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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (Juli-August)

DOI Kapitel:
Nr. 190-220 (1. - 31. August)
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Donnerskag, den 24. August 1833

Theodor Körner

s«m GsdSchtttts des »SV 120 Zavse« sekattenea deutfNse« ZKsNsMssSugevs

Kein Dichter ist so mit der Zeit verknüpft, in
welcher er gelebt hat, wie Theodor Körner, Man
mutz sich unbedingt jene nach Befreiung lechzenden
Gewalttage vergegenwärtigen, welche einst das
eindrucksempfängliche Gemüt des Sängers um-
rauscht haben, um seine Poesie in der richtigen
Stimmung aufnehmen zu können.
Wir wollen ein lieblich-poetisches, in seiner
ganzen Art und Weise wenig charakteristisches,
nicht streng verständiges Schaffen keineswegs
überschätzen. Ein im ersten Feuerdrang, doch im-
merhin gewagtes Selbstaufopfern für eine große,
gemeinnützige Sache soll durchaus nicht in die
Wolken gehoben werden. Aber es ist sich darüber
zu freuen, datz solch finsterer Zeit ein derartiger,
in vieler Hinsicht hellwirken Wollender beschieden
war. Gediegene Frömmigkeit, selbstlose Liebe zu
allen Nächsten, HeimaLanhänglichkeit und Sinn
für alles Erhebende walteten in der Familie,
welcher Karl Theodor Körner am 23. September
1791 als Stammhalter gegeben worden ist. Wohl-
behütet und mit allem umgeben, was einer Kind-
heit lebensfördernd sein kann, wuchs der Junge
heran. Obwohl der Musik und Poesie schon früh
zugetan, wurde das Vergbaustudium gewählt und
1808 in Freiburg begonnen. Neben der Natur-
wissenschaft traten sehr bald Geschichte und Phi-
losophie in den Vordergrund. Die schönen Künste,
besonders Zeichnen, Musizieren und Dichten wur-
den im regen Verkehr mit Gleichgesinnten eifrig
gepflegt. „Erinnerungen an Karlsbad, eine auf
Ausflügen entstandene Sammlung lyrischer Ge-
dichte, bezeugt feine Beachtung und große Natur-
liebe. Der Musikfreund verfaßte den mit glatt-
fließenden Liedern geschmückten Text zu einer im
9. Jahrhundert spielenden englisch-dänischen Oper
„Alfred der Große" und fertigte mit Geschick das
Wortgerüst zu einem romantisch-dramatischen Ton-
spiel „Die Bergknappen". Die treffliche Ballade
„Harras, der kühne Springer", Reiseberichte, die
„Rätselgedichte" folgten.
Nach Leipzig und Berlin wollte Körner in un-
serem Heidelberg weiterstudieren. Jugendlicher
Leichtsinn hatte jedoch ein Verbot der deutschen
Hochschulen verursacht. So ging's nach Wien. Dort
umwehte ihn bald die lockende Theaterluft der
alten Kaiserstadt an der Donau. Rasch Hinter-
einander wurden die Singspiele „Der Kampf mit
dem Drachen", „Das Fischermädchen" und „Der
vierjährige Posten" niedergeschrieben. Fließend
und handlungsvoll, bald ernst, dann wieder hei-
ter. Die Lustspiele „Die Braut", „Der grüne Do-
miitü" und „Der Nachtwächter" reihten sich an
und gingen 1812 erfolgreich in Szenen. Nach den
etwas zu gekünstelten, auch angelehnten Erzäh-
lungen „Hans Heilings Felsen" und „Die Harfe"
wurde dem Drama nahegetreten. Ungereimten
Jamben bei gleichklingendem Aktschluß galt Kör-
ners Vorliebe. „Toni" wurde das erste seiner
größeren Bühnenstücke. Es ist benannt nach An-
tonie Adamberger, jener lieblichen und geachteten
Schauspielerin, die ihn bald die Wahrheit seiner
Worte fühlen ließ:
„Wo Lieb und Dichterkunst nebeneinander glühen,
da öffnen sich des Himmels Rosentore."
Heinrich von Kleists tieftragische Novelle „Die
Verlobung in St. Domingo" gab die Anregung
zu diesem wesentlich ruhiger, gemütsbefriedigen-
der verlaufenden Schauspiel, dem dadurch aller-
dings manche scharfe Charakterausprägungen un-
möglich wurden. Wildderb war das Trauerspiel
„Die Sühne" in Form gegossen. Beide Stücke
wurden nicht nur in Oesterreichs Hauptstadt, son-
dern auch in Goethes Weimar ehrlich gewürdigt.
„Der Vetter aus Bremen", ein gelungenes Ver-
wechslungsspiel, verrät die treibende Lust einer
übersprudelnden Vräutigamszeit. Mit „Zriny",
dem Geschichtsdrama aus den ungarischen Tür-
kenkämpfen zu Ende des 16. Jahrhunderts, be-
kannte sich Körner frei zu seinem von ihm ver-
götterten, väterlichen Freunde Schiller. Es ist
als belebter Aufruf zur Herauswindung aus
Feindesfesseln gedacht und trotz zuviel Lyrik recht
»ollkernig geraten. Der Haß gegen Napoleon
ward zum guten Wegbereiter und des Werkes
Bühnenwirkung gewann dem Verfasser die Stelle
eines besoldeten K. K. Hoftheaterdichters, Für
jährlich 1 800 Gulden waren nun zwei abendfül-
lende Stücke zu liefern und auffiibrungsfer'.ig ein-
zurichten. Eine kalt zupackende Räubertragödie
„Hedwig" wurde beendet. Zu den besten Gestal-
tungen zählt „Rosamunde". Die Art, wie er Ro-
samunde Clifford, König Heinrichs des Zweiten
von England unglückliche Geliebte, diese, seine
empörte Gemahlin, sowie die zur Rache getriebe-
nen, rebellischen Söhne auftreten läßt, ist eine
solch sympathisch-ruhige, erwogen wirkende, datz
diese Kunstleistung über den „Zriny" zu stellen
ist, der seinen Hauptwert als Freiheitsdichtung
innehat. „Die Gouvernante", ziemlich an-
spruchslos, beweist, datz der alt-französische Ale-
xandriner-Jambenvers im Deutschen leicht ein-
tönig wird. „Joseph Heyderich" oder deutsche
Treue" ist eine in Wechselreden aufgefrischte
Episode aus einem 1800 in Oberitalien stattge-
habten Gefecht zwischen Österreichern und Fran-
zosen.
Theodor Körner war durch und durch Ro-
mantiker. Das hat er auch nicht vergessen, wenn
er sich in finstere Vorlagen vergrub. „Die Men-
schen sind schlecht, aber die Niederträchtigkeit ist

