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Frühmittelalterliche und Romanische Epoche
zugewiesen. Sicher sind es Arbeiten desselben Ateliers.
Diesem gehört ferner an eine Tafel mit Auferweckungsscenen
in der Kathedrale von Lüttich (Helbig a. a. O. Taf. 3) wie
ein ebendort (S. 18 f.) beschriebenes Relief im Musee d’an-
tiquites in Brüssel. Ferner (nach Adolf Goldschmidt) eine
Platte im Priesterseminar zu Metz. Die Schule hat ihren
Sitz in Köln oder Lüttich gehabt, sie ist für die Stilgeschichte
von besonderem Interesse, weil die jüngere niederrheinische
Schnitzerschule, der die Berliner Tafeln 53 u. 54 angehören,
unmittelbar an sie anknüpft.
42. (451 A). Rheinisch (?), 1. Hälfte des 11. Jahr-
hunderts.
Reliquienkasten.
Die Flächen in Flachrelief bearbeitet. Knochen. H. 0,18,
Br. 0,145. L. 0,268. Aus langen schmalen mit Bronzestiften
auf den modernen Holzkern aufgenagelten Knochenstücken
bestehend; es fehlt an der Vorderseite eine viereckige Platte
von 0,06 : 0,07, die durch ein Schlofs ersetzt wurde, als das
Kästchen (vor etwa 50 Jahren, scheint es), zu einem Näh-
kasten eingerichtet wurde; an der Stelle des Deckels darüber
zwei Bohrungen. — Der Sammlung 1890 im Austausch durch
S. M. den Kaiser überlassen; aus dem Besitz der Königin
Elisabeth stammend. — W. Bode, Zeitschr. f. christl. Kunst,
1891, S. 91 ff.
Der nach den vier Seiten abgeschrägte Deckel zeigt auf
seiner oberen Fläche die Kreuzigung Christi. Christus, bartlos,
mit dem Lendenschurz, ist mit vier Nägeln auf breitem Kreuz
festgenagelt; der Blick ist nach links gewendet. Links und
rechts des Kreuzes Longinus, Christi Seite durchbohrend, und
Stephaton mit der Spongia und Gefäfs. Weiterhin links Maria,
rechts der jugendliche Johannes, beide die eine Hand klagend
an die Wange legend. Links und rechts der Scene ein aus
Akanthusblättem gebildeter Baum. Neben und über den
Figuren: SCA MARIA, LONGINVS, HK EST IHS
NAZARENVS- REX IVDEORV, S"EAPHTHON
(sic!). IOHANN. Zwischen den Hauptfiguren die Worte
Jesu: MATER ECCE FILIVS TVVS, DISSIPVLVS (sic!)
ECG MATER TVA. Oben links und rechts vom_ Kreuz:
HiC EST 1HS NAZARENVS REX IVDEORV. Die
Darstellung ist, wie sämtliche übrigen Flächen des Kastens
mit einem strickartigen Ornament umzogen. Auf den Schrägen
Frühmittelalterliche und Romanische Epoche
zugewiesen. Sicher sind es Arbeiten desselben Ateliers.
Diesem gehört ferner an eine Tafel mit Auferweckungsscenen
in der Kathedrale von Lüttich (Helbig a. a. O. Taf. 3) wie
ein ebendort (S. 18 f.) beschriebenes Relief im Musee d’an-
tiquites in Brüssel. Ferner (nach Adolf Goldschmidt) eine
Platte im Priesterseminar zu Metz. Die Schule hat ihren
Sitz in Köln oder Lüttich gehabt, sie ist für die Stilgeschichte
von besonderem Interesse, weil die jüngere niederrheinische
Schnitzerschule, der die Berliner Tafeln 53 u. 54 angehören,
unmittelbar an sie anknüpft.
42. (451 A). Rheinisch (?), 1. Hälfte des 11. Jahr-
hunderts.
Reliquienkasten.
Die Flächen in Flachrelief bearbeitet. Knochen. H. 0,18,
Br. 0,145. L. 0,268. Aus langen schmalen mit Bronzestiften
auf den modernen Holzkern aufgenagelten Knochenstücken
bestehend; es fehlt an der Vorderseite eine viereckige Platte
von 0,06 : 0,07, die durch ein Schlofs ersetzt wurde, als das
Kästchen (vor etwa 50 Jahren, scheint es), zu einem Näh-
kasten eingerichtet wurde; an der Stelle des Deckels darüber
zwei Bohrungen. — Der Sammlung 1890 im Austausch durch
S. M. den Kaiser überlassen; aus dem Besitz der Königin
Elisabeth stammend. — W. Bode, Zeitschr. f. christl. Kunst,
1891, S. 91 ff.
Der nach den vier Seiten abgeschrägte Deckel zeigt auf
seiner oberen Fläche die Kreuzigung Christi. Christus, bartlos,
mit dem Lendenschurz, ist mit vier Nägeln auf breitem Kreuz
festgenagelt; der Blick ist nach links gewendet. Links und
rechts des Kreuzes Longinus, Christi Seite durchbohrend, und
Stephaton mit der Spongia und Gefäfs. Weiterhin links Maria,
rechts der jugendliche Johannes, beide die eine Hand klagend
an die Wange legend. Links und rechts der Scene ein aus
Akanthusblättem gebildeter Baum. Neben und über den
Figuren: SCA MARIA, LONGINVS, HK EST IHS
NAZARENVS- REX IVDEORV, S"EAPHTHON
(sic!). IOHANN. Zwischen den Hauptfiguren die Worte
Jesu: MATER ECCE FILIVS TVVS, DISSIPVLVS (sic!)
ECG MATER TVA. Oben links und rechts vom_ Kreuz:
HiC EST 1HS NAZARENVS REX IVDEORV. Die
Darstellung ist, wie sämtliche übrigen Flächen des Kastens
mit einem strickartigen Ornament umzogen. Auf den Schrägen