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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0695
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8si1s 7

„IIli>tszemei»lchast'
Sountag, d-n II. Febena» 1SII

Ver kimeltiandel m lloll- und


irtschaft

Zwei Millwnen Menschen geiit es an - Vie kjauptprobieme der Mirtsltiastsgruiipe

Der Einzel>handrl gehört mtt seinen über
7V0 000 Betrieben zu öen grötzten Gruppen öer
öeutschen Volkswirtschaft. Ueber 2 Millionen
Menschen — Kaufleute, Kaufmannsgehilsen-,
Büro-, Kontor und Lagerangestellte sowie ge-
werbliche Hilfsarbeiter — erhalten öurch öen
Einzelhanöel Arbeit und Einkommen für ihre
Famili«. Es givt mehrere Millionen Schau-
fenster in Deutschland, öie täglich unö stünölich
neben öen anöeren Werbemitteln der Kauf-
leute, so befonders der Zeitungsanzeige, sür
öie deutsche Erzeugung in Jndustrie unö Lanö-
wirtschaft beim letzten Verbrancher werben.
Jn den Gefchäften des Einzelhandels, öurch
dt« über die Hälfte öes beutschen Volksver-
mögens geht, vollzieht sich öer vielleicht ent-
scheidenöste Vorgang einer Volkswirtfchaft über.
haupt: Hier wirü alle Erzeugung ihrem letz-
ten Sinn, ber Bedarfsbeckung, zugesührt. Der
Kaufmann des EinzelhandelS kommt täglich
mit Menschen aller Stänöe und Schichten zu-
sammen,' thm stnd bie Arbeits- und Wirtschafts-
probleme der Jndustriewerke ntcht minber be-
kannt wie die Wünsche und Sorgen öer Haus-
frau unb ber Famklie.
Kampf der kletnen GeschLft« gege» daS Grotz-
kapital i« der NachkriegSzeit.
Dies« knappe Schtlberung von drr Bebeu-
tung beS EinzelhandelS tst notwenbtg, um »u
rrmeffen, welche wtrtschaftlichen unb soztalen
Gefahren entstehen urüssen, wenn bieser wich-
ttge Teil der Bolkswirtschaft tn Unordnung
und Berwirrung gerät. Das aber war infolge
einer verstänönislosen Wirtschaftspolitik be-
sonöers in der Nachkriegsepoche vielsach trau-
rig« Wirklichkett. Durch die Jnflation und
nachher durch die Krise waren die mittleren
und kleineren Geschäste, die über 90 Prozent
der Einzelhandelsbetriebe ausmachen, beson-
ders schwer getrosfen. Das Sparkapttal der
Kaufleute das zugleich unentbehrliche Be-
triebskapttal, war weitgehend zerstört. So
fehlte geraöe der wichtigen Schicht der Klein-
und Mtttelbetrteb« die Möglichkeit, sich aus
«igener Kraft und ohne Hilf« einer klugen
staatlichen WirtschaftSlenkung gegenüber dem
immer stärker einströmenden Großkapttal »u
behauptrn. Gegen dt« Expanston ber groh-
kapttaltsttschen BetrtebSformen mtt thren Fi-
lialen und Neugründungeu war oft auch ber
tüchttge und strebsam« Kaufmann machtloS.
Dt« Zett -eS felbständtgen kletnen «nd mitt-
lere« KaufmannStumS tm Etnzelhanbel schten
abgelaufe» »u sein. Mancher tüchtige Jung-
kaufmann fah nicht mehr tm eigenen Etnzel-
handelSbetrieb eine lohnende Aufsttegsmöglich.
kett, sondern in «tner der zahlreichen Abtei-
lungen der Warenhäuser oder sonstigen Groß-
Vetrtebe.
St«bri«ge» bernfSfremder Persone».
I« weniger aber den fachkunbtgen Fung-
kaufmann der Weg in die Delbstänbigkeit
locken konnte, umso stärker übte bte Ueber-
nahme von TinzelhandelSbetrteben eine An-
»tehungSkraft auf Personen auS, die weber
über etne soltbe Fach- noch KaufmannSkennt-
niS oerfügten und daher hofften, ausgerechnet
durch Eröffnung eineS LadengeschäftS etner
stcheren Zukunft entgegen zu gehen. So kam
«S, -atz tmmer stärker berufsfremde Personen
tn ben Einzelhandel etndrangen, die ebenso-
wenig bas weite Feld der Gefahren des Kauf-
mannSberufs, wie die Regeln guter Kauf-
mannssttte kannten. Zahlreiche Konkurse und
etne kaum erträgliche Verwilderung der Ge-
schäftsmethoden waren dte Folge und wirkten
stch hier besonbers schädlich für ben vtelfach
wirtschaftsunkunbtgen Verbraucher auS. Ge-
raöe im Einzelhanbel, bessen verantwortungs-
volle Aufgabe der Beratung -es Verbrauchers
etne besonöere Erztehung der Jungkaufleute
»u vorbtlöltcher Letstung und Haltung fordert,
wuröen durch öas Eiudringen berufsunkundtger

