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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0115

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Nolksgememschast

»k I o k l s k«c k k

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Weltlustschiffhafen Krankfurt eingeweiht

^iaatssekreiär Milch kündigt umfangreiches Lufischiff-Bauprogramm an — „Hin-enburg"

und „Graf Zeppelin" bei -en Einweihungsfeierlichkeiten

^ Franksurt a. M., 8. 2uli.

v»st° E Gautag Hesien.Nassau konnle nicht eindrucks-
h» eingeleitet werden als durch die Einweihung
je»-"Euen Flug- und Luftschisfhascns Rhein-Main,
eii,- öro'gen Stätte, die den Gau Hessen-Nassau in
«ei, der Vrennpunkte des Weltoerlehrs rückt.
h^akenkreuzfahnen auf der riesigen Luftschiff.

und an zahlreichen Masten künden von der
L^utung. dieses Taaes. Ehrenabteilungen der
zi^chuffe sowie aller Gliederungen der Pariei, des
Pf^tsdienstes, des Lufischutzes, hatten auf dem
^Mrn^or dem Berwaltungsgebäude Aufstellung ge-

C-^Ul i4.gg ilhr trafen auf dem neuen Flugplatz
r»,°5^>ekretär General der Flieger, Milch, Eene-
sel^Äor Christiansen, Oberst Udet und Staats.

Pofse oom Reichsluftfahrtministerium ein.
ss^Usalls in einem Sonderflugzeug kamen der Prä-
Ron ^ Luftlchutzbundes, Generakleutnant von
H-Ues, Freiherr von Eablenz von der Deutschen
: "l>yansa sowie ein Vertreter des Reichspostmini-
^Nums an.

y^^uzwischen hatten sich die Spitzen der Partei,
Ner 5^uies und der Wehrmacht eingefunden, fer-
^ckener und Chefkonstrukteur Dr. Dürr.
Eeneral der Flieger, Milch, zusammen mit
dj?^"auleiter und Reichsstatthalter Sprenger
i- liront der Ehrenformationen abgeschrrtten hatte,
^ die Eäst« zu der Stell«, an der vor
px 'diuhalb Jahren der erste Axthieb zum Bau des
Flug- und Luftschifshafens fiel. Hier wurde
^ u Eauleiter die Fertigstellung des Baues gcmel.
ki^,?ud ihm eine das Ereignis festhaltende Ur-
Zur Einmauerung in den Schlutzstein über-

i^nschl

nahm der Eauleiter und Reichs.
Sprenger das Wort, um zunächst dem
ditle^ Dank abzustatten. Ohne den Sieg Adolf
Eion b- su rief er unter Beifall aus, wäre dieses
ter ""nrentalwerk niemals entstanden. Der Eaulei-
Fluo °tnen Rückblick auf die Entstehung des neuen
Iusjf°.und Luftschifshafens und dankte dem R- ichs-
djx Y7.yrtnrinister Eeneraloberst Eöring und allen,
besonst Werk geworben und gearbeitet haben,

vixi-^rs aber auch den Arbeitern, die in zäher,
^ ungewohnter Arbeit, Hand angelegt haben.
<Zom»-,ulug. und Luftschiffhafen, so betönte der
Älls-^ter, sei ein Zeuge für den friedlichen
l auwillen unseres Führers.
iiberi,, ^kretär Eeneral der Flieger, Milch,
dann die Erüge des Eeneralobersten
3, der allen Flugzeugen und Flugschissen, die

von dem neuen Weltflughafen in ferne LLnder
gehen oder hierher zurückkehren, , ein- „Elückab"
wünsche. Staatssekretär Milch wies darauf hin,
datz schon in der Zeit, da nach unserer Niederlage
unsere Luftfahrt durch den Gegner abgedrosselt
wurde, die deutsche zivile Luftfahrt sich dennoch Gel.
tung verschaffte.

Der neue Flug- und Luftschiffhafen in Frank-
furt am Main sei einer der grötzten, den es in der
Welt gebe. Seit der Machtergreifung und seit dem
Wiederaufblühen aller Zweige der deutschen Wirt-
schaft habe auch die deutsche Luftfahrt wieder den
Weg nach oben genommen.

