzusammengewürfeltcn Menge vor. Drei
Goldgrnber liehen sich dic Ermordung einer aus fünf Personen
bestehenden Familie zu SchuIden kommcn: sie versiclen dafiir dein
Richter Lynch nnd wurden aufgcknüpst, die Leichen ließ nian
lange Zeit zum ivnrnenden Exeinpel fiir die andereu Goldgräber
hüngcu. Vlchrere Goldgrüber habeu eiu, nuch anderthalb Iahr
in den Goldfcldern ausgehaltcu uud siud nut einem hübtchen
Ouantum Gotd in ihre Heimath zurückgekchrt. Die große Bkasse
aber bringt uichts für sich, da Alles zum Lebensunterhalt ver-
brancht wird; der Werth des Goldes ist bedcutend gefattcn, die
Bedllrfiiißgegenstünde aber sind ungewöhnlich theuer. Früher
schickte die Krone ihre Beamten in die Goldfelder und ließ Gäld
zuiu Preise vou 3 Ro. 40 zwp. pro Solotnit aiifkausen, das
hörte nber bald auf, da die Bcamten mit deu Chinesen ciutrüg-
liche Zwischcngeschüste nbschlossen u»d nu die Kroue uur wenig
Gold ablieferten. Nuu befaßten stch die Proviaiitlieferanteu mik
dem Aukauf des Gotdes, znhlteu aber gleich vou Aufnng an uur
3 Ro. pro Solotnik und hnben den Preis schau auf unter 2 Ro.
herabgedrückt. Jm Jahrc 1883, wo 7000 Menschen nach Gotd
äruben, war die Glanzzeit der Gotdgrüber, seitdem hat sich dereu
Zahl wieder auf 3000 vermiiidcrt. Die Goldfelder umfassen
eincu Flüchenraum von 7 Werst, der Goldsaud wird schr uach-
lässig gcwaschen uud man erhült aus 100 Pud Snnd 2—10
Solotnik Gold. Die Chinesischen Miiitärbehörden versnchten
schon verschiedene Alale, die nngebetenen Gäste an dcr Sheltuga
zn vertreiben, wobci sie Chmesische llnterthanen crgriffen und
mit dem Tode bestraftcn. Dies veranlaßtc die Chinesischm Gold-
grüber, sich ihrc Zöpfe abzuschneidcn und sich zu bewasfnen, wie
die anderen Arbeiter. Ob dic Chinesische Regierung nun ernstere
Maßrcgcln in Anwcndung bringen wird, ist unbckannt. Doch
würde jetzt die Vcrdräiigung dcr Goldgrübcr nicht so lcicht zu
bewirkm sein, denn dicsclben haben sich mittlerweilc ausgezeichnet
bewaffnet und sind entschlossen, sich bis aufs Aeußerste zur Wehr
zu setzen.
A m e r i k a.
Newyork, 23. Juli. Die srüheren Schätzungen der
dicsjührigen Weizenernte der Pcrcinigten Staaten nnf 435
Millionen Bushels finden in dem dieser Tage verösfent-
lichten Berichte dcs landwirthschaftlichen Bnreau's in
Washingtoii officielle Bestütigung. Selbstverstündlich hängt
es uoch von der Witterung und änderen Umstäuden in den
Abend-Ansgabe.
^I»,»»I»«»>« nttt-I
Ormrtal, hier bei unseren Expeditionen 6 .F,
oußerhalb bei allen Deutschen u. Oesterreich-Ungarischen
Post-Aemtern 7 ; in England (London bei A. Siegle.
30 Lime Strcet E. C.), iii Frankrcich, Bclgien und
Rußland bci dcn Post-Aemtern nach der dortigen
Posttaxe.
Stettin, 1886.
Mittwoch, 4. AiiWst.
In8krti«»»8-I'roiü>:
für den Raum ciner Petitzeile 30
nchmen au
Berlin: R. Mosse, Jerusalemerstr. 48 und Haascnstein L
Vogler. — In Hamburg: das Central-Annoncen-Bureau
(Williams Wilkens). — In Frankfnrt a. M.: G. L. Daube
L Co. — Jn Stettin die Expedition, große Domstr. 8—9.
Gecignete Mittheilungen werden gratis aufgenommen
und auf Verlaugen angemessen honorirt.
* Stcttin, 4. August.
