Mittwoch, den 8. Juli 1933.
SolmwenWer res LeWurms 2t/M
Allüberall leuchteten am Samstag, den 24.
Juni 1933, zum erstenmal seit Urväterszeiten,
die heiligen Feuer der Sommersonnenwende.
Der Lehrsturm 21/110 beging seine Sonnwend-
feier gemeinsam mit der Ortsgruppe Eppelheim
und der gesamten Einwohnerschaft von Eppel-
yeim, auf dem Uebungsplatz des Lehrsturms
21/110. Tagsüber fanden in Eppelheim die Ju-
gendwettspiele statt, worüber an anderer Stelle
berichtet wurde. Abends 20.30 Uhr trat der
Lehrsturm 21/110 und die einzelnen Vereine von
Eppelheim am dortigen Marktplatz an. Punkt
21 Uhr marschierte ein Fackelzug durch Eppel-
heim, wie ihn die Einwohnerschaft noch nicht
sah. Voraus die Feuerwehrkapelle, dann der
Lehrsturm 21/110, anschließend die Vereine, u. a.
der Reiterverein mit Fanfarenbläsern und der
Turnverein mit einer zweiten Kapelle. Es gab
bei diesem Aufmarsch keinen Unterschied, son-
dern nur eine Volksgemeinschaft. Beim Einzug
auf den Uebungsplatz bildeten die Fackelträger
vom Lehrsturm die Zahl 21. Ein Eröffnungs-
marsch der Feuerwehrkapelle war das Zeichen
zum Beginn der Sonnwendfeier. Die Schülerin
Evedore Crohn sprach ein Gedicht: „Germanen-
glaube". Dann leuchtete das Sommersonnwend-
feuer unter dem Schülerchor: „Flamme empor".
Es folgten zwei Feuersprüche, gesprochen von
zwei Frauen der NS-Frauenschaft Eppelheim.
Dem Lied: „Wir wollen sein ein einig Volk
von Brüdern", vorgetragen von dem Gesang-
verein „Germania" und dem Sängerbund „Ein-
tracht", unter Leitung des Chordirigenten, Leh-
rer Neubert, welcher auch den Schülerchor
leitete, folgten wieder zwei Feuersprüche. Dann
ergriff unser Sturmführer Reinhard das
Wort. Sturmführer Reinhard wies in seiner
Ansprache darauf hin, daß der Lehrsturm 21/110
vor Jahresfrist seine Sommersonnwende noch im
Versteck begehen mußte, um nicht von dem ver-
gangenen System verhöhnt oder gar verboten zu
werden. Ganz anders sei es, seit unser Führer,
der Volkskanzler Adolf Hitler, die Füh-
rung aller Deutschen in seine Hand genommen
habe. So wie die Flamme in ihrer heiligen Glut
alles vereint, wolle und wird auch Adolf Hitler
das ganze deutsche Volk vereinen, zu einer gro-
ßen, wahren Volksgemeinschaft. Auch erinnerte
unser Sturmführer an den tapferen Helden, den
Kommandanten unserer deutschen Flotte, die der-
selbe am 21. Juni 1919, am eigentlichen Tag der
Sommersonnenwende, versenkt hat, um nicht
unsere Flotte ehrlos dem Feind auszuliefsrn.
Sturmführer Reinhard endete mit einem drei-
fachen Sieg-Heil auf unseren Volkskanzler Adolf
Hitler, unseren ehrwürdigen Herrn Reichspräsi-
denten und das deutsche Vaterland. Darauf
spielte die Feuerwehrkapelle: „Freiheit, die ich
meine". Die Mädchengruppe tanzte einen sehr
schönen Feuerreigen mit Gesang. Dann sprach
Herr Rektor Zunftmeister, der besonders be-
tonte, daß die Jugendwettkämpfe ein gutes Zei-
chen unserer deutschen Jugend seien. Im Sport
der Jugend sei der Grundstock eines gesunden
Volkes gegeben. Schon die Germanen hätten in
der Wehrhaftigkeit der Jugend eine ihrer größ-
ten Aufgabe gesehen. Zum Zeichen der Einig-
keit wurde das Deutschlandlied gesungen. Es
folgten dann zwei Feuersprüche, vorgetragen im
Sprechchor von drei Mädels vom VDM und drei
Hitler-Jungens. Der Männerchor „Germania"
sang unter Leitung von Chormeister Haußmann:
„Deutschland, heiliger Name". Dann folgte der
Feuersprung vom Lehrsturm 21/110. Nachdem
Sturmführer Reinhard noch der toten Kame-
raden des Weltkrieges und der NSDAP ge-
dachte, schloß die Feier mit dem Gesang des
Horst-Wessel-Liedes.
MtglieServerjammlung -es NS-
Retchsverbsm-es DeutMr Kriegsopfer
Im Fuchsbau tagte am Donnerstag abend
die monatliche Mitgliederversammlung, die von
Obmann Steiger geleitet wurde und einen
guten Besuch aufwies. Der Versammlung kam
insofern eine gewisse Bedeutung zu, als den
Mitgliedern erstmals Gelegenheit geboten war,
die neuen Satzungen kennen zu lernen. Nach
Kenntnisnahme der Satzungen mutz manche Vor-
eingenommenheit korrigert werden, da anerkannt
werden muß, daß dieselben den berechtigten In-
teressen der Kriegsopfer gerecht werden wollen.
Steiger erläuterte nach herzlichen Begrü-
Redaktionsschlutz täglich 18 Uhr.
Deutsche Bühne (Kampfbundbühne).