Es liege ein Bauprogramm vor, nach dem noch
zahlreiche Zeppeline vom Stapel kommcn
sollen, die dann von diesem Flug- und Lustschiff-
hafen aus die Fahrt in ferne Lande antreten
würden.

Staatssekretär Milch gedachte dann des alten
Generals und Pioniers der Luftfahrt Graf Zeppe-
lin, der gerade an dem Tage der Einweihung sei-
nen Eeburtstag feiern konnte. Sein Wille, sein
Wollen und sein heitzes deutsches Herz seien für
alle Luftfahrer Vorbild. Die Persönlichkeit des
Erafen Zeppelin werde mit diesem neuen Luftschiff-
hafen immer eng verknüpft sein.

Datz gerade Frankfurt den einzigen Luftschiff-
und Flughafen in Deutschland erhalten habe, sei
allein der Jnitiative der Männer zu verdanken, die
nach 1983 hier eingesetzt worden seien. Von hier
aus habe man sich zuerst beim Reichsluftfahrtmini-
sterium für diesen Eedanken tatkräftig eingesetzt.

Zum Schlutz wünschte Eeneral Mil'ch dem Hafen
und allen, die ihn besuchten, ein herzliches

„Glückab". Er weihte darauf den Flughafen im
Ramen des Reichsministers der Luftfahrt und
Oberbefehlshabers der Luftwaffe Eeneraloberst
Eöring.

Dann übernahm der Vorsitzende des Aufsichts-
rates der Südwestdeutschen Flugbetriebs A. E.
Rhein - Main, Kreisleiter Oberbürgermeister
Krebs - Frankfurt am Main, den Flug- und
Luftschiffhafen mit einer kurzen Ansprache.

Die Kundgebung schlotz mit einem Eedenken an
den Führer Adolf Hitler und mit dem Eesang des
Deutschland- und Horst-Wessel-Liedes. An den
Führer und an Generaloberst Eöring wurden vom
Eauleiter Telegramme abgesandt.

Anschlietzend startete das Luftschiff „Hindenburg"
zweimal mit Eästen an Bord zu Fahrten über
Frankfurt und die nähere Ilmgebung.

„Hi'ndenburg" und „Grak Zepvelin" kreuzen
über dem Weltlustschiffhafen

Das Luftschisf „Graf Zeppelin", das am
Mittwochabend zu den Einweihungsfeierlichkeiten
gestartet war, erschien kurz vor 21 Uhr unter dem
Jubel der Zuschauer über dem neuen Weltluft-
schiffhafen.

Da sich auch LZ „Hindenburg" zu diesem
Zeitpunkt gerade mit Ehrengästen an Bord auf
einer kurzen Fahrt über Frankfurt und seiner
llmgebung befand, erlebte die Frankfurter Be-
völkerung das herrliche Schauspiel, datz beide Luft-
schiffe gemeinsam einige Zeit llber der Stadt des
deutschen Handwerks und ihrem Heimathafen
kreuzten.

Volksbildungsmittel Ulm

Oie Zahresiagung deutscher Filmtheaier in Oresden

Dresden, 8. Juli.

Die Reichstagung Deutscher Filmtheater, die
am Dicnstag mit einer Arbcitstagung und cinem
Empsaug durch die Stadt Dresden sowie einem
Begrühungsabend begonnen hatte, wurde am Mitt-
woch mit einem Empsang durch Reichsstatthalter
und Eauleiter Martin Mutschmann fortgesctzt.

Jhren Höhepunkt fand die Tagung mit einer
grotzen öffentlichen Kundgebung im festlich ge-
schmückten Festsaal des Ausstellungspalastes. Nach
einer kurzen Begrützungsansprache des Vorsitzenden

Milttär-Allianz Moskau-Pan's

peinliche Anfrage an den Lustfahrtmimster Lot

D-, „ Paris, 8. Juli.

