Freitag, Sen 2S. Juni 1633.
13 Sümfohel-en vor -em SchneUÄMer
Unrühmlich roter Wahlausgang in Leimen. / Schüsse und feiger Überfall. / Merkwürdige
Berteidigungsmethoden n. bedenkliche Zeugenaussagen. / Urteile wegen Landfriedensbruch.
Heidelberg, 21. Juni. Unsere siegreiche
Revolution hat auch in Leimen dem roten Ter-
ror ein Ende bereitet, unter dem unsere dorti-
gen Parteigenossen schwer zu leiden hatten. Sie
mutzten zahlreiche lleberfälle über sich ergehen
lassen, die verschiedentlich das Gericht beschäf-
tigten. Der Herd der nächtlichen Ueberfalle
war die Sporthalle der Freien Turnerschaft.
Der letzte Ueberfall, der in der Nacht zum
6. März auf zwei Parteigenossen ausgeführt
wurde, nahm dort ebenfalls seinen Anfang. Die
Sporthalle, die plötzlich ohne Licht war, wurde
von uns unter polizeilicher Führung besichtigt.
(Segen 20 Schufohelden mutzten aus hintersten
Winkeln hervorgezogen werden, in denen sie sich
versteckt hatten. Bei der Schutztruppe einer im
politischen Aether verflüchtigten Regierung fand
man vier scharf geladene Revolver, Munition,
sowie zahlreiche Stotz- und Hiebwaffen.
Am Montag, den 19. Juni fand der lleber-
fall vor dem Sondergericht sein unausbleibli-
ches Nachspiel, da die Anklage auf schweren
Landfriedensbruch, Verstöße gegen Waffen-
gesetze, gegen die Verordnung zum Schutz von
Volk und Staat lautete. Es war eine auserle-
sene Schar, die die Anklagebank zierte. Voran
die bekannten Raufbolde Ludwig Appel und
Georg Kalbrunner, ferner der Kraftwa-
gensührer Karl Hohl, die Maurer Otto
Ernst Nickler und Leonhard Appel (alle
vorbestraft) und endlich die Lehrlinge Schu-
bert und Kurt Kalbrunner (Sohn des
sattsam bekannten SPD-Gemeinderats) der
Elektriker Pfister, der Chauffeur Heinrich
Seitz, die Maurer Adam Phil. Benz und
Emil Kabey, der Chauffeur Georg Mül-
ler und der Schlaffer Karl Phil. Stein-
mann.
Einige gaben den Waffenbesitz zu, damit war
es aber auch aus. Zu ihren früheren Geständ-
nissen und Angaben wollten sie nicht mehr ste-
hen. Das war die Folge der frühen Entlassung
aus der Schutzhaft. Plötzlich sollte der tüchtige
und korrekte Eendarmeriebeamte Emig un-
richtig protokolliert haben. Das war eine un-
geheuerliche Verteidigungsmethode. In Wirk-
lichkeit hatte der freche Schufoiüngling Her-
mann Schubert (16 Jahre alt) dem genann-
ten Beamten eingestanden, daß er geleugnet
habe, weil ihm der Schufoführer Reidel ge-
droht habe, ja nichts zu verraten. Reidel
beschwor, datz am 4. und 5. März keine Strei-
fen von ihm eingesetzt worden seien, während
Schubert früher das Gegenteil gesagt hatte. Die
Grundlage für diese Verteidigungsmethode gab
eine Beschwerde ab, die der SPD-Bonze Ge-
meinderat Kalbrunner gegen den Zeugen Emig
losgelassen haben soll. Niemand hatte mehr
die Kommandorufe zum Angriff und Ueberfall
gehört.
Die SPD-Zeugen wußten entweder nichts,
konnten sich kaum an etwas entsinnen oder sa-
hen auf ihrer Seite so gut wie garnichts. Un-
sere Zeugen nahmen es mit dem Eid sehr ge-
nau. Der letzte und verdächtigste Zeuge war
ein gewisser Volk, der mit den Schufoleuten
am 5. März zusammen war. Er kam von sich
aus zu dem Zeugen Emig und machte ihm, die
Angeklagten stark belastende, Angaben. Vor dem
Sondergericht wußte er kaum noch etwas. Für
seinen Umfall wollte er den Zeugen Emig ver-
antwortlich machen, der nicht so protokolliert
habe, wie er angegeben. Das war eine syste-
matisch vorbereitete Verteidigungsmethode, an
der nach unserer Ansicht der Bonze Gemeinde-
rat Kalbrunner und der Schufogeneräl
Reidel beteiligt gewesen sein dürften. Man
wußte schon vor der Verhandlung, daß Volk
umfallen würde.
Trotz dem eigenartigen Veweisergebnis hielt
der Staatsanwalt die Anklage aufrecht. Die
wegen politischer Tätlichkeiten mehrfach vorbe-
straften Ludwig Appel und Georg Kal-
brunner wurden von ihm besonders unter
die Lupe genommen. Nach Ansicht des Staats-
anwalts müssen Kräfte am Werk gewesen sein,
die haben verdunkeln helfen. Für die Ange-
klagten Nickler, Pfister, Seitz, Kal-
brunner (Georg) und Appel wurden
Zuchthausstrafen von einem Jahr und einem
Monat bis zu zwei Jahren gefordert, im übri-
gen Gefängnisstrafen von zwei bis zu acht Mo-
naten.
Nach den Plaidoyers von Rechtsanwalt Dr.
Moufang II für Seitz und Rechtsanwalt
Dr. Lederle (Mannheim) für die übrigen
Angeklagten verkündete das Sondergericht nach
10.30 Uhr abends folgendes Urteil:
Ludwig Appel wegen erschwerten Land-
friedensbruchs ein Jahr und sechs Monate Ge-
fängnis, bei Pfister und Appel wegen des
gleichen Delikts je acht Monate Gefängnis, bei
Georg Kalbrunner wegen einfachen Land-
friedensbruchs und wegen der Waffendelikte
ein Jahr Gefängnis. Während Seitz ein Mo-
nat der Untersuchungshaft angerechnet wurde,
erhielten die übrigen je zwei Monate angerech-
net, ebenso Schubert, der mit vier Mona-
ten Gefängnis bestraft wurde. Kurt Kal-
brunner kam mit zwei Monaten Gefängnis
davon, die durch die Untersuchungshaft als ver-
büßt gelten. Hohl erhielt vier Monate Ge-
fängnis, Kabey Und Benz je drei Monate.
