MDM 7
Wer wußte dieses besser, als unser hochselige Abt Anton, und wer ent-
sprach seinem Amte vollkommener, als eben er? Seine Demuth, mit der er
imer Hand in Hand, auf den Wegen der Gottesfurcht wandelte, machte ihn euch
verchrungswürdige Mitbrüdee, vollkommen gleich, und ich finde zwischen euch
und ihm keinen ander« Unterschied, als welchen die äußerlichen Ehrenzeichen
seiner Würde machten. Das schimmernde Kreuz ans seiner Brust, der brilli-
rende Ring am Finger, die bischöflichen Insignien, das Gefolge von Dienern,
Hatten für Anton gar nichts, was einen kleinen Geist verleiten könte, seinen
Porigen Stand zuvergessen, das Haupt stolz empor zu werfen, sich über seine
Untergebenen hinweg zu setzen, und sie nichts anders als die Bürde ihres Be-
rufes empfinden zu lassen. Nein, Antons Seele war zu groß, mn sich vom
Eßerlichen, so sehr es das Aug der Eitelkeit blenden mag, trügen, und von dem
Pfade der Pflicht abführen zu lassen. Diese Ehrenzeichen sah er schon lang an
seinen würdiges Vorfahren, aber sah sie allzeit mit kaltem Blute an. Sie ver-
mochten nichts auf ein Herz, das auf sich selbst vergehst!,, sich jederzeit nur mit
dem Wohle anderer beschäftigte, und sich groß genug zu seyn dünkte, wenn es
nützlich wäre, ohne viel Aufsehen zu machen. Ihr wisset es, verehrungswürdige
Mitbrüder-! wie sich seine Demuth sträubte, als er auf eure dringende Bitten, aber
noch mehr aus Gehorsam gegen die Befehle seiner Oberen, das glänzende aber zu-
gleich wichtige Amt eines Prälaten auf sich nahm. Seine Demuth fürchtete eine
Klippe, an der schon so mancher hosnungßvolle Mann, dem man mit vollem Zu-
trauen das Steurrudcr übergab, scheiterte. Doch zeigte es sich bald, daß er die
Mittel wußte, den Glanz seiner Würde so anzuwenden, daß ihr das Glück, un-
ter Anton zu stehen, im vollsten Lichte betrachten konntet. Er machte es sich
zum unverbrüchlichen Gesetze, überall der Erste zu seyn, und zu allem, was euer
Be-