"eröffentlichung einer von Henry de
«be, ' s in der Kammer geplanten Anfrage
^ Auslieferung von Plänen der französi-
ssey »> «--^^""Eanone 2S an Sowietruhland bat
>>iij^""sahrtminister erregt, da es bisber

^ii>ia..?ae. die Anfragen Lber die nationale Ver-

c"'lfai> > fuvor dem Ministerrat zuzuleiten. Der
s>e>r Nr^'">inister befürchtet au'gerdem, wie er in
Ms, Mudelgängen der Kammer zu erkennen gab,
ÜUriii? durch dieke Anfrage insofern divlomatische
"^iichkeiten ergeben könnten, als über die
Veziehungen zwischen Frankreich und
'ey k»„ . "ud ein salscher Eindruck erweckt wer-

Ee-

Abgeordnete und innenvolitische Chef-
: i z, . .ur des „Echo de Paris", Henry de Keril-
r,°^^u mitteilt, hat sich der Luftsahrtminister
"eit erklärt. am nächsten Freitag in die
. über die von dem Abgeordneten ein-

wegen des „Verrats

^raibi- <> er oie vo
i l! > - Jntervellation

?etr,.?^ischer Geheimnisse an Sow
pt s y'.and" einzutreten. Bekanntlich behauv-
^rty,!n-r? >n dieser Jntervellation, dah der Luft-
?'r>chi U'lrer den ruffischen Militärbehörden einen
naewehrturm und eine Flugzeugkanone
De ^uuart (Nr. 23) ausgeliesert habe.

Me ^„"^?ur" berichtet dazu. die Jnterpellation
^we», „ u^n Wandelgängen der Kammer grohe
° i has,»^°^rvorgerufen. Der Luftsahrtminister
Z hab° Tatsache an sich nicht bestritten. aber

- E darüber beklagt. dah durch die Auf-
l^^Uya Lieferung in Deutschland die Ueber-

- ^ Cyi/uistehen könne. dah die franzöliich-ruffi-
' "°nt- militärischem Eebiet

>»°ite?iente

auf

- >»»itllri!lycm weoiei wesentlich

'vltgeschritten sei, als man bisher ange-

nommen habe (!). Zahlreiche Abgeordnete hätten
demgegenüber den Standpunkt vertreten, dah die-
ser mit der Jnterpellation des Abgeordneten de
Kerillis verbundene Nachteil wesentlich weniger
schwer ins Eewicht falle als die Tatsache, dah
Sowietruhland eine Wasfe ausgeliefert worden sei,
die Frankreich die Ueberlegenheit seiner Jagdge-
schwader gesichert haben würde. Einige Abgeord-
nete hätten sogar behauvtet, dah Eesuche Eng-
lands und der Tschechoslowakei, ihnen ein Exem-
vlar des Flugzeuggeschützes zu verkaufen, abschlä-
gig beschieden worden sein. Der jetzt aufgedeckte
Verkauf der Waffen an Sowjetruhland zwinge
Frankreich dazu, dieses Geschütz nunmehr an alle
mit ihm befreundeten Länder, also sozusagen a n
ganz Europa. auszuliefern. Die Ver-
antwortung. die der Luftfahrtminister auf sich ge-
laden habe, erscheine auherordentlich schwer.

Ernste Krise in Montreux

Montreux, 8. Juli.

2m Anschluh an die Sitzung der Meerengenkon-
ferenz wurde am Mittwoch in Kreisen der Sowjet-
abordnung erklärt, datz Litwinow von seiner Regie-
rung die Weisung erhalten habe, die Konserenz zu
verlaffen, wenn gewissen sowjetrussischen Forderun-
gen hinsichtlich der Durchsahrtsbestimmungen für die
Kriegszeit nicht Rechnung getragen werdc.

Diese Ankündigung hat auf der Konferenz grotzes
Aufsehen erregt, doch glaubt man, datz die Krise bis
zur nächsten Sitzung überwunden werden kann. Zu
diesem Zwecke fanden am Mittwochnachmittag Be-
sprechungen zwischen den englischen und sowfetrussi-
schen Vertretern statt. Auch der türkische und der
rumänische Autzenmmifter sind um «ine Bermitt«
lung bemüht.

des Fachausschusses Fuhrmann, der darauf hin-
wies, datz die heutige Tagung die Eeschlossenheit
der deutschen Kilmtheaterbesitzer zum Ausdruck
bringen sollte, ergriff Reichsstatthalter und Eau-
leiter Martin Mutschmann das Wort, um die
Tagungsteilnehmer im Eau Sachsen in der schönen
alten Kunststadt Dresden willkommen zu heitzen.