-5 DieAbnahme des interuatioualen Güte r-
austausches iu den letzten Jahren ist Gegenstand einer
Untersuchung des Volkswirthschafters A. Steinniaun-
Bucher. Er weist aus der Ein- uud Aussuhr - Statistik
von Oesterreich Ungarn, Dentschland, Frankreich, Jtalien,
Groß-Britaunieu, Rußland und deu Verein. Staaten vvu
Rord Llmerika, also etwa pcs gesaminteu Welthandels,
nach, daß der Gesammthaudel dieser Lünder in den letzten
Iahrcn eine rückläusige Beiveguug eiugeschlagen hat und
zivar bei Frankreich schou seit 1882, bci den Vereinigteu
Staatcn in der AuSsnhr 1882, in dcr Einfnhr 1883, bei
Oesterreich - Ungarn 1883, bei Dentschland und Grvß-
Britannien 1884, während sich bei Nußlaud schon seit
1879 eine rasche Abuahme der Einsuhr und eine etwas
mäßigere Abnahme der Ausfuhr eingesteüt hat und
Jtalien als einziges Land zu verzeichnen ist, welches bei
einer raschen Zunahme der Einfuhr eine fast ebensv rasche
Abnahme Vdr Llussnhr crlitten hat. Es ist sonach kein
Zufall, daß fast gleichzeitig in deu meisten dieser Läuder
Untersuchunasausschüsse mit der Aufgabe bctraut wvrden
siud, die Ursachen der „Depressivu", welche auf dem inter-
uationalen Handel liegt, zu ermitteln und daß die
Staatsverwnltuugeu uud die Organe der Jndustrie und
des Handels in erster Linie dcn Erscheinungen auf dem
Gebicte deS Ansfuhrgcschastes ihre Aufmcrksamkeit zu-
wenden. „Es ist nicht Zufall", bemerkt Skeinmann-Bucher,
„daß die Aera der Hochschntzzvlle gleichzeitig dicjenige dcr
Ueberprodnctivn ist, beide Erscheinungen werden sür immer
die Perivde kennzeichnen, in der wir jetzt leben, beide
stehen aber auch i» uahem Zusammeuhange."^ Dcr Hoch-
schutzzoll hat namlich uicht unr die Wirtuug, daß er dcm ein-
heiinischcn Gewerbe dcn einheimischcu Markt (aus einige
Zeit!) sichert, svndern er begünstigt auch die Entivickelnng
der Jndustrie und bildet einen Antrieb zur Vermeh-
rung der Production, der erfahrungsgemäß so wirtsam
ist, daß dic Gütercrzengnng dcn Bedarf deS Jnlandes
bald übersteigt. „Ter auf diese Weise sich einstellende
Ueberschuß ist uun wieder auf das Auslaud ange-
wiesen, uud da alle Lünder im Verhültuiß ihrer Produc-
tiouskrast au derBilduug dieses Ueberschusses theilnehmeu,
so entsteht eine Ueberfüllung des Weltmarktes,
nnd zwar uuter der Herrschaft des Hoch-Schutzzolles um
so rascher, je euergischcr die eiuzelueu Lüuder die Einfuhr
sremder Producte zurückweiseu. Ter auf den Welt-
markt geworfene Ueberschuß wirkt nun aber zurück auf
das inländische Absatzgebiet; die Preise sinken auch
hier, und sv zeigt sich unseren Blickcn das cigen-
thümlichc Schanspiel, daß bei steigcnder Gütcrer-
zeugung sich die wirthschaftliche Weltlage fortwührend
verjchliinmert. Zu keiner Zeit war die gewerbliche
Thätigkeit so hvch cntwickelt, nne jetzt, zu keiner Zeit
tvurde eine solche Menge von Gütern erzengt, wie jctzt,
noch nie bvt sich so rciche Gelcgenheit, mcnschlichc Arbeits-
krast zu verwerthen, und doch, wie wenig Vertraueu
habeu wir !u das kuustvolle Gefuge mvderner
Wissenschaft. Oder ist es das cntstchendc Ncistrauen
gegen die Unfehlbarkeit der Schutzzollpolitik, welches uns
in der Beurtheilung der Verhültnisse, wie sic sich unseren
Blicken hcute bicten, unsicher macht? Wir kcnucu ernste
Mäuner, die zu den überzeugüugstreuestcn Schutzzölluern
gehvrteu, die aber unter dem Eindruck dcr wirthschaft-
lichen Ereiguissc der jüngsten Zeit sich zn dem Gestündniß
herbeiließeu, der Schutzzvll sci doch uicht das
Richtige." Tropdem glaubt Skciuinann-Bucher an dic
Fortdauer derjetzigen Wirthschastsp olitik n och
nnf eine Taner vou Generativncn (?!), ja an cinc
Vcrschärsung dcs Kampfes um's Dascin zivischen dcn
einzelnen Wirthschaftsgebieten bis zu eiuem Puncte, wo
man gegeuieitig gcuügcnd über die beiderseitigen Acacht-
verhältnissc orientirt scin werde, um sich verstündigen
zn kvnnen. Eincn Versnch, sich dicse Kämpfe zu ersparen,
l,ält er für anSsichtslvs. Einzelne Gebiete der Gewerbe-
thütigkeit, z. B. die Zuckerindustrie, die Arbeitcrschutzgesetz-
gebung und in gewissem Umfange die Währungsverhült-
iiisse seieu allerdiugs reif zur'Vcrständigung; abcr es
bleibt cin sv ungeheurer Complex wirthschaftlichen Lebens
uoch übrig, daS der Klürung, der weiteren Entwickelnng
und Krästignng, jc noch der Erwccknng bedürfe, daß cs
noch viclcr Kämpfe bcdürfen werde, um die eiuzelueu
Wirthschastsgebiete in den Staud zu setzen, eineu für sie
vortheilhastcn Vergleich nbzuschließeu. — Bei dcr raschcn
Entwickelung des wirthschaftlichen Lebens ist eine Fort-
daucr der Schutzzvllpolitik auf Generatioucn hinaus sehr
unwahrscheinlich, die Erfahrung wird den Jndustrien der
einzelnen Wirthschastsgcbiete bald genug klar macheu, daß
der von den Schutzzöllcn erwartete Vortheil ein iinagi-
närer ist, wie das in Deutschland bereits iu den meisten
Handekskammern richtig erkannt wird, und dann wird es
mit der jetzigen Wirthschaftspolitik aus sein.
