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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0287

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verlaz und Hernu»geber: Derlag DollSgemeiuschast 8. m. b. H„ Heidelberg, Houptstr. I2S/I2S, Sauunel-
Nr. 3LL5. Schristlertung DrunnengaH- 20,24. Ferusprecher 3740. Die ^vollsgemeinschast' erscheint I mal
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Beginn -es Fackellaufes Olympia-Berlin

Oie feierliche Entzündung des heiligen Feuers — Line Boischast Baron Coubertins

Lleber 3000 Läufer beteiligt

Olympia, 20. 2uii.

2n Olympia wurde am gestrigen Montag das
olympische Feuer in seierlichem Weiheatt entzündet.
Zugleich nahm hier der Fackel-Stafsellauf Olympia—
Berlin, der die olympische Flamme zum Reichssport-
seld bringen wird, scinen Ansang. Ueber 30VÜ Läu-
ser tragen sie über Athen, Sosia, Belgrad, Buda-
pest. Wien und Prag in Deutschlands Eaue.

Schon frühzeitig erwacht das sonst so geruhsams
Dorf. Musik spielt zum Wecken auf, und überall
wird es lebendig. Olympia besteht aus einer ein-
Zigen langen Straße. Heute kann sie mit jeder
Eroßstadtstraße verglichen werden. llnter den vie-
len, vielen Menschen, die in der Vaterstadt der
Olympischen Spiele weilen, sieht man zahlreiche
deutsche Landsleute. Die Athener „Kraft durch
Freude"-Organisation der Arbeitsfront veranstaltete
einen besonderen Ausflug und alle Teilnehmer tra-
klen mit Stolz ihr Parteiabzeichen. Journalisten und
Filmberichterftatter, darunter auch Leni Riefen.
stahl, die schon vorher in Athen eintraf, um per-
sönlich üie Vorbsreitungen sür die Aufnahmen zu
treffen, sind bereits eifrig am Werk.

Viele Besucher Olympias benutzen den Vormittag,
um sich das Museum anzusehen. Es beherbergt den
berühmten Hcrmes des Praxiteles, der ganz allein
in ernem besonderen Raume untergebracht ist. Dann
werden die Eiebel des Zeustempels und alle die an-
deren Schätze, die die deutschen Ausgrabun-
gen zu Tage förderten, besichtigt. Gleich am Ein-
gang des Museums stehen die Vüsten zweier „Olym-
Pia-Sieger der Archäologie". Es sind die deutschen
Forscher Lurtius und Dörpfeld, die hier mit
einem Stabe treuer Mitarbeiter in den 2ahren von
1875 bis 1881 die Ausgrabungen leiteten.

Olympiaö Flamme wird entfacht

Eegen 10 Uhr MEZ erschallen vom Kronoshügel
Posaunenklänge herab auf den Festplatz, das Zeichen,

daß die Feierlichkcit der Flammenentziiiidung begin-
nen soll. Nach Posaunenstößen vom Kronoshügel be-
geben sich 1S junge Griechinnen, die schönen Vertre-
terinnen des heutigen Hellas, durch die Krypta, den
zum antiken Stadion bedeckten Eang, um hier in al-
ler Stille durch die Sonne die Olympische Flamme
zu entzünden. Dort steht schon auf einem eisernen
Vierfuß der Spiegel, ein Eerät, wie es die alten
Eriechen benutzten, um das verlöschte Heilige Feuer
wieder neu zu entfachen.

Die Mädchen halten einen Stab, der mit leicht
entzündbaren Stoffen umwunden ist. Die Spannung
des Augenblicks ist auf das höchste gestiegen. Aller
Augen sind auf den Spiegel und den Brennstab ge-
richtet. Die ersten Dämpfe bilden stch, erste Wölk-
chen steigen auf. Zuerst ein Flackern und dann
lebt sie: die sonnengeborene Olympiaflamme!

Nun wird damit die in dem Eefäß enthaltene
Brennmasse entzündet.

