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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (Juli-August)

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Nr. 190-220 (1. - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70558#0696
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SaMlag, M K. Mgufl E


Die teuWe Frau raucht nicht

MS tanzt nicht Mit Wen!

MW »eis kamt i» de« M«!


Erst vor kurzem ist geschminkten Frauen
der Zutritt zu nationalsozialistischen Versamm-
lungen verwehrt worden, jetzt ist man in Nor-
derney einen Schritt weitergegangen und hat
in den Lokalen ein Schild angebracht: „Die
deutsche Frau tanzt mit keinem Juden!" Ge-
nau so wenig wie es einer weißen Frau in
Amerika in den Sinn kommen könnte, mit
einem Neger zu tanzen, genau so wenig hat
eine deutsche Frau mit einem Juden zu tan-
zen. Man kann mit staatlichen Mitteln jüdi-
schen Individuen mit fremder Staatsangehö-
rigkeit keine allzuengen Schranken setzen, hier
beginnt die Disziplin der deutschen Menschen.
Es muß eine jede Frau wissen, was sie ihrem
Vaterlande und dem Ansehen ihres Volkes
schuldig ist. Wer mit Juden tanzt, gibt sich
selbst auf!
Es ist eigentlich bedauerlich, daß es nötig
ist, die Frauen an ihre Pflichten, die sie dem
deutschen Vaterland gegenüber zu wahren
haben, zu erinnern. So schnell als möglich
muß es wieder dahin kommen, daß sich die

srkel, der verdienstvolle, nur allzufrüh ver-
erbens Leiter der textilen Fachschule in
Plauen, hat die Arbeit von Margarete Nau-
mann besonders durch die Errichtung von Kur-
sen in der dortigen Schule gestützt. Er hatte
mit Erfolg diese Gestalkungsweise auf die
Maschinenspihen übertragen. Leider hat die
Industrie diese Versuche viel zu wenig aner-
kannt und ausgewertet. Die Handweberei
und Handdruckerei nahm durch die in der
Kriegszeit gewonnenen Erfahrungen in kurzer
Zeit einen großen Aufschwung. Alts Werk-
stätten wurden wieder neu belebt und neue
gegründet. Die Erzeugnisse dieser Werkstät-
ten konnten sich nicht nur neben der indu-
striellen Stofferzeugung erfolgreich behaupten,
sondern haben diese technisch und geschmacklich
stark beeinflußt, ergänzt und gefördert. Die
deutsche Erfindung und Erzeugung licht- und
waschechter Farben und die Fortschritte in der
deutschen Kunstfasererzeugung haben diese
neue Stofferzeugung wirkungsvoll unterstützt.
Es ist festzuskellen, daß der ausländische Tex-
tilmarkk eine starke Beeinflussung durch die
hochwertigen Arbeiten erfahren hat.
Leider kamen aber auch immer wieder ge-
schmacklich schlechte Musterungen des Aus-

Hauptstr. 31

Die deutsche Frau wird dem neuen Deutsch-
land am besten dienen durch ihre besonderen
weiblichen Fähigkeiten. Diese sachgemäß zu
schulen, ist Aufgabe der Grenzlandfrauenschule
„Maidhof". Die Schule ist Eigentum de» Reifen-
steiner Verbandes für Wirtschaftliche Frauen-
schulen auf dem Lande. Sie liegt in den Vor-
bergen der Sudeten, am Futze des Eulenaebip-
qes, an der Bahnstrecke Liegnih—-Kamenr"
Im „Maidhof" lernen di« Mädel» kochen,
backen, einmachen, nähen, plätte« und alle Haus-
arbeiten. Aber es gehört auch eine bv Morgen
große Landwirtschaft dazu, mit Garten, Hühner-
und Schweinezucht und einer Molkerei. Dir
Maiden, wie die Schülerinnen tnnt werden,
stammen aus Stadt und Land, erlebe« durch

Es ist heute nötiger denn je, daß alle deut-
schen Eaue ihre Verbundenheit fühlen und sich
der Verpflichtung bewußt werden, für einander
einstehen zu müssen. Aber die Jugend des We-
stens kennt die Reichtümer und Schönheiten der
Ostgrenze ihres Vaterlandes kaum. Wohl ist
der Ostmärker immer gerne gen Westen gezogen,
um dort Bildung und Erholung zu suchen. Aber
die Bewohner der westlichen deutschen Promnzen
blieben dem Osten fern.
Im Interesse der Volksgemeinschaft muß das
nun anders werden.
Drum deutsche Mädels, bemüht Euch um das
Deutschtum im Osten, kommt in die Grenz-
provinz Schlesien und sucht dort Bildung und
Ausbildung für Eure Lebensaufgaben.