Der Bericht der Haiidelskammer zu Sorau, die
schon mehrfach bei der 'genauen Kenntniß der ländlichen
Verhältnisse rccht trefsende Bemerknugen über die Lage
der Laudwirthschast gebracht hat, bezeichnct die Stiminung
der Landwirthe als weder angenehm, noch hoffnungsvoll,
betont aber, daß die Lage de'r kleineren und büuer-
lichen Landwirthe ihres Bezirks unbedingt
günstig ist, wie denn auch sümmtliche Sparkassen und
Geldinstitute des überwiegeud Landwirthschaft betrei-
bendeu Bezirks fast nur von einer stetigen und
dauerndcu Capitalausammlung aus dieseu
Kreiseu berichteu. Zur Ertlürung diejcs Urtheils führt
sie Folgcndes an: Ter Besitz in dcn Krciscn der klcinen
Grundbesitzcr hat weniger gewechjelt, die erhöhteu
Wirthschnftskosteu wcrden, da die Arbeit theils von den
Landwirthen selbst, theils durch Familienmitglieder ge-
leistet wird, weniger empfiiudeu und die Erträge haben
sich zweifellos durch sorgfältige Eultur und gesteigerte Er-
träge nus dem Viehstande gehoben. Der früher schwierige
uud nnch für gute Sicherheiten theure Credit ist viel
billiger geworden, so daß sich auch in dieser Beziehung die
Lage der bäuerlichen Besitzer gebessert hat. Auch die
jetzigen voraussichtlich lüugerc Zcit anhaltendcn uiedrigen
Preise der landwirthschastlkchen Producte wird dieser Theil
der heimischen Landwjrthe glücklich überwinden, wenn ihm nur
günstigesWetteruudnormaleErntenbeschertwerdeu. Ungün-
ftiger ist dagegen, wie die Handelskammer zu Sorau zugibt,
die Lage mancher Großgrundbesitzer und Pächter
nach manchen Richtungen. „Der Besitz, benierkt sie, hat
hier verhülkuißmäßig viel mehr gewechselt, ja eine nicht
nnbedcutende Zahl der Güter ift Handelswaare ge-
wordeu. Wenige Besitzer haben wirklich reelle Verbesse-
rungeu Vorgeuvinmen, vielmehr war man vielfach bestredt,
ein äußerlich leidliches Ausseheu zu schafseu und wieder
püt Nutzen zn verkaufen. Der Preis für Güter ist
seit länger als vierzig Jahren fortivührend gestiegen
uud bei den den Käufen uud Pachtungcn zu Gruude ge-
legtcn Ertragsberechnungen sind die stets steigenden Wirth-
schaftskosteu nieist uicht genügend berücksichtigt. Ebeuso
ist die überseeische Coucurrenz in Wolle und Ersntzstosfen
für Rüböl, welche sich langsam verbreitet hat, selteu gauz
richtig gewürdigt. Treten nuu, ivie jetzt, eine Zeit anhal-
teud uiedrige Preise für Knrtofseln und Getreide hinzu,
dann müssen sür solche Besitzer und Püchter ernstliche
Verlcgenheiteu eintrctcn nnd die Gelcgenhcik, den nnren-
tabel gewordenen (weil zu hoch bezahlten!) Bcsitz zu ver-
ünßern, wird schwieriger, weil Künfer in solchen Zeiten
ruhiger uud vorsichtiger werdeu. Trotzdem ist ein bedeu-
tender Rückgang der Güterpreise kaum zu besvrgeu, da
eiumal die Beleihung der Güter zu niedrigem Zinsfuße
erheblich erleichtert ist nnd bei dem wesentlichen Sinken
der Rente Vvm Capital - Verniögen auch bei Renküufcn
von Gütern erheblich niedrigere Ansprüche an die Renta-
bilitüt derselben gestellt werden."
D e u t s ch l a » d.
Berlin, 4. August. Der Kaiser machte, wie auä
Gastein gemeldct wird, gesteru Nachmittag 3 llhr dem
Fürsten und dcr Fürstin Bismarck eincn halbsiüudigen
Besuch und nahni nach dem Diner den Vvrtrag des Wirt-
lichen Geheimen Lcgationorathes v. Bülow entgegen.
— Ter Margnis Tseng hat der „Kölu. Ztg." z.i-
folge die Absicht, mit dem Geueralpostdirector v. Skephau
eine ueue Tcleg rapheuli» ie v on Lon d on nacl»
Peking zu vereinbaren, dnrch welche die Telegraphcn-
gevatterschaft der „Grcat Jtvrthern" und der ..Great
Eastern", ivelchc bis jetzt im Stordcn und Südcn Enropas
die Sätze anf cincr Höhe von sast 8 Sh. das Wort hal-
ten, durchbrochcn ivird. BiS jetzt lassen sich Tepescheu
nach Chiua auf drei Arteu verseudcn. Erftens dnrch
die große Nordgesellschaft. Jhr Weg geht Vvu Lvn-
don uach Petersburg; von dort uach Wladiwostock auf
Russischem Drahtc; dann von dort nach Japan anf eigc-
nem Drahte, durch Japau auf Japauesischem, von Na-
gasaki nach Schanghai anf eigenem und von Schanghai
nach Peking auf Chinesischem Drahte. Zweitens dnrch dic
große Ostgesellschast auf dem bekannten Wege nach Jn-
dien und China. Dritteus für diejenigen, wclche nicht
allzii große Eile haben, auf gemischtem Wege, uud zwar
von London über Petersburg nach der Russisch-Chincsi-
schen Greuze bci Kiachta-Maimatschin vermittclst deS
Drahtes und von dort vermittelst berittcncr Post uach
Peking. Die Kosten mindern fich dabci von 8 Sh.
