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Vitruvius; Rode, August [Transl.]
Des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst (Band 2) — Leipzig, 1796 [Cicognara, 738B]

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https://doi.org/10.11588/diglit.1722#0191
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V 0 R I\ E D E.

JJic alten Griechen haben den herrlichen Athleten, welche in Jen
Olympischen, Pyduschen, Isthmischen und Nemeischen Spielen den
Sieg davon tragen, höchst ehrenvolle Belohnungen bestimmt. Mit
dem Siegskranze gekrönt, und einem Palmzweig in der Hand wer-
den sie nicht allein in der Versammlung gelobpriesen; sondern wenn
sie wieder nach ihrer Heimath zurückkehren, werden sie auch mit
Siegsgepränge, auf vierspännigen Wagen sitzend,, in alle Städte und
in ihr Vaterland eingeführt, und sie geniefsen Zeit ihres Lebens einer
bestimmten Pension vom Staate.

Wenn ich diefs bedenke, so wundere ich mich, wie man nicht
auch den Schriftstellern gleiche oder gar noch gröfsere Ehrenbezei-
gungen wiederfahren läfst, da sie allen Jahrhunderten und allen Völ-
kern so unendliche Wohlthaten erweisen. Ein Gebrauch, der aller-
dings der Einführung weit eher würdig gewesen wäre! Denn machen
doch die Athleten nur ihren eigenen Körper durch ihre Leibesübun-
gen stärker: Anstatt dafs die Schriftsteller nicht blofs ihre eigene, son-
dern die allgemeine Geistesvervollkonmmung durch die Schriften beför-
dern, welche sie zum Unterricht und zur Schärfang des Verstandes
verfertigen. Was hilft es wohl der Welt, dafs Milo von Crotona
nicht überwunden worden ist, und dafs es andere dergleichen Sieger
mehr gegeben hat, welche so lange als sie gelebt haben, bey ihren
Mitbürgern berühmt gewesen sind? Die Lehren hingegen eines
Pythagoras, eines Demokrils, eines Plato's, eines Alistoteles
 
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