Die ermäßigten Eintrittskarten zu den Auf-
führungen der 9. Symphonie von L. van Beetho-
ven am 7., 8. und 9. Juli im Schloßhof (statt 3
Mark — 2 Mark; statt 2 Mark - 1,35 Mark,
statt 1 Mark-,70 Mark) können den Mit-
gliedern der Deutschen Bühne ausnahmsweise
nicht zugestellt werden. Die Karten können ge-
gen Ausweis von Montag, den 3. bis einschließ-
lich Mittwoch, den 5. Juli, in der Zeit von 10
bis 13 Uhr und 15—18 Uhr im städtischen Ver-
kehrsamt abgeholt werden.
Für nicht abgeholte Karten wird anderweitig
verfügt. Jedes Mitglied hat das Recht auf nur
1 Karte.
Kampfbund für Deutsche Kultur.
Ortsgruppe Heidelberg.
NS-Frauenschaft. Mittwoch abend, 20 Uhr,
Heimabend der Ortsgruppe Neuenheim-Mönch-
hof in Mönchhofschule (Eingang Mädchenschule).
Erscheinen sämtlicher Mitglieder ist Pflicht, da
Vortrag von Frau Franke-Hollenbach über das
Thema „„Die Frau in der national-sozialisti-
schen Revolution".
NS-Frauenschaft. Freitag abend, 20 Uhr,
Heimabend der Ortsgruppe Rohrbach im Gast-
haus „Zum Adler". Vortrag über Rasse-Kunde.
KDAJ Bezirksleitung Heidelberg. Samstag,
den 8. Juli 33, Führung durch Steinbruch, Be-
trieb und Werkstätten des Zementwerkes Lei-
men. Treffpunkt, 14.30 Uhr, am Zementwerk in
Leimen. Abfahrt Straßenbahn nach Leimen 14
Uhr am Bahnhof. Erscheinen Pflicht.
Der Vezirksleiter W. Anselm.
NSBO Kreisleitung Heidelberg
(Fachgruppe Bäcker).
Am Donnerstag, den 6. Juli, findet um 17
ßungsworten zunächst den organischen Aufbau
des Verbandes. Er führte dabei aus: Seit dem
5. 5. 33 sind alle bis dahin selbständigen Orga-
nisationen in dem Bunde: „NS Deutsche Kriegs-
opferversorgung" zusammengeschlossen. In diesem
Bunde bildet der „NS Reichsverband deutscher
Kriegsopfer e. V." den stärksten Teil. Der
Reichsverband umfaßt 13 Landesverbände, die
in Gaue, Kreise und letztere wieder in Orts-
gruppen eingeteilt find. Wichtig ist, daß alles
Eigentum der Reichsbundgliederungen auf die
entsprechenden Gliederungen des NS Reichsver-
bandes übergeht, da letzterer auch alle Ansprüche
der ehemaligen Reichsbundmitglieder zu befrie-
digen hat.
Die Führer aller Verbandsgliederungen ha-
ben die Bezeichnung Obmann. Es gibt daher
Bundes-, Gau-, Kreis- und Ortsgruppenobmän-
ner. Den Obmännern stehen die Amtswalter,
d. h. Schriftführer und Kassier, sowie Geschäfts-
führer zur Seite. Mit dem Obmann zusammen
bilden die Amtswalter den Vorstand der Glie-
derung. Ein Landesvorstand kann bis zu sieben,
ein Gau-, Kreis-, Ortsgruppenvorstand bis zu
fünf Personen zählen. Die Vorstände werden
von der nächsthöheren Gliederung eingesetzt. Der
Obmann trägt für alle Angelegenheiten seiner
Uhr im Lokal zum goldenen Adler in Neuen-
heim, eine wichtige Zellenversammlung statt.
Das Erscheinen aller Mitglieder ist unbedingt
Pflicht.
KDAJ Bezirksleitung Heidelberg.
Es sind folgende Stellen neu zu besetzen und
bitten wir um Meldung von Pg. auf der Ge-
schäftsstelle:
1. Stadtoberbaurat;
2. Sachverständiger für Pappe und Papierer-
zeugung;
3. Oberbaurat für Baupolizei.
Weiterhin freier Architekt, der Erfahrungen
im Bau von großen Stadions hat.
Kampsbund der Deutschen Architekten und
Ingenieure, Ortsgruppe Heidelberg.
NS-Frauenschaft. Mittwoch, den 5. Juli und
12. Juli finden für den BDM keine Sprech-
stunden statt. Die Bezirksleiterin.
NS-Frauenschaft: Heimabend der Orts-
gruppe Altstadt, Mittwoch abend, Anlage S.
Ortsgruppe MSnchhof, Aelle 3 und 4
Ain Donnerstag, den 6- IM, abends 8.30
Uhr, findet im Lokal „Pfalz" Neuenheim,
Rahmengasse, eine Zellenversammlung der
Zellen 3 und 4 statt. Pg. Sydow spricht Wer
das Dhenia: „Warum sind wir Antisemiten?".
Das Erscheinen der Zellenmitglieder ist Pflicht.
xrrk:i8
Ortsgruppe Diedesheim hält am Samstag,
den 8. Juli, abends 8.30 Uhr, im Gasthaus
„Zum Cementwerk" eine Mitglieder-Versamm-
lung ab. Es spricht Pg. Haupflehrer Curth
aus Zwingenberg. Es wird jedem Mitglied zur
Pflicht gemacht, pünktlich zu erscheinen. Sämt-
liche andere Organisationen der Bewegung,
sowie Freunde und Anhänger der Bewegung
sind uns herzlich willkommen.
KMI8 ^V1^81„ocn
NS-Lehrerbund, Bezirk Wiesloch: Donners-
tag, den 6. Juli, Zusammenkunft im Gertbers-
ruhschulhaus in Wiesloch (18 Uhr). „Volk im
Werden".
Gliederung die Verantwortung.