auf ungefähr 2 Sh. das Wvrt. Alle drci Artcn
sind aber ansechtlar, die beiden ersten wcgen der allzu
hohen Sütze — cine Verminderung ist nur durch Ver-
einbarung der beiden Gcsellschafteu möglich — und die
lctzterc wcgcn ihrcr Langsamkeit. Tscng will dahcr dcn
Versnch niachcn, mit cincr drittcn nnbctheiligten ÄRacht
cine nnmittelbnre Bcrbindnng zwischen Londvn und Peking
zu schaffeu, mit Deukschland. Zu diesem Zwecke würde
China fich verpflichten, eine Linie von Pcking nach der
Grenze bci Maimatfchiii im Süden des Baikalgebirges
anznlegcn — dicser Wcg nimiut augeublicklich fünfzehn
Tagereisen zn Pserdc in Anspruch —, wührend Deutsch-
land für deu Auschluß von Thvru aus durch Russisches
Gebick bis Kiachta-Ainimatschin sorgen würde. Eine De-
pesche von Londou ivürde daher dcn Wcg über Belgieu
und Deutschland uach Thvrn uud vou dvrt durch Rnßland
und China uach Peking uehmcn.
— Bci dcn diesjührigeu Herbstmanövern svll in
jeder Hinsicht anf eine möglichstcVerringerung derFlur-
fchäden Bedacht gciivnimcn wcrden. Tie nach Maßgabe
der Bestimmung uuter Nr. 8 zu K 14 der Jnstruckiou
vom 11. Juli 1878 zur Ausführung des Naturalleistuugs-
gesetzcs vom 13. Februar 1875 zur Vorabschütznng Vvn
Flurschüden bernfene, aus dcm Ortsvorstande uud zwei
Ortseiugesessenen bestehcnde Commissivn hat sich lediglich
aus die Feststellung dcs Schadenumfauges uud eventuelk
auf die Entgegennahme der Fvrderung der Beschüdigteu
zu beschrünken, in Vcrhandlnugen mik den Betheiligten
über die Hvhe dcr Eutschädigungssummc sich dagegen
nicht cinzulassen. Dic von den einzeluen Beschüdigten
angtineldeten Vergütungen für durch Truppenübnngen
herbeigeführte Flurschüden im Wege der Abschützung zn
erhöhen, sind die uach deu Jnstrnctivnen znr Anssüh
rung des Ät'aturalleistungsgesetzes vvm 13. Febrnar 1875
(Lj 14) bestcUten Flurabschützungs - Cvmmissioncn nicht
befugt. Die Feststellnug der Bcrgütung sür dic Flur-
schüden wird durch Commissionen bcwirkt, welche aus
einem Comniissar der betheiligten Landesregiernng, einem
Offizicr, einem Militürbcamten nud miudestens zwci Sach
verstüudigen aus der Zahl der uach Z 14 Absatz 2 des
genauutcn Gesetzes beltimmten Persönlichkeiten besteht.
Da in ueuester Zeit sehr häufig der crhobene Eutschädi-
gungsanspruch seitens dieserCommissioueu auf den dritten
oder vierten Theil der gestellten Forderung ermäßigt wvr-
den ist, und dagegen crhobene Beschwerden keiuen Erfolg
hatten, sv machen wir für die bevorsteheudeii Herbst-
manöver darauf aufmertsam, daß uach eincm Urtheil des
Reichsgerichts, 1? Civilfeunts, Vvm 16. December 1885
dem Eigenthümer von durch Truppenübnug beschädigteu
Feldern, weun er die ihm zugebilligte Entschädiguug sür
unzureicheiid hült, der ordentliche RechtSweg zur Ein
klagung feines Mehranspruchs gcgen den Reichsfiscus, zu
dessen Vertretnug in Preußen die Juteudantur des be-
trefsenden Armeecorps legitimirt ist, osfcn steht.
— Die Münchener „Allgemeine Zeitung" erklärt
die Meldung Englischcr Blütter von einein angeblichen
Handschreiben dcs Prinz-Rcgenten au den Papst uud von
dcr bcvorstehendcn Abbernfung deS BayerischenGcsaudtcn
beim Vatican, Freiherrn von Cettv, snr vollkommen un-
begründet.