von Stadtbibliothekar Georg Zink-Heidelberg,
kein Gegenstand der Poesie und das Lastern
kann nie begeistern", so hieß sein Urteil. Schade,
daß sein Blick zu sehr auf Schiller geradezu ge-
bannt war, oder besser gesagt, wir bedauern,
datz Körner sich nicht bis zur Reife seines un-
vergeßlichen Vorbildes heranleben durfte. Dafür
gab ihm diy Vorsehung aber und so, daß nie-
mand ihn darin übertreffen sollte, den Impuls
zur Erweckung lodernder Begeisterung durch
Schlachtengesänge. Zum Freiheitssänger war Kör-
ner ausersehen, das war sein Los. Als solcher
bleibt er bei der deutschen Jugend und allen, die
geschichtlich nachempfinden.
Bereits im Winter 1812, als sich von Napo-
leons, in den Plänen schon fertiggefügtem Welt-
reiche der ersehnte Ostteil nicht eingliedern lassen
wollte, hatte Körner aufgeblickt und sich Moskaus
Brand vorgestellt:
„Es schleudern mut'ger Bürger eig'ne Hände
Aus's eig'ne Dach die sprüh'nden Fackel?
brände."
Als dann der General Pork, vorerst ohne
den König, seine Leute von dem aufgezwungenen
fränkischen Adler Hinwegritz, und Preußen mit
Rußland gemeinsame Sache machte, da fragte er,
dem das Vaterland kein leicht hinweggeworfener
Begriff, sondern eine heilige Sache war:
Soll ich selbst den Altar mir zerschlagen,
Den ich mir im Herze,: aufgebaut?"
Entschlossener wie manche, die sich von der
Menge mitziehen lassen, stellte er sich zur Ver-
fügung, als Friedrich Wilhelms des Dritten
„Aufruf an mein Volk" kam. Am 10. März 1813
setzte er sich brieflich mit dem Vater deswegen
in Verbindung: „Soll ich in feiger Begeisterung
meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nach-
leiern?" Noch war jedoch Sachsen mit dem Korsen
im Bunde, und Körners Vater mußte als
Staatsbeamter doppelt vorsichtig sein. Theodor
meldete sich deshalb in Breslau im Gasthaus
„Zum goldenen Zepter" bei Frau von Lützow
für die Freischar ihres Gemahls an, und zwar
zum Fußvolk, dessen Lager in Zobten er mit
vielen angetroffenen Altbekannten aufsuchte, freu-
dig dem Vaterlande gelobend:
„Bald werd ich unter deinen Söhnen stehen,
Bald werd ich dich im Kampfe wiedersehen".
In der Dorfkirche zu Rogau wurde er mit
den über 1 000 Lützowern am 27. März einge-
segnet. Körner, den Major von Lützow zum Fou-
rier ernannt hatte, wurde als Verfasser leicht
singbarer, wuchtig brausender Soldatenlieder sehr
rasch geliebt. Viele stimmten mit an:
„Und von Enkel zu Enkel sei's nachgesagt:
Das war Lützows wilde, verwegene Jagd".
Am 6. April kam Körner als Vorreiter in
Dresden an und stellte sich den Angehörigen, bei