Freigesprochen wurden Nickler, Leonhard
Appel, Georg Müller und Karl Philipp
Steinmann. Für uns ist der Fall noch nicht
abgetan. Wir fordern die Nachprüfung der
eidlichen Aussagen des „kriegserprobten" Schu-
fogenerals Reidel und des Zeugen Volk.
Vielleicht interessiert man sich auch noch sür den
Bonzen Kalbrunner, ob und inwieweit er
an der Verdunkelung des Tatbestandes betei-
ligt war.
vsillsclie »urrineMimLeiz
Aenderung einer Ortsbezeichnung.
Das Staatsministerium hat beschlossen, datz
die Gemeinde Rippoldsau vom 1. Juni 1933 an
den Namen „Bad Rippoldsau" zu führen hat.
Im Bereich des Ministerium des Kultus,
des Unterrichts und der Justiz wurde ernannt
Kreisschuloberrat Paul Frank in Offenburg
zum Ministerialdirektor in der Abteilung Kul-
tus und Unterricht.
Der Minister des Innern hat unter beson-
derer Anerkennung ihrer geleisteten Dienste
folgende Kommissare von ihren Aemtern ent-
bunden: Für das Aerztewesen in Baden Dr.
Schütz (Mannheim), Zahnärztewesen Dr.
Nuß (Mannheim), Veterinärwesen Dr. Hau-
samen (Karlsruhe) und für das Dentistenwe-
s»n Kimmisch (Karlsruhe).
Sonnwendfeier — Fest der Jugend.
Die Pressestelle beim Staatsministerium teilt
mit: Das Fest der Jugend, das zur Zeit der
Sonnenwende stattfindet, soll vor allem auch
von der Schuljugend der Landgemeinden, die
mit der Natur noch nah verbunden ist, gefeiert
werden. Es sollten auch daher die Schulkin-
der der Gemeinden, in denen zurzeit Heuferien
sind, an diesem Festtag teilnehmen. Die in
Frage kommenden Gemeinden werden daher er-
sucht, mit den ortsanwesenden Lehrern, sowie
mit den Sport- und Jugendverbänden, das Fest
der Jugend nach den gegebenen Anordnungen
(Erlaß des Unterrichtsministeriums vom 14. 6.
1933) durchzuführen, soweit es unter den ge-
gebenen Umständen möglich ist.
Südwestdeutscher Heimattag.
2m nächsten Jahr wird in Karlsruhe ein
großer Südwestdeutscher Heimattag mit einem
großen Aufmarsch der Nationalsozialisten ge-
plant, möglichst in Verbindung mit einem ba-
dischen Milizentag.
Schüler werden fliegen.
Im Laufe dieser Woche wird das im Auf-
trag des Luftfahrtministeriums alle deutschen
Flughafenstädte besuchende „Kinderflugzeug"
der Luft-Hansa auf dem Flughafen Mannheim-
Ludwigshafen-Heidelberg weilen, um dort von
den Schülern der Volks-, Mittel-, Handels- und
Gewerbeschulen besichtigt zu werden. In jeweils
einstllndigen „Unterrichtsstunden" wird die Ju-
gend aus berufenem Munde etwas über die
Entwicklung der deutschen Handelsluftfahrt hö-
ren, wird erzählt bekommen von der Arbeit des
Flugwetterwartes, von der Luftpolizei und von
der Luftpost. Weiterhin ist zu Rundflllgen Ge-
legenheit geboten, wobei die Lufthansa nur die
Selbstkosten mit 2,80 RM in Anrechnung bringt.
Die gesamten Besichtigungen werden in den
drei Tagen durchgefllhrt, doch müssen die Schü-
ler der Vorortschülen der Cntfernung wegen
ausscheiden. Der vierte für Mannheim vorge-
sehene Aufenthaltstag des Flugzeuges muß
ausfallen, da am Samstag die Schüler durch die
Sonnwendfeiern in Anspruch genommen sind.
Ein Aufruf Kempers an die Hitler-Jugend.
Eebietsfllhrer der Hitler-Jugend, Friedhelm
Kemper, richtet an die HI und an den BDM
folgenden Aufruf: „Die Kampfwoche gegen
Schmutz und Schund liegt hinter uns. Im gan-
zem- badischen Land ist sie mit großem Er-
folg durchgeführt worden. Es wär der Anfang
unseres großen Kampfes um die seelische Er-
neuerung unseres Volkes. Die Jugend Badens
staich auf der Wacht und alle begeisternden
Kundgebungen dieser Woche waren für mich
ein großes Erlebnis. Nun machen wir Pause
bis zum 26. Juni, dann soll der zweite Schlag
sitzen. Alles setzt sich ein für die lebenden
Künstler unserer Heimat. Deutsche Buchhändler
stellen ihre Bücher und Bilder aus. Hitlerjun-
gen und Hitlermädel bringen ihnen im ganzen
Land Heimatblumen und öffentliche Ehrung
dar. Vergeßt mir keinen unserer edlen Dichter,
Maler und Sänger im Land! Bringt ihnen die
Grüße der Jugend! Heil Hitler! gez. Kemper."
Treugelöbnis der Kameradschaft ehem. 189er.
Wie die Pressestelle beim Staatsministe-
rium mitteilt, hat die Kameradschaft ehemali-
ger 169er an den Reichsstatthalter Robert Wag-
ner anläßlich ihrer Generalversammlung in
Offenburg folgendes Telegramm gerichtet:
„Kameradschaft ehemaliger 169er und Er-
satzformationen Ofsenhurg und Umgebung ge-
loht. anläßlich heutiger Generalversammlung un-
MHrüchlrche Treue und Einsatzbereitschaft aller
UrBLs für die Ziele der nationalen Regierung.
Hehl Hitler!"
Der Grotzdeutsche Bund ansgelöst.
Wie uns mitgeteilt wird, hat sich der Groß-
deutsche Bund als solcher aufgelöst. Der Reichs-
jungenschaftsführer Fabri c i u s verpflichtete
sich der Hitlerjugend Vaden und stellte es seinen
Gefolgschaften anheim, den gleichen Weg zu
gehen. Die ehemaligen Mitglieder des Groß-
deutschen Bundes, die sich bedingungslos für die
nationalsozialistische Revolution einsetzen wol-
len, werden in Baden als Einzelmitglieder in
die Hitlerjugend ausgenommen. Sie haben je-
doch keine Bedingungen zu stellen, sondern sich
restlos in die einzelnen KJ-Formationen einzu-
gliedern und ihren Führern unterzuordnen.