Geschäftsinhaber mehr und mehr die Grund-
sätze geordneter Kaufmannserziehung vernach-
lässtgt.
Unlauterer Wettbewerb
Der scharfe Wettbewerbskampf hatte Un-
sitten der Werbung bis zur offensichtlichen
Täuschung öes Verbrauchers entwickelt, gegen
bie frühere Regierungen trotz aller Vorstellun-
gen der kaufmänntschen Organisationen nichts
Durchgreifendes unternahmen. Preiswahrheit
uud Preisklarheit waren ost zu schemenhaften
Begrifsen geworden Alle möglichen Methoden
wurden angewandt, um dem Verbraucher be-
sondere Borteile, ja „wertvolle Geschenke" vor-
zutäuschen. Und hier muß gesagt werden, datz
in der regelwidrigen und aufdringlichen Re-
klame leider oft Großunternehmungen deS
Einzelhanöels führend gewesen stnd, von denen
man hätte erwarten sollen, datz sie als Kauf-
leute ihre besonüere Berantwortung gegen-

über ihren Berufsgenossen und dem Ver-
braucher kannten.
Der Einzelhandel ist neben Landwirtschaft
und Hanbwerk stets der stärkere Rückhalt
einer wirtschaftlichen Mittelschicht, bes Funda-
ments jeder gesunden Volkswtrtschaft, gewe-
sen. Unter den Hunderttausenden von Betrie-
ben wechselten jährlich Zehntausenöe ihren
Jnhaber, für Tausende fachkunüiger junger
Kausleute war also mit einem verhältnis-
mäßig geringen Etgenkapital an sich -ie Mög-
lichkeit gegeben, stch eine selbstänbige Extstenz
zu gründen Diese wichtige soziale Aufstiegs-
linie wurde aber durch die Entwicklung öer
letzten Jahrzehnte verschüttet: nicht der fach-
kundige Jungkaufmann gründete vorwiegenb
Laöengeschäfte im Einzelhanbel oder führte
sie weiter, sondern diese Aufgabe übernahmen
Filialen von Grotzbetrieben oder solche Per-
sonen, öie man nur als unfreiwillige Aben-
teurer des Kaufmannsberufes bezeichnen kann.

8erufser;iel>ung unL Nachwuliisausiele

Al» eine threr ersten Aufgaben hat bie
WirtschaftSgruppe, neben ber Mitarbeit an
allen wirtschaftspolitischen Fragen, den Auf-
bau eines leistungsfähigen ApparateS der Be-
rufserziehung und -fortbtlöung betrteben. Sie
will dafür sorgen, daß öer Einzelhänöler gute
Gelegenhett erhält, setn Fachwtssen zu erwet-
tern und sich mit allem vertraut zu machen,
was als Boraussetzung -er sachlichen Arbeit
eines deutschen Kaufmanns im nationalsozia-
listtschen Staat zu gelten hat. D tese Erzie-
hungsarbeit am selbständigen Kaufmann —
wenn irgenbwo, so gtlt tm Hanbel die Negel,
batz man nie auslernt — ist natürlich auch von
Bedeutung für bte Berufsausbtldung des
Nachwuchses: bie Erziehung des Lehrltngs
zum tüchtlgen Kaufmannsgehilfen und Kaus-
mann setzt einen fachkundigen und verantwor-
tungsbewutzten Lehrherrn vorauS. Durch die
noch für Warenhäuser, EinheitspreiSgeschäfte,
Maflenftlialen usw. bestehende absolute Aus-
dehnungssperre ist auch die Grunblage dafür
geschaffen, daS erfahrene KaufmannSgehtlfen
mit AuSficht auf Erfolg eigene Geschäfte er-
öffnen können. Damit sind Ansätze einer neuen
sozialen Aufsttegslinte geschaffen worden, deren
Auswtrkung nicht wichtig genug genommen
werben können.
preise vnd Spnnnen
Gegenüber allen diesen Erfolgen ber natio-
nalsoztalistifchen Gesetzgebung und WtrtschaftS-
polttik tm Einzelhandel wird vom Außen-
stehenben, aber auch mttunter von Kaufleuten,
der Einwand erhoben, daß stch bte Wtrtschafts-
lage der Betrtcbe nicht entsprechend gebeffert
habe, ja batz zum Tetl ber Etnzelhandel nach
wte vor tn einem schweren Kampf um seine
Wtrtschaftsexistenz stehe. Dazu mutz gesagt
werden, daß bestimmte Fachzweige, tn benen
die staatliche Arbeitsbeschaffungspoltttk stch
beretts deutlich auswtrkte sz. B. Eisenwaren,