Wichtige Aufklärungen gab Obmann Steiget
noch über die Beziehungen des Reichsverbandes
zur NSDAP. Der Verband bekennt sich zur na-
tionalsozialistischen Weltanschauung, es besteht
aber für kein Mitglied ein Zwang, der Partei
beizutreten. Die Mitgliedschaft bedingt jedoch
sich nicht gegen die Partei zu stellen, oder gak
irgendwelche feindlich gesinnte Handlungen gegen
sie zu unternehmen.
Nichtarier können nicht ausgenommen wer-
den. Sie werden jedoch, sofern sie einer iw
Reichsverband aufgegangenen Organisation an-
gehörten, in Versorgungsangelegenheiten kosten-
los vertreten.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen
berichtete der Redner über die Satzungen, die
demnächst jedem Mitglied zugehen. Von Inter-
esse ist, daß der Monatsbeitrag niedriger ist als
im Reichsbund. Rechte und Pflichten der MU-
glieder, Mitgliedsabzeichen, Zeitung und ört-
liche Angelegenheiten wurden ebenfalls einge-
hend erörtert, ebenso Fragen sozialpolitischer
Art.
Nach kurzer Pause nahm der Versammlungs-
leiter Veranlassung, einen Vertreter des Kb.-
und Kh.-Verbandes im Bad. Kriegerbund (Kyff-
häuser) zu begrüßen. Dieser erklärte, daß seine
Organisation von der Spitze bis zur kleinsten
Gruppe hinter der neuen Organisation stehe und
vertrauensvoll in echtem kameradschaftlichen!
Sinne, auf welcher Grundlage der Kyffhäuser-
bund aufgebaut sei, mitarbeite. Er betonte die
dringende Notwendigkeit des Zusammenstehens,
wobei er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die
große nunmehrige Einheit aller Kriegsopfer auch
Verbesserungen in der Kriegsopferversorgung er-
reichen werde.
In der folgenden regen Aussprache gab Ob-
mann Steiger Aufklärung über angeschnittene
Fragen. Einzelne Anregungen wurden zur
Kenntnis genommen und Weiterbearbeitung zu-
gesagt.
Der Versammlungsleiter bat noch, in allen
Kreisen aufzuklären, daß die derzeitige Samm-
lung für die Kriegsopferfürsorge von seiten des
Ministeriums genehmigt sei. Da es sich um kein
Almosen, sondern um einen Postkartenverkaus
handelt, wird um Unterstützung aller gebeten,
zumal der Erlös hauptsächlich erholungsbedürf-
tigen Kindern zugute kommen soll.
Zum Schlüße wurde folgende Entschließung
gefaßt:
„Die Versammlung des NS-Reichsverbandes
deutscher Kriegsopfer Heidelberg richtet die drin-
gende Bitte an die Reichsleitung, in Versor-
gungs- und Fürsorgeangelegenheiten einen wohl-
wollenden Standpunkt einnehmen zu wollen,
und in den vorkommenden Fällen die Gesetzes-
bestimmungen in menschlicher Weise auszulegen,
solange das neue Versorgungs-Gesetz noch nicht
geschaffen ist. Dies gilt insbesondere für die so-
genannten Kannbestimmungen.
Schließlich bitten wir, die Frage der Heilbe-
handlung der Kriegshinterbliebenen erneut ins
Auge zu fassen.
Mit Hitler-Heil."
Alsdann schloß der Redner mit Dankeswor-
ten an seine Mitarbeiter hauptsächlich Herrn
Weber die Versammlung.
Der Mm zeigt...
Capitol: „Die Blume von Hawai"
Kammer-Lichtspiele: „Jonny stiehlt Europa"
Odeon: „SSl-Mann Brand"
Schlost-Lichtspiele: „Die Himmelsflotte"
Mit dem AllwetLerwagen
in den Thüringer Wald
(Von einem Fahrtteilnehmer.)
Wenn man eine Reise tut, so kann man stets
was erzählen, und dies vor allem, wenn man
als Süddeutscher zum ersten Male in Thü-
ringen . gewesen ist. Ich kann denen, die
bisher nur ihre engere badische Heimat kennen,
nur empfehlen, eine Fahrt nach Thüringen zu
unternehmen, die in diesem Sommer noch mehr-
mals von hier aus durch die Kraftpost durchge-
führt wird. Dieses Land ist es wert, daß man
es aufsucht, es ist das grüne Herz Deutschlands,
es hat Weltruf wegen seiner Schönheit und ist
leicht infolge seiner zentralen Lage zu erreichen
und zu durchstreifen, auch Mit dem Kraftwagen.
Das Ziel der Fahrt ist der herrlich gelegene Ort
Stützerbach, mitten im Hochthüringer Wald un-
weit Oberhof und Ilmenau.
Der Wettergott hat nach langem Regen mit
prächtigem Sonnenschein das richtige Startzei-
chen zur Thllringensahrt gegeben, als wir rund
30 Fahrgäste, einige aus Mannheim und der
Pfalz, am Pfingstsamstag früh mit dem All-
wetterwagen der Heidelberger Kraftpost auf-
brachen. In schneller Fahrt brachte uns der
sichere Fahrer über Miltenberg, Wertheim nach
Würzburg, wo im Ratskeller das Mittagessen
eingenommen wurde. Der Main, von dem man
einstmals wie von einer Grenze gegen Norden
hin sprach, wurde überschritten, in Bad Kissin-
gen und Meiningen nochmals Aufenthalt ge-
macht. Durch die alte Eewehrstadt Suhl ging
es auf Stützerbach zu, das abends erreicht wurde.
Soll man noch betonen, daß die guten Stützer-
bacher uns alle mit Freuden aufnahmen und
sich gegenseitig in reichlichster Verpflegung Über-
boten? Sie sind ein prächtiger Menschenschlag.