— Die „Germauia" droht bereits dcn ge-
müßigt-clericalen Blätteru Vayerns mit den
Gerichten. Soweit ist dic Erbitternng gcdiehen. Hcrr
Wiudthorst hält es daher an der Zeit, zur Einigkeit
im ultramontanen Heerlager zu mahnen. Er hat am
Sountag bci eiuem tirchlichcu Fest in Koblenz iu An-
wesenheit dcs Erzbischofs von Kölu und des Bischofs von
Trier eine Rede gehakten, in der er sagte:
Nehmen Sie von mir den herzlichsten Dank, und zn-
gleich im Nainen meiner Frennde und Genossen vom Centrum,
die Sie als Ihre Nertreter nach Berlin sandten mit der Ver-
sicherung, daß die Ertlürungen, welche heute hier abgeqeben ivor-
den sind, auch fcrnerhin durch uns ihren Ausdruck
finden. Aus den Aeicherungen, wie sie hicr heute gefallen
sind und wie sie inir an verichiedencn Stellen in Deutschland
in der iungsten Zeit gemacht sind, habe ich immer mehr und
mchr die ileberzengung gewonnen, dasi wir in dieser Campagne
im Sinne des katholischen Volkes und dem unserer Wühlerschaft
gehandelt haben. So lange Gott meincn Freundcn und mir das
Lehen fristet und Kraft ini Kanipfe verlciht, ivollcn ivir deniiithig
ausharreu uud unser Werk vollendcn, ivenn uns nicht unüber-
windliche Hindcrnisfe in den Weg treten. (Lebhaftes Bravo.)
Doch verzcihcn Sie, in. H., ich n»ch den Ausdruck „unüberwind-
lichc Hindernisse" znriicknehmen, denn es gibt sür das Centrum
keine unübcrmindlichen Hindernisse. Es gibt allerdings Leute,
welche cisrigst deiniiht sind, dcni Cenlrum Eteine iu den Weg zu
werfen, aber sie iverdcn cs nicht aufhalten in scinem Lauf; das
Ccntrum wird darüber hinwcgschrcitcn und siegen. (Anhaltendes
Aravo.) Gliicklicherweise spreche ich heute, däs kann ich Ihncn
versichern, in eincm Zeitpunktc, i» ivelchem man von allen Seiten
bemiiht ist, den Kampf zu beseiligen. Und ivenn ivir als Kinder
der Kirche treu zu unserer Multcr, der Kirchc halteu, danu habe
ich die feste Ueberzeugnng, dah der Friede gnnz gesichert werden
wird. Als ich zum ersten Male hicr im Görresbau gesprochen
habc, da haben die Dinge noch ganz anders gclegen, und ich
hatte ivenig Hosfnung, daß ivir zu eineni guken Resultat gelangen
iviirden. Heute aber habe ich Hoffnung, obwohl ivir doch noch
stcts auf der Warte sein müssen. Cs ist mir deshalb eine
Freudc und Genuglhuung, Ihnen diese meine Gefüdle unter so
srohlichen Constcllationen mitthcilen zu können. Es unterliegt
allerdings keinem Zweifel, dah wir noch Bieles zu unscrcm
Intcresse erringen inüsscn. Ais der hochwürdige Herr Bischof
von Trier soeben von der Bedeutung des Rhcines sprach
»nd auf scine geschichtliche Bedeutung hinivics, da schwebte
mir die glänzende Rcihc von Bischvfen vor, ivclche an diesem
Slroinc von Bnsel bis zn dem Punkte, ivo er Dcutschland
verlüßt, so innthig die Deutsche Kirche lciteten. llnd ich bin der
llcberzeugung, das; es kein Zufall ist, dns; wir heute so chrwllrdige
Bischöfc von Bnsel bis zum Nicdcrrhcin besihen; ich bin dcr
serncrcn lleberzeugung, das; sie dcr Kirche DcutschlandS nnd der
ganzen Welt niihcn iverden. Wenn ich Ihnen den Dnnk ans-
sprechc fiir die frcnndlichcn Workc, mit wclchcn der Herr Vor-
rcdncr des Ccntrums gcdachte, so wünsche ich nur, das; seine Ge-
löhnissc von dcr Cinigkcit, wclche nnsere Wählcrschaft und
ihrc Vcrtrcter hcseelt, slch crfüllcn möchten. Jn der großen
Cinigkcit dcr katholischcnBcvölkcrnng, in dcm cntschicdcncn gc-
schlosscnen Znsammenhaltcn unseres Gesninmtepisiöpats in
dem einmüchlgcn Znsaminengchen des Centrums nut der
Wühlerschaft, die hinter ihm stcht, in dieseni sesten Zusammen-
schlns; licgt »nsere ganze Krait nnd Hoff»»ng.
— Jn ciiicm aintlichcn Älattc dcr Süchsischcn
Ji'cgierung. der „Leipz. Ztg.", findct sich fvlgende merk-
würdige Vcrmahiiuiig dcs bürgerlichen Publikums:
Jn Leipzig und Ilmgegend wurdc vorKnrzeni ein social-
dcmokratisches Flugblakt voller Schinäbungcn behördlicher
Biosmahmen in großeni Unisange binnen wenigen Stnndcn vcr-
breilet. Die Hcrren Nerbreiter gingen keineswegs vorsichlig zn
Werke: Sie drückten womöglich jedcin auf der Strnße ihnen Be-
gegnenden ein Blatt in, die Hand, klingelten an den Norsaalthürcn
und ließen Exeinplare vor den Wohnnngen znrück, ohne es init dem
Entlönmien schr cilig zu habcn. Wie konnten sie das wagen?