Vom Büchertisch.
Paul de Lagarde:
Schriften für Deutschland.
Herausgegeben von Prof. August Messer.
(Kröners Taschenausgabe Band 110). Leinen
RM. 2.70. Alfred Kröner. Verlag, Leipzig.
Lagardes Schriften sind ein Vermächtnis von
lebendigster Gegenwarts-Geltung für das neue
Deutschland. Erst heute liegt ihr großer national-
und sozialpädagogischer Sinn klar am Tage. Erst
heute, im Ringen um den neuen Staat und den
völkisch gebundenen neuen Menschen, haben wir
das Ohr für den Radikalismus der Idee und den
Realismus der Tat dieses mächtigen Mahners.
— Erst heute wird eine Ausgabe seiner Schriften
möglich, was an ihm noch lebt und wirken kann:
von den „Deutschen Schriften" sowohl wie den
übrigen; eine Ausgabe, die man dem jungen
Menschen, dem Studenten und dem Mann des
Lebens auf den Tisch legt wie ein völkisches
Evangelium.
Liberalismus, Nationalsozialismus und
Bürgerliches Recht.
(Recht und Staat 102.) 1933. IV, 37 S.
RM. 1.50, in der Supskription RM. 1.20.
Der Kampf um das deutsche Recht ist nach
dem Siege der nationalsozialistischen Revolution

