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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Westfälisch-Schaumburgische Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17459#0001
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WeMttsch-Kchaumöwaische

Die „Ulestfälisch-Schaumburgische Zeitung"

«rscheint mit AuSnahme der Sonn- und Fefttage täglich
«ud werden darin die amtlichen Bckanntmachungen fitr
Ldhne, Oeynhausen, Vlotho und Rinteln veröfsentlicht.

Uedaktion und Erpedition:

Detmold, Leopoldstraße 12.

Abonnementspreis fnr das Viertetjahr:

Durch die Agenturen und durch die Post 1 M. Sv Pf.'

Inserate

werdeu mit 10 Pf. die einfache TorpuS-Spaltt»ile od»
deren Raum berechnet.

Tageblatt für Oeynyausen, Vlotho, Rintel« «nd Antt Gohfeld.

Verantwortlicher Redakteur: Max Quentin. Druck und Verlag der Mcyer'schen Hofbuchdruckerei (Quentin L Mewes) in Detmold.

. Oeynhausen: W. Schiitz. Vlotho: L. Riemenschneider. Rinteln: W Kern. Löhne: H. Tnbbestng. Pyrmont: W. Beermann. Minden: C.Marowsky. Berlin: Rud.
* Mosse. Hamburg: Haaseustcin L Bogler; Ad. Steiner. Frankfurt a M.: G- L. Daube L Co. Halle a. S.: I. Barck L Co. Bremen: E. Schlotte; Scheller. Elberseld:

W. Thienes. Dortmund: W. Criiwell.

^-108.

Donnerstag, 29. Juli.

1886.

Abonnementseinladung.

Die

Westf. Schaumburgifche Zeitung,
Hageblatt

sür Oeynhausen, Vlotho, Rinteln und Amt Gohfeld,
erfreut sich trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens einer
großen Abonnentenzahl. Auch für die Monate August und
September kann man auf dieselbe abonniren und zwar durch
die Post und die Agenten: Herrn W. Schütz in Oeyn-
havfen, Herrn L. Riemenschneider in Vlotho, Herrn
W. Kern in Rinteln für 1 Mk. frei in's Haus.

Die Expeditiou.

Geschichts-Kalender. »L?

29. Juli.

1546. Kaiser Karl V. spricht über den Kurfürsten von Sachsen
und den Landgrafen von Heffen „wegen Hochverraths an Kaiser
und Reich" die Reichsacht aus.

1588. Seeschlacht bei Calais. Die englische Flotte siegt über
die spanische.

.1796. Dem Beispicle der Fürsten von Württemberg und Baden
folgend, schließt der ganze schwäbische Kreis mit Frankreich
Waffenstillstand und verpflichtet sich zu unbedingter Neutralität.
1806. Einvcrleibung von Wesel inS französische Reich.

1809. Der kühne Tyroler-Führer Speckbacher zerstört unter dem
Donner der französischen Geschütze die Brücke von Brixlegg,
worauf er seine „Kompagniey", an dem glücklichen Ausgang
des Tyroler Aufftandes verzweifelnd, in die Heimath entläßt.
1856. Der Komponist Robert Schumann stirbt.

1866. Bei Seubottenreut wird ein bairischer Truppentheil durch
Truppen der Main-Armee unter Großherzog Friedrich Franz
von Mecklenburg-Schwerin zersprengt. — Jn dcr Nacht vorher
marschirten die badischen Truppen ab und heim, und die in
Baiern stehenden Oesterreicher zogen sich nach Böhmen zurück.

An demselben Tag erhielten die Baiern, nach Ueberlieferung
Würzburgs, den begehrten Waffenstillstand.

1870. Vorpostengefecht bei Saarbrücken. — Napoleon III. über-
nimmt den Oberbefehl der französischen Armee.

1878. Oesterreich-ungarische Truppen überschreiten die bosnische
Grenze.

Devtsches Reich.