Haushaltungsbedarf, Maschtnen- und Kraft-
fahrzeughanbel und auch zum Teil Textilien)
in ben letzten Jahren eine merkbare Belebung
ersahren haben. Etne mengen- und wertmäßige
Steigerung der Umsätze ist auch im Lebens-
mittelhandel eindeutig nachweisbar. — Frei-
lich haben zahlreiche Gruppen deS Etnzelhan-
dels auS dem Bestreben, baS PretSniveau ber
nur langsam stch entwtckelnden Kaufkraft an-
zupaffen, große, allgemein anerkannte Opfer
gebracht. Sie haben Kürzungen ihrer Handels-
spanne in Kauf genommen, öie tetlweise über
bas erträgltche Matz hinausgehen. Die Han-
delsspanne verschiedener Waren, auf denen
sz. B. im Lebensmittelhandell der Haupt-
umsatz ruht, ist zum Teil so eng geworden,
datz nicht etnmak alle Kosten aus ihr abge-
golten werden können. Man darf nicht ver-
gessen, batz diese vielbesprochene »Landels-
spanne" vor allem dazu -ient, die Betriebs-
kosten, Gteuern usw. zu decken. So stehen wir
vor etner -urchauS ernsten Tatsache, denn es
ist doch unerlätzlich, datz die Einzelhanbelsbe-
triebe in der Lage stnd, durch Kapitalrücklagen
die Wechselfälle mit Schwankungen des Um-
satzes auszugleichen und etn stabiles Preis-
niveau zu halten. Zudem hat die Bildung
von Spar- u. Betriebskapital tn bteser Schicht
von vtelen hunöerttausend kleinen und mitt-
leren Unternehmern auch soztalpolittsch höchste
Bedeutung. Es geht jedoch ntcht nur um die
Sorge unb vielfache Not von tausenden streb-
samer Volksgenossen, sondern um noch mehr:
öarum, datz der ganze Apparat der letzten
Warenvermittlung in allen Wechselfällen der
wirkschaftltchen Entwicklung arbeitSfähig bleibt
unb nicht schon bet den ersten BelastungS-
proben infolg« mangelnder Rücklage außer
Stanb gefetzt wird, feine Ausgabe zu erfüllen:
erhält doch gerabe in solchen Augenblicken bie
Warenvermtttlung auch entscheidende volks-
polittsche Beöeutung.

poWche verantwortung des koufmnnns

Die Kaufleute im Einzekhandel wollen im
Vertrauen auf die nattonalsozialisttsche Wirt-
schaftspolittk dafür sorgen, datz die letzte Wa-
renvermtttlung in den Händen fachkundiger
und zuverlässiger beutscher Kaufleute liegt
und allmähltch alle Elemente ausgeschteden
werden, bte dtese nattonalpolitischen und sach-
lichen Vraussetznngen nicht erfüllen. Denn
man öarf nicht übersehen, daß dte Läden beS
Einzelhandels vielfach auch Stätten der Ge-
spräche und Meinungsbilbung stnd und datz
der Kaufmann das Vertrauen zur polittschen
und wirtschaftlichen Führung bei manchen
Volksgenossen noch erwecken und stärken kann.
Also hat er neben seinen rein kaufmännischen

Aufgaben ein gestetgertes Matz politischer Ver-
antwortung tn der Volksgemeinschaft.
Mer betreut den kinzelliandel?
Für den einzelnen Kaufmann ist burch die
Pflichtorganisatton, die Wirtschaftsgruppe Ein-
zelhanöel, ein Apparat geschaffen worden, ber
ihn tn allen fachlichen und betrieblichen An-
gelegenheiten beraten unö betreuen soll. Jn
überfachlichen Fragen seiner Betrtebsführung
sKalkulation, Wettbewerb, Steuern, lokale
Fragen usw.s wendet er stch an die zuständige
Ortsgruppe der Wirtschaftsgruppe Einzelhan-
del: handelt es sich um Auskünfte auf dem
Gebiet seines Faches, z. V. um Lieferanten-


