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Die Anlauffarben dcr Metalle, bekanntlich eine Folge mehr oder
weniger starken Vrydation, waren kürzlich Gegenstand einer eingehenden
Untersuchung in der xhysikalisch-technischen Reichsanstalt in Berlin,
deren Lrgebnisse in dem „Polyt. Lentralblatt" (Nr. und ^7) ver-
öffentlicht wurden. Danach ist die ksöhe der Temxeratur, bei welcher
die Vxydation erfolgt, nicht allein maßgebend für den entstandenen
Farbton, sondern ebenso die Dauer derselben. Gleichmäßige Farbtöne
lasfen sich nur durch gleichmäßige Erwärmung — mittelst Luftbades —
erreichen; durch geeignete Ulanixulationen laffen sich mehrere Töne auf
demselben Stück erzengen; näheres ist aus oben genanntem Blatt zu
entnehmen. — Wer sich der raffinirten Derwerthung der Anlauffarben
erinnert, deren sich die Iapaner bei ihren Bronzen bedienen, der wird
vielleicht aus jener wissenschaftlichen Untersuchnng neue Anregungen
znr Anwendung dieses oft unübertrefflichen Nittels zur Bedeckung von
Metallgegenständen empfangen. O.
Die chinefische Tusche wurde nach Angabe chinesischer Geschichts-
schreiber von Tien-Tschcn um die Ulitte des dritten Iahrtausends vor
Lhristus erfunden; die stangenförmige Darstellung kam erst im dritten
Iahrhundert vor Lhristus auf. Im sicbenten Iahrhundert wurde
die Fabrikation der Tusche geregelt und wurden Aufsichtsbeamte auf-
gestellt. Als Rohmaterial wurde abwechselnd der Ruß von Tannenholz,
Rhinozeroshorn, Lrdöl, Granatwurzelrinde und andern brennbaren 5ub-
stanzen dnrchxrobirt; der feinste Ruß soll schon an sich jenen Uloschus-
geruch besitzen, der für die Tusche bezeichnend ist, den schlechtern Sorten
aber durch besonderen Ausatz von Uloschus ertheilt wird. Außer dcm
Ruß koninit die schwarze Farbe des Tintenfisches, also die 5exia, mit
zür Verwendung — daher der feine braune Ton, welchen die gute
Tusche stets besitzt. Lheu-Ri-Souen, ein hervorragender Tuschfabrikant
des Iahrhunderts, hinterließ eine ansführliche Beschreibung sciner
Fabrikationsweise; danach verwendete er ein fettes Vel ans den Samcn
der Oryanära coräata, welchcs er zunächst mit allerlei wohlriechenden
lhölzern erwärmte, auf Flaschen abzog und lagern ließ; die eigentlichc
Rußerzeugung ging dann niittelst Dochten vor sich, wobei das in kleine
Lämpchen gefülltc Gel dadurch ftets kalt erhaltcn wurde, daß die Lämx-
chen in wasser gestellt waren. Alit gleicher Sorgfalt wurde dann der
Ruß vor Luftzug, vor Staub u. s. w. bewahrt; als Bindemittel kam
Leim in Verwendung, welchem noch einige Stoffe beigemengt wurden.
Diese Alischung ward geknetet, durch ein Sieb gedrückt und zu Augeln
geformt, welche wieder in steinernen Mörsern so lange bearbeitet
wurden, bis die ganze lllaffe völlig duktil und gleichmäßig geworden,
worauf dieselbe getheilt, in Stäbe geformt, gehämmert und in die
kjolzformen gepreßt wurde. Das Trocknen erfolgte mittelst frischer,
trockener Reisstrohasche, welche eine starke Saugfähigkeit besitzt; ein
langsames Trocknen würde leicht zur Fäulniß des Leimes und zur Zer-
setzung der Tusche führen. (Nach Dr. V. N. lVitt in „Promctheus,
Illustr. Wochenschrift für die Fortschritte der angewandten Natur-
wissenschaften".) 6.
Die Stoffmuster des south-Lensington-Museums. In unserer
letzten Nummer haben wir bereits auf das lvcrk „Oie dkusrersclrätLe
äes 8ourIr-Iiensington-Nuseum in Donäon (blüncken, VerlaA von L.
Ltslrl sen. sjulius Lratrlj)" hingewiesen; welches in erster Linie und
vorwiegend dazu dienen soll, den Fabrikanten von Stoffen jeder Art
unbezweifelbare Abbildungen in natürlicher Größe zu bieten. lVir
hatten seither Gelegenheit, eine Reihe von Tafeln dieses groß angelegten
lVerkes zu sehen und können unsere Ueberzeugung dahin aussprechen,
daß dasselbe allen denen, welche sich mit der xserstellung von Stoffen
oder Stoffmustern befaffen, von größtem Nutzen sein wird.
