Dlensrag, -en 20. Juni 1933.
Vn.Kemper, Jugend-
WSspvvdvsLandssVade«
N.S.P.B. Karlsruhe, 18. Juni. (Eig.
Drahtbericht.) Der Ministerpräsident Walter
KHler hat den Gebietssührer der Hitlerjugend,
Friedhelm Kemper, mit sofortiger Wirkung zum
Jugendsiihrer des Landes Vaden ernannt. Er
hat für das Land Baden die gleichen Vollmach-
ten wie der Jugendführer des Reiches und als
neue badische Dienststelle im gleiche» Sinne wie
Baldur von Schirach zu arbeiten und die Richt-
linien für die Jugendpflege in Baden durchzu-
führen. Demnach sind alle Jugendverbände Ba-
dens, dem Jugendsiihrer des Landes Vaden un-
terstellt. Seinen Anordnungen ist in jeder Hin-
sicht Folge zu leisten. Die Gründung neuer Ju-
gendorganisationen bezw. Jugendgruppen bedarf
der Genehmigung des Landesjugendsührers.
Dieser gibt gleichzeitig bekannt, daß er den Lan-
desausschuh der Jugendpflege am IS. und 18.
Juli anlählich des Badischen Jugendtages zur
Landesversammlung nach Karlsruhe berufen
wird, um ihm seine neue Verfassung zu geben.
Die KreisjugenLMrer ernannt
Der Badische Landesjugendführer, Ge-
bieksführer der Hitler-Jugend, Friedhelm
Kemper, har mit sofortiger Wirkung folgende
Kreisjugendführer in Baden ernannt: Für die
Bezirke Mosbach, Adelsheim, Buchen, Tau-
berbischofsheim und Wertheim: 3g. Haupt-
lehrer Suttor, Unterfchefslenz; für die Be-
zirke Heidelberg, Wiesloch und Sinsheim:
3g. Friedrich Sommer, Heidelberg! für die
Bezirke Mannheim und Weinheim: 3g. Otto
Lampert, Mannheim; für die Bezirke
Karlsruhe und Ettlingen: 3g. Otto Haß-
mann, Karlsruhe; für die Bezirke Rastatt,
Baden-Baden und Bühl: 3g. Walter Bach-
stein, Steinbach; für die Bezirke Offenburg,
Kehl und Oberkirch: 3g. Fritz Enderle,
Offenburg; für die Bezirke Konstanz, Ueber-
lingen, Pfullendorf, Meßkirch, Engen, Do-
naueschingen: 3g. Gustav Hübster, Kon-
stanz; für die Bezirke Pforzheim, Bretten
und Bruchsal: 3g. Robert Schenkel, Pforz-
heim.
-o-
Flugzeug in ZuWauermenge geMzt
Ein Toter.
-f- Paris, 19. 3uni. Bei einer Flugver-
anstaltung des 33. Fliegerregiments und der
21. Bombenstaffel in Nancy stürzte ein Mi-
litärflugzeug auf einen Schuppen ab und
brannte sofort aus. Der Flugzeugführer wurde
auf der Stelle getötet. Bon den Zuschauern
wurden etwa 16 Personen mehr oder weni-
ger schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich
während eines akrobatischen Kunststücks, das
der Flieger in 200 Meter Höhe ausführte.
DampseruMergang in -er LMe
Swinemünde, 19. 3uni. 3n der Nacht
zum Montag traf der schwedische Dampfer
„Asta" mit elf schiffbrüchigen Seeleuten im
Swinemünder Hafen ein. Die Schiffbrüchi-
gen stammen von dem deutschen Dampfer
Erich", dessen Heimathafen Elbing ist und
der, mit einer Ladung Stückgüter von Ham-
burg nach Elbing unterwegs, am Sonntag
nachmittag in der Ostsee auf der Höhe der
Oderbank untergegangen ist. Die Ursache des
Unglücks ist noch nicht geklärt. Der Unter-
gang des Dampfers erfolgte bei gutem Wet-
ter und ziemlich ruhiger See. Die Mannschaft
begab sich in die Rettungsboote und versuchte,
Saßnitz auf Rügen zu erreichen, bis sie von
dem schwedischen Dampfer ausgenommen und
in Swinemünde gelandet wurde.
Wev M Seov
NSPB Karlsruhe, 19. 3uni. (Eig. Draht-
bericht). 3n der vergangenen Woche wurde
in Darmstadt dex frühere Pressechef der ge-
stürzten hessischen Regierung, der sozialdemo-
kratische Reichslagsabgeordnete Dr. Carlo
Mierendorff, in Schutzhaft genommen. Einige
Tage später verbreiteten gewisse Zirkel in
Genf, denen der Berhafteke anscheinend na-
hestand, die dreiste Behauptung, Mierendorff
sei bei seiner Verhaftung schwer mißhandelt
worden. Nach eingehenden Erkundigungen
über den Fall wurde nunmehr in Erfahrung
gebracht, daß Herrn Mierendorff kein Haar
gekrümmt wurde und daß er sich besten Wohl-
seins erfreut. Die Nachricht, Mierendorff sei
mißhandelt worden, wurde übrigens von dem
loyalen Teil der Presse sofort widerlegt.
Wer aber ist Herr Mierendorff und
was ist bezeichnend für seine mora-
lische Arkung?
