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Süddeutscher Rundfunk / Sinfonieorchester; Universität Heidelberg [Contr.]
Festkonzert: Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Leitung: Karl Münchinger : Freitag, 17. Oktober, 20 Uhr, Kongreßhaus Stadthalle Heidelberg : ein Beitrag des Süddeutschen Rundfunks zur 600-Jahrfeier der Universität Heidelberg — Heidelberg: Ruprecht-Karls-Universität, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.70672#0005
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Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 100 G-dur
1790 starb Fürst Nikolaus I. von Esterhazy, genannt der “Prachtliebende“. Sein
Nachfolger, Fürst Anton, löste die Hofkapelle auf und honorierte Haydns
langjährige Verdienste mit einer großzügigen Pension. Haydn war frei und siedelte
in sein geliebtes Wien über. Von allen Seiten umwarb man ihn. Haydn entschied
sich, mit dem Konzertunternehmer Salomon, der ihm glänzende Bedingungen
vorgeschlagen hatte, nach England zu reisen.
Am 2. Januar 1791 traf Haydn in England ein. London bereitete dem Komponisten
einen triumphalen Empfang. Täglich erschienen in der Presse spezielle Nachrichten
über das Wohlergehen des hohen Gastes, der englische Hof empfing ihn, die
Universität Oxford verlieh ihm den Ehrendoktor.
Zwölf großartige Sinfonien sowie die Oratorien “Die Schöpfung“ und “Die
Jahreszeiten“ waren die Frucht der Londoner Jahre.
Für jeden seiner beiden England-Aufenthalte schrieb Haydn sechs Sinfonien, teils
in London selbst, teils in Wien schon vor oder zwischen den Reisen. Die Sinfonie
Nr. 100 entstand teilweise noch in Wien vor Antritt der zweiten England-Reise und
Anfang 1794 in London. Die Uraufführung in den Hanover Square Rooms am 31.
März brachte Haydn einen weiteren Triumph in der Reihe seiner Erfolge: Die
Sinfonie mußte im nächsten Konzert, das eine Woche später stattfand, wiederholt
werden.
Das Orchester, das Salomon Haydn zur Verfügung stellte, bestand aus ungefähr 40
Musikern. Nähere Informationen gibt das Tagebuch der Charlotte Papendiek,
deren Gatte der königlichen Familie Musikunterricht erteilte: “Das Orchester
wurde nach einem neuen Plan aufgestellt. Das Pianoforte war in der Mitte, jeweils
am äußeren Ende die Kontrabässe, dann auf jeder Seite zwei Violoncelli, dann zwei
’Tenors4 oder Violen und zwei Violinen und in der Höhlung des Klaviers ein Pult
auf einer hohen Plattform für Salomon mit seinem Ripieno. Dahinter, zu einer
Spitze an beiden Enden sich verjüngend, waren alle diese Instrumente doubliert, so
daß sich die für ein volles Orchester notwendige Zahl ergab. Noch weiter hinten,
stark erhöht, waren die Pauken und an beiden Seiten die Trompeten ...“ Haydn
selbst “präsidierte“ am Pianoforte oder Cembalo, wobei er das erstere offenbar
bevorzugte.
Am 9. April berichtete “The Morning Chronicle“ unter der Überschrift “Salomons
neuntes Konzert“: "... eine andere, ebenfalls neue Sinfonie von Haydn wurde zum
zweiten Mal aufgeführt. Und der Mittelsatz mußte ebenfalls wiederholt werden.
Encore, encore! erklang es von allen Plätzen. Es ist die Schilderung einer Schlacht.
Der Marsch der Soldaten, das Getöse der Waffen, die Schreie der Verwundeten und
das Donnern der Geschütze, nur er allein [Haydn] kann uns all diese Wunder so
effektvoll aufzeigen.“

Guido Barth
 
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