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Vitruvius; Rode, August [Übers.]
Des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst (Band 2) — Leipzig, 1796 [Cicognara, 738B]

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https://doi.org/10.11588/diglit.1722#0039
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S.ECHSTES BUCH. VIII. KAPITEL. 51

Ich habe nunmehr, meinem Vorsätze gem'äfs, so gut ich ge-
konnt habe, kürzlich die Beschaffenheit der Stadthiiuser angegeben:

Gange gieng man vier Stufen SU dem runden Platze hinauf, wo oben ein schönes Pa-
viincnt oder Estrich von Marino Africano und von Giallo Anlico war. Es besteht
dasselbe aus 22 Umkreisen, die sich gegen den Mittelpunkt verjüngen, von keilförmig
gehauenen und abwechselnden Steinen, in deren Mitte eine grofse I\osc ist, und die-
net ii'.t zum Fulsboden im sweyten Zimmer des llcrculanischcn Museums. Es hält
24 Kömische Fahnen im Durchmesser. Um diesen Fufsboden gieng eine Einfassung
von weisem Marmor von anderthalb Neapelschen Fahnen breit, welche beynah einen
halben Palm höher lag. — Außer der Bibliothek war in dieser Villa, so viel ich habe
erfahren können, ein kleines völlig dunkeles Zimmer, etwa von fünf Taimen lnn;;,
nach alle« Seiten, und an 12 Fahnen hoch, welches mit Schlangen bemalt war, wor-
aus zu Bchliefsen wäre, dals es zu dem F.leusinischen geheimen Aberglauben gedient
hatte, welches ein schöner Drevfufs von Erz, den man hier fand, wahrscheinlich macht."
Siehe Win k el ma n ns Sendschreiben von de n IIe raulanischen Entdek-
kungen, Seite £7. u. f.

,,Zu Gragnanö, oder in dem alten Stabia* fand sich eine Villa oder Landhaus,
welche in den mehresten Stücken der llcrculanischen ähnlich war. Mitten im Gar-
ten war ein Teich von vier gleichen Abtheilungen, über welche eben so viel kleine
Brücken von einem Bogen giengen. Um den freyen Platz umher waren auf der einen
Seite zelun Gartenstücke; auf der andern Seite 10 Kammern zum Waschen oder Baden*
welche wie im ITerculano halb rund und eckicht wechselsweise folgten. Diese Kam-
mern sowohl, als jene Felder waren durch eine Laube bedeckt, welche so wie. jene
gemacht war, und vorwärts auf eben solchen Säulen ruhete. Um den ganzen Garten
war ein Wasserkanal an der innern und aufsein Seite der Mauer geleitet." Siehe
t-bend. S. £9.

„Die Lusthäuser oder Villen der verschütteten Städte, die nicht auf einer Höhe,
wie die zu Pompeji lagen, waren am Meere gebauet, und in dasselbe hineingeführt,
nicht blofa zur Lust, und um die kühle Luft der See besser zu geniefsen, sondern wie
«s scheint, auch zur Gesundheit. Dieses zu glauben veranlassen mich die Trümmer
von Mcha oder sieben Lusthäusern zwischen dem Hafen vom alten Antiuni, und der
Stadt Nettuno, in einer AVeite von anderthalb Milien gelegen. Von diesen Gebäuden
liegen die Mauern zur Zeit der Flut, welche in diesem Meere alle 12 Stunden kommt,
nicht über ein paar Palmen vom Wasser bedeckt, und in der Ebbe, Nachmittags und
gegen Abeucl, auch in langen Tagen, bey der Sonnen Aufgang, kann man dieselbe»


 
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