Herr Mierendorff war viele 3ahre hin-
durch Leiter der sozialistischen Studenten-
gruppe an der Universität Heidelberg und als
solcher als gehässiger Feind aller Nationalso-
zialisten bekannt. Am besten kennzeichnet sich
seine Gesinnung wohl dadurch, daß er nach der
Erschießung Rathenaus im 3ahre 1922, also
zur Zeit des sich noch über alles erhaben dün-
kenden Novemberstaates,' bei einer Kundge-
bung in Heidelberg anläßlich eines Kongresses
der sozialdemokratischen Gewerkschaften in
Leipzig einen Trupp Arbeiter und Studenten
zum physikalischen 3nstikut der Universität
Mleverr-Dvffr
Heidelberg führte, auf dem die schwarz-weiß-
roke Flagge wehte. Es galt, den Leiter des
Instituts, Geheimrat Prof. Dr. Lenard,
auf dessen Veranlassung diese Flagg« gehißt
worden war und der sich außerdem geweigert
hatte, die für diesen Tag angeordnete Arbeits-
ruhe in seinem 3nstikuk durchzuführen, zu „be-
strafen".
Unter Führung Mierendorffs drangen die
Marxisten in das Institut ein, mißhandelten
die anwesenden Assistenten und Hörer, führ-
ten Prof. Dr. Lenard auf die Straße, trieben
ihn unter schweren Mißhandlungen vor sich
her und versuchten ihn in den Neckar zu wer-
fen. Nur durch das Eingreifen beherzter
Passanten konnte Prof. Lenard gerettet wer-
den.
Obgleich Prof. Dr. Lenard als Gelehrter
der im 3ahre 1903 den Nobelpreis erhielt, in-
ternationalen Ruf besitzt, rührte sich damals
keine Feder für ihn. Die Herrn Mierendorff
geneigte marxistische und demokratische Presse
unterschlug oder beschönigte die Angelegen-
heit. Ein Protest der Prof. Lenard politisch
nahestehenden Hochschullehrer und Studenten
verhallte wirkungslos. Es ist uns auch nicht
bekannt, daß man sich etwa in Genf um diese
Vorgänge gekümmert hätte, obgleich sie nicht
einen auf den Flügeln einer Partei zu Amt
und Ruf Gelangten betrafen, sondern wie
gesagt, einen Mann, dem höchste, wissenschaft-
liche Leistungen Weltruf brachten und der
erst jüngst vom Reichspräsidenten durch Ver-
leihung des Adlerschildes ausgezeichnet wurde.
HllwaSrmugsaktion in Waldkirch
rlL
NSPB Karlsruhe, 19. 3uni. (Eig. Draht-
bericht). Von der Pressestelle beim Staats-
ministerium wird mitgeteilt: 3m Zusammen-
hang mit den Sprengstoffunden in Waldkirch
wurde am frühen Morgen des 19. 3uni unter
Einsatz erheblicher Polizeikräfke eine ausge-
dehnte Entwaffnungsaktion in Waldkirch
durchgeführt. Es wurde nach einer vierstün-
digen Durchsuchung, während der die Orts-
eingänge von Kollnau und Waldkirch abge-
sperrk waren, eine größere Anzahl von Hieb-
und Stoßwaffen, darunter auch Heeresgnt,
gefunden und sichergestellk. 16 Personen, bei
denen Waffen gefunden wurden, sind unver-
züglich in Schutzhaft genommen und am glei-
chen Vormittag noch dem Schnellrlchter zur
Aburteilung zugeführt worden.
Bekämpfung kommunistWer
Flugblatlpropagariöa
NSPB Karlsruhe, 19. 3uni. (Eig. Draht-
bericht). 3n verschiedenen Orten der Umge-
bung von Karlsruhe wurden dieser Tage durch
die politische Polizei Fahndungen nach Ver-
keilung und Herstellung von kommunistischen
Flugblättern durchgeführt. Der politischen
Polizei ist es gelungen, eine größere Anzahl
von Verteilern und Herstellern von kommu-
nistischen Flugschriften zu ermitteln und fest-
znstellen. Die Täter sehen ihrer Aburtei-
lung entgegen.
r« Schanghai
Sunjaksens Freund erschossen.
ff Tokio, 19. 3uni. Nach einer Agentur-
meldung aus Schanghai wurde in der fran-
zösischen Konzession in Schanghai das Mitglied
des politischen Bureaus der Kuomintang,
Tanschinfu, durch unbekannte Männer er-
schossen. Vier Attentäter haben ihn, der ein
persönlicher Freund Sunjaksens war, beim
Verlassen der Wohnung durch Revolverschüsse
getötet. Einer von den Attentätern konnte
erschossen werden. Den übrigen ist die Flucht
gelungen. Die Polizei der Konzession be-
hauptet, daß es sich um einen Racheakt chine-
sischer Kommunisten handle.
KriegsiäWe Men Mattern
Moskau, 19. 3uni. Nach einem Funk-
spruch aus Nome aus Alaska hat das ameri-
kanische Marineministerium angeordnek, daß
alle in der Nähe befindlichen Kriegsschiffe
Mattern suchen sollen. Es besteht die Mög-
lichkeit, daß Mattern mit seinem Flugzeug
auf der Behrings-Bai niedergegangen ist. Die
Rettungsaktion für Mattern ist sehr schwierig.
Gßns ZMMsnMttOe
MESS
Der Prozeß Boddin.
* Vertin, 19. Juni. Vor dem Schwurgericht
beim Landgericht I begann am Montag der Pro-
zeß gegen die 26jährige Frau Martha Boddin,
die sich wegen dreimal versuchten Totschlags zu
verantworten hat. Die Angeklagte hatte einmal
versucht ihren Ehemann mit Gas zu vergiften.