landes nach Deutschland und haben die Fort-
schritte auf dem Gebiet der Stoffdruckerei
häufig gestört und beeinträchtigt. Aus der
handwerklichen Strick- und Häkelwarenerzeu-
gung hak sich in den Nachkriegsjahre,r eine
lohnende und erfolgreiche Industrie entwickelt,
die einen sehr beachtlichen Absatz auf dem
Weltmarkt erzielte und heute eine kaum zu
überbietende Vielfältigkeit bei bester techni-
scher, geschmacklicher und künstlerischer Durch-
führung aufweist.
So zeigt sich Deutschland auf allen Gebie-
ten textilen Schaffens heute selbständig und
gerüstet zur Unabhängigkeit vom Pariser Mo-
demarkk. Die deutschen modeschaffenden Fä-
higkeiten müssen nicht neu bewiesen werden,
sondern sind somit lange bewiesen. Es mutz
aber alles vermieden werden, die neugewonne-
nen schöpferischen Fähigkeiten einzuengen,
und in vorgeschriebene Bahnen zu führen,
sondern es muß ihnen durch planmäßige Un-
terstützung volle Auswirkungsmöglichkeit ge-
sichert werden. Der Reichtum, den Deutsch-
land heute an schöpferischen Kräften auf diesen
Gebieten besitzt, ist noch nicht annähernd aus-
gewertet. Das Ziel deutschen Modeschaffens
wird nicht mehr auf Uebernahme oder Nach-
ahmung der französischen Modeherrschaft ge-
richtet sein, sondern deutscher Selbstbehaup-
tung, deutscher Wesensformung und Volks-
wertung dienen. Die deutschen Frauen haben
dabei eine verpflichtende Aufgabe.

deutsche Frau ihres Deutschtums wieder be-
wußt wird, und ein natürliches Empfinden für
Arteigenes und Artfremdes besitzt. Die deutsche
Frau gehört an die Seite des deutschen Man-
nes! Nur hier allein ist ihr Platz; sei er
auch noch so eng begrenzt und unscheinbar. Es
ist eine Schande für die gesamte deutsche
Frauenwelt, daß die hoffentlich immer mehr
verschwindende Ansicht — die Christen haben
ja alle kein Geld, Juden sind viel „spendab-
ler" — von deutschen Frauen oft ausgesprochen
wird. Die deutsche Frau ist nicht auf Ser
Welt, um sich mit möglichst viel Schmuck zu
behängen und teures Konfekt zu knabbern,
sondern ihre Lebensaufgabe besteht darin,
ihrem Mann und ihren Kindern ein Heim zu
schaffen.
Sollen die deutschen Männer di« zweite
Strophe des Deutschlandliedes mit freudigem
Herzen singen können, so müssen sich die
Frauen dieses Gefühls der Freude und des
festen Glaubens an die deutsche Frau würdig
erweisen.

genannten Film gebracht hatte, möchte heute
noch gern den Kamin sehen, an dem sie sich
künstlerische Anregungen holte.
Aber das war die Umwelt, aus der das
Laster des Rauchens für die deutsche Frau
und das deutsche Mädchen aufstieg. Es war
ein Teil jenes Giftstoffes, der im Blut der
Deutschen kreiste. Es war die Umkehrung
aller geistigen Werte und aller sittlichen For-
derungen. Es war eine böse Zeit!
Mir andern Frauen aber, denen die Sorge
um Heimat und Familie höher stand, wir grü-
ßen den Staatskommissar Dreher in Ulm und
geben ihm Recht wenn er sagt:
„Die deutsche Frau raucht nicht!"
Magda Amann.

DMcheS KuOHMMk MZ DMWS MHMMll
Don Agnes Gerlach -Z Verband Deutsche Frauenkultur.