Hier in Stützerbach ist die Glasindustrie zu
Hause, jeder Stützerbacher ist in diesem Fach
ein Künstler, der seine Arbeit, die die thürin-
gische Glasindustrie weltberühmt gemacht hat,
kennt. Heute gehört er zu jenen unbekannten
Arbeitern, denen ein 14jähriges System Arbeit
und Brot genommen hat. Es hat keinen Zweck
mehr noch Glas zu blasen. Aber sie sind echte
Kinder ihrer Heimat, die sich nicht unterkriegen
lassen und nun eine neue Industrie, die Frem-
denindustrie, aufbauen. . Der Deutsche soll nicht
ins Ausland, er soll innerhalb seiner Landes-
grenzen reisen und soll und mutz auch einmal
nach Thüringen. Hier in Stützerbach befindet
er sich auf geweihtem Boden, hier verweilte oft
und lange Goethe, der in dem auf dem Kickel-
hahn noch heute stehenden Borkenhäuschen das
unsterbliche Nachtlied: „Ueber allen Wipfeln ist
Ruh", dichtete. Hier sieht der Fremde, daß die
Natur mit segnender Hand ihre Schönheiten
äuSgebreitet hat. Von hier aus wurden die
verschiedenen Tagfahrten gemacht. Die erste nach
Suhl, Zella-Mehlis, Schmalkalden, Bad Lieben-
stein auf die Hohe Sonne, Eisenach, Wartburg,
wo das.Mittagessen eingenommen und die Burg
eingehend besichtigt wurde. Darauf ging es wei-
ter nach Bad Friedrichsroda, vorbei an dem
herrlichen Park und Schloß Reinhardsbrunnen
nach dem bekannten Luftkurort Oberhof, wo wir
eine Stunde Einkehr hielten. Von da aus an
dem 914 Meter hoch gelegenen Hotel Schmücke
vorbei nach Stützerbach. Der nächste Tag führte
nach dem höchstgelegenen Punkt des Thüringer
Waldes, dem Schneekopf, der mit seinem Turm
1000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Eine
weitere Fahrt brachte uns über Ilmenau, Arn-
stadt, Erfurt (dort Dombesichtigung) nach Wei-
mar, wo die Eoethestätten, die Fürstengruft mit
den Gräbern Goethes und Schillers sowie ihres
herzoglichen Gönners Karl August besucht wur-
den. Weiter fuhren wir nach Bad Berka und
Saalfeld zur Besichtigung der weltbekannten
Feengrotten, die unsere Erwartungen bei wei-
tem übertrafen. Von dort ging es nach Bad
Blankenburg und Schwarzburg ins Schwarzatal,
der Perle des Thüringer Waldes. An anderen
Tagen wurde die nähere Umgebung von Stü-
tzerbach aufgesucht und die Elaswerkstätten be-
sichtigt. So gingen diese herrlichen Tage schnell
vorüber, als die Heimkehr mahnte. Diese ge-
staltete sich ebenfalls zu einem unauslöschlichen
Erlebnis. Bekannte Orte, wie die Feste Koburg,
der Staffelstein, die alte Vischofsstadt Bamberg
wurden besucht. In rasender Fahrt brachte uns
der Wagen über Würzburg, Tauberbischofsheim,
Walldürn, Mudau, nach Heidelberg bzw. Mann-
heim.
So war diese erste Fahrt zu einer in jeder
Beziehung gelungenen Werbung für deutsches
Land, besonders für den Thüringer Wald. Es
ist zu hoffen und zu wünschen, daß die nächsten
Fahrten den gleichen Erfolg haben werden. —
Weitere Fahrten finden am 8. und 22. Juli statt
(siehe Inserat).
Schloßlichtspiele: „Die Himmelsflotte".
In den „Schlotzlichtspielen" läuft zur Zeit
noch ein ganz ausgezeichnetes Programm, auf
das wir infolge einer personellen Veränderung
in der Berichterstatung erst heute eingehsn kön-
nen. Dis „Himmelsflotte", ein italieni-
scher Fliegerfilm von unübertreffbarem Aufwand
an Flugzeugen, packt mehr durch die hervorra-
genden Leistungen, die dabei gezeigt werden, als
durch die hineinverwobene Handlung. Ma»
kann wohl annehmen, daß nahezu 1500 Flug-
zeuge dabei mitwirkten. Im Anschluß an die
Luftfahrt-Werbewoche erscheint der Besuch die-
ses Fliegerfilms besonders wichtig, um daran S»
erkennen, was die Welt und was Deutschland
nicht gestattet. Man folgt mit oft aufregender
Spannung dem Luftmanöver eines Riesenge-
schwaders von Militärflugzeugen. Daneben
mißlingt der Versuch eines Fliegers, mit cinein
neuen Flugzeugtyp in die Stratosphäre hocW-
steigen. Interessant die Rettung des Abgestiirz-
ten und herrlich die Hochgebirgsaufnahmen
Trotz der italienischen Sprache, in der der FW
gedreht ist, ist die Handlung leicht verständlich
und patzt sich dem gegebenen Rahmen sehr ge-
schickt an. — Im Beiprogramm wird in eines
anderen, ebenfalls faschistischen Film die unge-
heure Kulturarbeit gezeigt, die von Italien ge-
leistet wurde, um auf den früheren Pontini-
schen Sümpfen eine Stadt „Littoria'
zu bauen. Weiter läuft noch ein sunkgeschichb
licher Film, der den gewaltigen Fortschritt iu>
Funkwesen von 1932 bis 1933 veranschau-
licht. Die Ufa-Tonwoche ergänzt das Pro-
gramm das in jeder Weise sehenswert ist.
erla.
