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>4- 35 -4^

Rcichstag cine Pctitian gcrichtet, welcher folgende Lätze ciitlchnt
seicii: „Jm Interesse der Dcutschcn Kiinst nnd des Deutschcn Aunst-
gewcrbcs wiirde cs auf's schinerzlichste zu bcklagcn sejn, weun bci
dcm Baue des dcutschen Reichstagsgebäudes Sxarsainkcitsrücksichten
dahin sührcn sollten, daß dcin nach Außen hin groß nnd mächtig
augclegten Merke bci dcr Ausstattuiig der Inneuräuiiie nicht die höchstc
künstlcrische volleuduilg uud vornchiiibeit zugcstauden werden sollte,
inn so nichr, als dic Mallot'schcn Entwürse, sern von jeder Uebci-
laduug, deu küiistlerischen Schmuck — sci er rein künstlerischer odcr
kuiistgcwerblicher Art, odcr eine Frage dcr Aechthcit des Materials —
auf das durchaus Nothwendige beschränkeu. — Die Deutschc Auiist-
geuossenschaft richtct dcshalb an den hohen Rcichstag dic Bitte, in
diesem Falle den Sparsainkcitsrücksichtcn uicht den vorzug gebcn zu
wollcn vor deu Rücksichteu auf dic Bedeutiiug dieses inouuineutaleii
Werkes sür die Dentsche Kuust und das Deutsche Kunstgewerbe, son-
dern die Ulittel sür die würdige vollendung des Baues hochgcneigtcst
bcwilligcn zu wollcn." Dicser Petition haben säinintliche Dcntsche
Kunstgenossenschaftcu (Ivicn blicb ausgeschlossen) Berli», Braunschwcig,
Brcslan, Lassel, Darinstadt, Dresdcn, Dttsscldorf, Franksurt a. M.,
Panibura, ksanan, ksannovcr, Karlsruhe, Köuigsberg i. pr., Leipzig,
Magdcbnrg, München, Münstcr, Nürnberg, Stuttgart, weiinar zu-
gestiinmt.

8uin Aeichstägbiui. Dic Liugabe des verbaudes der deutschen
Kunstgewerbevcreiue, bctresfeud dic Verweiiduiig echtcu Materials bci
der Iiiuenailsstattuiig des Reichstagshauses ist ebcuso wie die Kuud-
gebung der deutschen Uunstgeuosscuschaft zuuächst der Petitions-
koininission übcrwicsen worden. Refercut über diese Schriftstücke ist
professor Or. Franz Schädler in Laudau (Rheiupfalz), wclchcr den
Wahlkreis Lichstätt (Mitclsranken) vertritt. Dcr A r ch i te k te n v e re i u
zn Bcrlin hat nuninchr cbeiifalls durch scine Architckturabthcilniig
Stellung geuoiuineil, iudem ain 27. April ein Ausschuß zur Abfassung
ciner Resolution gcwählt wurde. Zu deinselben gchörcn u. A. Geh.
Vbcrbaurath Adler, Stadtbanrath Blaukenstein, j)rof. Iak o bs-
thal uud Banrath lsoßseld. Iu dcr verhaudluug wurde hcrvor-
gehoben, daß es sich iu der ksauptsache um dic Frage haudle, ob die
ursprünglich in allen Theilen in Stein gcplantc Zlrchitektur der Liu-
rittshallen und des Fcstrauiues nuuuiehr iu Gyps odcr Stuckmarinor
ausgcführt werdeu soll. Ls wurde das von verschiedencu Sciteu sür
unzulässig erklärt, um so mehr, als die in letzterem Material gchalteueu
großeu Architekturcii sranzösischer Schlösser und italieuischer Kirchen,
die von vorueherein für Gyps componirt waren, nicht niaßgcbend
sein köiincu. Da in der letztcn Sitzung dcr Parlaincntsbaukommission
sich zucrst Stimmeugleichheit und nachher nur eiuc geriugc Mchrheit
vou ? : 5 sür Stuck crgab, hofft uian, daß in dcr glcich nach Pfiugstcn
stattfindenden drittcn Lesuug dcr Rcichstag im pleunm doch noch
cineu güustigem Beschluß im Siuue des Kuustgcwerbeauitcs sasscn
werde ' I'-

