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Bronze - Emails von
Stiibbe. An ge-
triebenen Kupfer-
arbeiten, die — wie es
scheint — nicht die
Achtung genossen, die
sie verdient HLtten,
warcn von!s. ls i rsch-
wald-Berlin und
F. Zc. Ansterer-
Augsburg ganz hiib-
sche, zum Theil hoch-
achtbare lsand-Arbei-
ten ausgestclll; aber
neben ihnen niachte
sich die in die Angeii
springende, gexreßte
Waare breit, nin der
edleren waare durch
billigere Preise dcn
Rang in der verkäus-
lichkeit abzulaufen.

Das Tiseti konnte
natiirlich nur in seincr
vermendung zuin
Aleingeräthe zur Aus-
stellung gelangen;
Neuheiten befanden
sich kanin darunter.
Die hübsch gegossenen
Nachahmungen alter
Dorbilder u. s. w. ans
der Gräfl. Stolberg-
ischen ksütte zu Isen-
burg, ebcnso wie die
in Lisen-Lmail ge-
schickt iiachgcahmteil
rhodischcn Faycnccn
und italienischcn Ma-
joliken rc. des Li sen-
hütten- und
Emaillirwerkcs
Neusalz a. G. (Schle-
sten) waren ziemlich
alle schon iS88 in
Alünchen zu sehen.
Mitdem geschmicdeten
Aleingcräthe stand es
ähnlich; es war zwar
bei weitem nicht seiner
Verbreitung ent-
sprechend vertreten;
aber es machte sast
durchweg eiiien erfreu-
lichen Lindruck:

P. Aölbl äc Sohn-
München, F. Ansoul
6: Lie.-München, Paul
Marcus-Berlinhat-

ten alle zahlreiche
tüchtige Arbeiten ge-
bracht. Von einzelnen
größeren Stllcken ver-
dienten wegen hübscher
Lomposttion undguter
Ausfllhrungbesondere
Beachtung ein großer und zwei klcinere Lüster von Ios. ksildebrand-
Nünchen, und ein Schlosserzeichen (Riesenschlüssel) mit großem Trägcr
von Feller 6c B o g u s-Düsseldorf. Lin gewisser Fi. L. aus dem
Weimarischen hatte eine Reihe in Lisen, bezw. Messing geschmicdeter
und getriebener Leuchter gcbracht, die man in München nicht sehen
lassen dürfte; Lrgebniß: Lhrendiplom I. Llasse. — Sonderbar berührt

Schmiedeiserne Standlaterne.

von hosschlofler D. Bußmonn, München.
Gezeichnet von Max Aiendl.

es überhaiixt, in dem verzeichniß der Preise bei dem Lhrendiplom
II. Rlasse untcr dcn Begründnngen zu lesen „für ausgezeichnete
Filigranarbeiten", „sür beste S ch m i e de a rb e i t" rc. während in
dcrselben Fachgruxpe mit den Bezcichnungen „sür gute Arbeit",
„für gute Ausführiing" das Lhrendiplome I. Alasse begründet ist.