denen Ernst Moritz Arndt als Werber für die
Deutsche Sache weilte, in der Uniform vor, wo-
ran er gedichtet:
„Noch trauern wir im schwarzen Rächerkleide
Um den gestorb'nen Mut.
Doch fragt man euch, was dieses Rot bedeute:
Das deutet Frankenblut".
Das Bild, welches damals seine Schwester
Emma als letztes von ihm in Kreide gefertigt
hat, ist wohlbekannt. Nach einer Woche ging's
mit den jetzt auf die doppelte Zahl angewachse-
nen, teils berittenen und von Kosaken begleite-
ten Jägern nach Leipzig weiter, wo er seine „12
freie deutsche Lieder", welche aber erst 1814, nach
seinem Tode, sein Vater mit anderen, von dem
„Freischützenkomponisten Karl Maria von Weber
vertonten Gedichten in der Sammlung „Leier
und Schwert" der Öffentlichkeit brachte, in Druck
gab und fleißig für den Lützower warb.
„Frei woll'n wir das Vaterland wiederseh'n
oder frei zu den glücklichen Vätern geh'n" war
der Wahlspruch des ob seiner Tüchtigkeit am
24. April zum Leutnant Beförderten, der auf
Wunsch des Befehlhabers mit großem Erfolg
seine sächsischen Landsleute aufgerufen.
Da er bei den Streifereien an der Elbe mit
dem Feinde noch immer nicht in Berührung ge-
kommen war, ging er zur Reiterei über und wur-
de bald zum Korpsadjutanten ernannt. Kaum
sollte der von den schwarzen Jägern gegen die
polnischen Truppenteile geplante Kleinkrieg be-
ginnen, als Waffenstillstand eintrat, wovon Lüt-
zow jedoch zu spät Kenntnis erhielt. Mit Mühe
konnte er seine Getreuen bis Leipzig, nicht aber'
auf die rechte Elbseite bringen. Angegriffen, ver-
loren sie über 300. Körner der als Parlamentär
vorgesandt wurde, erhielt nach abschlägiger Ant-
wort einige Kopfhiebe und konnte sich knapp ret-
ten. Er floh in den Groß-Zschocher Wald, wo er
zusammenbrach. Mit größter Anstrengung schrieb
er in das beim Ausrücken von seiner Wiener
Gönnerin, der Frau Baronin von Pernira-Arn-
stein, geschenkte, infolge des tödlichen Schusses
in den Unterleib blutdutchdrängte Taschenbüch-
lein:
„Und was ich hier als Heiligtum erkannte,
Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
Ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:
Als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehn".
Am nächsten Tage wurde der Verwundete zu
seinem Pflegebruder Kunze nach Leipzig, später
nach Karlsbad gebracht, das er am 15. Juli
schon wieder verließ. Vis Ende des Monats
mußte er eines Rückfalls wegen in Reichenau,
seines Paten, des Grafen Eeßlers Besitzung ver-
harren, wo gerade das preußische Hauptquartier
war und er vom Stein, Blücher und Eneisenau
sah. Am 4. .August besuchte er den bekannten Ver-

in den Brennpunkt des Interesses gerückt. Er-
neuerung des deutschen Rechts ist ein Ziel der
siegreichen Bewegung. Auch hier kämpft diese ge-
gen die Einwirkungen eines übersteigerten In-
dividualismus und Materialismus. Deren Ein-
fluß auf die Grundlage und in den Grundfragen
des bürgerlichen Rechtes aufzuzeigen, ist Ziel
dieses Vortrags. Der Liberalismus hat zu einer
Umkehr des wahren Rangverhälnisses von Rechts-
ordnung und Einzelnem geführt. Das Recht dient
dem Willen des Einzelnen, es tritt ihm nur wider-
willig entgegen: laissez faire, laissez aller. Der
Eigennutz des Einzelnen findet erst in dem des
Andern seine Grenze. Das neue Rechtsdenken
stellt dem den Pflicht- und Gemeinschaftsgedan-
ken gegenüber. Der Einzelne ist dienendes Glied
der Gesamtheit: Gemeinnutz geht vor Eigennutz.
Die Auswirkung dieses Grundgedankens der na-
tionalsozialistischen Weltanschauung wird auf die
einzelnen Teile des bürgerlichen Rechtes verfolgt,
die Darstellung steigt hierbei von den Rechtsbe-
ziehungen der Einzelnen zu denen der Gemein-
schaften auf, versucht, das Erbrecht aus den Ban-
den des Materialismus und Individualismus
zu losen und mündet über das Recht der Kor-
porationen in dem der Gesamtheit. Die verstan-
desmäßige Betrachtung des Rechtes wird so oft
aufgelockert, der Satz: pectus iurisconsultum facit
tritt in den Vordergrund. Das große Ziel aber
ist die Vereinigung von Rechtsanschauung und
Rechtshandhabung und damit die Ueberwindung
der Krise im Recht«

ryes-ov Mmsv
Jauchzender Mut«
Jung in der Glut
Freiheitssehnender heldischer Herzen!
Volkszorn heischt, heimlichen Eid zu erhärten!
Heilige Not hat den jungen
Sänger bewehrt.
Schwerkergesang!
Todahnend klang
Stolz und ergeben Gebet aus den Schlachten.
Grab, dem Jünglinge Fackeln entfachten.
Trägt, zum Siegmal verschlungen:
Leier und Schwert! Hans Herbert Reeder.