In Ulm hat Etaakskommissar Dreher fol-
gende Kundgebung erlassen:
Die deutsche Frau raucht nicht.
Sämtliche Gaststätteninhaber werden
ersucht, in ihren Lokalen Plakate an
gut sichtbarer Stelle auszuhängen mit
folgender Aufschrift: „Die deutsche Frau
raucht nicht."
Das ist kurz und erfrischend. Es fehlt nur
noch ein kleiner Nachsatz: „Die deutsche Frau
trägt auch kein Monokel. Gaststätteninhaber
werden ersucht. Einglas tragende Frauen
durchzuprügeln und hinauszuwerfen."
Wir jungen Frauen, die wir uns in all
dem irrsinnigen Taumel der Nachkriegsjahre
noch gesunden Sinn und Natürlichkeit be-
wahrt haben, stimmen dem Staatssekretär
Dreher dankbar zu.
Das Rauchen der deutschen Frau war
tatsächlich zu einer Plage geworden. Schuld
daran trägt nicht die Not der Zeit, wie man
uns erzählen will.
Es heißt, daß das Mädchen, ohne Beruf
und Beschäftigung, zwangsläufig dazu verur-
teilt wurde, seine überreichlich freie Zeit in
Kaffeehäusern und Tanzdielen zuzubringen.
Man könne doch von einem jungen Ding,
daß keine Aussicht auf Fortkommen oder Hei-
rat habe, nicht verlangen, daß es den ganzen
Tag in seinem meist unfreundlichen Zimmer
sitze und Trübsal, blase. Und wie das Rau-
chen für den Mann in gewissem Sinn eine
Betäubung sei, durch die er Sorgen und Not
der Gegenwart vergesse, so habe auch die Frau
ein Anrecht auf dieses Heilmittel.
Das ist alles leeres Geschwätz.
Es war lediglich äffischer Nachahmungs-
trieb. Es sollte „etwas" sein, etwas Beson-
deres vorstellen. Man konnte so ungeheuer
vornehm und lästig mit übergeschlagenen Bei-
nen dasitzen und^ die Asche der in einer lan-
gen Spitze steckenden Zigarette abskreifen. So
von oben herab, so wunderbar nebensächlich,
wie man es im Film sö schön gesehen hatte.
Ja, im Film! Da wurde vornehm ge-
raucht! P
Bei jeder passenden und unpassenden Ge-
legenheit hielten die Heldinnen der herzer-
weichenden Dramen die Zigarette im Mund
oder in den so märchenhaft gepflegten Händen.
Es kam noch eines Hinzu: Die Kinosterne
mußten alle für hohen Lohn ihre Lieblings-
zigaretten aus der Taufe heben.
Und wenn Lia de Pulti die Marke „Ex-
zelsior" liebte, so müßten die Tanzmädchen
und die aus dem Geleise geworfenen Bür-
gerstöchker doch die Marke „Exzelsior", rau-
chen!
Da nannte sich in München vor ein paar
Jahren ein Filmstern fünfter Güte Lucie Do-
raine, nachdem sie Jahre lang als Auguste
Gschwandner durch dis Vorstädte ihres klein-
bürgerlichen Daseins gegangen war.

kür Stsntel, Kostüme, Kasten- u. tterren-
^nrüge ru aukerzecvöknlicii billigen Preisen
neu einZetrokken. Nster ISObr. von 2.50 an.
ttauptstrabe 121.

Nach Lüssi Dorääähn wurde nun über-
schnell eine Zigarette genannt und Lüssi gab
aus qualmendem Mund auch ihre Ansicht
über das Rauchen kund:
„In Stunden beschaulichen Hindäm-
msrns am Kamin pflege ich aus dem zar-
ten Dufte des Zigarettenrauchs meine
wertvollsten künstlerischen Anregungen zu
schöpfen. Die Zigarette ist ein Kultur-
, faktor."
Huch!
Wer Auguste Gschwandner zufällig kannte
und den Weg überblickte, der sie zu dem so-

men anzupassen, zuerst im „Prinzeßkleid", I gen nach neuen Gestaltungsgesetzen. Professor
dann im „Pöiretkleid" und ^1st17 wie erwähnt, - o->röi->nstnoll» olttnkriill ner-
im „Kittelkleid". Mit ihm wandte sich die
Mode endgültig den gesundheitlichen Formen
einer stühenfreien, unversteiften, futterlosen
Kleidgestalkung zu. Diese Frauenkreise sind
heute noch im Verband Deutsche Frauenkul-
tur mit seinen 7st Ortsgruppen zusammenge-
schlossen. Ihre Bemühungen waren unterstützt
durch die eigene 1897 gegründete Zeitschrift.
Die Versuche zu selbständiger deutscher
Kleidgestaltung wurden durch die Neubelebung
des gesamten textkunsthandwerklichen Schaf-
fens wirkungsvoll ergänzt. In der Vorkriegs,
zeit auf dem Gebiet der Stickerei- und
Spihenerzeugung, in der Kriegszeit durch
Wiederaufnahme alter Handtechniken, bei der
Handweberei und Handdruckerei, in der Strick-
und Häkelwarenerzeugung. Bekannte textile
Kunsthandwerkerinnen nahmen sich um diese
Neuschöpfungen an. Auf dem Gebiet der
Spitzenerzeugung besonders Leni Makkhaie und
Margaret« Naumann, denen sich in der Nach-
kriegszeit noch bekannte Kunstschulen, Spitzen-
schulen und Spihenkünstlerinnen wie Elfriede
von Hügel und Johanna Harre u. a. anschlos-
sen. Margarete Naumann begann 1914 mit
aufsehenerregenden Arbeiten und Erfindun-