Dan Lbermittelte der Präsident der Reichsfilin-
kammer, Staatsminister a. D. Professor Dr. Leh -
nich, zugleich im Auftrage des Reichsministeriums
für Volksaufklärung und Propaganda, Erütze und
Wünsche. Die heutige Tagung, die sich mit der
Zeit zur Berufstaguna des gesamten deutschen
Filmschaffens entwickeln werde, solle dazu dienen,
den deurschen Filmtheaterbesttzer mit dem Eeist
nationalsozialistischer Verantwortung für seine Ar-
beit an Volk und Staat zu erfüllen. Der Film
dürfe nie wieder Tummelvlatz wirtschaftsegoistischer
Bestrebungen werden! Das Schicksal des deutschen
Filmtheaters sei aufs engste mit der Gesamtent-
wicklung des deutschen Films verbunden. Die
Ueberführung des Reichsverbandes Deutscher Film-
theater als Fachgruppe in die Reichsfilmkammer
sei die endgültige Abkehr vom Jnteressentenstand-
punkt des liberalistischen Denkens bei Aufrecht-
erhaltung der Selbstverwaltung und Selbstverant-
wortung.

Jm Hinblick auf die Eestaltung des deutschen
Filmes in der Zukunft seien noch gewaltige Auf-
gaben zu leisten.

Das Durchschnittsniveau des deutschen Films
habe sich in der letzten Spielzeit gehoben. Deutsche
Werke hätten sich auch im Ausland erfolgreich
durchsetzen können. Jmmerhin müsse die Qualität
des Films noch weiter gesteiaert werden. In tech-
nischer und architektonischer Beziehung mützten die
deutschen Filmtheater bis in die kleinste Stadt zu
wirklichen Kulturstätten werden, die
die Volksgenossen jederzeit gerne besuchten. Die
Programmgestaltung verlange den zielbewutzten
Einsatz für den deutschen Kulturfilm. der zu
einem unentbehrlichen Volksbildungsmittel ge-
worden sei.

Als das grotze noch zu erreichende Ziel legte
Reichskulturwalter Hinkel die Säuberung des
Jnstinkts des deutfchen Volkes dar. Er erinnerte
in diesem Zusammenhang an die schmählichen frü-
heren sogenannten Militärlustspiele. die eine nie-
derträchtige Verhöhnung des deutfchen Soldaten
darstellten. Demgegenüber gelte es nunmehr, durch
lebendige Ziele und Erziehung das deutsche Volk
zu dem wertvollen, von nationalsozialistischer Ziel-
setzung getragenen Film hinzubringen. Bei dieser
Aufgabe habe auch dex Lilmthsaterbesitzer seine
Aufgabe zu erfüllen,

Rund um Locarno

Von Bernhard Seeger-Kelbe.

Mit einem deutlich hörbaren Seufzer der Er»
leichterung haben die Väter des „unteilbareN
Friedens" Eenf verlassen, nachdem sie vorher
durch Aufhebung der Srnktionen gegen Jtalien zu-
geben mutzten, datz sich mach Mandschukuo und Eran
Chaco auch im Falle Abessinien der Frieden sehr
wohl als teilbar erwiesen hatte. Teilbar des-
halh, wenn man vernünftigerweise einer lokal be«
grenzten' „Friedensstörung" gegenüber den unbe-
rechenbarep Eefahren eines europäischen Krieges
den Vorzug gab.

Die Mitzerfolge der Eenfer Sanktionspolitik
trugen in den vergangenen Monaten erheblich zur
Verbreitung der Erkenntnis der llnfähigkeit
des Völkerhundes bei. Eine Reform der
Satzung wurde von fast allen Rednern der Eenfer
Sommertagung als notwendig bezeichnet. Denn
man war sich darüber klar, datz die Mehrzahl der
82 Genfer Mächte, die, ungeachtet des vorauszu-
sehenden wirtschastlichen Schadens, für die Sank-
tionspolitik eintraten, nach dem nunmehr erwiese-
nen Fehlschlag auf absehbare Zeit nicht mehr zu
Sanktionen bereit sein wird. Fraglich bleibt bis-
her nur, wie diese Reform aussehen wird.