Berlin, 28. Juli. (Festkommsrs der Berliner
'Studentensckaft.) Gestern Abend fand in der Phil-
-armonie der FestkommerS der Berltner Stndentenschaft an»
läßlich der bevorstehenden 70. Geburtstazsfeier Professor Or.
GneistS statt und gleichzeitig die Weihr der neuen Fahve der

Untverfität. Ja dem festlich geschmückten Saale stand die
Büste GneistS von den Fahnen der verschiedensn Verbinduvgen
umgeben, vor der Büfte die einzuweihende Fahae. Gneist
uad Rektor Kleinert wurden bei der Ankunft von Chargtrten
uvter Tusch in den Saal geleitet, anwesend waren zaqlreiche
Professoren, daruvter Bsseler, CurtiuS, Dernburg, Bellerwanu
u- s. w. Rektor Kletnert brachte ein begeistert aufgenommenes
Hoch aaf den Kaiser auS. D r Vorsitzende deS AuSschusses
der Studentenschaft hielt die Festrede aus Gveist, woraus
letzterer, uwgebsn von den Chargtrten, vor das oeue Banuer
lral und dasselbe unter Htnwels auf die Anfgaben der jetzigen
akademtschen Jugend weihte unt dem Wunsche, daß dte Fahne
bei jedem gemeiasamen Anstreten der akademtschen Körperschastea
voranglänzen möge. Er schloß mit einem Hoch auf die aka-
demische Jugend. Nach weiteren Redea Dernburgs auf den
AuSschuß, HoffmannS auf Gneist u. s. w. begann die FidelitaS.

— (Ueber den Grund der Entfernung von
Regiernngsvertretern auS der letzten Sitzang deS
HerrenhauseS bei der Debatte deS Antrages
v. Kleist-Re tzow), betreffend beffere Dottrung und größere
Selbständtgkeit der evangeltschen Ktrcke, wurden Aafichten
laut, die theilS unrichtig, theils unvollständig waren. Die
Nichtbetheiligung der Regierung an der Dsbatte, welche auf
etnem Beschluffe deS SlaalsmintsteriumS beruhte, eiklärt sich
dadurch, daß erstens der Antrag, weil auf eine Schärfung
der Parteigegensätze hinauslaufend, gegenwärtig sür inopportun
gehalten wtrd, und daß zweitens die Regterung an dem
Standpunkte sesthält, welchen Fürst BiSmarck bereitS im Mai
1872 im AKgeordaetenhause wie solgt zum Ausdruck gebracht
hat: „Jch kann sür die Regieruvg den Standpunkt wuhren,
daß man von dsr Regierung eineS paritätijchen StaateS nicht
verlangen kann, fle solle konfess ovell vach irgend einer Rtch-
tung auftreten; das kann etne Rsgterung nur dann, wenn sie
eine SlaatSceligton hat, wie wir sie nicht haben." Hiernach
hak der Staat keine Verpflichtung, den Angehörigen irgend
einer Konfeffton Mtitel sür ihre KulmSzw cke zur Verfüguug
zu stelleo. Jn dem paritättschen Staate muß vielmehr prin-
zipiell den Mitgliedern der Religionsgesellschasten die Be
strettnng ihrer kirchltchen Bedürfnisse überlaffen wsrden, zumal
tn Preußsn, wo die ZwangStaufe besetttgt und für die RechtS-
gülrigkeit der Eheichließung die Mitwirkung der Kirche nichl
mehr erforderltch, wo der Austritt aus der Ktrche erleichtert
ist und Niemand mehr staallicherseitS in etne bcstimmte ReligtonS«
gejellschaft htnetn gezwungen werden kann, sondera dte Mtt-
glieder derselben alS freiwillige Theilnehmer anzusehen jiud."