Weil sie schon wnßten, das; sie vom Piiblikitin, auch dem ihren
Beslrebnngen nichls wenigcr als wohlgesinnten, kein Anhaltc»,
kein Entgcgcntreten zn fürchten hattcn! Jn der That — nur
mchrercn Angehörigen dcs Offizierstandes, dercn cner-
gischem Vorgchcn ist es zu danken, das; cinige jener Verbreiter
anf frischcr That crtnppt nnd dingfcst geinacht wcrden konnten.
Von Angehörigen dcs E ivilpu blikums, dcne» doch die
Mütter viel unmittelbarer, als jenen Offizicren, zugünglich ge-
macht wurdcn, ist nicht cin einziger Verbreiter nngchalten worden.
Posen, 3. Aiigiist. 307 Lehrer sollen, wie der
„Wielkvpoianin" mitkhctlk, „im Jnteresse des Dienstes"
ans Poinischen nach Dentschen Gegenden versetzt werden.
Tassclbe Blatt thcilt mit: das/Namensberzeichniß diescr
Lehrer habe bcrcits dem Herrn Minister von Gvßier
bei seincr Anwcscnheit in Pvscn vorgelegen; derselbe
habe sich mit diesem Schritt der Schnlbehörden einver-
standcn crklürt.
O e st e r r c i ch - N n g a r n.
Wien, 3. August. Von gestcrn Mittag bis heute
Mittag sind in Triest 1 Pcrson an der Chvlera erkrankt
nnd 3 gestorben und in Fiume 2 Personen erkrankt nnd
3 gestorben. (W. T. B.)
I t a l i e n.
Rom, 3. Augnst. Ter öffentliche Anklüger im
Prozesse DeS Dorides trat hente beim Beginn der
Sitznng von dcr Anklage znrück. (Große Sensation.)
Alle drci Angeklagten tvnrden sofort auf freien Fuß gesetzt.
— Die Stadt Rom hat der llngarischen Vaterstadt
Liszt's, Naiding, ihr innigstes Beileid telegraphirt; Rom
beweine ihn wie den eigenen Sohn; Rom sci ihm die
Quelle theuerster Jdeale gewcsen. (Frankf. Ztg.)
B e l g i e n.
Brnsscl, l. Angnst. In Mons haben gcstern die
Gerichtsverhandlnngcn vor dcm Schwnrgericht dcr Pro-
vinz Hcnnegan gegcn die 18 Angeklagten, die zur Zcr-
störnng dcr Baudonx'schcn Glaswerte anfgereizt resp. dabei
mitgclvirkt haben svllen, begvnnen. Fünfzchn Advocatcn
veriheidigen dieselben; die Daner der Verhandlnngen ist
anf 12 Tage festgesetzt; es sind 256 Zeugcn Vvrgeladeu.
Wühreud der Finauzminister Bceruaelt iu der Kamiucr
ertlürte, die auswürtige Presse habe dic Vvrgüuge bei deu
Uuruhcu zum 'Nachthcile der Bclgischeu Judustrie schwer
übertrieben, es sei außer der Zerstöruug der Bandoux'schen
Werke uichis WcseutlicheS vorgefallcu, beweiseu die streugcn
Urtheile dcr Belgischeu Gerichte, daß schwere Uuthateu
verübt ivordeu sind, daß der Miuister uur, um den
schlechten Eiudruck im Auslaude zu verwischeu, die Vor-
güuge abzuschwächen gesucht hat.
E n j) l a n d.
London, 2. August. Der Birmingham „Daily
Post" zufolge wird Lord Hartingtou demuüchst eiue
Bersammluug seiner Parteigeuosseu eiuberusen, bei welcher
Chamberlaiu uud Trevelyan zngegen scin werden behufs
Besprechung der politischen Lage, so weit dieselbe den
unionistischen Flügel der iiberalen Partei berühri.
Die Iris ch e par l amen ta ris che Partei tritt
nüchsten Mittwoch in Dublin behufs Berathung dring-
licher nnd wichtiger Fragen znsammcn. Cs heißt, daß
dic Jrlünder im Lanfe der Adreßdebatte im Itnterhanse
die gegenwärtige Lage der Bodenfrage zur Sprache brin-
geu wolleu, mit besoudercr Bczuguahme anf die im Wiuter
bevorsteheuden zahireichen Pächterausweisuugen.
Jm Bi'iuisterium für die Colouien ist eine Vvm
30. Juli datirte Depesche des Euglischen Gouverneurs
von Neufuudlaud eiugegaugeu, welcher meldet, er habe
Grund zu der Aunahme, daß die sllachrichten über eine
Hungersnoth in Labrador der Begründuug
durchaus entbehren.
