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Bruchstück aus eiuem Festzug: Festwageu mit Lmblemen des Runstgewerbes.

caesari5-u. mit deu angrenzendeu Ivciukammern, in denen sich noch
eine Nenge von lvcingefäßen vorfaud. Auch fand sich noch inner-
balb der Aureliansmauer iu bestem Zustande der Lrhaltung ein
Familiengrab eines Laius 8ulpicius vlatorinus mit eiuer Reihe reich
ornamentirter Aschenurnen, cine etwas überlebensgroße weibliche
Porträtstudie in Marmor, wie der feine Aopf eiucs Mädcheus, eine
sttzende Figur dcs Aaisers Tiberius u. A. m. Alles das, wie schon
erwähnt, schon frllher einmal im Ivlussum Tiberianum gesammelt,
finden wir jetzt hier aufgestellt. von höchstem Interesse siud die
etwas verschiedenwerthigcn, doch im Ganzen sehr schön durchgefllhrten
und oft namcntlich in der Farbe sehr vornehmen Ivandmalereien,
so eine weiße, eine rothe und eine schwarze wand, die Fläche da
durch zierliche 2änlchen getheilt init sestonstragenden Lariatyden
obenauf, dort in strengerer architektonischer Theilung in Felder und
Nischen und in zum Theil xersxektiver Lonstruktion, und dort wieder
in dic gemalte Säulen- und Pilaster-Architektur ganz reizvolle figür.
liche Stücke, häusliche und Liebesszenen u. A. m. eingesetzt. Sie sind
seitdem so oft schon beschrieben worden, daß wir uns init diesen An-
deutungen begnügen müssen, nnd stnden stch bei ksiax, iVlouuin. XI,
tav. 44—48, XII, tav. ;—8 tresflich publizirt.

Nkit diesen Malereien wetteifern die Stuckirungen der einst die
Räume iiberspannenden Tonnengewölbe, von einer sabelhaften vir-
tuosität in der Behandlung uud erstaunlicher Phantasie, aus freier
ksand in die cinfache Feldertheiluug ziemlich slach aber genial hin-
modellirt, nur die Lontouren vorher in den weichen Stuck eingeritzt,
frisch und keck und lebendig, niemals schabloneuhaft und handwerks-
mäßig, höchst interessant auch in den architektur-landschaftlichen
ksintergründen, brillant in einzclnen Figuren, in Allem die be-
kannteren Decken der Latinergräbcr übertreffend.

Wir übergehen die dort noch aufgefundenen kleineren Bronzen
und Glas- und Thongesäße u. A. in. und wenden uns den Fußboden-
Nkosaiken zu, die in den verschiedensten Nlnstern vorhanden sind, doch
auch in köstlichen Darstellungen, so namentlich gut und naiv das nur
in schwarz und weiß gehaltene Stück init der Flußjagd auf Aro-
kodile, die zierlichen bunten Tafeln init den Fischen und Fasanen,
die stgürlichen Darstellungen, dort in den kleinsten Steinchen schattirt,
hier wieder in breiter und derber Behandlung, die ain Aventin ge-
sundene große ksixpopotamusjagd und vieles Andere mehr.

Ts übcrsticge den uus gezogeuen Rahmen, wollten wir uns niit
den iu den obercn Räunien untergebrachten Skulpturen aussührlicher
beschäftigen; wir können ihrer nur gedenken — des köstlichen, auf
den Snbstruktionen des Soiinenteinpels am Bau des Nationaltheaters

l882 gefundenen Faustkämpfers und des gleichfalls dort gehobenen
Athleten, beides Bronzen — des schönen, in demselben glücklichcn
Fundjahre dem Tiberbett bei Fundirung des Brückenxfeilers an
poute Qaribaläi entnoinmeuen jugendlichen Bacchus, in Bronze, und
eines andern aus Akarmor und aus Villa tVäriana stammend — der
archaistischen Lariatyden in Basalt — der Fragmente der Raiser-
statnen von ponre Vaientiniano — des kserinaxhroditen, der Z8?y
am Bau des teatro Lostanri an's Tageslicht kam, u. A. in.

Vieles harrt nun noch der Anfstellung. Wir hoffen auf uianche
Tinzelheiten des hier Berührten einmal ausführlicher zurückkommen
zu können, nnd behalten uns auch sür eine kommende Numiner eine
kurze Replik über das dritte der neuen Museen vor, des ILuseo
ruurücipaie im botanischen Garten. krieäricli Otto Zciruiee.

Das ichweizeriiche Landesmukeiim. Am 9. Iuli t883 hiclt der
leidcr zu srüh verstorbene jdroscssor Sal. vögelin von IÜrich im
schweizcrischen Nationalrathe eine Rede über die Trrichtung eines
schweizerischen Nationalmnseums. Lr zeigte darin, daß die bestehendeu
kantoualen Saininlungen nicht genügen, um die Geschichte des Schweizer-
landes und -volkes xlastisch zu veranschaulichen. Lr wies daranf hiu,
wie die Schätze dcr vergangenheit mehr und mehr ihrer ursprünglichen
peimstätte cntfremdet werden. Lr machte auch darauf aufuierksain,
in welch fruchtbriugeuder Weise ein eidgeuössisches Aiuseum auf das
Lunstgewerbe wirken müßte durch die herrlichen Erzeugnisse der mittel-
altcrlichen Schweizer iu der Leramik, Textilkunst, Aketalltechnik und
besonders in der Glasmalerei. Die glänzende Rede vögclins be-
wirkte, daß am so. Iuni s88S cin Bundesbeschluß zu Stande kam,
laut welchem der Bundesrath jährlich 50000 Francs „zur Erhaltnng
uud Erwerbung vaterläudischer Alterthümer verweuden kann". Die
oberstc Lxekntive der Schweiz bestimmte eine Loinmission, den vorstand
des vereius zur Erhaltuug schweizerischer Alterthümer, dazu, die
nöthigcn vorarbeiten zur Ausfllhrung jenes Beschlusses vorzuuehmen
und diese Uommission hat sleißig gearbeitet, so daß ihre Trwerbungen
jetzt schon einen bedeutendeu Grundstock sür ein Landesinuseum ergeben
würden. Gegenwärtig siud die gesammelten Alterthümer theils in
Lantonal-Saminlungcii uutcrgebracht, theils inagazinirt.

Unterdessen war die Jdee vögelins, eiu eidgeuösstsches National-
niuseum zu gründen, vielsach erörtert worden und die Städte Basel,
Bern, Luzern uud Zürich richteten an dcn Bundesrath Lingaben,
worin sie sich znm Sitz dieser Austalt anboten.

Auch Private interessirten sich lebhaft sür das Natioualmuseuin
nnd der Basler Baumeister Ludwig Merian vermachte sein ganzes
 
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