Iiuiistgelverbe uud weltausstelluug. I» dcr Sitzuug des „vereins
für deutschcs Kunstgewerbe" zn Berliu vom Apri! nahm der
vorsitzcnde desselben, Gch. Gberregierungsrath Lüdcrs veranlassung
fich wcitlänfiger gcgen dic veranstaltuug ciner großeu Ausstclluug in
Berlin (I8I5) ausznsprechcu. Lr bemcrkte uilter Audcrem, daß das,
was mau dabei vou fremdeu Ausstellcrn lernt, nur von bcschräuktem
Wcrthe sci, wcil zur Bcurtheiluug nnd zum vollcn vcrstäuduiß der
Lcistiing uud Produktiou eiucs Laudes die persöuliche Bercisuug dcs-
sclbeu erforderlich wäre. Lr erwähnte alsdanu die großeu Austreug-
uugeu, welche die frauzösische Rcgieruug dauerud mache, die Kuust-
industrie iu bcstiiumteu Zweigcn auf der Ihöhc zn haltcu, wodurch
in Aubetracht dcs eigeneu Reichthums dcs Laudes uud vermögc des
großeu Freuidenvcrkehrs paris der Wcltma r kt für kun stg c wer b-
lichc Lcistungeii sei. In <solge dcsseu könueu iu Fraukrcich selbst
vou Aleiumcistern geschmackvolle (Sessel- und Stühle) zui» Prcisc vou
loo Frauks sür den vcrkaus gcarbeitct werdcn, die in Deutschlaud
kciue Abuehmer säude und dcshald lediglich Ansstclluugsgegcustäudc
^icbcn, die nach eiuer bestiminten Zcit schließlich vom vcrfertigcr
's 'st in Gcbrauch genomiueii werdeu. Die bcssercn Arbeiten dcr
o sUZvseu hoben tS7s das Iviener Aunstgewerbc nicht unerhcblich
uu luträchtjgt ^ haß das zahluugssähige Publikiim uicht uur uachher
iii paris sclbst viel kauste, sonderu auch das französische Aunstgewerbe
sich iimuthigt faud, Niedeilagcn in Mieu einzuiichtcn, dcreu Dtittcl-

gut ciuc Zeit laug sclbst den besseren heiinischen Lrzcugnisscu vor-
gezogeu wurde. — Aehuliches sei auch bei uns zu befürchten, falls
die Frauzosen stch an eincr Ausstellung iu Berlin bctheiligten. Nehme
man, ähulich wie sür die pariser Ausstellung, cine Zahl von wcit
mehr als eiuer Million Besuchcr, also ctwa zwei Milliouen, so ergebe
das, wenn jcder nur zehn Tage dafür aufweude, eiue tägliche Frcinden-
zahl von tso.ooo Personeu, iveuu die Ausstelluug auf (50 Tage bc-
mcsseu ivird. Liucin solchcn Zusprnch abcr sci Berliu nicht gewachsen
nud es sci zu befürchten, daß nntcr dem Drucke einer tvcltausstelluug
alle Löhne uud preise dcrart in die ksöhe gieiigen, daß wir uoch lange
Iahre an dieser Scharte zu tragen hättcu. Schließlich müsse inan
doch bei solchen Dingen, welche in erster Linie inerkautileu Intcr-
essen dienen wollen, deu Patriotismus uud die ksöflichkeitspflichten
gcgen andere Natioueu aus dem Spiele lasseu; man dürfe iu dieser
Bczichilng auf Luglaud hiuweiscil, das seit (8S2 sich uicht mehr ver-
laßt gesehcu hat, aus irgcud wclchen Rücksichteu aus seiner Aurück-
haltung im Puukte dcr Mcltausstclluugen herauszutretcn. —II—.