Ferner erregte sie seinerzeit ungeheures' Auf-
sehen, als sie ihr außereheliches Kind Rosemarie
im Norden Berlins von der Erenzstratzenbrücke
auf das Eisenbahngelände warf, wo die Kleine
damals hilflos gefunden wurde Und erst nach
längerem Krankenlager wieder genas. Vorher
hatte diese „Mutter" ihrem Kinde einmal Steck-
nadeln zu schlucken gegeben, um so ihren Tod
herbeizuführen. Bemerkenswert ist, daß die An-
geklagte bei verfänglichen Fragen sich an nichts
mehr erinnern will.
Die Berliner AS-GMptelMne
mit Goebbels „Wanderer
Wie die mittelalterlichen Lehrspiele wirkt
dieses wechselreiche, mit Vor- und Nachspruch
versehene Stück auf uns. ein. Wer mit Verglei-
chen arbeitet und die gewählten Beispiele in
sinnbildlicher Verkleidung zeigt, wendet sich von
vornherein an überlegende Zuschauer. Diese
aber werden bei genauer Beachtung sehr wohl
verstehen, was ihnen der, als rechter deutscher
Denker und Dichter, die Heimat Durchwanderte
Wertvolles gefunden hat. Gläubiges Hoffen auf
den Segen heitzerruygener Selbsterhebung und
kraftvoller Betätigung reißt hinweg von allem
Lug und Trug der Vergangenheit. Viel Uner-
quickliches liegt am Wege, der mit dem Autor
anhand des Wanderers zu beschreiten ist. Doch
einzig, ein Hindurch ermöglicht den Aufstieg, ei-
aem, Herz wie Geist von jedem Erdenschmutz be-
freienden Himmelslicht entgegen. Ehrlichkeit und
Mut müssen die Hauptstützen im Leben der
Menschheit sein, begeisternde Vaterlands- und
einende Nächstenliebe seine treibenden Strömun-
gen. Dann erst rückt das Dasein jedes einzelnen
immer näher in den geweihten, gegen alle Nie-
derungen und Verblendungen abgeschlossenen
Pflichtenkreis im Segensschutze einer gnädigen
Vorsehung.
Die Herzugekommenen lauschten mit großer
Aufmerksamkeit dem in eindrucksvoller Weise sich
von Alltäglichkeiten abhebenden Dargebotenen.
Die bei uns eingekehrte Spielerschar hat sich aber
auch mit Hingabe für diese Aufführung einge-
setzt. Es waren einige befriedigende Leistungen
zu verzeichnen.
Den aus der bedrückenden Enge der Trost-
losigkeit der Nachkriegsjahre in die Schönheiten
einer geistigen Eigenwelt vorstrebenden Dichter
spielte Wolfgang Rosenberg mit Verständnis.
Mit dem ihm als Wahrheitskünder gegenüber-
tretenden Wanderer fand sich Robert Rohde be-
stens ab. Von den mannigfachen Vertretern der
Volksschädlinge ragten hervor der verwegene
Vörsenkönig (Helmut Neudahl), Gustav Meinecke
als selbstsüchtiger Parteiführer und Alfred Puf-
fert, der sowohl einen sorglosen Lebemann, als
auch einen überheblichen Minister zu verkörpern
hatte. Jolanthe Loo wußte die verzweifelte Ar-
beiterfrau weit besser zu gestalten, als die Ko-
kette.
„Die Stimme aus dem Dunkeln" (Wolfgang
Arno) müßte poetischer, sprachschöner erklingen.
In langer Kette zogen die bezeichnend erfaßten
Untaten menschlicher Schwächen und gemeiner
Leidenschaften vorüber — ein gewaltsam aufrüt-
telnder Ansporn zum schärfsten Kampf gegen
diese heimtückischen Gefahren. Erst das schlie-
ßende Hinüberleiten in ein langsames Hochdäm-
mern der von unserem genialen Führer einge-
leiteten Neuzeit vermochte die ausgelösten Er-
regungen wiederum zu glätten.
i Äir sahen und hörten einen dramatischen
Auftakt zum dringend notwendigen Werden ei-
ner, alle Gebiete siegreich durchdringenden, Er-
haltung und Vorwärtskommen von Land und
Leuten sichernden Volksgemeinschaft.
Daß die verschiedenen, erfreulicherweise nun
schon geschichtlich gewordenen Ausschnitte mit
wenig 'Versuchsstücken durchweg vor entsprechend
getönten Vorhängen gezeigt worden sind, drückte
die dekorativen Anforderungen auf ein Kleines
herab, sodaß eine Aufführung leicht überall zu
bewerkstelligen ist. Die äußerst verdienstvolle
Kunstarbeit der jungen Wanderschauspieler kann
dieserhalb bis in die entferntesten Orte ausge-
dehnt werden, was sicherlich dankbarst begrüßt
wird. Selbst da, wo ein Theater nicht vorhan-
den ist, kann bei patriotischen Feiern in Volks-
bildungsstätten und Vereinsheimen dieses wert-
volle Zeitstück unseres Reichsministers, des am
21. April 1922 in Heidelberg zum Dr. phil. pro-
movierten Joseph Goebbels, inszeniert werden.