SolmwenWer res LeWurms 2t/M
Allüberall leuchteten am Samstag, den 24.
Juni 1933, zum erstenmal seit Urväterszeiten,
die heiligen Feuer der Sommersonnenwende.
Der Lehrsturm 21/110 beging seine Sonnwend-
feier gemeinsam mit der Ortsgruppe Eppelheim
und der gesamten Einwohnerschaft von Eppel-
yeim, auf dem Uebungsplatz des Lehrsturms
21/110. Tagsüber fanden in Eppelheim die Ju-
gendwettspiele statt, worüber an anderer Stelle
berichtet wurde. Abends 20.30 Uhr trat der
Lehrsturm 21/110 und die einzelnen Vereine von
Eppelheim am dortigen Marktplatz an. Punkt
21 Uhr marschierte ein Fackelzug durch Eppel-
heim, wie ihn die Einwohnerschaft noch nicht
sah. Voraus die Feuerwehrkapelle, dann der
Lehrsturm 21/110, anschließend die Vereine, u. a.
der Reiterverein mit Fanfarenbläsern und der
Turnverein mit einer zweiten Kapelle. Es gab
bei diesem Aufmarsch keinen Unterschied, son-
dern nur eine Volksgemeinschaft. Beim Einzug
auf den Uebungsplatz bildeten die Fackelträger
vom Lehrsturm die Zahl 21. Ein Eröffnungs-
marsch der Feuerwehrkapelle war das Zeichen
zum Beginn der Sonnwendfeier. Die Schülerin
Evedore Crohn sprach ein Gedicht: „Germanen-
glaube". Dann leuchtete das Sommersonnwend-
feuer unter dem Schülerchor: „Flamme empor".
Es folgten zwei Feuersprüche, gesprochen von
zwei Frauen der NS-Frauenschaft Eppelheim.
Dem Lied: „Wir wollen sein ein einig Volk
von Brüdern", vorgetragen von dem Gesang-
verein „Germania" und dem Sängerbund „Ein-
tracht", unter Leitung des Chordirigenten, Leh-
rer Neubert, welcher auch den Schülerchor
leitete, folgten wieder zwei Feuersprüche. Dann
ergriff unser Sturmführer Reinhard das
Wort. Sturmführer Reinhard wies in seiner
Ansprache darauf hin, daß der Lehrsturm 21/110
vor Jahresfrist seine Sommersonnwende noch im
Versteck begehen mußte, um nicht von dem ver-
gangenen System verhöhnt oder gar verboten zu
werden. Ganz anders sei es, seit unser Führer,
der Volkskanzler Adolf Hitler, die Füh-
rung aller Deutschen in seine Hand genommen
habe. So wie die Flamme in ihrer heiligen Glut
alles vereint, wolle und wird auch Adolf Hitler
das ganze deutsche Volk vereinen, zu einer gro-
ßen, wahren Volksgemeinschaft. Auch erinnerte
unser Sturmführer an den tapferen Helden, den
Kommandanten unserer deutschen Flotte, die der-
selbe am 21. Juni 1919, am eigentlichen Tag der
Sommersonnenwende, versenkt hat, um nicht
unsere Flotte ehrlos dem Feind auszuliefsrn.
Sturmführer Reinhard endete mit einem drei-
fachen Sieg-Heil auf unseren Volkskanzler Adolf
Hitler, unseren ehrwürdigen Herrn Reichspräsi-
denten und das deutsche Vaterland. Darauf
spielte die Feuerwehrkapelle: „Freiheit, die ich
meine". Die Mädchengruppe tanzte einen sehr
schönen Feuerreigen mit Gesang. Dann sprach
Herr Rektor Zunftmeister, der besonders be-
tonte, daß die Jugendwettkämpfe ein gutes Zei-
chen unserer deutschen Jugend seien. Im Sport
der Jugend sei der Grundstock eines gesunden
Volkes gegeben. Schon die Germanen hätten in
der Wehrhaftigkeit der Jugend eine ihrer größ-
ten Aufgabe gesehen. Zum Zeichen der Einig-
keit wurde das Deutschlandlied gesungen. Es
folgten dann zwei Feuersprüche, vorgetragen im
Sprechchor von drei Mädels vom VDM und drei
Hitler-Jungens. Der Männerchor „Germania"
sang unter Leitung von Chormeister Haußmann:
„Deutschland, heiliger Name". Dann folgte der
Feuersprung vom Lehrsturm 21/110. Nachdem
Sturmführer Reinhard noch der toten Kame-
raden des Weltkrieges und der NSDAP ge-
dachte, schloß die Feier mit dem Gesang des
Horst-Wessel-Liedes.
MtglieServerjammlung -es NS-
Retchsverbsm-es DeutMr Kriegsopfer
Im Fuchsbau tagte am Donnerstag abend
die monatliche Mitgliederversammlung, die von
Obmann Steiger geleitet wurde und einen
guten Besuch aufwies. Der Versammlung kam
insofern eine gewisse Bedeutung zu, als den
Mitgliedern erstmals Gelegenheit geboten war,
die neuen Satzungen kennen zu lernen. Nach
Kenntnisnahme der Satzungen mutz manche Vor-
eingenommenheit korrigert werden, da anerkannt
werden muß, daß dieselben den berechtigten In-
teressen der Kriegsopfer gerecht werden wollen.
Steiger erläuterte nach herzlichen Begrü-
Redaktionsschlutz täglich 18 Uhr.
Deutsche Bühne (Kampfbundbühne).