Der bisherige Reichsjunqenschastsführer Fa-
bricius richtete an seine Gefolgschaften folgen-
den Ausruf:
„Aufgaben sind da, um durchgeführt zu wer-
den. Der Weg „Großdeutscher Bund" oder et-
was ähnliches kommt nicht mehr in Frage. Ich
habe mich der Hitler-Jugend verpflichtet. Die
Hitlerjugend ist unser neuer Weg. Ich erwarte,
daß ihn jeder von Euch geht und bitte alle El-
tern, dem nicht zu widerstreben. Ihr werdet
Euch alle, Führer und Jungen, sofort, einzeln
und bedingungslos bei der HI oder Jungvolk
zur Verfügung stellen. Ihr werdet immer wie-
der von mir hören."
oaenvaia «na itrsimss«
Unregelmäßigkeiten beim Wieslocher
Licht- und Kraftwerk.
Selbstmord des zweiten Direktors.
Schon seit längerer Zeit wird beim Licht-
und Kraftwerk eine Revision durchgeführt. Da-
bei stellen sich Unregelmäßigkeiten, Unterschla-
gungen, Veruntreuungen usw. heraus. Der Ver-
dacht richtete sich sofort gegen die Direktoren.
Der 1. Direktor wurde deshalb am Mittwoch
verhaftet. Als nun der 2. Direktor Schwebei
gestern auch festgenommen werden sollte, war er
nicht zu Hause. Die Beamten warteten, bis er
zurückkam. Unter irgend einem Vorwand begab
er sich dann in ein anderes Zimmer und hat sich
dort erschossen. Näheres darüber folgt noch.
X Schönau, 22. Juni. (Aus dem Gemeinde-
rat.) Der Bürgermeister unterrichtete den Ge-
meinderat über die eingegangenen Klagen des
bestehenden Wassermangels und stellt Antrag
auf Ergreifung von Abwehrmaßnahmen. Der
Eemeinderat beschließt daraufhin, die Quelle im
Fuchsloch zur Verstärkung des Leitungsnetzes
heranzuziehen. Das Kulturbauamt Heidelberg
ist um Prüfung der Angelegenheit anzugehen
und dem Gemeinderat entsprechende Unterla-
gen zu geben. — Die Gemeindehsugrasverster-
gerung wird genehmigt. — Für die Anschaffung
von 20 neuen Feuerwehrröcken wird ein entspre-
chender Betrag bereitgestellt. — Die Apotheker-
wohnung ist wieder herzurichten. — Dem Hrlfs-
verein für Geisteskranke wird ein Beitrag ge-
nehmigt, ebenso wird für die „Adolf-Hitler-
Spende der deutschen Wirtschaft" eine Unter-
stützung gutgeheißen. — 2m Gewann Fuchsloch
soll die im Ortsbauplan vorgesehene Straße
beim Südausgang nach Westen verlegt werden,
um geeignete Bauplätze zu gewinnen: das vor-
liegende Baugesuch des Adam Jost wrrd in
diesem Sinne nicht beanstandet. — Der Ee-
werbekanal wird von der Gemeinde und den
Werkbesitzern Ebert und Stumpf gereinigt.
X Schönau, 22. Juni. (Vom Rathaus.) Zum
Bürgermeisterstellvertreter wurde Eemeinderat
Dürr (D.N.) ernannt. — Zu Verwaltungs-
ratsmitgliedsrn bei er Verbandssparkasse wur-
den Gemeinderat Dürr (D.N.) und PH. Liv-
poner (N.S.) in Vorschlag gebracht — Als
Hilfsfeldhüter wurde Pg. Adam Mann -
schott II bestimmt. — Die Schüler der 7. und
8. Klasse dürfen das Städt. Bad unentgeltlich
benützen. — Als Wildschadenschätzer wird Mi-
chael Simon ernannt. — Künftig werden
Lernmittel unentgeltlich nur noch an Bedürf-
tige abgegeben. — Die früher bestandene ört-
liche Beratungsstelle wurde wieder neu gebil-
det und Pg. G. Reinhard als Vertreter der
Kriegsopfer zum Beisitzer bestimmt. Zu Ehren
des Freiheitskämpfers Albert Leo Schlageter
wurde die bisherige Friedrich-Ebert-Stratze in
Albert-Leo-Schlageter-Straße umbenannt.
X Gauangelloch, 21. Juni. Am letzten Sonn-
tag, den 18. Juni weilte in unserem Dorfe der
Lehrsturm 21/110 als Gast. Zur Pflege waren
die SA-Kameraden itt die einzelnen Familien
verteilt. Die Einleitung bildete ern Propa-
gandamarsch durch den Ort, dem sich ein ge-
schlossener Kirchgang anschloß. Den Abschluß
bildete am Nachmittag ein geselliges Beisam-
mensein im Parteilokal, in der Wirtschaft zur
Alp. Der Sturm 21/110 hat bei der hiesigen
Einwohnerschaft einen sehr guten Eindruck hin-
terlassen. Es war für uns in der Tat em
„brauner Tag".
X Baiertal, 22. Juni. Ein nicht enden
wollender Trauerzug bewegte sich am vergange-
nen Sonntag durch die Straßen zum Friedhof,
um unseren letzten Altveteran von 1870/71,
Friedrich Eichhorn, Kaufmann und Post-
agent, zur Ruhe zu betten. Die örtlichen Ver-
eine, denen der Dahingeschiedene angehörte,
waren in voller Stärke angetreten. Für die
Freiwillige Feuerwehr legte der Kommandant
Joh. Eichler, unter Erstattung des Dankes
an den Verschiedenen, als früheren Komman-
danten der Wehr, und für den Gesangverein
Frohsinn Vorstand Fritz Blaser einen Kranz
am Grabe nieder. In ausgezeichneter Weise
schilderte der Vorstand des Militärvereins, Rat-
schreiber Eefäller kurz den Lebenslauf des
Kameraden Eichhorn, sowie die allseitige Ver-
ehrung und Liebe der Einwohnerschaft, die sich
der Verstorbene bei derselben während seiner
83 Lebensjahre erwarb. Nur Freunde besaß er
im Orte, niemand war ihm Feind. Postmeister
Müßig aus Wiesloch legte im Auftrag der
Postverwaltung unter Würdigung dsr Ver-
dienste des Verstorbenen als Postagent einen
Kranz nieder, in gleicher Weise ehrte ihn^Ler
Postagentenverein. Eine Abordnung der Frei-
willigen Feuerwehr des Bezirks, sowie viele
Freunde und Bekannte von der Umgebung ga-
ben Eichhorn das letzte Geleit. Nach einer
Ehrensalve, als letzten Gruß für einen Kämp-
fer für das Vaterland, schloß sich das Grab un-
seres teuren Kameraden, dessen Namen Unver-
geßlich sein wird.