Heute abend findet eine Wiederholung statt, auf
die im allgemeinen Interesse hingewiesen sei,
und zwar mit den Worten eines längst Ver-
ewigten, der ebenfalls Staatsmann, sowie Poet
gewesen und in zweifacher Hinsicht in der Seele
seiner Landsleute zu lesen verstanden hat. Der
rund 75 Jahre vorher, ebenfalls als Student
der Philosophie und Kunstgeschichte, hier wohn-
haft gewesene, 1890 in Zürich gestorbenen Gott-
fried Keller — siehe die Gedenktafel am Hause
Neckarstaden Nr. 62 — hat in ähnlicher Erkennt-
nis der Dinge folgende, auch für hier passende
Zeilen gedichtet:
„Mancherlei sind unseres Volkes Gaben;
Denn auch mancherlei hat es zu tun,
Und beim harten Ringen, wie zum Ruhn
Mutz es einen guten Spielmann haben,
Der, wenn Sichel, Schwert und Hammer klingt,
Stets dazu die rechten Weisen bringt."
Stadtbihliothekar Zink.
See dtMska/M
S.-K. — Der „Straßburger Sender", der in
letzter Zeit wahre Rekorde in Lügenmeldungen
aufstellte, hat sich am Samstag einen guten Witz
geleistet. Ueber das Verbot der „Badenwacht"
berichtete Straßburg: „Heute ist die „Badisch?
Garde" verboten worden". Unwillkürlich denkt
man dabei an die napoleonische Garde, von
der es hieß: Die Garde stirht, aber sie ergibt
sich nicht! — Im Gegensatz dazu ist die badische
„Gard e", genannt „Badenwacht" sang- und
klanglos abgetreten. Sie hat sich nicht ergeben,
sie ist auch nicht gestorben, sondern sie ist über-
flüssig geworden — und das ist der schlimmste
Tod!'
*
Wenn der „Straßburger Sender" schwindelt,
dann kann die französische Zeitung „Matin"
nicht ruhig schlafen, bis sie den Vorsprung der
Kollegen in Straßburg im Lügen eingeholt hat.
So berichtet denn das Blatt, daß es dem Gene-
ral von Schleicher, dank der Intervention
ergebener Freunde gelungen sei, in die Schweiz
zu „entkommen". Dort habe er erklärt, daß das
nationalsozialistische Regime in Deutschland nur
noch von kurzer Dauer sei. Er halte die Reichs-
wehr für eine der seltenen Organisationen, die
noch nicht vom „hitlerischen Bazillus"
angesteckt seien. — Der „Matin" hat mit seinen
Lügen wieder einmal Pech. General von Schlei-
cher befindet sich weder in der Schweiz,
noch sonstwo im Ausland, sondern in
Neubabelsberg bei Berlin. Die ihm in
den Mund gelegten Worte sind frei erfunden.
Ueberhaupt scheint die Auslandspreise an
Sensationsmangel zu leiden, sodaß sie täglich
neuen Unfug berichtet. Zu den beliebtesten The-
men gehört auch das Gerücht von der Erkrankung
des Generalfeldmarschall von Hindenburg.
Die sozialistische englische Zeitung „Daily Hs-
rald" und das „Havas-Büro" verbreiten Mel-
dungen, wonach Hindenburg „im Sterben
liege". Demgegenüber können wir aus erster
Quelle mitteilen, daß sich der Generalfeldmar-
schall bei bester Gesundheit befindet und augen-
blicklich in Neudeck weilt, wo er täglich seine
Amtsgeschäfte erledigt, bis die Erneuerungsar-
beiten in seinem Berliner Wohnsitz beendet sind
Selbst der starke Aerger über die Sabotage der
europäischen Befriedigung durch Frankreich
vermag seiner Gesundheit keinen Abbruch zu tun.
Vielmehr stählt er ihn, um den Kampf, den der
Volkskanzler Hitler um Deutschlands Befreiung
führt, mit allen Kräften zu unterstützen.
ToSesUase M einen MäWenmörM
! Stuttgart, 19. Juni. Das Schwurgericht
verurteilte am Montag den 21 Jahre alten Ta-
pezierer Robert Grötzinger aus Neckarwei-
hingen (Oberamt Ludwigsburg) wegen Mordes
zur Todesstrafe und dauernden Aberkennung der
bürgerlichen Ehrenrechte entsprechend dem An-
trag des Staatsanwalts. Der Mörder hatte im
März dieses Jahres seine Braut, die gleichaltrige
Haustochter Elise Sieber aus Hoheneck (Ober-
amt Ludwigsburg) von einem Felsvorsprung 21
Meter tief in die Weinberge hinuntergestürzt,
um sich ihrer zu entledigen. Als die Schwerver-
letzte noch nicht tot war, schleuderte er aus
nächster Nähe große Steine auf die am Boden
liegende, bis sie endlich blutüberströmt tot zu-
sammenbrach. Der Angeklagte zeigte während der
Verhandlung keinerlei Spuren von Reue.
Nn Wajjer vom Blitz geiroken
() Königsberg, 19. Juni. Am Sonntag nach-
mittag ging ein kurzes Gewitter über Königs-
berg nieder. Dabei schlug der Blitz in der Nabe
einer Badeanstalt ins Wasser und traf den sieb-
zehnjährigen Schwimmer Davis aus Königsberg,
der sofort getötet wurde und unterging. Erst
nach einer Viertelstunde konnte die Leiche gebor-
gen werden.
Mik dem Freiballon in die Stratosphäre.
Der Freiballon „Bartsch von SigSfeld", dem
ein Angriff auf den Höhenrekord für Frei-
ballone mit offenem Korb geglückt ist. De:
bekannte Ballonführer Schütze stieg früh um
5 Uhr in Bitterfeld auf und erreichte eins
Höhe von 11 000 Metern, während der bis-
herige Rekord auf 10 500 Meter sia::'"
Vn.Kemper, Jugend-
WSspvvdvsLandssVade«
N.S.P.B. Karlsruhe, 18. Juni. (Eig.