Das nationalsozialistische Deutschland will
und wird sich eine heimisch«, dem deutschen
Wesen angepaßke Mode schaffen! Wie steht
es um die Voraussetzungen? Wie weit sind
wir? Die grundlegende Vorbedingung einer
Anabhängigkeit auf modischem Gebiet bildet
das hochentwickelte deutsche Kunsthandwerk.
Da ist es interessant, festzusiellen, daß in den
letzten Jahrzehnten von diesem Schaffen sogar
ein« starke Beeinflussung auch des ausländi-
schen Marktes ausging. In Deutschland
wurde diese Tatsache bisher leider noch zu we-
nig gewürdigt und ausgewertet. Die Fort-
schritte auf textilhandwerklichem Gebiet er-
weisen sich hier als besonders weittragend.
Die bisher von Paris aus geleitete Beeinflus-
sung der deutschen Modepresse, hat diese Tat-
sachen weitgehend zu verschleiern gewußt, so-
daß auch Fachkreise des deutschen Mode-
gewerbes viel zu wenig darüber unterrichtet
sind. Die reifen Erzeugnisse deutschen textilen
Kunsthandwerks werden als Selbstverständ-
lichkeit hingenommen.
Die deutschen Bemühungen um eine An-
abhängigkeit von überholten historischen For.
men und ausländischen Vorbildern reichen bis
in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhun-
derts zurück. Wenn auch die Anfangsver-
suche des „Jugendstils" noch teilweise Irrwege
waren, so bedeuten sie doch ein Losreißen von
erstarrten Formen, eine Revolution auf kunst-
handwerklichem Gebiet und eins notwendige
Entwicklungsstufe zu neuen Wegen.
Am die Neugestaltungen der Frauenklsi-
dung haben sich um die Jahrhundertwende die
bekanntesten Künstler und Kunstgewerbler mit
Erfolg bemüht und verdient gemacht, so van
de Velde, Muthesius. Mohrbutter, Schultze-
Naumburg; unter den Frauen: Wanda von
Kranach, Veil von Neander, Frau von Brau-
chiksch, Fia Wille, Hedwig Buschmann und
andere. Wenn diese Versuche auch teilweise
auf den Schmuck des Kleides noch zu viel
Werk legten, so gingen sie doch zugleich von
einer organisch richtigen Formvorstellung aus,
suchten den Frauenkörper zu befreien und die
Widernatürlichkeik der Pariser Mode zu über-
winden. Neben Schultze-Naumburg, der sich
ganz vom Omamenk befreite, und mit seinem
bahnbrechenden Buch: „Die Kultur des weib-
lichen Körpers" als Grundlage der Frauen-
kleidung die angebahnte Entwicklung vor-
wärtskrug, haben besonders die genannten
Frauen große Verdienste an der einmal ge-
wonnenen Selbstbefreiung, weil sie ja „am
eigenen Leibe" alle Versuche erproben konn-
ten. Besonders Hedwig Buschmann hat un-
ter ihnen Grundlegendes geleistet, da sie von
den gewohnten verkünstelten Schnittformen
weg zu den einfachsten Grundformen zurück-
führte und aus ihnen gestaltete.
Damals vollzogen sich für die Frauenklei-
dung schon alle Voraussetzungen, auf denen
die Mode erst im Jahre 1917, dann sogar mit
der deutschen Bezeichnung „Kittelkleid" wei-
kerbauke. Diese Versuche der Kunsthandwer-
kerinnen wurden von selbständigen deutschen
Frauenkreisen dadurch unterstützt, daß diese
Frauen unabhängig von allen Anfeindungen
und Kritiken sich für die neuen Kleidformen
einsetzken und diese trugen. So haben sie we-
sentlich zur Befreiung von ausländischen Vor-
bildern beigekragen und die Pariser Mode
gezwungen, sich allmählich diesen neuen For-

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