X Eppingen, 21. Juni. (Vom bäuerlichen
Versuchsring „Elsenzgau". Der Vorstand des
bäuerlichen' Versuchsrings „Elsenzgau" hat in
seiner letzten Sitzung beschlossen, Heuer wieder
eine Besichtigungsfahrt durchzuführen. Diese soll
an „Peter und Paul" stattfinden, in Sinsheim
, a, E. beginnen und in Eppingen endigen,
Außer verschiedenen Feldversuchen, landw. Be-
trieben und Gemarkungen soll die vielseitige
Landwirtschaft des Eichhäuserhofs bei Vonfeld
in Augenschein genommen werden. Da den
Ringtagfahrten von feiten unserer Bauernschaft
immer großes Interesse entgegengebracht wird,
ist auch dieses Jahr mit einer regen Beteili-
gung zu rechnen.
(!) Haag, 22. Juni. (Eine weitere System-
blüte verhaftet.) Der ehemalige Ratschreiber
Otto Ludwig wurde wegen wiederholter Be-
leidigung der SA verhaftet und hinter Schloß
und Riegel gesetzt. Die Sache wird noch ein
gerichtliches Nachspiel haben. -
Fahrplan lür bie Wertheimer
SchlotzbeleuMung
anläßlich der Kaffelstein-Mahnmalweihe am 24
Juni. Sonntagsfahrkarten verbilligen die Fahrt,
Aschaffenburg—Miltenberg—Wortheim.
Aschaffenburg
Miltenberg
ab 17.31
ab 18.48
Wertheim
an 19.52
Zurück Wertheim
ab 23.30
(Sonderzug)
Lohr—Wertheim.
Würzburg
Lohr
ab 17.14
ab 19.00
Wertheim
an 20.00
(Sonderzug)
Zurück Wertheim
ab 23.15
Lauda—Wertheim.
Würzburg
Bad Mergenth.
Osterburken
Lauda
Wertheim
Zurück Wertheim
Lauda
ab 16.18
ab 17.14
ab 16.20
ab 17.37
an 18.20
ab 23.00 (Sonderzug)
ab 23.56 (v Würzburg)
W«,Sri«
Großmarkthalle Handschuhsheim.
Marktbericht vom 22. Juni 19S3.
Kirschen 1. Sorte 16—19, 2. Sorte 11—15,
Erdbeeren 1. Sorte 24—28, 2. Sorte 20—23,
Walderdbeeren 58—78, Sauerkirschen 19, Him-
beeren 39, Johannisbeeren 14—17, Stachelbeeren
14—18, Pfirsiche 48, Erbsen 4—8, Blumenkohl
16—18, Kohlrabi 2-/-—3, Gurken 16—18, Weiß-
kraut 4 Pfg. Anfuhr und Nachfrage sehr gut.
Markt geräumt. Nächste Versteigerung Freitag
10.30 und 17 Uhr.
Buchener Schweinemarkt vom 21. Juni.
Auftrieb 381 Ferkel. Verkauft wurden 383
Ferkel. Diese kosteten 24—44 Mark das Paar.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom
22. Juni 1933.
Auftrieb: 87 Kälber, 16 Schafe, 85 Schweine,
906 Ferkel und Läufer. Preise pro 50 kg Le-
bendgewicht bezw. Stück:
Kälber: 35—39, 31—35, 30—32, Schweine:
nicht notiert. Ferkel bis 4 Wochen: 12—14, dto
über 4 Wochen: 16—18. Läufer: 19—21.
Marktverlauf: Kälber ruhig, Ueberstand,
Ferkel und Läufer --- mittel, kleiner Ueberstand.
Mannheimer Produktenbörse vom
22. Juni 1933.
Brotgetreide liegt ruhig bei weiter ermäßig-
ten Forderungen für Jnlandsweizen. Futter-
mittel dagegen haben nach wie vor festen Markt.
Die Preise sind anziehend, doch ist der Konsum
äußerst zurückhaltend und gibt nur das aller-
notwendigste auf. Im nichtoffiziellen Verkehr
hörte man vormittags waggonfrei Mannheim
per 100 kg folgende Notierungen:
Weizen inll 20,75—20,80, Roggen inl. 17,5«
bis 17,60, Hafer inl. 15,75—16, Sommergerste
18,25—18,70, Futtergerste 16,90—17, PlatamcnS
21, Biertreber 12,25—12,50, Weizenmehl sudv.
Spezial Null mit Austauschweizen per Ju'N
30,75—31, Weizenauszuqsmehl dto. 33,75—34,
Weizenbrotmehl dto. 22,75 bis 23, Roggenmech
nordd. 23—24, dto. südd. und psälz. 24—25, Wm-
zenkleie fein 8,50, Erdnnßkuchen 14.
Wettervorhersage:
Freitag: Unbeständig, gelegentliche Anfheite-
rung, gewittrige Niederschläge, meist südliche
Winde.
Samstag: Noch Fortdauer der wechselhafte»
und unbeständigen Witterung.
Wasserstandsnachrichten:
Rhein
21. 6.: 65 148 136 156 270 E
22, 6.: 129 162 156 157 270
Lag
Walds
Hut
Rhein-
felden
Kehl
Na,rau
Naun-
heim
Laii
21. 6.:' 360 339 376 581 480 E
22. 6.: 420 324 380 595 493 »N
Neckar
Lag
Plo-
chingen
Heil-
bronn
Zag -
seid
Oiedes-
Keim
Heide.-
berg
Naun-
heim
13 Sümfohel-en vor -em SchneUÄMer
Unrühmlich roter Wahlausgang in Leimen. / Schüsse und feiger Überfall. / Merkwürdige
Berteidigungsmethoden n. bedenkliche Zeugenaussagen. / Urteile wegen Landfriedensbruch.