Drahtbericht.) Der Ministerpräsident Walter
KHler hat den Gebietssührer der Hitlerjugend,
Friedhelm Kemper, mit sofortiger Wirkung zum
Jugendsiihrer des Landes Vaden ernannt. Er
hat für das Land Baden die gleichen Vollmach-
ten wie der Jugendführer des Reiches und als
neue badische Dienststelle im gleiche» Sinne wie
Baldur von Schirach zu arbeiten und die Richt-
linien für die Jugendpflege in Baden durchzu-
führen. Demnach sind alle Jugendverbände Ba-
dens, dem Jugendsiihrer des Landes Vaden un-
terstellt. Seinen Anordnungen ist in jeder Hin-
sicht Folge zu leisten. Die Gründung neuer Ju-
gendorganisationen bezw. Jugendgruppen bedarf
der Genehmigung des Landesjugendsührers.
Dieser gibt gleichzeitig bekannt, daß er den Lan-
desausschuh der Jugendpflege am IS. und 18.
Juli anlählich des Badischen Jugendtages zur
Landesversammlung nach Karlsruhe berufen
wird, um ihm seine neue Verfassung zu geben.
Die KreisjugenLMrer ernannt
Der Badische Landesjugendführer, Ge-
bieksführer der Hitler-Jugend, Friedhelm
Kemper, har mit sofortiger Wirkung folgende
Kreisjugendführer in Baden ernannt: Für die
Bezirke Mosbach, Adelsheim, Buchen, Tau-
berbischofsheim und Wertheim: 3g. Haupt-
lehrer Suttor, Unterfchefslenz; für die Be-
zirke Heidelberg, Wiesloch und Sinsheim:
3g. Friedrich Sommer, Heidelberg! für die
Bezirke Mannheim und Weinheim: 3g. Otto
Lampert, Mannheim; für die Bezirke
Karlsruhe und Ettlingen: 3g. Otto Haß-
mann, Karlsruhe; für die Bezirke Rastatt,
Baden-Baden und Bühl: 3g. Walter Bach-
stein, Steinbach; für die Bezirke Offenburg,
Kehl und Oberkirch: 3g. Fritz Enderle,
Offenburg; für die Bezirke Konstanz, Ueber-
lingen, Pfullendorf, Meßkirch, Engen, Do-
naueschingen: 3g. Gustav Hübster, Kon-
stanz; für die Bezirke Pforzheim, Bretten
und Bruchsal: 3g. Robert Schenkel, Pforz-
heim.
-o-
Flugzeug in ZuWauermenge geMzt
Ein Toter.
-f- Paris, 19. 3uni. Bei einer Flugver-
anstaltung des 33. Fliegerregiments und der
21. Bombenstaffel in Nancy stürzte ein Mi-
litärflugzeug auf einen Schuppen ab und
brannte sofort aus. Der Flugzeugführer wurde
auf der Stelle getötet. Bon den Zuschauern
wurden etwa 16 Personen mehr oder weni-
ger schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich
während eines akrobatischen Kunststücks, das
der Flieger in 200 Meter Höhe ausführte.
DampseruMergang in -er LMe
Swinemünde, 19. 3uni. 3n der Nacht
zum Montag traf der schwedische Dampfer
„Asta" mit elf schiffbrüchigen Seeleuten im
Swinemünder Hafen ein. Die Schiffbrüchi-
gen stammen von dem deutschen Dampfer
Erich", dessen Heimathafen Elbing ist und
der, mit einer Ladung Stückgüter von Ham-
burg nach Elbing unterwegs, am Sonntag
nachmittag in der Ostsee auf der Höhe der
Oderbank untergegangen ist. Die Ursache des
Unglücks ist noch nicht geklärt. Der Unter-
gang des Dampfers erfolgte bei gutem Wet-
ter und ziemlich ruhiger See. Die Mannschaft
begab sich in die Rettungsboote und versuchte,
Saßnitz auf Rügen zu erreichen, bis sie von
dem schwedischen Dampfer ausgenommen und
in Swinemünde gelandet wurde.
Wev M Seov
NSPB Karlsruhe, 19. 3uni. (Eig. Draht-
bericht). 3n der vergangenen Woche wurde
in Darmstadt dex frühere Pressechef der ge-
stürzten hessischen Regierung, der sozialdemo-
kratische Reichslagsabgeordnete Dr. Carlo
Mierendorff, in Schutzhaft genommen. Einige
Tage später verbreiteten gewisse Zirkel in
Genf, denen der Berhafteke anscheinend na-
hestand, die dreiste Behauptung, Mierendorff
sei bei seiner Verhaftung schwer mißhandelt
worden. Nach eingehenden Erkundigungen
über den Fall wurde nunmehr in Erfahrung
gebracht, daß Herrn Mierendorff kein Haar
gekrümmt wurde und daß er sich besten Wohl-
seins erfreut. Die Nachricht, Mierendorff sei
mißhandelt worden, wurde übrigens von dem
loyalen Teil der Presse sofort widerlegt.
Wer aber ist Herr Mierendorff und
was ist bezeichnend für seine mora-
lische Arkung?