Die ermäßigten Eintrittskarten zu den Auf-
führungen der 9. Symphonie von L. van Beetho-
ven am 7., 8. und 9. Juli im Schloßhof (statt 3
Mark — 2 Mark; statt 2 Mark - 1,35 Mark,
statt 1 Mark-,70 Mark) können den Mit-
gliedern der Deutschen Bühne ausnahmsweise
nicht zugestellt werden. Die Karten können ge-
gen Ausweis von Montag, den 3. bis einschließ-
lich Mittwoch, den 5. Juli, in der Zeit von 10
bis 13 Uhr und 15—18 Uhr im städtischen Ver-
kehrsamt abgeholt werden.
Für nicht abgeholte Karten wird anderweitig
verfügt. Jedes Mitglied hat das Recht auf nur
1 Karte.
Kampfbund für Deutsche Kultur.
Ortsgruppe Heidelberg.
NS-Frauenschaft. Mittwoch abend, 20 Uhr,
Heimabend der Ortsgruppe Neuenheim-Mönch-
hof in Mönchhofschule (Eingang Mädchenschule).
Erscheinen sämtlicher Mitglieder ist Pflicht, da
Vortrag von Frau Franke-Hollenbach über das
Thema „„Die Frau in der national-sozialisti-
schen Revolution".
NS-Frauenschaft. Freitag abend, 20 Uhr,
Heimabend der Ortsgruppe Rohrbach im Gast-
haus „Zum Adler". Vortrag über Rasse-Kunde.
KDAJ Bezirksleitung Heidelberg. Samstag,
den 8. Juli 33, Führung durch Steinbruch, Be-
trieb und Werkstätten des Zementwerkes Lei-
men. Treffpunkt, 14.30 Uhr, am Zementwerk in
Leimen. Abfahrt Straßenbahn nach Leimen 14
Uhr am Bahnhof. Erscheinen Pflicht.
Der Vezirksleiter W. Anselm.
NSBO Kreisleitung Heidelberg
(Fachgruppe Bäcker).
Am Donnerstag, den 6. Juli, findet um 17
ßungsworten zunächst den organischen Aufbau
des Verbandes. Er führte dabei aus: Seit dem
5. 5. 33 sind alle bis dahin selbständigen Orga-
nisationen in dem Bunde: „NS Deutsche Kriegs-
opferversorgung" zusammengeschlossen. In diesem
Bunde bildet der „NS Reichsverband deutscher
Kriegsopfer e. V." den stärksten Teil. Der
Reichsverband umfaßt 13 Landesverbände, die
in Gaue, Kreise und letztere wieder in Orts-
gruppen eingeteilt find. Wichtig ist, daß alles
Eigentum der Reichsbundgliederungen auf die
entsprechenden Gliederungen des NS Reichsver-
bandes übergeht, da letzterer auch alle Ansprüche
der ehemaligen Reichsbundmitglieder zu befrie-
digen hat.
Die Führer aller Verbandsgliederungen ha-
ben die Bezeichnung Obmann. Es gibt daher
Bundes-, Gau-, Kreis- und Ortsgruppenobmän-
ner. Den Obmännern stehen die Amtswalter,
d. h. Schriftführer und Kassier, sowie Geschäfts-
führer zur Seite. Mit dem Obmann zusammen
bilden die Amtswalter den Vorstand der Glie-
derung. Ein Landesvorstand kann bis zu sieben,
ein Gau-, Kreis-, Ortsgruppenvorstand bis zu
fünf Personen zählen. Die Vorstände werden
von der nächsthöheren Gliederung eingesetzt. Der
Obmann trägt für alle Angelegenheiten seiner
Uhr im Lokal zum goldenen Adler in Neuen-
heim, eine wichtige Zellenversammlung statt.
Das Erscheinen aller Mitglieder ist unbedingt
Pflicht.
KDAJ Bezirksleitung Heidelberg.
Es sind folgende Stellen neu zu besetzen und
bitten wir um Meldung von Pg. auf der Ge-
schäftsstelle:
1. Stadtoberbaurat;
2. Sachverständiger für Pappe und Papierer-
zeugung;
3. Oberbaurat für Baupolizei.
Weiterhin freier Architekt, der Erfahrungen
im Bau von großen Stadions hat.
Kampsbund der Deutschen Architekten und
Ingenieure, Ortsgruppe Heidelberg.
NS-Frauenschaft. Mittwoch, den 5. Juli und
12. Juli finden für den BDM keine Sprech-
stunden statt. Die Bezirksleiterin.
NS-Frauenschaft: Heimabend der Orts-
gruppe Altstadt, Mittwoch abend, Anlage S.
Ortsgruppe MSnchhof, Aelle 3 und 4
Ain Donnerstag, den 6- IM, abends 8.30
Uhr, findet im Lokal „Pfalz" Neuenheim,
Rahmengasse, eine Zellenversammlung der
Zellen 3 und 4 statt. Pg. Sydow spricht Wer
das Dhenia: „Warum sind wir Antisemiten?".
Das Erscheinen der Zellenmitglieder ist Pflicht.
xrrk:i8
Ortsgruppe Diedesheim hält am Samstag,
den 8. Juli, abends 8.30 Uhr, im Gasthaus
„Zum Cementwerk" eine Mitglieder-Versamm-
lung ab. Es spricht Pg. Haupflehrer Curth
aus Zwingenberg. Es wird jedem Mitglied zur
Pflicht gemacht, pünktlich zu erscheinen. Sämt-
liche andere Organisationen der Bewegung,
sowie Freunde und Anhänger der Bewegung
sind uns herzlich willkommen.
KMI8 ^V1^81„ocn
NS-Lehrerbund, Bezirk Wiesloch: Donners-
tag, den 6. Juli, Zusammenkunft im Gertbers-
ruhschulhaus in Wiesloch (18 Uhr). „Volk im
Werden".
Gliederung die Verantwortung.
