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Staatliche Museen Kassel / Antikensammlung; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]; Vogt, Simone [Hrsg.]
Der Kasseler Apoll — Kassel: Museumslandschaft Hessen Kassel, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.56805#0015
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vermutlich in der Berliner Formerei die vor allem zu
Studienzwecken an den Universitäten dienten.14
Ein wichtiger Durchbruch für das Verständnis der Sta-
tue war eine Abhandlung von Reinhard Kekule aus dem
Jahr 1876.15 Inzwischen hatte man erkannt, dass die meis-
ten antiken Marmorstatuen von italischem Boden römi-
sche Kopien griechischer Originale sind. Kekule stellte
dies nun auch für den Kasseler Apoll fest. Er nennt meh-
rere Repliken in Paris, Rom und Athen (Replikenliste
Nr. 2, 6 und 8), die spätestens seitdem als Werke verstan-
den werden, die zur Zeit des Römischen Reiches (ca. 30
v. Chr.-476 n. Chr.) entstanden sind und ein mehrere
hundert Jahre älteres, griechisches Original kopieren
(siehe ab S. 40). Das griechische Vorbild datierte Kekule
bereits richtig in das 5. Jahrhundert v. Chr. Der Typus -
also die Gruppe aller auf das gleiche Original zurückge-
henden Repliken - wird seit der Abhandlung von Kekule
nach dem besterhaltenen Vertreter Kasseler Apollon ge-
nannt. Kekule war es auch, der die Kasseler Statue erst-
mals mit den Beschreibungen einer Apollonstatue in den
Schriften Johann Joachim Winckelmanns in Verbindung
brachte (siehe ab S. 17).
Der Wunsch, den Schöpfer des griechischen Vorbildes
zu bestimmen, wurde bald sehr groß, denn man erkannte
die hohe Qualität des griechischen Werks. Die sogenann-
te Meisterforschung wurde um 1900 mit großem Eifer
betrieben. Man beschrieb die Statue mit der damals üb-
lichen emotionalen und überschwänglichen Sprache und
argumentierte für die berühmten antiken Künstler Myron
und Kalamis.16 Die Zuweisung an Phidias, also an den be-
kanntesten Bildhauer der griechischen Klassik, durch Lud-
wig Curtius setzte sich jedoch weitgehend durch (siehe
ab S. 55).17 Weil es bis heute keinen Beweis für diese Zu-
schreibung gibt, bleibt sie nicht ohne Widerspruch. Doch
die meisten Archäologen unterstützen die These, beson-
ders seitdem Hans Schrader 1924 auf die Erwähnung
eines Apollon des Phidias bei dem antiken Reiseschrift-
steller Pausanias aufmerksam machte.18 Nur zu gerne
möchte man annehmen, dass Pausanias das Vorbild der
Kasseler Statue gemeint hat (siehe ab S. 62).

14 Sie dokumentieren den
damaligen Zustand der Statue,
der sich seit den Restaurierun-
gen im 20. Jahrhundert ver-
bessert hat. Kassel 1991,
S. 39ff. 180 Nr. 46.
15 Kekule 1876.
16 Furtwängler 1893,
S. 371-378; Bieber 1915, S. 4.
17 BrBr, 1912, Nr. 601
(Ludwig Curtius).
18 Schrader 1924, S. 83.

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