Heidelberg, 21. Juni. Unsere siegreiche
Revolution hat auch in Leimen dem roten Ter-
ror ein Ende bereitet, unter dem unsere dorti-
gen Parteigenossen schwer zu leiden hatten. Sie
mutzten zahlreiche lleberfälle über sich ergehen
lassen, die verschiedentlich das Gericht beschäf-
tigten. Der Herd der nächtlichen Ueberfalle
war die Sporthalle der Freien Turnerschaft.
Der letzte Ueberfall, der in der Nacht zum
6. März auf zwei Parteigenossen ausgeführt
wurde, nahm dort ebenfalls seinen Anfang. Die
Sporthalle, die plötzlich ohne Licht war, wurde
von uns unter polizeilicher Führung besichtigt.
(Segen 20 Schufohelden mutzten aus hintersten
Winkeln hervorgezogen werden, in denen sie sich
versteckt hatten. Bei der Schutztruppe einer im
politischen Aether verflüchtigten Regierung fand
man vier scharf geladene Revolver, Munition,
sowie zahlreiche Stotz- und Hiebwaffen.
Am Montag, den 19. Juni fand der lleber-
fall vor dem Sondergericht sein unausbleibli-
ches Nachspiel, da die Anklage auf schweren
Landfriedensbruch, Verstöße gegen Waffen-
gesetze, gegen die Verordnung zum Schutz von
Volk und Staat lautete. Es war eine auserle-
sene Schar, die die Anklagebank zierte. Voran
die bekannten Raufbolde Ludwig Appel und
Georg Kalbrunner, ferner der Kraftwa-
gensührer Karl Hohl, die Maurer Otto
Ernst Nickler und Leonhard Appel (alle
vorbestraft) und endlich die Lehrlinge Schu-
bert und Kurt Kalbrunner (Sohn des
sattsam bekannten SPD-Gemeinderats) der
Elektriker Pfister, der Chauffeur Heinrich
Seitz, die Maurer Adam Phil. Benz und
Emil Kabey, der Chauffeur Georg Mül-
ler und der Schlaffer Karl Phil. Stein-
mann.
Einige gaben den Waffenbesitz zu, damit war
es aber auch aus. Zu ihren früheren Geständ-
nissen und Angaben wollten sie nicht mehr ste-
hen. Das war die Folge der frühen Entlassung
aus der Schutzhaft. Plötzlich sollte der tüchtige
und korrekte Eendarmeriebeamte Emig un-
richtig protokolliert haben. Das war eine un-
geheuerliche Verteidigungsmethode. In Wirk-
lichkeit hatte der freche Schufoiüngling Her-
mann Schubert (16 Jahre alt) dem genann-
ten Beamten eingestanden, daß er geleugnet
habe, weil ihm der Schufoführer Reidel ge-
droht habe, ja nichts zu verraten. Reidel
beschwor, datz am 4. und 5. März keine Strei-
fen von ihm eingesetzt worden seien, während
Schubert früher das Gegenteil gesagt hatte. Die
Grundlage für diese Verteidigungsmethode gab
eine Beschwerde ab, die der SPD-Bonze Ge-
meinderat Kalbrunner gegen den Zeugen Emig
losgelassen haben soll. Niemand hatte mehr
die Kommandorufe zum Angriff und Ueberfall
gehört.
Die SPD-Zeugen wußten entweder nichts,
konnten sich kaum an etwas entsinnen oder sa-
hen auf ihrer Seite so gut wie garnichts. Un-
sere Zeugen nahmen es mit dem Eid sehr ge-
nau. Der letzte und verdächtigste Zeuge war
ein gewisser Volk, der mit den Schufoleuten
am 5. März zusammen war. Er kam von sich
aus zu dem Zeugen Emig und machte ihm, die
Angeklagten stark belastende, Angaben. Vor dem
Sondergericht wußte er kaum noch etwas. Für
seinen Umfall wollte er den Zeugen Emig ver-
antwortlich machen, der nicht so protokolliert
habe, wie er angegeben. Das war eine syste-
matisch vorbereitete Verteidigungsmethode, an
der nach unserer Ansicht der Bonze Gemeinde-
rat Kalbrunner und der Schufogeneräl
Reidel beteiligt gewesen sein dürften. Man
wußte schon vor der Verhandlung, daß Volk
umfallen würde.
Trotz dem eigenartigen Veweisergebnis hielt
der Staatsanwalt die Anklage aufrecht. Die
wegen politischer Tätlichkeiten mehrfach vorbe-
straften Ludwig Appel und Georg Kal-
brunner wurden von ihm besonders unter
die Lupe genommen. Nach Ansicht des Staats-
anwalts müssen Kräfte am Werk gewesen sein,
die haben verdunkeln helfen. Für die Ange-
klagten Nickler, Pfister, Seitz, Kal-
brunner (Georg) und Appel wurden
Zuchthausstrafen von einem Jahr und einem
Monat bis zu zwei Jahren gefordert, im übri-
gen Gefängnisstrafen von zwei bis zu acht Mo-
naten.
Nach den Plaidoyers von Rechtsanwalt Dr.
Moufang II für Seitz und Rechtsanwalt
Dr. Lederle (Mannheim) für die übrigen
Angeklagten verkündete das Sondergericht nach
10.30 Uhr abends folgendes Urteil:
Ludwig Appel wegen erschwerten Land-
friedensbruchs ein Jahr und sechs Monate Ge-
fängnis, bei Pfister und Appel wegen des
gleichen Delikts je acht Monate Gefängnis, bei
Georg Kalbrunner wegen einfachen Land-
friedensbruchs und wegen der Waffendelikte
ein Jahr Gefängnis. Während Seitz ein Mo-
nat der Untersuchungshaft angerechnet wurde,
erhielten die übrigen je zwei Monate angerech-
net, ebenso Schubert, der mit vier Mona-
ten Gefängnis bestraft wurde. Kurt Kal-
brunner kam mit zwei Monaten Gefängnis
davon, die durch die Untersuchungshaft als ver-
büßt gelten. Hohl erhielt vier Monate Ge-
fängnis, Kabey Und Benz je drei Monate.