Aumerk. Bei der einflußieicheu Stellung des Redners, dcr
als Ausstellungskommissär in Müucheu (1888) und in Aopcnhagen
thätig war, möchte doch hier wohl dic Bcmcrkuug stntthaft sein, daß
dic Beweisführuug vou ciucui schr schwachcu Puukte ausgcht, vou
der willkürlichcn Anuahuie, daß die Frauzoseu ;sys iu Berliu aus-
stclleu. Nach den letzten vorgängen ist das wohl ausgeschlosseu, wes-
halb eiue Bcunruhigung uach dicser Seite überflüssig erscheiut. Zweck-
mäßiger wäre es wohl, weuu Lserr Geheimrath Lüders amtlich dafür
wirkte, daß auch iu Preußeu und im Reich dancrnd größere Mittel
sür die pflege dcs Auustgewcrbes flüssig gemacht werden könutcii,
damit wir möglichst bald bcsser gcrüstet dastcheu. Bci aller Achtuug
vor deui fraiizöfischeu Geschuiack wird mau bei ruhigein Blute auch iu
Deutschland Leistuugeu cutdecken, die eiue Aoukurreuz mit dcn pariser
Lrzcuguissen uicht zu schcuen brauchen. Aominen aber doch die
Frauzoscu ins Laud, so habcn wir sie in Deutschland doch kauni zu
sürchten; den Grund hat perr Geh. Gberregierungsrath Lüders sclbst
angcgeben: es siud das die ho hen prei se> Daß inan ohuc Acnutuiß
der Ursprungsläuder die Gegeustände eincr Meltausstellung uicht zu
würdigeu verstehe, also nicht rccht zu lernen im Staudc sci, das trifft
auf das Auustgcwerbc nicht zu; auch sind wir dcr Meinung, daß über
deu inerkaiitilcu Iutercsseu bei eiuein solchcn großartigeu Uuter-
nehincn doch auch höhere Gesichtspuuktc zu wahren sind, da ohne
crhebliche Bpfcr von allen Seiten überhaupt nichts Vrdeutliches
zn crzielcu ist. Mo der Lesucher der Ausstellnug bleiben rvcrdc, ist
uicht uusere Sorge. Mcun aber jcdcs der 50.000 thättser in Berliu
eineu klcincn Raum abgibt, so wcrdcn gauz gewiß Alle Frcuidcu
uuterkommeii. __

vevschiedeiies.

Patent-Liste. Auszug aus der von dem Patentbureau von B.
Sc w. patakv (Berlin AV/. Luiseustraße 25) zusammeugcstellteii Liste.
(Ausküuftc crtheilt obige Firma au die Abonucnten diescs Blattcs
kosteulos, Recherchen uud Auszüge ans den patentaiimeldnngeu
werden billigst bcrechuet.) —

a) Anmelduugeu: verfahreu zur kherstellnug von Schmclz-
malcrei mit metallischeu Umrissen anf Lmailgruud. — verfahren znin
veruickcln uud zur kserstellung von Gegenstäiiden und Abdrückcn aus
Nickel. — Ivebstuhl znr kscrstcllung vou Auüpfteppicheu. — Gehruugs-
ladc. — Sichcruugsvcrschluß für Schmuckuadclu uud Brochen. — Neuer-
uug in der kserstelluiig leitender tlcbcrzüge auf Nichtleiter fiir galvauo-
plastischc Zwecke. — Sicherhcitsverschluß fllr Schlüsscllöcher uud dergl.

— Gelenkführuiig sür Buchbinder-Vergolderftempcl. — vorhaug-
stangeuträger zum kscrablassen der Stangen. — Drehbank zur per
stellung viclkautiger Gegeustäude. — Uuuntcrbrocheu arbeiteudc
Schmiedcmaschine uiit Glühofcu. — Fcderloses Sichcrheitsschloß. —
verstcllbarcs Zeichenbrett. — Maschiue zum Aopireu. — verfahren
zur Herstelluug vou Liulegcarbeiten. — verfahrcn zum Imprägniren
uud vcrziukcn vou Liseu, Stahl uud audereu Metallcu. — Acrzcu-
lenchter. — vcrfahreu znm Uebertragen von Liscn-Lichtpauscn anf
holz oder Leder. — verfahreu uud vorrichtuug zur kscrstclluug vou
Aetteu aus gepreßtem Glas. — Spauuvorrichtuug für Polstcrsitze.

— Regulicrschiebcr für Pcizkörpcrmäutel. — peft für Bohrer mit vcr-
seuktem Befestiguugsriegel. — vcrfahreu zum Lindrücken vou vcr-
zicrungen in Polz. — Ruiidstabhobelinaschiue mit selbstthätig verstell-
barcn Mcsscru. — Maschiue zuu, rvellenrichten uud Dnrchlochcu von

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