Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vischer, Robert; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Peter Paul Rubens: Ein Büchlein für unzünftige Kunstfreunde — Berlin: Bruno Cassirer, 1904

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70938#0069
License:
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
55

erstaunlich groß, wenn man bedenkt, wie viel er als
Diplomat zu tun Hatte. Sein Schaffen muß meist ein
Improvisieren gewesen sein. Er konnte malen wie
halb im Traum und etwas ganz anderes dabei
denken. — Ist es begreiflich daß er sich in seinem
Malen dennoch intensiv konzentrierte? Mußte er so
nicht der Manier verfallen? Und doch: wie voll und
ganz tritt er vor uns hin! —
In unabsehbarer Größe, alles überwältigend,
kommt seine Kunst herangezogen; und während wir
seinen Sarg zur letzten Ruhe begleiten, schwebt sie
in entgegengesetzter Richtung, aus der Vergangen-
heit in die Zukunft.
Blicken wir noch einmal empor zu diesem glühen-
den Wolkenzug, der wie ein Wodansheer über uns
hinwallt!
Er ist durch das Feuer der Sonne aus Luft und
Wasser geboren. Wer Rubens charakterisiert, wird
immer wieder unwillkürlich zum Sinnbilde dieser
Elemente greifen. Sein Genie wirkt wie ihre Größe
und Notwendigkeit und umfaßt alles. In ihm gärt
und treibt die Gewalt der Natur, und in beständiger
Bewegung.
Man muß ihn mit Heraklit zu verstehen suchen.
„Alles strömt, alles brennt". Mehr als jeder andere
hat er eine sprudelnde Gestaltungskraft. Unauf-
haltsam quellen ihm die Bilder aus der Leinwand
 
Annotationen