4

Theodor Körner
(f am 26. August 1813.)


leger Hofrat Parthey in Berlin, rüstete sich ne«
aus und stieß am 13. in Ratzeburg zu seinen,
nun fast 4 000 Mann starken, unter Generalleut-
nant Gras von Wallmoden dem aktiven Heere
zugeteilten Waffenbrüdern. Er beteiligte sich an
den Kämpfen bei Lauenburg. Am Abend des
25., im Notquartier auf den mecklenburgischen
Gute Gottesgabe bei Schwerin, trug Körner den
Offizieren noch sein „Schwertlied" vor. Tags da-
rauf ward er das Opfer eines Ueberfalles aus
einen feindlichen Transport. Bei Wöbbelin
wurde er unter einer großen Eiche im freien
Felde begraben, welches Stückchen Land Groß-
herzog Friedrich Franz der Erste von Mecklen-
burg-Schwerin der Familie zum Geschenk machte.
Ein opfersteinartiges Denkmal, auf das Schwert
und Lyra niedergelegt sind, ziert heute diesen
Platz, auf dem einundeinhalb Jahr später die
einzige Schwester Emma, 1831 sein zuletzt in
Berlin als Staatsrat im preußischen Ministe-
rium des Innern tätig gewesener Vater, 1832
Tante Dora Stock, die angesehene Malerin und
1843 ihre Schwester, des Dichters Mutter, neben
ihm die ewige Ruhe fand.
Die wohlbedachteste Ehrung hat die Vater-
stadt Dresden ihrem jungverblichenen Dichterhel-
den bereitet durch Erwerbung des Körnerhauses
und dessen von Hofrat Dr. Peschel musterhaft
durchgeführter Umwandlung in eine bürgerlich
schlicht gebliebene, aber trotzdem überaus weihe-
voll wirkende Gedenkstätte. Wer einmal dort ge-
weilt hat, wo so viele führende, deutsche Per-
sönlichkeiten ein und ausgegangen, deren Weis-
heit und Güte den dort Geborenen schützend um-
geben hatten, wird den tiefen Eindruck nicht ver-
geßen, welchen alle die mannigfachen Gegenstände
aus einer inhaltsreichen, bei aller Schwere der
Geschicke doch mit Hochreißendem erfüllten Zeit in
jedem Aufnahmefähigen loslösen. Es sind 20
Jahre her, seit ich lautklopfenden Herzens das
schon erwähnte, blutige Notizbuch mit Theodor
Körners handschriftlichen Versen in Händen hal-
ten durfte. Nie werde ich dies vergeßen, denn es
gehört zu meinen wervollsten Erinnerungen.
Kein Deutscher sollte einen Besuch diese»
Dichterheims versäumen, niemand die Worte un-
seres jugendlichen Sängers der Befreiungskrieg»
überschlagen!
Denn knüpft nur einer voll Erinnerungen
An diese Träume seine Freude an,
Leg' ich zufrieden meine Laute nieder,
Und reich belohnt sind ave meine Lieder."

Bon de» Bühne«.
Der Drei Masken Verlag-Berlin erwarb
zwei neue Werke und zwar „Ullrich von Hut
ter", ein deutsches Spiel von Kurt Eggers
und „Jena", ein vaterländisches Schauspiel
von Zickel- von Jan.
Frau Winifred Wagner über Bayreuth.
Unser Bayreuther Berichterstatter hatte eii
einstündige Besprechung mit Frau Winifred Was-
ner. Frau Wagner ermächtigte uns, zu den neu-
erdings aufgetauchten Plänen des Neubaues des
Festspielhauses zu erklären, daß das Haus Wahu-
fried diesen Plänen nicht nur vollkommen fern-
steht, sondern sie auch aufs Schärfste ablehnt. Un-
ter den vielen Gründen, die zu dieser Haltung
beitragen, ist ein entscheidender, daß Gottes Se-
gen bisher sichtbar auf dem alten Festspielhaus
geruht habe. Bezüglich der obersten Spielleitung
äußert sich Frau Wagner dahin, daß Wagner
für diese Spieleitung einen Mann verlange, der
gleichzeitig Kapellmeister und Spielleiter ist. Zur
Zeit kennt sie in Deutschland nur einen Mann,
der diese Bedingungen erfüllt, nämlich Heinz
Tiejen, berühmt durch Treue zum Werk, wie Be-
scheidenheit, das gänzliche Zurücksetzen der eigenen
Person. Sie bittet, sich schützend vor diesen viel
angegriffenen Mann zu stellen.
 
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