Wichtige Aufklärungen gab Obmann Steiget
noch über die Beziehungen des Reichsverbandes
zur NSDAP. Der Verband bekennt sich zur na-
tionalsozialistischen Weltanschauung, es besteht
aber für kein Mitglied ein Zwang, der Partei
beizutreten. Die Mitgliedschaft bedingt jedoch
sich nicht gegen die Partei zu stellen, oder gak
irgendwelche feindlich gesinnte Handlungen gegen
sie zu unternehmen.
Nichtarier können nicht ausgenommen wer-
den. Sie werden jedoch, sofern sie einer iw
Reichsverband aufgegangenen Organisation an-
gehörten, in Versorgungsangelegenheiten kosten-
los vertreten.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen
berichtete der Redner über die Satzungen, die
demnächst jedem Mitglied zugehen. Von Inter-
esse ist, daß der Monatsbeitrag niedriger ist als
im Reichsbund. Rechte und Pflichten der MU-
glieder, Mitgliedsabzeichen, Zeitung und ört-
liche Angelegenheiten wurden ebenfalls einge-
hend erörtert, ebenso Fragen sozialpolitischer
Art.
Nach kurzer Pause nahm der Versammlungs-
leiter Veranlassung, einen Vertreter des Kb.-
und Kh.-Verbandes im Bad. Kriegerbund (Kyff-
häuser) zu begrüßen. Dieser erklärte, daß seine
Organisation von der Spitze bis zur kleinsten
Gruppe hinter der neuen Organisation stehe und
vertrauensvoll in echtem kameradschaftlichen!
Sinne, auf welcher Grundlage der Kyffhäuser-
bund aufgebaut sei, mitarbeite. Er betonte die
dringende Notwendigkeit des Zusammenstehens,
wobei er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die
große nunmehrige Einheit aller Kriegsopfer auch
Verbesserungen in der Kriegsopferversorgung er-
reichen werde.
In der folgenden regen Aussprache gab Ob-
mann Steiger Aufklärung über angeschnittene
Fragen. Einzelne Anregungen wurden zur
Kenntnis genommen und Weiterbearbeitung zu-
gesagt.
Der Versammlungsleiter bat noch, in allen
Kreisen aufzuklären, daß die derzeitige Samm-
lung für die Kriegsopferfürsorge von seiten des
Ministeriums genehmigt sei. Da es sich um kein
Almosen, sondern um einen Postkartenverkaus
handelt, wird um Unterstützung aller gebeten,
zumal der Erlös hauptsächlich erholungsbedürf-
tigen Kindern zugute kommen soll.
Zum Schlüße wurde folgende Entschließung
gefaßt:
„Die Versammlung des NS-Reichsverbandes
deutscher Kriegsopfer Heidelberg richtet die drin-
gende Bitte an die Reichsleitung, in Versor-
gungs- und Fürsorgeangelegenheiten einen wohl-
wollenden Standpunkt einnehmen zu wollen,
und in den vorkommenden Fällen die Gesetzes-
bestimmungen in menschlicher Weise auszulegen,
solange das neue Versorgungs-Gesetz noch nicht
geschaffen ist. Dies gilt insbesondere für die so-
genannten Kannbestimmungen.
Schließlich bitten wir, die Frage der Heilbe-
handlung der Kriegshinterbliebenen erneut ins
Auge zu fassen.
Mit Hitler-Heil."
Alsdann schloß der Redner mit Dankeswor-
ten an seine Mitarbeiter hauptsächlich Herrn
Weber die Versammlung.
Der Mm zeigt...
Capitol: „Die Blume von Hawai"
Kammer-Lichtspiele: „Jonny stiehlt Europa"
Odeon: „SSl-Mann Brand"
Schlost-Lichtspiele: „Die Himmelsflotte"
Mit dem AllwetLerwagen
in den Thüringer Wald
(Von einem Fahrtteilnehmer.)
Wenn man eine Reise tut, so kann man stets
was erzählen, und dies vor allem, wenn man
als Süddeutscher zum ersten Male in Thü-
ringen . gewesen ist. Ich kann denen, die
bisher nur ihre engere badische Heimat kennen,
nur empfehlen, eine Fahrt nach Thüringen zu
unternehmen, die in diesem Sommer noch mehr-
mals von hier aus durch die Kraftpost durchge-
führt wird. Dieses Land ist es wert, daß man
es aufsucht, es ist das grüne Herz Deutschlands,
es hat Weltruf wegen seiner Schönheit und ist
leicht infolge seiner zentralen Lage zu erreichen
und zu durchstreifen, auch Mit dem Kraftwagen.
Das Ziel der Fahrt ist der herrlich gelegene Ort
Stützerbach, mitten im Hochthüringer Wald un-
weit Oberhof und Ilmenau.
Der Wettergott hat nach langem Regen mit
prächtigem Sonnenschein das richtige Startzei-
chen zur Thllringensahrt gegeben, als wir rund
30 Fahrgäste, einige aus Mannheim und der
Pfalz, am Pfingstsamstag früh mit dem All-
wetterwagen der Heidelberger Kraftpost auf-
brachen. In schneller Fahrt brachte uns der
sichere Fahrer über Miltenberg, Wertheim nach
Würzburg, wo im Ratskeller das Mittagessen
eingenommen wurde. Der Main, von dem man
einstmals wie von einer Grenze gegen Norden
hin sprach, wurde überschritten, in Bad Kissin-
gen und Meiningen nochmals Aufenthalt ge-
macht. Durch die alte Eewehrstadt Suhl ging
es auf Stützerbach zu, das abends erreicht wurde.
Soll man noch betonen, daß die guten Stützer-
bacher uns alle mit Freuden aufnahmen und
sich gegenseitig in reichlichster Verpflegung Über-
boten? Sie sind ein prächtiger Menschenschlag.