Freigesprochen wurden Nickler, Leonhard
Appel, Georg Müller und Karl Philipp
Steinmann. Für uns ist der Fall noch nicht
abgetan. Wir fordern die Nachprüfung der
eidlichen Aussagen des „kriegserprobten" Schu-
fogenerals Reidel und des Zeugen Volk.
Vielleicht interessiert man sich auch noch sür den
Bonzen Kalbrunner, ob und inwieweit er
an der Verdunkelung des Tatbestandes betei-
ligt war.
vsillsclie »urrineMimLeiz
Aenderung einer Ortsbezeichnung.
Das Staatsministerium hat beschlossen, datz
die Gemeinde Rippoldsau vom 1. Juni 1933 an
den Namen „Bad Rippoldsau" zu führen hat.
Im Bereich des Ministerium des Kultus,
des Unterrichts und der Justiz wurde ernannt
Kreisschuloberrat Paul Frank in Offenburg
zum Ministerialdirektor in der Abteilung Kul-
tus und Unterricht.
Der Minister des Innern hat unter beson-
derer Anerkennung ihrer geleisteten Dienste
folgende Kommissare von ihren Aemtern ent-
bunden: Für das Aerztewesen in Baden Dr.
Schütz (Mannheim), Zahnärztewesen Dr.
Nuß (Mannheim), Veterinärwesen Dr. Hau-
samen (Karlsruhe) und für das Dentistenwe-
s»n Kimmisch (Karlsruhe).
Sonnwendfeier — Fest der Jugend.
Die Pressestelle beim Staatsministerium teilt
mit: Das Fest der Jugend, das zur Zeit der
Sonnenwende stattfindet, soll vor allem auch
von der Schuljugend der Landgemeinden, die
mit der Natur noch nah verbunden ist, gefeiert
werden. Es sollten auch daher die Schulkin-
der der Gemeinden, in denen zurzeit Heuferien
sind, an diesem Festtag teilnehmen. Die in
Frage kommenden Gemeinden werden daher er-
sucht, mit den ortsanwesenden Lehrern, sowie
mit den Sport- und Jugendverbänden, das Fest
der Jugend nach den gegebenen Anordnungen
(Erlaß des Unterrichtsministeriums vom 14. 6.
1933) durchzuführen, soweit es unter den ge-
gebenen Umständen möglich ist.
Südwestdeutscher Heimattag.
2m nächsten Jahr wird in Karlsruhe ein
großer Südwestdeutscher Heimattag mit einem
großen Aufmarsch der Nationalsozialisten ge-
plant, möglichst in Verbindung mit einem ba-
dischen Milizentag.
Schüler werden fliegen.
Im Laufe dieser Woche wird das im Auf-
trag des Luftfahrtministeriums alle deutschen
Flughafenstädte besuchende „Kinderflugzeug"
der Luft-Hansa auf dem Flughafen Mannheim-
Ludwigshafen-Heidelberg weilen, um dort von
den Schülern der Volks-, Mittel-, Handels- und
Gewerbeschulen besichtigt zu werden. In jeweils
einstllndigen „Unterrichtsstunden" wird die Ju-
gend aus berufenem Munde etwas über die
Entwicklung der deutschen Handelsluftfahrt hö-
ren, wird erzählt bekommen von der Arbeit des
Flugwetterwartes, von der Luftpolizei und von
der Luftpost. Weiterhin ist zu Rundflllgen Ge-
legenheit geboten, wobei die Lufthansa nur die
Selbstkosten mit 2,80 RM in Anrechnung bringt.
Die gesamten Besichtigungen werden in den
drei Tagen durchgefllhrt, doch müssen die Schü-
ler der Vorortschülen der Cntfernung wegen
ausscheiden. Der vierte für Mannheim vorge-
sehene Aufenthaltstag des Flugzeuges muß
ausfallen, da am Samstag die Schüler durch die
Sonnwendfeiern in Anspruch genommen sind.
Ein Aufruf Kempers an die Hitler-Jugend.
Eebietsfllhrer der Hitler-Jugend, Friedhelm
Kemper, richtet an die HI und an den BDM
folgenden Aufruf: „Die Kampfwoche gegen
Schmutz und Schund liegt hinter uns. Im gan-
zem- badischen Land ist sie mit großem Er-
folg durchgeführt worden. Es wär der Anfang
unseres großen Kampfes um die seelische Er-
neuerung unseres Volkes. Die Jugend Badens
staich auf der Wacht und alle begeisternden
Kundgebungen dieser Woche waren für mich
ein großes Erlebnis. Nun machen wir Pause
bis zum 26. Juni, dann soll der zweite Schlag
sitzen. Alles setzt sich ein für die lebenden
Künstler unserer Heimat. Deutsche Buchhändler
stellen ihre Bücher und Bilder aus. Hitlerjun-
gen und Hitlermädel bringen ihnen im ganzen
Land Heimatblumen und öffentliche Ehrung
dar. Vergeßt mir keinen unserer edlen Dichter,
Maler und Sänger im Land! Bringt ihnen die
Grüße der Jugend! Heil Hitler! gez. Kemper."
Treugelöbnis der Kameradschaft ehem. 189er.
Wie die Pressestelle beim Staatsministe-
rium mitteilt, hat die Kameradschaft ehemali-
ger 169er an den Reichsstatthalter Robert Wag-
ner anläßlich ihrer Generalversammlung in
Offenburg folgendes Telegramm gerichtet:
„Kameradschaft ehemaliger 169er und Er-
satzformationen Ofsenhurg und Umgebung ge-
loht. anläßlich heutiger Generalversammlung un-
MHrüchlrche Treue und Einsatzbereitschaft aller
UrBLs für die Ziele der nationalen Regierung.
Hehl Hitler!"
Der Grotzdeutsche Bund ansgelöst.
Wie uns mitgeteilt wird, hat sich der Groß-
deutsche Bund als solcher aufgelöst. Der Reichs-
jungenschaftsführer Fabri c i u s verpflichtete
sich der Hitlerjugend Vaden und stellte es seinen
Gefolgschaften anheim, den gleichen Weg zu
gehen. Die ehemaligen Mitglieder des Groß-
deutschen Bundes, die sich bedingungslos für die
nationalsozialistische Revolution einsetzen wol-
len, werden in Baden als Einzelmitglieder in
die Hitlerjugend ausgenommen. Sie haben je-
doch keine Bedingungen zu stellen, sondern sich
restlos in die einzelnen KJ-Formationen einzu-
gliedern und ihren Führern unterzuordnen.