— (Mtvisterial-Verordnung.) ES ist in letzker
Zeit öfterS vorgekommen, daß veu konzesstonirte Apotheker
unmittelbar oder doch vur ganz kurze Zeit nach E-öffnung
ihrer Apotheke diese veiäußert haben. Der preußische Miniiler
der geistlichev und Medtzinal-Angelegeuheiten hat mit Rücksicht
hterauf eine Berordnung unkerm 21. d. M. erlassin, die nach
einer Mittheilung deS „Pos. Tagebl." folgenden Wortlaut
hat: „Auf Grund alleihöchster Ermächtigung beftimme ich
hiermit, unter Abäoderung der dieSseittgen Ctrkularvelfügung
vom 21. Oktober 1846, daß bis zur anderweitigen R gelung

deS Apothekenwesens innerhalb der nächsten zeha Jahre nach
der Errichtung etner neuen Apolheke der Jnhaber der Kou-
zession vhne besondere Genehmigung der Aussichlsbehörde nicht
befugt ist, der Regierung nach Maßgabe der allerhöchsten
Ordre vom 5. Oklober 1846 eine qoattfizirte Person mit dem
Rechte der Nachfolge zu präsentiren; die Regieruvg soll vtel-
mehr, wenn ein Apotheker imierhalb dieser Frift sein Geschäft
aufgeben will, ermächligt sein, die Konzesfion anderweit zu
verleihen. AuSnahmSweise und unter ganz besonderen Um-
ständen wird dem abgehenden Apocheker die Veräußerung ge-
stattet werdeu könuen. Dtes wird indeffen nur nach ganz
genauer Prüfung der obwaltenden Verhältniffe uod uater
Festftellulig von Bediagungen geschehen dürfen, welche den
biShsrigen Jnhaber bezw. defsen Erbe« zwar schadloS halten,
jedoch eine gewiansüchlige Verwerthung der Konzession auS-
schließen. Die Ertheilung der Genehmigung tn allen der-
gletchen Fällen bletbt der Entschließung deS MinisterS vor-
behalten.

— Der „Voff. Ztg." wird auS Brüssel gemeldet, daß
Frankreich die Forderung des Kongostaates aus schiedsgericht-
lrchs Eatscheidung genehmigt hibr. Der schweizer BundeS-
prästdent ist alS SchtedSrichter angenommen.

— Jn dem Festartikel eiaeS fortschrittlichen BlatteS über
das Heidelberger Jubilgum heißt es: „Damit können wir
misercn Rückblick auf dte Universttät Heidelberg schließen; an
der traurigen Berühmtheit, welche auf politischem Gebiete der
Name Heidelberg in sen letzten Jadren gewoanen hat, ist die
Universität unschuidig — uoter den Unterzeichnern des neuesten
Hstdelberger Programms befindet sich unseres W.ffenS kein
etnziger Profefsor der Universität Hetdslberg." Wenn nur
nicht, so bemerkt hierzu die „Post", dieser finstere Schatten
das ganze Fest verdüstert.

— (Deutsch-evangelisches BiSthum iu Jern-
salem.) Nachdem an maßgebender Stelle der Beschluß gefaßt
worden ist, ein eigeneS deutsch.evangeltsches Bisthum zu Je-
rusalem z-i errichten, dürften, wie Lis „N. Pr. Ztg.» berichtet,
beftimmte Maßregeln behufS Etnrichtung deflelben nicht lange
mehr auf sich warten laffeo. VorauSstchtlich wird mit dem
Bau einer Kirche daselbst der Anfang gemacht werden. ES
ist voch in Ecinnerung, daß der türkische Sultan im Jahre
1869 dem Kaiser Wilhelm einen beträchtlichen Theil deS ehe-
maligen Grundbtsitzes deS Johanniterordens zu Jerusalem
zum Geschenk gemacht hatte. Da in jenem Jahre der Kron-
prtnz auf der Reise nach Egypten zur Eiuwethung des Saez-
kanalS auch Konstanttvopel und Jerusalem besnchte, so konnte
er diese nicht unbedeutende Schenkung in Empfang nehmen.
Aaf der dezüglichen Stätte, welche fich alS ein vollständigeS
Trümmerfeld erwies, hatte ehemalS die Kirche Llarin Lutms.
mLgor und ein Hospital gestandev. Einige Jahre spüter
wurde die Aufräumuog des Schutteö und der Trümmer in
Angriff genommen: Geh. Oberbaurath Adler, welcher 1873
zu fachtech»t,cher Untersuchuog des OrteS nach Jerusalem ge-
sandt war, evtdeckte den vvllständigen Grundriß der alten
i Ktrche, auch fand sich noch ei» Säulenstumpf deS dreischiffigen
i GotteshauseS vor, so daß er den Plan deS Gebäudes urischwe^

Älbumblätter.

