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Klimt, Gustav; Moser, Koloman; Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Editor]; Wiener Secession [Editor]
Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs, Secession Wien: Kollektiv-Ausstellung Gustav Klimt: XVIII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs, Sezession Wien, Nov. - Dez. 1903 — Wien, Nr. 18.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.38735#0012
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Als echtem Künstler genügte ihm dies nicht. Feinfühlig
und leicht erregbar, nahm er, was die modernen Bestrebun-
gen in ihrem Werdekampfe an flüchtigen Einfällen wie an
bestimmendem Dauerhaften zeitigten, in sich auf und ge-
staltete dies kraft seiner überzeugten Persönlichkeit und seines
individuellen Geschmackes zu Eigenem um. Als dekorativer
Künstler von ausgesprochenem Stilgefühl ging er den Weg
von feinsinnig beobachtender Naturwiedergabe zur zielbe-
wußten Benützung der Naturprobleme für bestimmt gestellte
Aufgaben.
Sein früh und reich erworbenes Können läßt ihn nie im
Stiche; nie dilettantisch, erfreut die Meisterschaft in seinen
Studien, in den spielenden kleinen Arbeiten jeden Kenner und
verbindet sich diese Meisterschaft mit einem eigenartig tiefen
Denken, wenn es gilt, große Aufgaben zu bewältigen. An die
großen Probleme des Lebens tritt er selbständig und kühn
heran, entlockt ihnen, was ihm als Maler reizvoll erscheint,
und gibt diesem den Stempel seiner Eigenheit. Immer nur
Maler, der ganz mit den Mitteln seiner Kunst arbeitet und
nur durch diese wirken will, dringt er doch zur Tiefe, zum
Ursitz der schöpferischen Tätigkeit, gibt also auch dem nur
Denkenden reiche Anregung.
So ist Klimt als gestaltender wie als philosophierender
Künstler für monumentale Aufgaben geradezu berufen und
wie eine grausame Ironie klingt es, wenn man vernimmt,
daß sich ein Kampf um seine großen Arbeiten entsponnen
hat, daß Bestrebungen vorhanden sind, Werke, denen ein
Ehrenplatz in der Geschichte österreichischer Malerei ge-
bührt, von der Stelle, für die sie geschaffen wurden, zu#ver-
drängen. ERNST STÖHR.

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