Herr Mierendorff war viele 3ahre hin-
durch Leiter der sozialistischen Studenten-
gruppe an der Universität Heidelberg und als
solcher als gehässiger Feind aller Nationalso-
zialisten bekannt. Am besten kennzeichnet sich
seine Gesinnung wohl dadurch, daß er nach der
Erschießung Rathenaus im 3ahre 1922, also
zur Zeit des sich noch über alles erhaben dün-
kenden Novemberstaates,' bei einer Kundge-
bung in Heidelberg anläßlich eines Kongresses
der sozialdemokratischen Gewerkschaften in
Leipzig einen Trupp Arbeiter und Studenten
zum physikalischen 3nstikut der Universität
Mleverr-Dvffr
Heidelberg führte, auf dem die schwarz-weiß-
roke Flagge wehte. Es galt, den Leiter des
Instituts, Geheimrat Prof. Dr. Lenard,
auf dessen Veranlassung diese Flagg« gehißt
worden war und der sich außerdem geweigert
hatte, die für diesen Tag angeordnete Arbeits-
ruhe in seinem 3nstikuk durchzuführen, zu „be-
strafen".
Unter Führung Mierendorffs drangen die
Marxisten in das Institut ein, mißhandelten
die anwesenden Assistenten und Hörer, führ-
ten Prof. Dr. Lenard auf die Straße, trieben
ihn unter schweren Mißhandlungen vor sich
her und versuchten ihn in den Neckar zu wer-
fen. Nur durch das Eingreifen beherzter
Passanten konnte Prof. Lenard gerettet wer-
den.
Obgleich Prof. Dr. Lenard als Gelehrter
der im 3ahre 1903 den Nobelpreis erhielt, in-
ternationalen Ruf besitzt, rührte sich damals
keine Feder für ihn. Die Herrn Mierendorff
geneigte marxistische und demokratische Presse
unterschlug oder beschönigte die Angelegen-
heit. Ein Protest der Prof. Lenard politisch
nahestehenden Hochschullehrer und Studenten
verhallte wirkungslos. Es ist uns auch nicht
bekannt, daß man sich etwa in Genf um diese
Vorgänge gekümmert hätte, obgleich sie nicht
einen auf den Flügeln einer Partei zu Amt
und Ruf Gelangten betrafen, sondern wie
gesagt, einen Mann, dem höchste, wissenschaft-
liche Leistungen Weltruf brachten und der
erst jüngst vom Reichspräsidenten durch Ver-
leihung des Adlerschildes ausgezeichnet wurde.
HllwaSrmugsaktion in Waldkirch
rlL
NSPB Karlsruhe, 19. 3uni. (Eig. Draht-
bericht). Von der Pressestelle beim Staats-
ministerium wird mitgeteilt: 3m Zusammen-
hang mit den Sprengstoffunden in Waldkirch
wurde am frühen Morgen des 19. 3uni unter
Einsatz erheblicher Polizeikräfke eine ausge-
dehnte Entwaffnungsaktion in Waldkirch
durchgeführt. Es wurde nach einer vierstün-
digen Durchsuchung, während der die Orts-
eingänge von Kollnau und Waldkirch abge-
sperrk waren, eine größere Anzahl von Hieb-
und Stoßwaffen, darunter auch Heeresgnt,
gefunden und sichergestellk. 16 Personen, bei
denen Waffen gefunden wurden, sind unver-
züglich in Schutzhaft genommen und am glei-
chen Vormittag noch dem Schnellrlchter zur
Aburteilung zugeführt worden.
Bekämpfung kommunistWer
Flugblatlpropagariöa
NSPB Karlsruhe, 19. 3uni. (Eig. Draht-
bericht). 3n verschiedenen Orten der Umge-
bung von Karlsruhe wurden dieser Tage durch
die politische Polizei Fahndungen nach Ver-
keilung und Herstellung von kommunistischen
Flugblättern durchgeführt. Der politischen
Polizei ist es gelungen, eine größere Anzahl
von Verteilern und Herstellern von kommu-
nistischen Flugschriften zu ermitteln und fest-
znstellen. Die Täter sehen ihrer Aburtei-
lung entgegen.
r« Schanghai
Sunjaksens Freund erschossen.
ff Tokio, 19. 3uni. Nach einer Agentur-
meldung aus Schanghai wurde in der fran-
zösischen Konzession in Schanghai das Mitglied
des politischen Bureaus der Kuomintang,
Tanschinfu, durch unbekannte Männer er-
schossen. Vier Attentäter haben ihn, der ein
persönlicher Freund Sunjaksens war, beim
Verlassen der Wohnung durch Revolverschüsse
getötet. Einer von den Attentätern konnte
erschossen werden. Den übrigen ist die Flucht
gelungen. Die Polizei der Konzession be-
hauptet, daß es sich um einen Racheakt chine-
sischer Kommunisten handle.
KriegsiäWe Men Mattern
Moskau, 19. 3uni. Nach einem Funk-
spruch aus Nome aus Alaska hat das ameri-
kanische Marineministerium angeordnek, daß
alle in der Nähe befindlichen Kriegsschiffe
Mattern suchen sollen. Es besteht die Mög-
lichkeit, daß Mattern mit seinem Flugzeug
auf der Behrings-Bai niedergegangen ist. Die
Rettungsaktion für Mattern ist sehr schwierig.
Gßns ZMMsnMttOe
MESS
Der Prozeß Boddin.
* Vertin, 19. Juni. Vor dem Schwurgericht
beim Landgericht I begann am Montag der Pro-
zeß gegen die 26jährige Frau Martha Boddin,
die sich wegen dreimal versuchten Totschlags zu
verantworten hat. Die Angeklagte hatte einmal
versucht ihren Ehemann mit Gas zu vergiften.
