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Bruchstückc aus cincm Festzug: rsandwerkergruppe und Festwagen, das „Aunstgewerbe" darftellend.

Nach eineni Lntwurfe von j)rof. Lerd. Bartb.

Das altc Faleria kat niit seiner Nekropole und den aufgedeckten
Tempelresten (die mit den Funden in Alatri zn dcn ersten ihrer Art
-— des etruskischen Tempelbaues — gehören) dem llluseum aber kost-
bareres Alaterial geliefert und uns eincn weiteren Linblick in die
Aultnr und die Geschichte, die Entwickclung der Aunst, der Industrie
und des Lsandels jener Gegend erösfnet, der etwa den Ieitraum von
fünf Iahrhunderten, vom 8. bis ö. vor Lhrist. umfaßt. (Faleria
wurde v. Thr. durch die Aonsuln <D. Lutatius und A. Nlanlius
zerstört.) <Ls fehlt der Raum, hier auf alle diese Linzelheiten ein>
gehen zu wollen, wie die Gräberstätten zunächst der Nlauern der
älteren Tpoche angehören, als die weiter entfernt liegenden Gräber,
die hier in ^saleria fast ausschließlich aus mehr oder wcniger ge-
räumigen Aammern bestehen, in deren Wände die Grabnischen, oft
in großer Anzahl (bis 28) übereinander eingelassen sind. bfier finden
wir die den sterblichen kfiillen beigegebenen Gegcnstände in Bronze
und Gold, die Schnallen, Armbänder, Sxiralen, Aetten nnd Ringe
und namentlich Thongefäße, von größter verschiedenheit und viel-
seitigkeit, vom einfachsten und rohestcn Produkt aufsteigend und bald
roth, bald dunkel und in der späteren Zeit in den Formen und im
Vrnamcnt an die in Lcrvetri, Preneste u. a. G. gefundenen Netallgefäße
erinnernd, größtentheils wohl Imitationen solcher vorbilder, hie und
da wohl auch phönizische oder griechische Jmportwaare. Auch letztere
beeinslußt die zahlreichen bemalten Gefäße mit schwarzen oder rothen
Figuren, von oft staunenswerther Sorgfalt der Zeichnung und Schön-
heit der Romposition; auf Linzelheiten der ja in allen Sammlungen
wiederkehrenden oder doch ähnlichen Darstellungen aufmerksam zu
machen, miissen wir hier verzichten — wir erwähnen nur noch, daß
auch eine schöne Serie von Gefäßen mit Reliefdarstellungen und solche
übersilberte den Werth- der Sammlung des Museums erhöhen.

Die den aufgedeckten Tcmpeln von Faleria (Lelle und Scasato)
angehörcnden Reste architektonischer verziernngen in gebranntcm Thon,
Stirnziegeln, Bckrönnngen, Gesimsstücke und Bckleidungsplatten ähneln
in Allem den seinerzeit in Alatri gefundeneu Stücken (siehe Aentral-
blatt der Bauverwaltung ^880, Nr. 2t/22). Die in zahlreichen Lxem-
plaren vertretenen Stirnziegeln zeigen dieselbe weibliche, geflügelte
Figur mit Urone und herabhängendem kfaar, die kfände zwei wcib-
lichen Panthern reichend, die sich gegen Sie falteureiche Gewandung
stemmen — nur stnden wir hier gewisse Unterschiede in der Bildung
der Llügel und eine feinere Linienführung in den Thicrkörpern, so
daß der ganze Ziegel eine ungleich schönere Silhouette bekommt wie
der von Alatri. Die zweite, mit dieser in alternirender Reihe auf-
gestellte Form zeigt eine männliche, geflügelte und bärtige Figur mit
xhrygischer Ulütze und herabhängenden Locken, in kurzem Gewand

und mit Fackeln in den ksänden, und beide Formen haben zum Theil
noch, wie anch die sonstigen Gesimsstücke und jdlatten dies voll-
ständigcr thun, die ehemalige Bemalung. von hohem Reiz, vorzüg-
licher Arbeit und Ulodellirung sind die zwischen den Tempelresten ge-
fundcnen, gleichfalls bemalten Terracottafiguren (vom Giebel), resp.
leider nur deren Fragmente — sie gehörcn nnstreitig zum Besten,
was aus der hcllenistischen Lpoche an Terracottcn bekannt, so nament-
lich die weibliche, fast lebensgroßc Figur und der Torso eines nach
obcn blickcnden Iünglings, ein Kopf u. A. m. A

Lin klcincs Gcmach im t- 5tock birgt auch die dem Gräber-
fund von Todi angehörenden Gegenstände in Bronze und Terracotta
Spiegel, Ghrgehäuge, kfalsschmuck u. s. w. Zu erwarten haben wir
in nächster Zeit die Aufstellung der Ausgrabungen von Alatri, Pale-
strina n. A., wie eine vollständige Rekoustrnktion des vorerwähnten
Tempels von Scasato, die im kfofe des Nuseums ihren Platz finden
soll, der einst, zu Zeiten des xäpstlichen Banherrn, inmitten einc
mächtige Porxhyrschale mit der den Schwan haltendcn venus anf-
nahm, „eine sehr schöne und sehr seltene Sache", wie Bartolomeo
Amannati schreibt, nnd ein weiterer Schmuck zur Vervollständiguug
dcs achten Weltwunders, wie die villa von Andern genannt wurde.

So ist die Villa Dapa Liulio, dauk der Znitiative des Ninisters
Boselli, endlich glücklich der verwahrlosung entrissen — inöchte doch
dieses Schicksal auch einmal die dem Ruin so ganz entgegengehende
Villa tVlaäama trcffen, wie es andererseits durch die Linrichtung zum
Vluseo narionuls nun auch den Thermen Diocletian's zu Theil wird,
die Nlichelangelo's Umbau noch geschout, Vauvitelli's Aenderungen
schon verderbt haben.

Die den bfof des unter Pius IV. in den Ruinen der mächtigsten
römischen Badeanlage begründeten chemaligen Karthäulerklosters nm-
zichenden und längst vcrmauerten Bogenhallen und die oberen Räume
bergen nun die inncrhalb des Weichbildcs der Stadt geinachten Funde,
Statuen in Brouze und Nlarmor und sonstigem kostbaren Gestein,
wie sie öffentliche Gebäude und privatbauten verherrlichten, Illosaiken,
und Stucke von unverglcichlichcr Schönheit, dekorative Mandmalereien,
Znschriftstcine u. A. m.

Schon im Jahrc Z879 wurden bei den Arbeiten der Tiber-
regulirung durch Umgrabcn cines Theiles der nahe Donte Lisro am
rechten Ufcr gclegencn Garten der Farnesina die Reste eines an
Wänden und Wölbungen mit trefflichen Ulalereien und Stuckirungen
geschmückten altrömischen jdatrizierhauses aufgedeckt, und daueben oie
Residenz einer gewerblichen Genossenschaft colleAÜ-libsri-patris-sr-
mercuri-nsKotisnlium - cellarum - vinariarum - novae - et - arrunrianae -
 
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