Abb. 60 Römisches Relief,
Marmor, Latona, Diana, Apollo
und Victoria, Staatliche Museen
zu Berlin, Antikensammlung
noch heute beim Marcellustheater auf dem südlichen
Marsfeld zu sehen.
Die Kraft, von Schuld zu reinigen und zu sühnen
(lateinisch lustratio), besaß auch der römische Apollo. Von
dieser Kraft machten die Römer bei ihren Triumphzügen
Gebrauch. Die siegreich heimkehrenden Soldaten und
Feldherren - später die Kaiser und ihr Heer - formierten
sich zum feierlichen Umzug am Tempel des Apollo, wo
sie auch für ihre Tötungen im Krieg entsühnt wurden.
Ihre Siegeskränze wurden aus dem reinigenden Lorbeer
gewunden.148 Vom Apollotempel aus verlief der Triumph-
zug schließlich zum Jupitertempel auf dem Kapitol.
Der Kult des aus Griechenland stammenden Gottes
wurde also schon früh von den Römern übernommen.
Octavian, der spätere Kaiser Augustus, belebte den Kult
und setze ihn gezielt für eigene Zwecke ein. Er machte
Apollo zu seinem persönlichen Schutzgott. Wie Apoll
trat Octavian als Rächer auf. Den Mord an seinem Adop-
tivvater Caesar vergalt er in der Schlacht von Philippi
(42 v. Chr.). Danach wurde die Identifikation des Caesar-
Erben mit dem Gott weiter ausgebaut. In der Schlacht
von Naulochos (36 v. Chr.) gegen Sextus Pompejus ge-
lobte Octavian den Bau eines Apollotempels, der auf dem
148 Erika Simon: Apollo
in Rom, in: Jahrbuch des
Deutschen Archäologischen
Instituts 93, 1978, S. 210.
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