Ferner erregte sie seinerzeit ungeheures' Auf-
sehen, als sie ihr außereheliches Kind Rosemarie
im Norden Berlins von der Erenzstratzenbrücke
auf das Eisenbahngelände warf, wo die Kleine
damals hilflos gefunden wurde Und erst nach
längerem Krankenlager wieder genas. Vorher
hatte diese „Mutter" ihrem Kinde einmal Steck-
nadeln zu schlucken gegeben, um so ihren Tod
herbeizuführen. Bemerkenswert ist, daß die An-
geklagte bei verfänglichen Fragen sich an nichts
mehr erinnern will.
Die Berliner AS-GMptelMne
mit Goebbels „Wanderer
Wie die mittelalterlichen Lehrspiele wirkt
dieses wechselreiche, mit Vor- und Nachspruch
versehene Stück auf uns. ein. Wer mit Verglei-
chen arbeitet und die gewählten Beispiele in
sinnbildlicher Verkleidung zeigt, wendet sich von
vornherein an überlegende Zuschauer. Diese
aber werden bei genauer Beachtung sehr wohl
verstehen, was ihnen der, als rechter deutscher
Denker und Dichter, die Heimat Durchwanderte
Wertvolles gefunden hat. Gläubiges Hoffen auf
den Segen heitzerruygener Selbsterhebung und
kraftvoller Betätigung reißt hinweg von allem
Lug und Trug der Vergangenheit. Viel Uner-
quickliches liegt am Wege, der mit dem Autor
anhand des Wanderers zu beschreiten ist. Doch
einzig, ein Hindurch ermöglicht den Aufstieg, ei-
aem, Herz wie Geist von jedem Erdenschmutz be-
freienden Himmelslicht entgegen. Ehrlichkeit und
Mut müssen die Hauptstützen im Leben der
Menschheit sein, begeisternde Vaterlands- und
einende Nächstenliebe seine treibenden Strömun-
gen. Dann erst rückt das Dasein jedes einzelnen
immer näher in den geweihten, gegen alle Nie-
derungen und Verblendungen abgeschlossenen
Pflichtenkreis im Segensschutze einer gnädigen
Vorsehung.
Die Herzugekommenen lauschten mit großer
Aufmerksamkeit dem in eindrucksvoller Weise sich
von Alltäglichkeiten abhebenden Dargebotenen.
Die bei uns eingekehrte Spielerschar hat sich aber
auch mit Hingabe für diese Aufführung einge-
setzt. Es waren einige befriedigende Leistungen
zu verzeichnen.
Den aus der bedrückenden Enge der Trost-
losigkeit der Nachkriegsjahre in die Schönheiten
einer geistigen Eigenwelt vorstrebenden Dichter
spielte Wolfgang Rosenberg mit Verständnis.
Mit dem ihm als Wahrheitskünder gegenüber-
tretenden Wanderer fand sich Robert Rohde be-
stens ab. Von den mannigfachen Vertretern der
Volksschädlinge ragten hervor der verwegene
Vörsenkönig (Helmut Neudahl), Gustav Meinecke
als selbstsüchtiger Parteiführer und Alfred Puf-
fert, der sowohl einen sorglosen Lebemann, als
auch einen überheblichen Minister zu verkörpern
hatte. Jolanthe Loo wußte die verzweifelte Ar-
beiterfrau weit besser zu gestalten, als die Ko-
kette.
„Die Stimme aus dem Dunkeln" (Wolfgang
Arno) müßte poetischer, sprachschöner erklingen.
In langer Kette zogen die bezeichnend erfaßten
Untaten menschlicher Schwächen und gemeiner
Leidenschaften vorüber — ein gewaltsam aufrüt-
telnder Ansporn zum schärfsten Kampf gegen
diese heimtückischen Gefahren. Erst das schlie-
ßende Hinüberleiten in ein langsames Hochdäm-
mern der von unserem genialen Führer einge-
leiteten Neuzeit vermochte die ausgelösten Er-
regungen wiederum zu glätten.
i Äir sahen und hörten einen dramatischen
Auftakt zum dringend notwendigen Werden ei-
ner, alle Gebiete siegreich durchdringenden, Er-
haltung und Vorwärtskommen von Land und
Leuten sichernden Volksgemeinschaft.
Daß die verschiedenen, erfreulicherweise nun
schon geschichtlich gewordenen Ausschnitte mit
wenig 'Versuchsstücken durchweg vor entsprechend
getönten Vorhängen gezeigt worden sind, drückte
die dekorativen Anforderungen auf ein Kleines
herab, sodaß eine Aufführung leicht überall zu
bewerkstelligen ist. Die äußerst verdienstvolle
Kunstarbeit der jungen Wanderschauspieler kann
dieserhalb bis in die entferntesten Orte ausge-
dehnt werden, was sicherlich dankbarst begrüßt
wird. Selbst da, wo ein Theater nicht vorhan-
den ist, kann bei patriotischen Feiern in Volks-
bildungsstätten und Vereinsheimen dieses wert-
volle Zeitstück unseres Reichsministers, des am
21. April 1922 in Heidelberg zum Dr. phil. pro-
movierten Joseph Goebbels, inszeniert werden.