Hier in Stützerbach ist die Glasindustrie zu
Hause, jeder Stützerbacher ist in diesem Fach
ein Künstler, der seine Arbeit, die die thürin-
gische Glasindustrie weltberühmt gemacht hat,
kennt. Heute gehört er zu jenen unbekannten
Arbeitern, denen ein 14jähriges System Arbeit
und Brot genommen hat. Es hat keinen Zweck
mehr noch Glas zu blasen. Aber sie sind echte
Kinder ihrer Heimat, die sich nicht unterkriegen
lassen und nun eine neue Industrie, die Frem-
denindustrie, aufbauen. . Der Deutsche soll nicht
ins Ausland, er soll innerhalb seiner Landes-
grenzen reisen und soll und mutz auch einmal
nach Thüringen. Hier in Stützerbach befindet
er sich auf geweihtem Boden, hier verweilte oft
und lange Goethe, der in dem auf dem Kickel-
hahn noch heute stehenden Borkenhäuschen das
unsterbliche Nachtlied: „Ueber allen Wipfeln ist
Ruh", dichtete. Hier sieht der Fremde, daß die
Natur mit segnender Hand ihre Schönheiten
äuSgebreitet hat. Von hier aus wurden die
verschiedenen Tagfahrten gemacht. Die erste nach
Suhl, Zella-Mehlis, Schmalkalden, Bad Lieben-
stein auf die Hohe Sonne, Eisenach, Wartburg,
wo das.Mittagessen eingenommen und die Burg
eingehend besichtigt wurde. Darauf ging es wei-
ter nach Bad Friedrichsroda, vorbei an dem
herrlichen Park und Schloß Reinhardsbrunnen
nach dem bekannten Luftkurort Oberhof, wo wir
eine Stunde Einkehr hielten. Von da aus an
dem 914 Meter hoch gelegenen Hotel Schmücke
vorbei nach Stützerbach. Der nächste Tag führte
nach dem höchstgelegenen Punkt des Thüringer
Waldes, dem Schneekopf, der mit seinem Turm
1000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Eine
weitere Fahrt brachte uns über Ilmenau, Arn-
stadt, Erfurt (dort Dombesichtigung) nach Wei-
mar, wo die Eoethestätten, die Fürstengruft mit
den Gräbern Goethes und Schillers sowie ihres
herzoglichen Gönners Karl August besucht wur-
den. Weiter fuhren wir nach Bad Berka und
Saalfeld zur Besichtigung der weltbekannten
Feengrotten, die unsere Erwartungen bei wei-
tem übertrafen. Von dort ging es nach Bad
Blankenburg und Schwarzburg ins Schwarzatal,
der Perle des Thüringer Waldes. An anderen
Tagen wurde die nähere Umgebung von Stü-
tzerbach aufgesucht und die Elaswerkstätten be-
sichtigt. So gingen diese herrlichen Tage schnell
vorüber, als die Heimkehr mahnte. Diese ge-
staltete sich ebenfalls zu einem unauslöschlichen
Erlebnis. Bekannte Orte, wie die Feste Koburg,
der Staffelstein, die alte Vischofsstadt Bamberg
wurden besucht. In rasender Fahrt brachte uns
der Wagen über Würzburg, Tauberbischofsheim,
Walldürn, Mudau, nach Heidelberg bzw. Mann-
heim.
So war diese erste Fahrt zu einer in jeder
Beziehung gelungenen Werbung für deutsches
Land, besonders für den Thüringer Wald. Es
ist zu hoffen und zu wünschen, daß die nächsten
Fahrten den gleichen Erfolg haben werden. —
Weitere Fahrten finden am 8. und 22. Juli statt
(siehe Inserat).
Schloßlichtspiele: „Die Himmelsflotte".
In den „Schlotzlichtspielen" läuft zur Zeit
noch ein ganz ausgezeichnetes Programm, auf
das wir infolge einer personellen Veränderung
in der Berichterstatung erst heute eingehsn kön-
nen. Dis „Himmelsflotte", ein italieni-
scher Fliegerfilm von unübertreffbarem Aufwand
an Flugzeugen, packt mehr durch die hervorra-
genden Leistungen, die dabei gezeigt werden, als
durch die hineinverwobene Handlung. Ma»
kann wohl annehmen, daß nahezu 1500 Flug-
zeuge dabei mitwirkten. Im Anschluß an die
Luftfahrt-Werbewoche erscheint der Besuch die-
ses Fliegerfilms besonders wichtig, um daran S»
erkennen, was die Welt und was Deutschland
nicht gestattet. Man folgt mit oft aufregender
Spannung dem Luftmanöver eines Riesenge-
schwaders von Militärflugzeugen. Daneben
mißlingt der Versuch eines Fliegers, mit cinein
neuen Flugzeugtyp in die Stratosphäre hocW-
steigen. Interessant die Rettung des Abgestiirz-
ten und herrlich die Hochgebirgsaufnahmen
Trotz der italienischen Sprache, in der der FW
gedreht ist, ist die Handlung leicht verständlich
und patzt sich dem gegebenen Rahmen sehr ge-
schickt an. — Im Beiprogramm wird in eines
anderen, ebenfalls faschistischen Film die unge-
heure Kulturarbeit gezeigt, die von Italien ge-
leistet wurde, um auf den früheren Pontini-
schen Sümpfen eine Stadt „Littoria'
zu bauen. Weiter läuft noch ein sunkgeschichb
licher Film, der den gewaltigen Fortschritt iu>
Funkwesen von 1932 bis 1933 veranschau-
licht. Die Ufa-Tonwoche ergänzt das Pro-
gramm das in jeder Weise sehenswert ist.
erla.