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lNarke einer Lchuhfabrik.

Aus tz. Strökl's „Schlltzmarken".
(vgl. S. 7.)

xolirtes Nnßbaumholz mit maßvoller Ausstattiing durch eingeschnittene
Goldoruarnente; den vollendeten Fournierstil des Rococo mit ge-
schwungenen xolirten Flächen und aufgesetzten lNessing-Vrnamcnteu
(von bemalten Porzellanblättchen nnterbrochen) zeigt ein 5alonmobiliar
von A. Meyer-Dresden.

Unter den einfacheren Nöbeln sei5. 5chnellers kleines 5tubchen
an die 5pitze gestellt, schon deßhalb, weil die lsolzdecke desselben ein Meister
stück feiner Farbenharmonie ist. N)ie aus den hiezu gehörigen Alöbeln,
denen sich noch mehrere bemalte in einfachem Rococo anschließen, so
spricht auch aus jenen von lv. Iung eins solide 5chlichtheit und cnt-
schiedene Ablehnung alles jdrotzenhaften: mau kaun aus diesen 5tücken
lernen, wie man einfach und doch geschmackvoll, vornehm möblirt.

Dahin gehören auch das behagliche Mohnzimmcrcheu von I.
Zugschwerdt, das Buffet mit Wandvertäfelung von L. lsingerle,
ein 5chreibtisch von M. Uemmer, ein anderer in englischem 5til vou

P. Bertenbreiter, die Uindermöbel
von F. X. lVagner und von E.
5 chapeIl, die 5chlafzimmermöbel von
A. Blaschko, namentlich aber das
5peisezimmer-!Nobiliar von A. 5i egel,
welches trotz mancher5chwere mit künst-
lerischem Geschick und handwerklich
tllchtig (namentlich auch im Vrnamcnt)
gemacht ist. — Mit größereu Nöbel-
stücken sind feruer vertreten: j). Düm m-
l e r (Wohnzimmermobiliar), I. Fichte
(5chrank und Bett), A. Niebler
(Tisch, Buffet), Aarl Lppe (Bücher-
schrank), Gg. Aronenbitter (prächtig
behaglicher Ledersessel); dem Gebiet
des Tapezierers gehören die Wohn-
zimmermöbel von Lhr. Bauer und
von Ign. Roos an.

Von kleinerem Mobiliar hatte Ant. Pütterich einige hübsch
geschnitzte und zum Theil bunt bemalte 5piegelrahmen in Rococo ge,
liefert, — A. Blaschko mehrere 5chlüsselkästchen, — 5. ksartmann
einen zweitheiligen, mit guten bsolzbrandfüllungen versehenen lvind-
schirm (Louis XVI.), — I. Iagem aun, Uhrgehäuse der verschieden-
sten Art, — p). 5 t o tz - Stuttgart, Aästchen mit Wismuthmalerei, —
Ant. Müller zwei reizende, seiu geschuitzte Rococo-Tonsölchen.

Die dekorative Plastik mußte sämmtlichcn Räumen ihre Dieuste
in mannigfacher Beziehung leihen; aber sie tritt anch vielsach selbst-
ständig auf. Die reizenden Drchestergruxpen von Professor Perron
und L. Fischer, das entzückeude ksandtuchweibchen von G. L. 5and-
Fraukfurt, das Mllnchener Aindl von Fr. 5chn eider, die geschintzten
5tatuetten von L. Aorn sind zwar längst bekannte, abcr stets wieder
begehrte 5tücke; dazu kommen eine Reihe von polychromen 5tatuetten,
Büsten rc., z. B. cin allerliebster Bauernjunge von Lj. Ueberacker
(Büste), eine lustige Gebirglerin von L. Barth, eine sehr nette, als
Vpferstock gedachte Aindergruxpe vou G. Busch. Line stattliche Reihe
pol^chromer Bildhauerarbeiten hat Felix Nann-^ zur vorsührung ge-
bracht; er versteht es, bei seinen Abgüssen die Vberfläche des Vriginals

— sei es Bronce oder Ularmor, glänzend oder matt — so vortrefflich
in Farbe und Aorn nachzuahmen, daß die Täuschung eine vollkommene ist.

von all den tausenderlei Geräthen, welche sich in diesen Tagen
im Aunstgewerbehause aufgehäuft haben, auch nur eincn kleinen Theil
anzuführen und ihren Meistern gerecht zu werdeu, ist ein Ding der
Unmöglichkeit; doch müsseu wenigstens noch einige Arbeiten hervor-
gehoben werden. Zunächst die Schmiedeisenarbeiten. Die größte Arbeit
dieser Art war das nach Frankfurt gekommene Treppengeländer von
R. Airsch, welches mit Alumiumbronze montirt ist. Außer einem
Blumentisch brachte G. Schäfer (früher bei R. Lotze) einen in
Lisenblech getriebcnen Aamineinsatz (Rococo), eiue sehr flotte Arbeit.

— <L. Stumxf hatte eine äußerst originelle Lassette gebracht, deren
durchbrochenen IVände ans dünnem Rundeisen geschmiedet ivaren —
bald Durchsteck-, bald Schweißarbeit; großes Lob verdiente auch j).
Aölbl's Uhrgehäuse sammt Armleuchtern. Die beliebten geschmiedeten
Roscn waren mehrfach vertreten an Bilderrahmen (v. R. Schmid),
an Tischglocken (j). Aölbl), an Blumenvasen, Uhrgehäusen (R. Airsch).
L. Schwarzenberg's waffen, zu welchen auch das reizendc Modell
eines Turnier-Ritters zu Pserde gehört, gaben einen trefflichen Schmuck
für die Trexxenwand.