Heute abend findet eine Wiederholung statt, auf
die im allgemeinen Interesse hingewiesen sei,
und zwar mit den Worten eines längst Ver-
ewigten, der ebenfalls Staatsmann, sowie Poet
gewesen und in zweifacher Hinsicht in der Seele
seiner Landsleute zu lesen verstanden hat. Der
rund 75 Jahre vorher, ebenfalls als Student
der Philosophie und Kunstgeschichte, hier wohn-
haft gewesene, 1890 in Zürich gestorbenen Gott-
fried Keller — siehe die Gedenktafel am Hause
Neckarstaden Nr. 62 — hat in ähnlicher Erkennt-
nis der Dinge folgende, auch für hier passende
Zeilen gedichtet:
„Mancherlei sind unseres Volkes Gaben;
Denn auch mancherlei hat es zu tun,
Und beim harten Ringen, wie zum Ruhn
Mutz es einen guten Spielmann haben,
Der, wenn Sichel, Schwert und Hammer klingt,
Stets dazu die rechten Weisen bringt."
Stadtbihliothekar Zink.
See dtMska/M
S.-K. — Der „Straßburger Sender", der in
letzter Zeit wahre Rekorde in Lügenmeldungen
aufstellte, hat sich am Samstag einen guten Witz
geleistet. Ueber das Verbot der „Badenwacht"
berichtete Straßburg: „Heute ist die „Badisch?
Garde" verboten worden". Unwillkürlich denkt
man dabei an die napoleonische Garde, von
der es hieß: Die Garde stirht, aber sie ergibt
sich nicht! — Im Gegensatz dazu ist die badische
„Gard e", genannt „Badenwacht" sang- und
klanglos abgetreten. Sie hat sich nicht ergeben,
sie ist auch nicht gestorben, sondern sie ist über-
flüssig geworden — und das ist der schlimmste
Tod!'
*
Wenn der „Straßburger Sender" schwindelt,
dann kann die französische Zeitung „Matin"
nicht ruhig schlafen, bis sie den Vorsprung der
Kollegen in Straßburg im Lügen eingeholt hat.
So berichtet denn das Blatt, daß es dem Gene-
ral von Schleicher, dank der Intervention
ergebener Freunde gelungen sei, in die Schweiz
zu „entkommen". Dort habe er erklärt, daß das
nationalsozialistische Regime in Deutschland nur
noch von kurzer Dauer sei. Er halte die Reichs-
wehr für eine der seltenen Organisationen, die
noch nicht vom „hitlerischen Bazillus"
angesteckt seien. — Der „Matin" hat mit seinen
Lügen wieder einmal Pech. General von Schlei-
cher befindet sich weder in der Schweiz,
noch sonstwo im Ausland, sondern in
Neubabelsberg bei Berlin. Die ihm in
den Mund gelegten Worte sind frei erfunden.
Ueberhaupt scheint die Auslandspreise an
Sensationsmangel zu leiden, sodaß sie täglich
neuen Unfug berichtet. Zu den beliebtesten The-
men gehört auch das Gerücht von der Erkrankung
des Generalfeldmarschall von Hindenburg.
Die sozialistische englische Zeitung „Daily Hs-
rald" und das „Havas-Büro" verbreiten Mel-
dungen, wonach Hindenburg „im Sterben
liege". Demgegenüber können wir aus erster
Quelle mitteilen, daß sich der Generalfeldmar-
schall bei bester Gesundheit befindet und augen-
blicklich in Neudeck weilt, wo er täglich seine
Amtsgeschäfte erledigt, bis die Erneuerungsar-
beiten in seinem Berliner Wohnsitz beendet sind
Selbst der starke Aerger über die Sabotage der
europäischen Befriedigung durch Frankreich
vermag seiner Gesundheit keinen Abbruch zu tun.
Vielmehr stählt er ihn, um den Kampf, den der
Volkskanzler Hitler um Deutschlands Befreiung
führt, mit allen Kräften zu unterstützen.
ToSesUase M einen MäWenmörM
! Stuttgart, 19. Juni. Das Schwurgericht
verurteilte am Montag den 21 Jahre alten Ta-
pezierer Robert Grötzinger aus Neckarwei-
hingen (Oberamt Ludwigsburg) wegen Mordes
zur Todesstrafe und dauernden Aberkennung der
bürgerlichen Ehrenrechte entsprechend dem An-
trag des Staatsanwalts. Der Mörder hatte im
März dieses Jahres seine Braut, die gleichaltrige
Haustochter Elise Sieber aus Hoheneck (Ober-
amt Ludwigsburg) von einem Felsvorsprung 21
Meter tief in die Weinberge hinuntergestürzt,
um sich ihrer zu entledigen. Als die Schwerver-
letzte noch nicht tot war, schleuderte er aus
nächster Nähe große Steine auf die am Boden
liegende, bis sie endlich blutüberströmt tot zu-
sammenbrach. Der Angeklagte zeigte während der
Verhandlung keinerlei Spuren von Reue.
Nn Wajjer vom Blitz geiroken
() Königsberg, 19. Juni. Am Sonntag nach-
mittag ging ein kurzes Gewitter über Königs-
berg nieder. Dabei schlug der Blitz in der Nabe
einer Badeanstalt ins Wasser und traf den sieb-
zehnjährigen Schwimmer Davis aus Königsberg,
der sofort getötet wurde und unterging. Erst
nach einer Viertelstunde konnte die Leiche gebor-
gen werden.
Mik dem Freiballon in die Stratosphäre.
Der Freiballon „Bartsch von SigSfeld", dem
ein Angriff auf den Höhenrekord für Frei-
ballone mit offenem Korb geglückt ist. De:
bekannte Ballonführer Schütze stieg früh um
5 Uhr in Bitterfeld auf und erreichte eins
Höhe von 11 000 Metern, während der bis-
herige Rekord auf 10 500 Meter sia::'"