Die Gestalten und Bilder, welche einmal in die Seele des
Menschen gefallen sind, arbeiten unabläßlich ihn zu leiten; oft
hat er sich gegen ihre Herrschaft zu wehren, in tausend Fällen
folgt er fröhlich ihrem Zuge.

(Freytag.)

Unter den Tannrn.

Novelle von F. von Stengel.

(8. Fortsetzung.)

„O, Moritz, Moritz!« rief fie endlich leidenschaftlich,
„warum bist Du so gut gegen mich, das Findelktnd, daS ja
Ntemand lieben kann? Wetßt Du deun nicht, daß ich heute
wünschte, Du bättest mich nicht gefunden und ich läge seit
Jahren todt in der kalten Erde unter den Tannen?»

„Und warum wünschtest Du dteS?"

„Weil ich glaubte, Du habest mich nicht lieb", sagte fie
fchüchtern, „Du auch ntcht, wte die Andereu."

„Höre m'ch an, Ursula», sagte Moritz ernst. »Dn sagst,
ich vernehme eS heute ntcht zum ersten Male, Niemaud liebe
Dich, weil Du ein Ftndelktnd bist. Glanbe dies nicht, aber
«twaS AndereS lerne und beherzige eS wohl. Die Liebe will
errungen setn durch LtebenSwürdigkeit; laß die Menschen in
Deiven Augen lesen, daß Du ihrer Liebe werth bist, und sie
werden Dich liebev; bringe ihnen ein warm s Herz entgegen,
«nd Du wirst ein gleicheS fiaden. Uvterschiebe Ntemandem
ein schlimmeS Meinen, nvd bald wird auch Niemand an Dir
zweifelu. Man wird nicht mehr sagen: „Wte unschön ist
daS Kind!" wohl aber: „Man liebt fie und vergißt, daß
fle keiue schönen Zügen hat." Die Liebe fragt ja nicht vach
Geburtsschein und Stammtafel, Ursula, weißt Du das nicht?"

Jhr leuchtender Brick war die beredteste Antwort, aber
doch war ein banger Zwetfel in ihr: er steckt ein schöneS,
aber eiri schwereS Ziel, — wird fie eS erreicheu?

Tr errieth dte Frage, denn er sagte: „Ein ervsteS
Wolleu und GotteS Hülfe, dann ist eS leicht!"

Jn den folgenden Tagen kamen viele Besuche von AuS-
wartS, Verwaudte und Freunde deS Hauses, Alle wollten

Moritz vor seiner Abreise noch etvmal fehen, so daß er sür
Ursnla nicht viel Zeit erübrigen, uvd die Werber fie zu kteinen
Dieostleistuligeri veiwenden konnte. Aber er hatte denvoch
eine Stunde gefunden, um sein Bersprechen zu lösen, Ursula
zu dem Rcktor zu führen. Dieser, ebenso wie seine junge
Frau, kamen ihr auf daS Freundlichste entgegen, so daß jedeS
Bangen vor den fremden Menschen schwavd und sie den
küastigen Lehrftunden mit doppelter Freude entgegensah. Be-
sonderS die Rektorin, auS deren sansten Zügen die Seelen-
güke sprach, gewann daS Herz des Ftndelk.ndes beim ersten
Besuche schon.