Langsam, in rhythmischen Schritten, mit vorge-
streckten Händen, in einem lange geübten, einfachen,
abcr eindrucksvollen Schreiten bewegt sich die Mäd-
chengruppe wieder durch die Kryptä und trägt die
Flamme an den 12 Schachthäusern, am Hellasaltar
und dem Heraion vorüber durch dic von Pinien be-
schattete Altis.

Die jungen Mädchen tragen Eewänder der heu.
tigen Zeit, um auch schon damit zu bezeugen, daß hier
der Eeist des jungen Hellas wirkt und schafft.
Es ist ein ziegelfarbiger Kittel, wie er bei gym-
nastischen Uebungen allgemein getragen wird.

Die jungen Griechinnen gehen mit dem brennen-
den Feuer äuf den Eingang zu den Ruinen zu und
nehmen vor der Altis Äufstellung. Gleich am neuen
Ausgange der Altis ist die vom Dorfe herüberge-
brachte Stele des Barons de Coubertin aufge-
stellt worden. Jhr gegenüber steht der Altar, an
dem der erste Läufer seine Fackel entzünden wird.
Seitwärts davon haben 6V 2ünglinge, 10 von ihnen
sind Läufer, Aufstellung genommen.

Auf dem Festplah

Eroße Bewegung herrscht auf dem Festplatz. Wäh-
kend im 2nnern der Altis, unsichtbar von der Menge,
we Mädchen die Olympische Flamme entzünden, tritt
wer der Bürgermeister von Pyrgos, der Hauptstadt
von Elis, vox die Stele des Barons de Coubertin. Er
iprfcht von der Bedeutung und der Eeschichte der
tteier von Olympia, von dem nun in wenigen Minu-
ten beginnenden Fackellauf und den XI. Olympischen
«Pielen in Berlin. Nachdem der Bürgermeister un-
wr dem Veifall der versammelten Menge seine Rede
hendet hat, nimmt der Unterstaatssekretär des Poli-
ihchen Büros des Ministerpräsidenten, Georga-
'opulos, das Wort. Er sllhrt u. a. aus:

^ „2m Mai 1931 hattc Eriechenland die Ehre, das
^nternationale Olympifche Komitee, das seine 2ah-
^sversammlung in Athen abhielt, zu empfangen. Die
Mitglieder des Komitees wurden eingeladen, Olym-
?w und einige andere griechische Landschaften zu be-
juchen, wo der olympische Eedanke geboren wurde. 2n
^egea, unter dem Schatten Iahrhunderte alter
Väume, hatte der Vorsitzende des üeutschen Olympia-
plomitses, Dr. Lewald, eine Vision, begeisteri von
oeni blauen Horizont und den tannenbedeckten Eip-
jkln Eortynias. Er sah zwischen den Bergen und
blauen Ionischen Meere, in einem pinienbe-
pllgnzten friedlichen Tale die antiken Olympischen
^piele sich erneuern. Er sah das Stadion überfüllt
pon Zuschauern... er bewunderte die Läufer, die
Imem Ziele zueilten, die Diskuswerser, die mit
^ucht den Diskus warfen... sein Auge richtete sich
poch Norden — weit in ein anderes Land schaute er,
sp dem weite Flächen durch hochragende Eichen be-
Mattet werden, in die Nähe der deutschen Haupt-
nadt. Vor seinem geistigen Auge stand ein riesen-
Mftes und moüernes Stadion. Die Kerkiden waren
fsderfllllt von Zuschauern aus aller Welt, die Arena
xar voll von jungen Athleten, die die Kraft und die
?iarke aller Völker der Erde vertreten. Und Dr. Le-
ioald faßte die 2dee, die beiden Orte zu verbinden —
Bindeglied schwebte ihm der Fackel-Stasfellauf
M. Eine göttliche Eingebung! Eine Hymne, deren
5llel Olympia ist, und deren Berse 3000 Läufer stnd,
«nd rer Nachgefang: Berlinj

Das deutsche Bolk, dessen unerschöpsliche Lebens-
sähigkeit und schasfende Krast sich erneut zeigt, sand
die Zeit und die Mittel, in aller Grohartigkeit und
Vollcndung die XI. Olympischen Kämpfe vorzube-
reiten. Es nahm die erhabene 2dee Dr. Lewalds an
und lud dic Jugend der Welt ein, unter der Olym-
pischcn Flammc für den Sicg zu kämpfen.