Jn der Nacht vom Sonnabeud auf den Sonntag
kam es, wie schon tzkurz gemeldet, iu Belfast wieder zu
ernstlichen Ruhestörungeu. Dieselben brachen aus,
als einige Sountagsschulen von ihren Ausflügen zurück-
kehrten, wodurch sich in der Old Lodge und Shankhill
Road eine große Menschenmeuge ausammelte. Die beiden
feindlicheii Parteieu beaanueu alsbald mit Steinen zu
bombardiren, mehrere Wirthshäuser wurden deniolirt und
viele Civilpersonen wie Polizisten, unter deu letzteren
Polizeiiuspector Townsend, perwundet. Die Polizei zeigte
am Aufaug große Müßiguug uud machte nur vou ihren
Knüppeln Gebrauch. Erst als eS die Sclbstvertheidigung
gebot, machte sie bon ihreu Schußwafsen Gebrauch. Ein
zwölfjähriaer Knabe, welcher von seiner Mutter nach dem
Krümer geschickt worden war, wurde erschossen. Der
Sonntag verlief ziemlich ruhig, jedoch war eine bedeutende,
theilwcise mit Gewehreu bewaffuete Pvlizeimauuschaft in
den aufrührerischeu Districten postirt.
B n l g a r i e n.
Die Türkischen Delegirteu sür die Revision des
Ostrunielischcu Statuts siud, wie schvn gemcldet,
nach Sofia abgegangeu. Was man über die ihnen er-
theilten Justructioneu hört, verspricht deu Unterhaudtiingen
weuig Ersvlg. Die Delegirten svllen daraus besteheu, daß
Ostrumelien eine Provinz bleibt, die direct der militüri-
schen uud Pvlitischeu Gewalt des Sultans untergeordnet
ist uud uur Selbstündigkeit iu der Vcrwaltuug besitzt.
dkach den ihueu gewordeiieu Anlveisuugen solleii ferncr
uutwründert bleibeu folgende Bestimmungen: 1) Die Justiz
iu Lstrumelieu wird im Namen des Sultans ausgeübt.
2) Tie Provinzialvcrsammluug iu Philippopel liesteht
aus 56 theils gelvühlten, theils vom Generalgouverneur
(dem Fürsteu Alexander) cruauuten Mitgliederu. 3) Tie
Türkischcii Gesetze gelteu iu Ostrumelieu, in so feru
sie mit dem orgauischeu Statut vcreiubar siud. 4) Juter-
uatiouale Vertrüge jeder Art, gejchlvssen zwischeu
der Türkei uud eiucr auswürtigcu Ai'acht, siud für
Ostriimclieu viiideud. Außerdcm verlaugt der Sultau
uoch, daß die Türkische Sprachc im Berkehr mit dcr Pforte
für Ostrumelicn Amtssprache bleibe nnd die Türkei das
lli'echt behült, über die Ostrumelischeu Zvllämter, Postcn,
Leuchtthürme uud Eisenbahueu, soivie über die Pulver-
uud Waffeuprodiictivu zu wacheu. Taß die Bulgarcu auf
diese Forderuugeu uicht ciugehen. ist sclbstverstüiidlich; sie
müßteu jn die lctztcu drei Viertcl Jahr aus ihrer Geschichte
Vvllstündig streicheu. Uebcrdies hat Karawelow sich in der
letzten Sitzuug der Svbrauje übcr die Revisioii dcs Statuts
iu Biilgarischcm Siuue sv deutlich wie möglich auSgesprvcheii.
Aus ciue darauf bezügliche Jnterpellativii erklürte cr, daß
die Bulgarische ßi'cgiernug uutcr keiueu Umstündeu in
eine Trcuuuug der Perwaltung cinwilligeu uud, falls
diese Forderung gestellt werdeu svllte, ueucrdiiigs die
Svbrauje einberufeu werde. Die demuüchst zusammeu-
treteudc gemischte Türkisch - Bulgarische Commissiou
wird hauptsücylich über solgeude vier Frageu zu beratheu
habeu: Die Regeluug der Tribiitleistung au die Pforte,
die Zollfrage, das Post- uud Telegrapheutvesen uud die
Stempelgebühr. Diese Bemerkuugcu wurden von der So-
brauje mit lebhafteiu Beifall aufgeiivmmen uud Herr
Karawelow fügte uvch hinzu, daß dic Großmüchte, wenu
sie gcgen die admiuistrative Verschmelzuug OstrumelieuS
mit Bulgaricu Eiuwenduugeii zu crhebeu für nöthig er-
achteu sollteu, dieselbcu zur Zeit hüttcn erhebcu solleu,
wo dic diesfülligeu Auorduungeii getroffen wurdeu. die ja
nicht iu hcimlichcr Wcise crfvlgtcu, souderu im Amtsblatt
vcröffentlicht worden sind. Jm Uevrigeu herrscht allge-
meiu dic lleberzeuguug, daß eluc Wicdcrherstellung der
früberen Berwaliuug iu Ostrumelieu eiu Diug dcr Iku-
möglichkcit sei uud daß eiu iu diescr Richtuug uuternom
mcuer Versuch das Signal zu eiuem allgcmeiueu Aufstaude
iu der Provinz bilden würde.
Asi e n.