Ls ist längst gar keine Frage mehr, daß sowohl Fabrikanten
wie lklusterzeichner, an den alten lllustern am meisten lernen können;
dieselbcn aber im Vriginal ZII beschaffen, ist inindestens sehr kost-
sxielig, meistens sogar unmöglich, — und was bisher an Abbildungen
geboten wurde, konnte zwar die llkotive im Ganzen getreu wieder-
geben, aber das intime Detail, welchcs in zahlreichen Fällen gerade
den Reiz der Griginaliiinster ausmachte, verschwand nur zu oft bei
der stets nothwendigen Reduktion auf einen kleineren lllaaßstab. Es
darf deshalb nicht verwundern, wenn Fabrikanten diesseits wie jen-
seits des atlantischen Vceans das Lrscheinen dieser Sammlung („l'ks
Lilvern 8eries") mit Frenden begrüßen, um so mehr, als die Blätter,
welche bisweilen eine Länge von fast zwei llletern besitzen, einzeln
käuflich sind.
Dazu koinnit noch ein weiterer llmstand, der gerade für llluster-
zeichner und Fabrikanten von besonderer lvichtigkeit ist. lvährend
nämlich die bisherigen veröffentlichungen von Stoffmustern rc. vor-
wiegend von kunstgeschichtlichen oder archäologischen Gesichtspunkten
ausgingen, geht die vorliegende von dem rein praktischen Standpunkte
eines lllusterzeichners aus, welcher ebensowohl über die Bedürfnisse
und die Leistungsfähigkeit der heutigen textilen Praxis, wie über den
modernen Geschmack völlig orientirt ist.
Zur lviedergabe der llluster ist die Photographie in ganz aus-
gedehntem lllaaße beigezogen worden und zwar in dcr lveise, daß die
Vriginalnegative durch ein eigenthümliches Projektionsverfahrcn
auf lichtempfindliches sdapier copirt wurden; die in Griginalgröße
vorliegenden llluster wurden so zu sagen dadurch gewounen, daß die
gefertigten Negative eben mittelst jenes verfahrens vergrößert
coxirt wurden. Daß es hierbei nicht möglich war, Blätter zu liefern,
bei welchen man jeden einzelneu Faden abzählen und Bindung für
Bindung sehen kann, ist natürlich; aber wenn es überhaupt eine lllög-
lichkeit gibt, die Griginal-Stoffmuster durch Reproduktionen einiger-
maßen zu ersetzen, so besteht für uns kein Zweifel, daß diese Repro-
duktionen einen Lrsatz bieten können.
Genueser Sammt. ;7. Iahrhundert.
Aus den „Musterschätzen des South-Kensington-Museums"; vgl. nebenstehenden Artikel.
Bei dem heutigen Standpunkt nnserer graphischen Verviclfältig-
ungsmittel mag man es bedauern, daß die llkuster einfarbig gegeben
werden. Aber einerseits ist dabei zu berücksichtigen, daß die Vriginal-
stoffe in den Farben jetzt vielfach verändert sind, und andrerseits, daß
eine farbige lviedergabe den Preis ganz beträchtlich gesteigert haben
würde. lleberdies sind lär. Arthur Silver sowie die vcrlagsbuchhandlung
bereit, Lolorirungen einzelner llluster auf besonderes verlangen zu liefern,
lvenn oben gesagt wurde, daß die in Rede stehende Publikation
in erster Linie für Industrielle bestimmr ist, so muß hier besouders
hinzugefügt werden, daß dieselbe nicht niinder für Aunstgewerbeschulen
und Textil-Fachschulen von außergemöhnlicher Bedeutung sein wird;
die verlagshandlung bietet zur Anschaffung in Schulen
gerne besondere Lrleichterungen.
Aus den reichen Schähen des South-Aensington-lNuseunis bieten
die vorliegenden „lllusterschätze" das Beste und Branchbarste; die auf
den Seiten s; und s-^ gegebenen Abbildungen, welche uns von der
verlagshandlung zur verfllgung gcstellt wurden und im verkleinerten
lllaaßstabe dargestellt sind, geben nur cinige bescheidene Beispiele. Lin
jdreiscourant mit dem Verzeichniß der Blätter der Serie ist uns für
eines der nächstcn bjefte seitens der verlagshandlung in Aussicht
gestellt. Q.
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