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Volbehr, Theodor
Gibt es Kunstgesetze? — Führer zur Kunst, Band 1: Esslingen: Paul Neff Verlag (Max Schreiber), 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.67295#0046
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Gibt es Kunstgesetze ?

Volk selbst mit seinen eigenartigen, gesteigerten oder be-
schränkten, in jedem Falle aber seiner Daseinssphäre und
seiner Geschichte angepaßten und durch sie gewandelten
Eigenschaften, endlich die Blume, das heißt die Kunst und
namentlich die Malkunst, auf welche diese ganze Entwicklung
hinausläuft.“
Ist das nicht wundervoll? Auf solchem Wege muß doch
in der Tat das gesetzmäßige Werden der Kunst sich deutlich
offenbaren, wenn es überhaupt solche Gesetzmäßigkeit gibt.
Und nun erörtert er die Eigenart der germanischen Rasse im
Gegensatz zur lateinischen Rasse, zeigt dann, wie die Rassen-
eigenart sich unter dem Einfluß von Klima und Boden der
Niederlande zu der besonderen Volksart wandelt. „Da die
Schwierigkeiten (sich das Sumpfland nutzbar zu machen)
ungeheuer waren, hat sich der Verstand ganz und gar darauf
gelegt, sie zu besiegen, er hat sich ganz und gar nach dieser
Seite gewendet, folglich hat er sich von allen übrigen ab-
gewendet. Sich erhalten, sich schützen, sich kleiden, essen,
sich gegen Kälte und Feuchtigkeit vorsehen, sich mit Vorräten
versorgen, reich werden — sie hatten wirklich nicht die Zeit,
an etwas andres zu denken; der Geist war ganz positiv und
praktisch geworden. Es war unmöglich, in solchem Lande
nach der Art der Deutschen zu träumen, zu philosophieren
und zwischen den Gespinsten der Phantasie und den Systemen
der Metaphysik umherzuschweifen. Man wird sofort wieder
auf die Erde zurückgeführt, die Inanspruchnahme der Tatkraft
ist zu allgemein, zu dringlich und zu unaufhörlich: wenn man
denkt, geschieht es nur, um zu handeln.“ Aber dieser positive
Geist war ruhig und gelassen. „Der Niederländer lebt in
einem feuchten, gleichmäßigen Klima, das die Nerven ab-
spannt, das lymphatische Temperament entwickelt, den Auf-
ruhr, die Ausbrüche und Aufwallungen der Seele mildert, die
 
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