Das Gcbiet des Mobiliars ist reicher beschickt worden, als man
hätte annehmen dürfen, da es sich ja hier nicht um Dinge handelt,
welche so leicht transportabel nnd verkäuslich sind wie kleine Nipx-
sachen und Schmuckstücke; die Möbelfabrikanten haben dem Lxport zu
liebe im vcrhältniß znr Absatzfähigkeit vielleicht die größten Mpser
gebracht. lver auch nnr kurze Aeit in London gelebt und eincn Blick
in den englischen lhaushalt gethan hat, der weiß, daß man hicr bei
Möbeln sehr auf knappe Formen sieht und sehen muß; überflüssige
Gesimse, schwcre Schnitzereien nnd Aehnliches kann niir der Reiche
hinnehmen — aber auch sein Geschmack in kunstgewerblichen Dingen
wird im lvcsentlicheil von dcr Zweckmäßigkeit bestimmt. Am meisteu
sagen den Lngländern viellcicht die schönen Leder-gepolsterten Stühle
von bs. ksirschwald-Berlin zu; was Berlin sonst an Möbeln ge-
bracht hatte — und das ist ziemlich viel — bewegte sich meist in den
schweren Formen des sS. —ss. Iahrhunderts und zwar in sehr ver-
schiedener Güte (I. Groschkus, L. Pohl, L. Prächtcl, G. Richt, V.
völkert). Sehr schöne Arbeiten lieferte, wie schon i8S8 in München,
Ferd. vogts 6c Lie. Aus dem übrigen Deutschland ist nur noch
Magdeburg stärker mit Möbcln vertreten und zwar durch treffliche
Arbeiten, u. A. von Frz. Kiefh abcr Nachs. Iohannes khaase (reich-
geschnitztes pult) und ls. Stahl (Iuwelenschrank Mlt Llfenbein-
einlagen): daß Fr. Radsp ielcr-Mllnchen mit seiiicn elegant behandelten
Rococo-Möbeln Gefallen findct, versteht sich von selbst. Sonst ist von
sllddeutschen Firmen nnr noch die Firma Lxple L Lge-Stuttgart
erschienen, aber mit ciner sehr umsangreichen Arbeit, einein sehr sein
und geschmackvoll ansgestatteten Renaissance-Aimmer. An kleineren,
mit den obigen verwandten Arbeiten sind zu nennen G. ksesser's-
München in bjolz gebrannte Zierschildchen, Gg. Lang's sel. Lrben-
Bber-Ammergau kleine Schnitzercien, die von zwei wirklich schnitzenden
Ammergauern begleitct waren und a>s ganz hervorragend schön die
mehrfarbigen ksolzintarsien (Relief und flach) von G. lvölfel-
Stuttgart.

Die bedeutende Zahl von Musikmöbeln, welche zu sehen ist,
läßt auf einen großen Lxport derselben nach Lngland schließen; außer-
dem, daß man Klavierspieler nnd -Spielerinnen angestellt hat, welche
die Iilstrnmente bis Nachts s s Uhr bcarbeitcii, ist auch sür die äußere
Lrscheinung der Instrumente das Möglichste geleistet, um die Anf-
merksamkeit anzuziehen. L. F. lhauke-kaiinover hat z. B. ein sehr
hllbsches Pianinogehäuse aus hellem Tujaholz in englischem Geschmack
hingestellt, ein anderes in Rococo; auch G. Schwechten-Berlin hat
in seinem Reliaissance-Pianino ein ganz hübsches Stück geliefert. V.
T h e i n-Bremen bemüht sich zwar, einem seiner Pianinos ein leidlich
gutes und reich geschnitztes Rococo-Gehäuse zu geben; cin solches
Ding aber ganz in verschiedenfarbigen Plllsch einzuwickeln, gehört
jedoch — abgesehen von der schädlichen Linwirkung auf die Lntfaltung
der Töne — zu den ausgesuchtesten Geschmacklosigkeiten. ()m An-
schluß an diese großcn Musikinstrumcnts dürfen auch die hübschen
Zithern von G. Tiefenbrunner-München nicht übergangen wcrden.

Allcinstehend waren die Llfenbeinschnitzereien von Mor. Ae ller
6c L ie.-Berlin, welche einen ziemlich großen Glaskasten ansfüllten
und besonders durch ihren z. Th. ganz erstaunlich großen Umsang
auffielcn: ein lhenkelxokal von 60 crn ksöhe, ein Triumxhwagen mit
vielen Figuren von zusammen über ; na Länge, ovale Platten rc.
In der Komposition sind die Sachen ineist ebenso schwach wie in der
Ausführung; der von zwei Schwänen gezogene Triumphwagen mißt
z. B. nach Breite und ksöhe ungefähr das Fllnffache eines der Schwäne
und die Schnitzerei ist namcntlich im Figürlichen äußerst mangelhaft.
Daß trotzdem einige der größten Stücke verkaust wurden, beweist nur,
wie viel mehr von den Käufern der Material- als der Kunstwerth
gewürdigt wurde.

Ungefähr zwei Drittheile aller dem Lunstgewerbe — wenn
man's noch so ncnnen dars — angehörenden Ausstellergruppen waren
als Iahrinarktsstände anzusehen, wo der Verkauf und allenfalls eine
Rcklame auf eine Londouer Filiale den Bewcggrund zur Beschickung
der Ausstellung gebildet hatte. von den hicrhergehörigen Schmuck-
sachen war schou oben die Rede; noch mehr machte sich diese Absicht
bei den Erzeugnissen der Ueramik und der G lasfabrikation
 
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