Zwischen diesem und den Lehrstundsn lagen jedoch noch
harte Tage, böse S unden für daö Mädchen. die noch dazu
erschwert wurden durch die vielen Gäste, verbittert durch die
bloridlockige Schöne mit deu rofigen Wangen und blaueu
Augen, sanst wie der FrühltngShiwmel, die wi« eine Fee
zwisch n den Anderen dahinschwebte, daS sechzchnjährige
Mädchen mit dem seligen Lachen der Juzevd, voll LebenS-
freude, das den Oheim bezauberte, den Be ter wie ein Schmetter-
ling uecktsch umflalterte und alle seine Aufmerksamkeit in Aa-
spruch nahm. Ein anwuthigeS Wesen war es trotz deS
sch ipptichm Zuges um den Mund, des hochmüthigen Auf-
werfevs des KöpfchenS und des eigevsimiigeri „Jch will." Alle
W.lt mußte ihm gut setn, wenn eS auch alle W-.lt ly annisirte.
Der Amimann stellte dte häßliche Pseife iu die Ecke, weil
Adelchen so schön darum bai; Frau Werber re»,ierte nicht
mehr im Hause, Fräulein Avele ve stand AlleS besser; Moritz
machte sich etn Bergnügen darauS, dte Kousine ia allen er-
devklichen Positioven zu zetchnen. DaS Amthaus war ganz
umgewandelt, dte Stadtprinzeffin sührte ein ftrenges Regiment.

Adele'S bezauberndeS Wesen entlockte Ursula nie eia
freuvdlicheS Lächeln, ibre Hand schrrckte vor der leisesten Be-
rührung on ihr zurück, fie allein wtch ihr überall aus. Aber
stnnen machte fie das Findelktnd, nachdenken über das Wort,
das Moiitz gesagt: „Schöaheit tst Seele.« So ist die Seele
ia Adelen's eisigen Blicken, in ihrem kalteu, bohlen Lachen?
Jst Schönheit wtrkltch Seele «nd was tst denn Seele in diesem
Gesichte?

Ja diesen Tagen fragte Adele deu Vetter: „Warum

behaltet Jhr deun iwmer daS Mädchen im Hause? Jch kaun
eS nicht teiden."

„Wie karwst Du sragen?« war die Antwort, »eS ist ja
meiae Pflegetochter, die schickt mrn nicht so weg.«

„Warum nicht? Gisb fie in's WaisenhauS, da gehört
sie eigentlich ja hin."

„Adele, Du denkft den Gedanken nicht, Du selbst würdest
eS gewiß nicht thun.«

»Jch, nein! Denn ich hätte mir kein Findelkind bei-
gelegt", lachte sie.

„Wte tre» Du Deiuen Abneiguogeu bletbst!" sagte
Moritz. „Weißt Du noch, wie Du als kleines Kind nach dem
Ftndling schlugst uvd riefst, ich solle ihn wieder in den Wald
ttagen?"

„So?" entgegnete sie gleichgiltig. „Du sichst», fügte
fie dann lachend bei, „ich hatte damalS schon einen sehr auS-
geplägten Schönheitssian. Warum nahmst Du auch kein
hübschereS Findelkind?»

„Zeit wann wählt wan denn Findelktnder?» erwiderte
er scherzend; „hätte ich übrigevS geahat, daß Ursula Dir ein
Dorn im Auge tst«, fügte er in einem halb strafenden Tone
bet, „wer weiß, ich hätte fie am Eade damalS unter deu
Tannen liegen lassen.«

„Nein", sagte Adele, seinen AuSdruck nicht bemerkend,
,,da« hättest Du nicht gethan, denn Du thost mlr uie etwaS
zu Gefallen, sonst schicktest Du das Mädchen fort."

DieseS Mal entging ihr sein vorwurfsvoller Blick nicht,
allein fie wollte ihn nicht verstehen, denn sie fügte bei: „WaS
kümmert mich übrigenS daS einfältige Ding! Jeder hat seinen
Geschmack; ich ftreite mit Keinem.»

Envlich war der Tag von Moritz' Abreise da. Ursula
war wte im Traum und die Abschiedsworte klangen bald nur
noch in ihr wie ein nie verhallendeS Echo: „Sei gut, Ktnd,
uvd laß mtch GuteS von Dtr hören, schreibe mir oft uud er-
zähle mir Alles.«

Aber auch Adele'S Worte tönten lange in ihr nach:
„Mußt ihm ja recht viele Brtefe schreiben, damit er Deiu
schöneS Gesicht uicht vergißt!"

(Fortsetzung folgt.)
 
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