Uebcr das ueueutdcckte Aiuur-Gvldland, 30
Werst vou Jgnaschina, im Ehinesischeu Amurgcbiet, welches
iu deu letzteu Jahrcn mehrsach geuannt wordeu ist, bringt
der „Ssib. Westn." einige interessante Daten, denen die
„M. D. Z." Folgcudes cutuimmt:
Die Auffindüng der Goldfelder war einezusüllige. Mchrere
ZwangSarbeiter sliichtctcn iin Iahre 1881 aus deu Russischeu
Goldfelderu und gedachten in China ihr Heil zu suchen, wo sie
bis in die Nühe dcr Statiou Amasnrsk au dcr Settuga vordrau-
gen. Hicr bemcrkten sie goldhnltigen Sand und so richtcten sie
sich alsbald dort häuslich ein. Da sie mit Amasarsk Verlün-
duugeu unterhaltcu mußteu, behufs Beschaffuug der Lebensmittel
und Vertriebs des geivonucuen Gotdes (die Ausbeute betrug
über lO Pfuud uionatlich), ivelchcs lctztcre nach Blago-
weschtschensk vcrkauft wurde, so wurdc die Sache trotz sorg-
fültiger Wnhruug des Geheimuisses bald bckannter uud es
strömtcn nun viclc Russcu iu die ueucu Goldfelder. Dieselbeu
brachten aber auch glcichzeitig Branntweiu, Svielknrteu uud lüdcr-
liche Frnuenzimmcr mit uud bald gnb es Zäukereicn und Schlü-
gereieu, auch florirte schnell dcr Diebstahl. Es stcllten sich inzwi-
schcn verschiedeue Ehiuescu ciu, dencu uach uud uach Fiuulüudcr,
Deutsche, Frauzoseu, Polen, Juden und Amerikaner folgten. Die
Nussen wollten deu Ehiueseu das Goldgrabeu vcrwehren und
wiirden dieselbcn wahrscheinlich getödtct haben, wcnn sich nicht
die übrigen verschiedcnen Nalionälitäten für sie verwcndet und
die Russen begiiligt hütten, nuch gaben sic den Änstoß zur Rege-
lnnq dcr gegcnseiiigen Verpfiichtüngen und bald hcrrschte überall
Ruhc nnd cine Ordnung, wie sie selbst in manchen entwickeltcren
Gemcinwesen nicht zu finden ist. Im ersten Iahre arbeitetcn in
den neuen Goldfcldern 500, im nüchstcn Jahrc schon 30M Men-
schen, nnter ihnen auch viele Zwangsarbeitcr aus den lilussischen
Goldfcldern. Wührend dicser Zeit knmen sast gar keine Per-,
brechen nnter dieser buiitzusammengewürfeltcn Menge vor. Drei
Goldgrnber liehen sich dic Ermordung einer aus fünf Personen
bestehenden Familie zu SchuIden kommcn: sie versiclen dafiir dein
Richter Lynch nnd wurden aufgcknüpst, die Leichen ließ nian
lange Zeit zum ivnrnenden Exeinpel fiir die andereu Goldgräber
hüngcu. Vlchrere Goldgrüber habeu eiu, nuch anderthalb Iahr
in den Goldfcldern ausgehaltcu uud siud nut einem hübtchen
Ouantum Gotd in ihre Heimath zurückgekchrt. Die große Bkasse
aber bringt uichts für sich, da Alles zum Lebensunterhalt ver-
brancht wird; der Werth des Goldes ist bedcutend gefattcn, die
Bedllrfiiißgegenstünde aber sind ungewöhnlich theuer. Früher
schickte die Krone ihre Beamten in die Goldfelder und ließ Gäld
zuiu Preise vou 3 Ro. 40 zwp. pro Solotnit aiifkausen, das
hörte nber bald auf, da die Bcamten mit deu Chinesen ciutrüg-
liche Zwischcngeschüste nbschlossen u»d nu die Kroue uur wenig
Gold ablieferten. Nuu befaßten stch die Proviaiitlieferanteu mik
dem Aukauf des Gotdes, znhlteu aber gleich vou Aufnng an uur
3 Ro. pro Solotnik und hnben den Preis schau auf unter 2 Ro.
herabgedrückt. Jm Jahrc 1883, wo 7000 Menschen nach Gotd
äruben, war die Glanzzeit der Gotdgrüber, seitdem hat sich dereu
Zahl wieder auf 3000 vermiiidcrt. Die Goldfelder umfassen
eincu Flüchenraum von 7 Werst, der Goldsaud wird schr uach-
lässig gcwaschen uud man erhült aus 100 Pud Snnd 2—10
Solotnik Gold. Die Chinesischen Miiitärbehörden versnchten
schon verschiedene Alale, die nngebetenen Gäste an dcr Sheltuga
zn vertreiben, wobci sie Chmesische llnterthanen crgriffen und
mit dem Tode bestraftcn. Dies veranlaßtc die Chinesischm Gold-
grüber, sich ihrc Zöpfe abzuschneidcn und sich zu bewasfnen, wie
die anderen Arbeiter. Ob dic Chinesische Regierung nun ernstere
Maßrcgcln in Anwcndung bringen wird, ist unbckannt. Doch
würde jetzt die Vcrdräiigung dcr Goldgrübcr nicht so lcicht zu
bewirkm sein, denn dicsclben haben sich mittlerweilc ausgezeichnet
bewaffnet und sind entschlossen, sich bis aufs Aeußerste zur Wehr
zu setzen.
A m e r i k a.
Newyork, 23. Juli. Die srüheren Schätzungen der
dicsjührigen Weizenernte der Pcrcinigten Staaten nnf 435
Millionen Bushels finden in dem dieser Tage verösfent-
lichten Berichte dcs landwirthschaftlichen Bnreau's in
Washingtoii officielle Bestütigung. Selbstverstündlich hängt
es uoch von der Witterung und änderen Umstäuden in den