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Frankfurt vor der Revolution
Auf sieben Hauptstraßen verlief der Warenverkehr von Frank-
furL). Es waren: 1. die Straße mainaufwärts und rheinabwärts
(Bayern-Holland); 2. die Straße nach Norden in der Richtung
Friedberg durch die Wetterau (Kurhessen, Hannover, Hansestädte-
Süddeutschland); 3. die Straße nach Leipzig (Verbindung von West-
und Ostdeutschland); 4. die Bergstraße nach Heidelberg und dann
neckaraufwärts (Verbindung mit Schwaben); 5. die Spessartstraße
über Aschaffenburg und Miltenberg (Verbindung mit Nürnberg,
Augsburg, Italien); 6. die Straße nach Mannheim rheinaufwärts
in die Schweiz; 7. die Straße durch die Pfalz nach Frankreich.
Die Frachtfuhren, die aus allen diesen Richtungen in Frank-
furt zusammentrafen, bestimmten das Straßenbild der Stadt.
Der Fuhrmann war in der Frankfurter Fahrgasse der erste und an-
gesehenste Gast. Noch heute existiert dort ein Gasthaus, das den
Namen Haferkasten führt. An dem früheren Bau waren außen
nach der Straße hin Haferkästen angebracht zur Fütterung der Pferde.
Stolz, mit der Peitsche knallend, pflegten die Fuhrleute neben
den schwer beladenen riesigen, mit großer Sackleinwand überspannten
Wagen (hundertfünfzig Zentner war die größte Last) in der Stadt
einzuziehen. Sie hatten ihre überlieferte Kleidung: blaue Kittel,
farbige Tuchwesten mit Metallknöpfen, Kniehosen, Gamaschen,
nägelbeschlagene Schnürschuhe, ein geblümtes Wollentuch um den
Hals. Änf viel gebrauchten Routen vermittelte ein bestimmter
Fuhrmann die regelmäßige direkte Verbindung — so war der
Stuttgarter allgemein in der Kaufmannswelt bekannt, und man
wußte das Gasthaus, wo er einzustellen pflegte. Auf anderen
Strecken mußten auf jeder Station neue Pferde gemietet werden.
Viele der Gasthäuser Hatten ihre Namen von der Heimat der
hauptsächlich dort verkehrenden Gäste, zum Beispiel: Augsburger
Hof, Stadt Antwerpen, Nürnberger Hof, Stadt Kassel.
Die Verfrachtung der Güter, welche die Stadt verlassen sollten,
geschah durch die sechs dem Senate vereidigten Güterschaffner.
Je drei waren für die Nord- und Südrouten bestimmt. Sie ver-
teilten an die Fuhrleute die aufgesammelten Güter^). Die Taxe
betrug fünf Silbergroschen für den Zentner. Einer der Schaffner
überwachte das Aus- und Einladen, das nur durch die streng zünftig
y Vergleiche: Über das Wesen des Handels von Frankfurt am Main
(Beilage zum Listschen Zollvereinsblatt 1843).
-) Die großen Speditionshäuser bedurften dieser Vermittlung nicht, sondern
verkehrten direkt mit bestimmten Fuhrleuten.
Frankfurt vor der Revolution
Auf sieben Hauptstraßen verlief der Warenverkehr von Frank-
furL). Es waren: 1. die Straße mainaufwärts und rheinabwärts
(Bayern-Holland); 2. die Straße nach Norden in der Richtung
Friedberg durch die Wetterau (Kurhessen, Hannover, Hansestädte-
Süddeutschland); 3. die Straße nach Leipzig (Verbindung von West-
und Ostdeutschland); 4. die Bergstraße nach Heidelberg und dann
neckaraufwärts (Verbindung mit Schwaben); 5. die Spessartstraße
über Aschaffenburg und Miltenberg (Verbindung mit Nürnberg,
Augsburg, Italien); 6. die Straße nach Mannheim rheinaufwärts
in die Schweiz; 7. die Straße durch die Pfalz nach Frankreich.
Die Frachtfuhren, die aus allen diesen Richtungen in Frank-
furt zusammentrafen, bestimmten das Straßenbild der Stadt.
Der Fuhrmann war in der Frankfurter Fahrgasse der erste und an-
gesehenste Gast. Noch heute existiert dort ein Gasthaus, das den
Namen Haferkasten führt. An dem früheren Bau waren außen
nach der Straße hin Haferkästen angebracht zur Fütterung der Pferde.
Stolz, mit der Peitsche knallend, pflegten die Fuhrleute neben
den schwer beladenen riesigen, mit großer Sackleinwand überspannten
Wagen (hundertfünfzig Zentner war die größte Last) in der Stadt
einzuziehen. Sie hatten ihre überlieferte Kleidung: blaue Kittel,
farbige Tuchwesten mit Metallknöpfen, Kniehosen, Gamaschen,
nägelbeschlagene Schnürschuhe, ein geblümtes Wollentuch um den
Hals. Änf viel gebrauchten Routen vermittelte ein bestimmter
Fuhrmann die regelmäßige direkte Verbindung — so war der
Stuttgarter allgemein in der Kaufmannswelt bekannt, und man
wußte das Gasthaus, wo er einzustellen pflegte. Auf anderen
Strecken mußten auf jeder Station neue Pferde gemietet werden.
Viele der Gasthäuser Hatten ihre Namen von der Heimat der
hauptsächlich dort verkehrenden Gäste, zum Beispiel: Augsburger
Hof, Stadt Antwerpen, Nürnberger Hof, Stadt Kassel.
Die Verfrachtung der Güter, welche die Stadt verlassen sollten,
geschah durch die sechs dem Senate vereidigten Güterschaffner.
Je drei waren für die Nord- und Südrouten bestimmt. Sie ver-
teilten an die Fuhrleute die aufgesammelten Güter^). Die Taxe
betrug fünf Silbergroschen für den Zentner. Einer der Schaffner
überwachte das Aus- und Einladen, das nur durch die streng zünftig
y Vergleiche: Über das Wesen des Handels von Frankfurt am Main
(Beilage zum Listschen Zollvereinsblatt 1843).
-) Die großen Speditionshäuser bedurften dieser Vermittlung nicht, sondern
verkehrten direkt mit bestimmten Fuhrleuten.