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Verworn, Max
Ideoplastische Kunst: ein Vortrag — Jena: Verlag von Gustav Fischer, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.63474#0045
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wußtseinsinhalte zum Gegenstand ihrer Darstellung zu-
machen. Man will die bildende Kunst nicht beschränkt
wissen auf die Darstellung von wirklich gesehenen Kör-
pern, sondern man will sie auch anwenden zum Ausdruck
von Bewußtseinsvorgängen, denen keine Körper Vor-
stellungen zugrunde liegen, also von einfachen Empfin-
dungen, Gefühlen und Stimmungen. Diesem Bestreben
läßt sich, als einer Reaktion gegen einen allzu beschränkten


Fig. 41.
Futuristische Zeichnung von Kandinsky.

Kunstbegriff, die Berechtigung nicht ohne weiteres ab-
sprechen. Es fragt sich nur, ob die bildende Kunst
überhaupt geeignet ist zur Wiedergabe nicht körperlicher
Vorstellungen, oder ob sie diese Aufgabe nicht besser
anderen Kunstübungen, wie der Musik, überlassen soll.
Es ist wahr, daß die Möglichkeit innerhalb gewisser
Grenzen wohl existiert, auch ohne die Darstellung be-
stimmter Körperformen rein durch gewisse Farbenzu-
sammenstellungen oder Linienführungen eine ästhetische
Empfindung, etwa die des Wohltuenden, Angenehmen
oder des Unangenehmen, Unbehaglichen zum Ausdruck
 
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