Der bisherige Reichsjunqenschastsführer Fa-
bricius richtete an seine Gefolgschaften folgen-
den Ausruf:
„Aufgaben sind da, um durchgeführt zu wer-
den. Der Weg „Großdeutscher Bund" oder et-
was ähnliches kommt nicht mehr in Frage. Ich
habe mich der Hitler-Jugend verpflichtet. Die
Hitlerjugend ist unser neuer Weg. Ich erwarte,
daß ihn jeder von Euch geht und bitte alle El-
tern, dem nicht zu widerstreben. Ihr werdet
Euch alle, Führer und Jungen, sofort, einzeln
und bedingungslos bei der HI oder Jungvolk
zur Verfügung stellen. Ihr werdet immer wie-
der von mir hören."
oaenvaia «na itrsimss«
Unregelmäßigkeiten beim Wieslocher
Licht- und Kraftwerk.
Selbstmord des zweiten Direktors.
Schon seit längerer Zeit wird beim Licht-
und Kraftwerk eine Revision durchgeführt. Da-
bei stellen sich Unregelmäßigkeiten, Unterschla-
gungen, Veruntreuungen usw. heraus. Der Ver-
dacht richtete sich sofort gegen die Direktoren.
Der 1. Direktor wurde deshalb am Mittwoch
verhaftet. Als nun der 2. Direktor Schwebei
gestern auch festgenommen werden sollte, war er
nicht zu Hause. Die Beamten warteten, bis er
zurückkam. Unter irgend einem Vorwand begab
er sich dann in ein anderes Zimmer und hat sich
dort erschossen. Näheres darüber folgt noch.
X Schönau, 22. Juni. (Aus dem Gemeinde-
rat.) Der Bürgermeister unterrichtete den Ge-
meinderat über die eingegangenen Klagen des
bestehenden Wassermangels und stellt Antrag
auf Ergreifung von Abwehrmaßnahmen. Der
Eemeinderat beschließt daraufhin, die Quelle im
Fuchsloch zur Verstärkung des Leitungsnetzes
heranzuziehen. Das Kulturbauamt Heidelberg
ist um Prüfung der Angelegenheit anzugehen
und dem Gemeinderat entsprechende Unterla-
gen zu geben. — Die Gemeindehsugrasverster-
gerung wird genehmigt. — Für die Anschaffung
von 20 neuen Feuerwehrröcken wird ein entspre-
chender Betrag bereitgestellt. — Die Apotheker-
wohnung ist wieder herzurichten. — Dem Hrlfs-
verein für Geisteskranke wird ein Beitrag ge-
nehmigt, ebenso wird für die „Adolf-Hitler-
Spende der deutschen Wirtschaft" eine Unter-
stützung gutgeheißen. — 2m Gewann Fuchsloch
soll die im Ortsbauplan vorgesehene Straße
beim Südausgang nach Westen verlegt werden,
um geeignete Bauplätze zu gewinnen: das vor-
liegende Baugesuch des Adam Jost wrrd in
diesem Sinne nicht beanstandet. — Der Ee-
werbekanal wird von der Gemeinde und den
Werkbesitzern Ebert und Stumpf gereinigt.
X Schönau, 22. Juni. (Vom Rathaus.) Zum
Bürgermeisterstellvertreter wurde Eemeinderat
Dürr (D.N.) ernannt. — Zu Verwaltungs-
ratsmitgliedsrn bei er Verbandssparkasse wur-
den Gemeinderat Dürr (D.N.) und PH. Liv-
poner (N.S.) in Vorschlag gebracht — Als
Hilfsfeldhüter wurde Pg. Adam Mann -
schott II bestimmt. — Die Schüler der 7. und
8. Klasse dürfen das Städt. Bad unentgeltlich
benützen. — Als Wildschadenschätzer wird Mi-
chael Simon ernannt. — Künftig werden
Lernmittel unentgeltlich nur noch an Bedürf-
tige abgegeben. — Die früher bestandene ört-
liche Beratungsstelle wurde wieder neu gebil-
det und Pg. G. Reinhard als Vertreter der
Kriegsopfer zum Beisitzer bestimmt. Zu Ehren
des Freiheitskämpfers Albert Leo Schlageter
wurde die bisherige Friedrich-Ebert-Stratze in
Albert-Leo-Schlageter-Straße umbenannt.
X Gauangelloch, 21. Juni. Am letzten Sonn-
tag, den 18. Juni weilte in unserem Dorfe der
Lehrsturm 21/110 als Gast. Zur Pflege waren
die SA-Kameraden itt die einzelnen Familien
verteilt. Die Einleitung bildete ern Propa-
gandamarsch durch den Ort, dem sich ein ge-
schlossener Kirchgang anschloß. Den Abschluß
bildete am Nachmittag ein geselliges Beisam-
mensein im Parteilokal, in der Wirtschaft zur
Alp. Der Sturm 21/110 hat bei der hiesigen
Einwohnerschaft einen sehr guten Eindruck hin-
terlassen. Es war für uns in der Tat em
„brauner Tag".
X Baiertal, 22. Juni. Ein nicht enden
wollender Trauerzug bewegte sich am vergange-
nen Sonntag durch die Straßen zum Friedhof,
um unseren letzten Altveteran von 1870/71,
Friedrich Eichhorn, Kaufmann und Post-
agent, zur Ruhe zu betten. Die örtlichen Ver-
eine, denen der Dahingeschiedene angehörte,
waren in voller Stärke angetreten. Für die
Freiwillige Feuerwehr legte der Kommandant
Joh. Eichler, unter Erstattung des Dankes
an den Verschiedenen, als früheren Komman-
danten der Wehr, und für den Gesangverein
Frohsinn Vorstand Fritz Blaser einen Kranz
am Grabe nieder. In ausgezeichneter Weise
schilderte der Vorstand des Militärvereins, Rat-
schreiber Eefäller kurz den Lebenslauf des
Kameraden Eichhorn, sowie die allseitige Ver-
ehrung und Liebe der Einwohnerschaft, die sich
der Verstorbene bei derselben während seiner
83 Lebensjahre erwarb. Nur Freunde besaß er
im Orte, niemand war ihm Feind. Postmeister
Müßig aus Wiesloch legte im Auftrag der
Postverwaltung unter Würdigung dsr Ver-
dienste des Verstorbenen als Postagent einen
Kranz nieder, in gleicher Weise ehrte ihn^Ler
Postagentenverein. Eine Abordnung der Frei-
willigen Feuerwehr des Bezirks, sowie viele
Freunde und Bekannte von der Umgebung ga-
ben Eichhorn das letzte Geleit. Nach einer
Ehrensalve, als letzten Gruß für einen Kämp-
fer für das Vaterland, schloß sich das Grab un-
seres teuren Kameraden, dessen Namen Unver-
geßlich sein wird.