Man hätte nun annehmen sollen, datz die aus
Eenf von der peinlichen Beerdigung der abessini-
schen Leiche zurückkehrenden Trauergäste wenigstens
die Einsicht mit Hause brachten, datz die bisheri-
gen Methoden der Versailler Völkerbundspolitik
restlos abgewirtschaftet haben.

Weit gefehlt! Vor allem die französischen Diplo»
maten, denen die von vornherein seststehende Auf-
hebung der Sanktionen lediglich ein Meilenstein
auf dem Wege zu einer geplanten neuen „Stresa-
front" gegen das Reich zu sein scheint, beganneü
zielhewutzt an der Einkreisung Deutschlands zu ar»
beiten.

Noch während der Eenfer Tagung erreichten fi«
von England und Velgien die Zustimmung zur Ab-
haltung einer neuen „Locarno-Konferenz
in Vrüssel oder Ostende, für deren Beginn bis-
her der 22. Juli in Aussicht genommen wurde.
Wenn man der Havas-Agentur glauben könnte,
dann würde diese Konferenz in zwei Teile zerfal-
len: 1. Treffen der Restlocarnomächte England,
Frankreich, Belgien und Jtalien mit dem Ziele der
Einigung über ein Verhandlungsprogramm. 2.
Einladung Deutschlands, das dann nach Pariser
Ansicht dieses Programm anzunehmen hätte. Im
Falle der Ablehnung — so meinte Havas — werde
man einen neuen Locarnopakt ohne Deutsch-
land abschliehen, einen Pakt, der dann durchaus
einseitiger Militärvertrag sein würde.

Havas glaubt auch ferner noch zu wiffen, datz
das Brüsseler Programm nicht nur eine Erneue-
rung des Locarnopaktes, sondern eine Verquickung
dieses Paktes mit einer alle europäische Staaten
umfassenden Vereinbarung vorsehe.

Demgegenüber mutzte es natürlich auffallen,
datz die englische Zeitung »Times" in einem
offenbar osfiziös veranlahten Artikel feststellte, datz
Grohbritannien zwar seit Jahrhunderten an der
Sicherheit Nordfrankreichs. Belgiens und der Nie-
derlande interessiert sei, datz es aber nicht da-
ran denke, eine Vorherrschaft Frankreichs in
Europa anzuerkennen. oder gar mit Paris die
Verantwortung für alle Bindungen zu teilen, dis
Frankreich seit 1918 in Form von Bündniffen im
Osten Deutschlands angehäuft habe. England sei
entschlossen, so erklärt die „Times", das Frie-
densangebotAdolfHitlers, das die
beste unmittelbare Hoffnung auf eine Befriedung
Mitteleuropas bilde, energisch in Angriff zu neh-
men. Nachdem das Vlatt festgestellt hat, datz die
Rheinlandbesetzung und die offenen Worte Erei»
sers über Danzig in England „nur geringe Sym«
pathie" hervorgerufen hätten, gibt es zu, datz der
französisch-sowjetische Militärpakt in London nicht
als eine diplomatische Leistung angesehen werden
könne, die „diplomatisch förderlich sei". Eine Be«
friedung Europas ohne Mitwirkung
Deutschlands sei undenkbar, wie es auch
sinnlos sei, über die gewaltige militärische Macht
des Reiches zu jammern uno gegen sie Militär-
bündnisse zu schaffen. England lehne solche Bünd-
nisse ab; wenn man aber schon nicht auf sie ver-
zichten wolle, dann sei es zweckmätziger, sich den
stärksten Partner — nämlich das Reich — als
Verbündeten zu wählen.

Unsere Leser werden erkennen, datz man in Pa»
ris und London offenbar sehr verschiedener Aufsas-
sung über die Zielsetzung der neuen Locarnokonfe-
renz ist, datz auch Italiens Mitwirkung angesichts
der Schwierigkeiten der Mittslmeerkonferenz in
Montreux ebensowenig feststeht, wie über seine
Stellungnahme zu einem neuen Locarno durchaus
noch keine Klarheit herrscht.

Deutscherseits hat Botschafter von Ribben-
trop in seinem Vorwort zu der ausgezeichneten
Dokumentensammlung „Locarn q" (Iunker und
 
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