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Vasari, Giorgio; Schorn, Ludwig [Editor]; Förster, Ernst [Editor]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (2. Band, 2. Abtheilung) — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.61623#0247
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Domenico Ghirlandajv.

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ähnlich gerühmr. In der zweiten Abtheilung ist die Geburt
der Madonna, ein Bild, welches Domenico mit großem Fleiß
ausführte. Unter andern merkwürdigen Dingen brachte er in
der Perspective ein Fenster an, durch welches Licht in das
Zimmer fallt, und zeichnete dieß so gut, daß es jeden tauscht,
der es ansieht. Die heilige Anna liegt im Bett und einige
Frauen kommen sie zu besuchen; andere baden mit vieler Sorg-
falt die Madonna, tragen Wasser zu und bringen die Windeln,
eine in dieser, die andere in jener Weise geschäftig, während
das Kindlein auf den Armen einer Frau liegt, die es durch ihr
Lächeln zur Freundlichkeit bringt und dabei überaus viel weib-
liche Anmuth zeigt; in ähnlicher Weise sind viele andere Em-
pfindungen in jeder Figur ausgedrückt. Im dritten Bild,
dem ersten in der vbern Abtheilung, sieht man die Jungfrau
die Stufen des Tempels hinaufsteigen; im Hintergrund ist
ein Gebäude, welches sehr täuschend zurücktritt, und eine
nackende Gestalt, welche damals, wo man dieß nicht oft sah,
sehr gerühmt wurde, obgleich sie nicht so vollkommen ist als
die, welche in unserer Zeit gemalt werden. Neben diesem
Bilde ist die Vermählung der Madonna; hierin zeigte er den
Zorn einiger Freier, die sich Luft machen, indem sie die
Stäbe zerbrechen, welche nicht gleich denen Josephs grün ge-
worden sind. Die Figuren dieses Werkes sind reich und man-
nichfaltig und in einem passenden Gebäude vertheilt. Im
fünften sieht mau die Könige nach Bethlehem kommen, von
einer großen Anzahl Menschen, Pferde, Dromedare und
andern Dingen begleitet; ein sehr schön geordnetes Gemälde,
und daneben, im sechsten ist des Herodes grausamer Kinder-
mord, eine gedrängte Masse Frauen, von Soldaten und Pfer-
den getrieben und gestoßen, sicherlich das beste von allen seinen
Bildern, da es mit Urtheil, Geist und großer Kunst ausge-
führt ist. Man erkennt den boshaften Willen derer, welche
Herodes gesandt hat: ohne nach den Müttern zu schauen, tödten
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