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Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0098

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Auch Köstlin und Lotze sprechen, besonders wo sie von dem
allgemeiuen Wesen der Shmbolik handeln, oft so von ihr,
als vollzöge sie sich in bloßen Associationen. Beide bedienen
sich dabei sehr gern des Ausdrucks „erinnern". So sagt
Köstlin, daß die Form unseren Geist an andere Dinge, die er
mit ihr zugleich sieht, erinnert (324). Und Lotze hebt zu
wiederholten Malen hervor, daß die Formen uns nur durch
Erinnerung an ein unbedingt Werthvolles gefallen, dessen
Vorbedingungen oder Erscheinuugsweisen sie sind. Die An-
schauung der Formen sei in uns allgemein mit Vorstellungen
des Werthvollen associirt u. dgl. (233). Doch wird diese
associative Aufsassung der Symbolik unmittelbar widerlegt
durch die intime, in allen Wendungen von intuitiver Ein-
sühlung zeugende Art und Weise, wie beide Aesthetiker die
Shmbolisirung der einzelnen Erscheinungsweisen der Natur
behandeln. Uebrigens sagt Lotze auch in allgemeiner Beziehung,
der Werth der Farben und Töne sei durch das zu erklären,
„was beide unmittelbar durch sich selbst bedeuten"
(269). Fechner hingegen beharrt consequent auf seinem
associativen Standpunkte, mag er im allgemeinen reden oder
einzelne Beispiele behandeln.

Fechner huldigt einem ähnlichen Dualismus in der
Aesthetik wie Köstlin, nur daß er ihn auch im einzelneu weit
strenger durchführt. Er unterscheidet einen directen und
einen associativen Factor des Schönen. Soweit er jenen
ersteren gelten läßt, steht er mit Zimmermann auf gleichem
Boden. Niemand bezweifle, meint er, daß Formen, Farben,
Töne uns ohne Rücksicht auf angeknüpften Sinn, Bedeutung,
Zweck, und ohne eine Erinnerung an äußerlich oder innerlich
srüher davon Erfahrenes, kurz vermöge directer Einwirkung,
gefallen oder misfallen können. Jedem gefalle reines, gesättigtes
Roth besser als schmutziges, fahles, die Zusammenstellung von
Roth und Blau besser als von Gelb und Grün, ein rein
 
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