Unter den Bronzen ist uns als neu ausgefallen ein Papiermesser
von I. Mack, sür einen Iagdliebhaber: Der Griff aus Geweih, die
Alinge mit eingeätztem Iagdfries. I. Lichtinger's Zinnwaaren
behauxten noch immcr ihren hohen Standpunkt; unter seinen Neu-
heiten, die meist noch die kunstreiche Lsand A. Seder's verrathen, ragten
besonders zwei Nantilusblumengefäße hervor, deren Iinnfassung auf
hohem Delphinensuß ruhte. -

Ziemlich isolirt steheu j). Attenkoser's Lederschnittarbeiten
da; eine seiner trefflichsten Arbeiten ist ein Titeleinbaiid mit der Dar-
stellung David's und der vier Lvangelisten.

Daß der Malerei in dem Aunstgewerbe vou heute eine bedeutende
Rolle zugewiesen sein muß, geht schon aus dem Lingangs erwähnten
Farbenbedürfniß unserer Zeit hervor; sie tritt deßhalb auch in ganz
weitgehender, oft beherrschender weise an dcn vcrschiedenstcn Geqen-
ständen auf, besonders häustg in der ge-
wöhnlichen Delfarbentechnik, in welchem
Fall sich diese „Bilder" meist nur von andern
Velgemälden durch den Malgrund unter-
scheiden. Dahin gehören die gemalten Tam-
bnrine von M. Lhrler, Nikitin, v.

Llesius, die von innen gemalten Glas-
vasen von I. Tccklenborg, V. Tein-
turier und ein in seiner ksöhlung auf Gold-
grund bemalter Arbeitskorb des tetztern;

Blumen bildcn zumeist den Gegenstand der
Darstellung und wir stnden dieselben auch
auf Stoffen, z. B. auf einem weißen Atlas-
kissen von v. Bertha, auf einer Arbeits-
tasche von Tcinturier u. A. Mit
größerem Recht tritt diese Velmalerei da
auf, wo sie wirkliche Bilder vorführen will 5chutzmarke für Nähgarn.
und dieselben in den Dienst des Aunst- s^,Schutzmarkcn .

gewerbes stellt, z. B. an dem windschirm

von k). Schnell; derselbe zeigt ini Mittelfeld das bayerische kvappen,
in den Seitenfeldern symbolische Darstellungen von Aunst und kvissen-
j^hast -— im Lharakter dcr Malercicn vou jdeter Landid uud Lhristoxh
Schwarz (Lnde des ;s. Iahrhunderts).

Lntschiedener im Dienste des Aunstgewerbes und seinen Forder-
ungeii sich fügend, erscheint die Malerei z. B. bei den keramischen und
bei den Glasmalereien; von ersteren seien die des Ateliers von M. v.
kjeider, I. Deininger, R. Alemm-Dresden, — von letzterem
ein schwungvoll gezeichnetes Rococofenster — L. de Boucho genaunt.
(Bei dieser Gelegonheit darf wohl auch der großen Fenster gedacht
werden, welche F. F. Zettler kürzlich sür die Stiftskirche zu Berchtes-
gaden fertig gestellt hat.)

In xrimitiver Behandlung und doch mit trefflicher kVirkung findet
sich eine Art von Malerei an den Zimmer- nnd Aücheugeräthen von
I. Lotze, bei welcher die Aeichnung stilisirte Blumen rc. darstellt,
welche mit Farbe ausgefüllt sind, — eine einfache, aber dem unter-
geordneteu Iweck der Geräthe völlig entsxrechende Verzierungsweijc.

Ist schon die ksereinziehung der höheren Malerei in den sxeziellen
Dienst des Aunstgewerbes größtentheils eine Domäne der Damen, so
herrschen diese fast ausschließlich im Gebiete der Textilkunst, soweit es
sich um ksand- oder Nadelarbeit handelt. Feine kjalskragen und
Spitzentaschentücher hatte die Spitzenklöxpelschnle in Schneeberg
in Sachsen gebracht. Die Zahl der Stickereien uud anderer Nadel-
arbeiten ist aber eine so gewaltige, daß die kvahl schwer wird; Aissen,
namentlich kleine Aopfkissen spielen dabei cine kjauxtrolle. Iu Farbe
und Material besonders entzückend ist ein solchcs von Frau kj. Lossow;
andere, etwas einfachere, rühren von Frl. k). kVeishaupt u. A. her.
Line Schlummerrolle von Frau 5. Schcls in weiß mit jdlattstich und
Durchbruch zeugt von feinem Geschmack; während die kkerarbeitung
blauer, gelber und rother Ligarrenbändchen zu solchen Aissen, wie wir
sie bei Aissen von Frau V. putz finden, wohl mehr Modesache rst.
Dagegen sind zwei größere (Sopha-)Aissen von A. Ehrl ganz her-
vorragende Leistungen, sowohl nach Geschmack wie nach Technik; bei
allem Reichthum der Zeichnung überschreitet deren Dekoration doch nic
die für eine Flächo geltenden Stilgesetzr. Line ganz eigeuartige Tech-
nik weiscn mehrere Polster-Schoner von L. kveihrauch auf: einc
Stickerci in buntcn, dicken Lhenillen auf einem weitmaschigen weißen
Netz; anf einfarbigen Stoff gelegt sind diese farbcnprächtigen, glän-
zenden Deckchen stets von unsehlbarer wirkung. 6.

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