X Eppingen, 21. Juni. (Vom bäuerlichen
Versuchsring „Elsenzgau". Der Vorstand des
bäuerlichen' Versuchsrings „Elsenzgau" hat in
seiner letzten Sitzung beschlossen, Heuer wieder
eine Besichtigungsfahrt durchzuführen. Diese soll
an „Peter und Paul" stattfinden, in Sinsheim
, a, E. beginnen und in Eppingen endigen,
Außer verschiedenen Feldversuchen, landw. Be-
trieben und Gemarkungen soll die vielseitige
Landwirtschaft des Eichhäuserhofs bei Vonfeld
in Augenschein genommen werden. Da den
Ringtagfahrten von feiten unserer Bauernschaft
immer großes Interesse entgegengebracht wird,
ist auch dieses Jahr mit einer regen Beteili-
gung zu rechnen.
(!) Haag, 22. Juni. (Eine weitere System-
blüte verhaftet.) Der ehemalige Ratschreiber
Otto Ludwig wurde wegen wiederholter Be-
leidigung der SA verhaftet und hinter Schloß
und Riegel gesetzt. Die Sache wird noch ein
gerichtliches Nachspiel haben. -
Fahrplan lür bie Wertheimer
SchlotzbeleuMung
anläßlich der Kaffelstein-Mahnmalweihe am 24
Juni. Sonntagsfahrkarten verbilligen die Fahrt,
Aschaffenburg—Miltenberg—Wortheim.
Aschaffenburg
Miltenberg
ab 17.31
ab 18.48
Wertheim
an 19.52
Zurück Wertheim
ab 23.30
(Sonderzug)
Lohr—Wertheim.
Würzburg
Lohr
ab 17.14
ab 19.00
Wertheim
an 20.00
(Sonderzug)
Zurück Wertheim
ab 23.15
Lauda—Wertheim.
Würzburg
Bad Mergenth.
Osterburken
Lauda
Wertheim
Zurück Wertheim
Lauda
ab 16.18
ab 17.14
ab 16.20
ab 17.37
an 18.20
ab 23.00 (Sonderzug)
ab 23.56 (v Würzburg)
W«,Sri«
Großmarkthalle Handschuhsheim.
Marktbericht vom 22. Juni 19S3.
Kirschen 1. Sorte 16—19, 2. Sorte 11—15,
Erdbeeren 1. Sorte 24—28, 2. Sorte 20—23,
Walderdbeeren 58—78, Sauerkirschen 19, Him-
beeren 39, Johannisbeeren 14—17, Stachelbeeren
14—18, Pfirsiche 48, Erbsen 4—8, Blumenkohl
16—18, Kohlrabi 2-/-—3, Gurken 16—18, Weiß-
kraut 4 Pfg. Anfuhr und Nachfrage sehr gut.
Markt geräumt. Nächste Versteigerung Freitag
10.30 und 17 Uhr.
Buchener Schweinemarkt vom 21. Juni.
Auftrieb 381 Ferkel. Verkauft wurden 383
Ferkel. Diese kosteten 24—44 Mark das Paar.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom
22. Juni 1933.
Auftrieb: 87 Kälber, 16 Schafe, 85 Schweine,
906 Ferkel und Läufer. Preise pro 50 kg Le-
bendgewicht bezw. Stück:
Kälber: 35—39, 31—35, 30—32, Schweine:
nicht notiert. Ferkel bis 4 Wochen: 12—14, dto
über 4 Wochen: 16—18. Läufer: 19—21.
Marktverlauf: Kälber ruhig, Ueberstand,
Ferkel und Läufer --- mittel, kleiner Ueberstand.
Mannheimer Produktenbörse vom
22. Juni 1933.
Brotgetreide liegt ruhig bei weiter ermäßig-
ten Forderungen für Jnlandsweizen. Futter-
mittel dagegen haben nach wie vor festen Markt.
Die Preise sind anziehend, doch ist der Konsum
äußerst zurückhaltend und gibt nur das aller-
notwendigste auf. Im nichtoffiziellen Verkehr
hörte man vormittags waggonfrei Mannheim
per 100 kg folgende Notierungen:
Weizen inll 20,75—20,80, Roggen inl. 17,5«
bis 17,60, Hafer inl. 15,75—16, Sommergerste
18,25—18,70, Futtergerste 16,90—17, PlatamcnS
21, Biertreber 12,25—12,50, Weizenmehl sudv.
Spezial Null mit Austauschweizen per Ju'N
30,75—31, Weizenauszuqsmehl dto. 33,75—34,
Weizenbrotmehl dto. 22,75 bis 23, Roggenmech
nordd. 23—24, dto. südd. und psälz. 24—25, Wm-
zenkleie fein 8,50, Erdnnßkuchen 14.
Wettervorhersage:
Freitag: Unbeständig, gelegentliche Anfheite-
rung, gewittrige Niederschläge, meist südliche
Winde.
Samstag: Noch Fortdauer der wechselhafte»
und unbeständigen Witterung.
Wasserstandsnachrichten:
Rhein
21. 6.: 65 148 136 156 270 E
22, 6.: 129 162 156 157 270
Lag
Walds
Hut
Rhein-
felden
Kehl
Na,rau
Naun-
heim
Laii
21. 6.:' 360 339 376 581 480 E
22. 6.: 420 324 380 595 493 »N
Neckar
Lag
Plo-
chingen
Heil-
bronn
Zag -
seid
Oiedes-
Keim
Heide.-
berg
Naun-
heim