45. Keburtstag üans L. k. öüntbers

8ch«rl vpderdtcnft
Am 16. Februar begeht der bekannte Raflen-
forscher Dr. Hans F. K. Günther, Profeflor
der Sozial-Anthropologie, seinen 4ö. Geburts-
tag. Profeffor Günther wurde in Freiburg
i. Br. geboren, studierte an den Universitäten
in Freiüurg und Parts unö in der Anthro-
pologischen Abteilung des Museums für Tier-
unb Bölkerkunö« in Dresden. Längere Aeit
lebte er als freier wiffenschaftlicher Schrtft-
leiter unb schuf währenö dteser Zeit setn«
grundlegenöen uwd bahnbrechenden Werke
ttber Rassenkunde. Jm Sommer bes Jahres
1930 wurd« er von dem jetzigen Reichsminister
Dr. Frick, dem öamaligen thüringischen Jn-
nenminister, auf den neugeschafsenen Lehr-
stuhl für Sozial-Anthropologie nach Jena
Serufen, im Fahre 193S erfolgte seine Be-
rusung an die Universität Berlin.

beöingungen, Materialfragen usw., so steht ihm
die zuständige Fachgruppe der Wirtschafts-
gruppe (Textil-, Nahrungs- und Genutzmittel,
Hausrat, Eisenwaren usw.) zur Verfügung.
Jn Angelegenheiten der Gehalts- und Lohn-
gestaltung unö des Berhältnisses von Betriebs-
führer und Gefolgschaft freilich ist nicht di«
Wirtschaftsgruppe, sonöern die Deutsche Ar-
beitsfront als Gemeinschaft aller Schaffenöen
neben öen Treuhänöern der Arbeit zuständig.
Wir stehen mit bem Aufbau eines lebenS-
kräftigen Kaufmannstums im Einzelhandel
erst am Anfang. Es tst stets ein wesentlicher
unb wertvoller Zug des deutschen Kaufmanns,
über dem Alltag und der verwtrrenden Viel-
zahl deS Einzelnen das Ganze, die grotze Linie
zu sehen. Diese Eigenschaft ist beim Kaufmann
des Einzelhandels nicht verloren gegangen.
Und beshalb weiß er, daß die Erneuerung
seines Berufsstandes mit dem Wirken und
Wesen eines jungen politischen Geistes unlös-
lich verbunben ist. Dr. Fritz Wieser.

Hauptschristleiter: Frauz Bretz.
Stellvertrct««: v«rn»ard Seeg«r-A«Ib».
Thes »om Dlenft: D>. Frledrill, Lidicr.
verantworlltch sür JnnenvolitU: Fran? vretz; sür Außen-
»olttU und Wirtlchast' vernhard Leegcr-Kelbe; sür vadisch«
Nachrichten' i V Hermann Ucb«rl«; sür Lokalea: Herb»rt
Wicdemann: sür Beilagen und llnterhaltung: Dk. Friedrich
Didier; sür Snort' Herman» Ueberi«; sür Bildaufnahmen:
Bernhard Seeger-Nelbe; sür Anzeigen Wilhelm Bcspe«,
sSmtlich In Hsidclberg
Echristleitung: Lutherstrahe Sü.
Berliner Schristleitnng:
Hans Dras vetlchach. B-rltn SW S» Tharlotlenftrasie I«.
Nachdruck siimtlichcr Originalbcrichte oerboien Sprechstunden
dsr Schristleitung Tüglich von lü bis 17 Uhr Fernrus S7W.
Für unosrlangl «ingegangene Ncitrüge wird teine Berant-
wortung übernommen
Berlag »Bollsgemeinschast- <h. m b. H., Hanptftrah, 126/lrs
fUnioersttätsplah).
Druck: Druckeret Wtnier. Hridelberg
D.-A. I. 1936: über 26 999
Davon: Bezirlsausgabe Obenwald und Baulond giftill
Bezirksausgabe Der Franke 3167
Bezirksausgabe Rund um Mosbach SOlll
Bezirkeausgaie Der Kraichgau L76H
Zur Zcit ist Preisltste Nr. 5 gültig.

ZchQum beim WLfclZen
ldvlel rnnn urM
lllan mich nur vorher öus Masser weicdmactieu. üas isl gaaz einfacti.
iuüem man etwa isMiauten vor Kereitung üer Aaschtauge einige
ksanüvoU Usnko bleich'Loüa im Masser verrütirt.
u7Sf/'r, _ ___ —,__
 
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