Und mit dieser Auffassung unter dem hohen
Schutze des Führersder deutschen Na-
tion wurden alle Bölker zu einer höheren geistigen
Zusammenkunst nach Berlin eingeladen, wo gemein-
jam mit dem vornehmen Wetteifer der athletischen
Kämpfe zugleich die heutige deutsche Zivilisation in
Erscheinung treten wird. Eine schöne Aeußerung die-
ser deutschen Zivilisation ist der Gedanke des großen
Olympischen Fackellaufes, durch den die olympische
Tradition in Erschemung tritt, die sich fortsetzt durch
den Lauf der Iahrhunderte und durch die geknüpften
Bande der Olympischen Spiele, an denen einstmals
nur Griechen teilnahmen, und die jetzt zu einem ge-
meinsamen Eut aller Menschen auf dem Erdball
werden."

Dann spricht der deutsche Geschäftsträger in
Athen, Eesandter Dr. Pistor. Nach seiner An-
sprache stimmen die 60 2ünglinge im Sprechchor die
beiden ersten Strophen der VIII. Olympischen Ode
von Pindar in altgriechischer Sprache an.

Kaum sind die hellen Knabenstimmen verstummt,
setzen stch die am Eingang mit der Flamme erschie-
nenen SNädchen in Vewegung. Sie gehen zunächst
guf die Stele des Barons de Coubertin hin, und von
dort in gerader Linie langsam und gsmessen zu dem
gegenüberliegenüen Altar. 2n wohigeübten aber
trotzdem natürlich erscheinendem Gange umschreiten
die jungen Eriechinnen den Altar und entzünden
dort das Olympische Feuer.

Es ist ein einzigartig schönes Vild, zumal in
üieser poetischen Umgebung, die sich einft die alten
Eriechen sür ihre Olympischen Spiele aussuchten.
lFortjetzung auj Seite 3)

oer erste k-äuker entrüncket ckie sssekel im 1°empel ru vlpmpia Scherl-Bilderdienlt

Siegreicher Vormarfch Krancos?

Oie Aufständischen in Ma-rid einmarschiert — Ltndurchfichtige Gesamtlage

Lissabon, 20. 2uli

Einem Funkspruch dcr Radiostation Sevilla
zusolge breitet sich die von Gcneral Franco gc-
leitetc Aufstandsbewcgung gegen die Regierung
über ganz Spanien aus. Die Provinzen Anda-
lusien im SLden und Asturien im Nord-
westen des Landes sollen bercits vollständig in dcn
Händen der Rcvolutionäre sein.

2n den Städten Barcelona, Burgos, Se-
govia, Eadiz, Sevilla, Oviedo, Malaga
und Ciudad Real haben dem Funkspruch zufolge
die ausständischen Truppen das Heft in der Hand.
Abteilungen der spanischen Fremdenlegion und
reguläre Truppen befinden sich im Anmarsch auf
Madrid.

2n Malaga soll von kommunistischer Seite ver-
jucht Wvrden jein, Widerstand zu leisten, Die kom-

munistische Erhebung konnte niedergeschlagen wer«
den. Die Rädelsführer wurden gcsangen gesctzt.

Wie Radio-Sevilla weiter meldet, hat sich die
spanische Kriegsmarine dcm Ausstand
angeschlossen und unterstützt in Eadiz und
Malaga die Ausschissung von Truppentransportcn
aus Spanisch-Marokko.

Schliehlich wird noch bekanntgegcbcn, dah Ge-
neral Franco die Regierung in Madrid ncuerlich
zum NUcktritt ausgesordert habe, widrigensalls die
Bombardierung der Regierungsge«
bäudc durch Flieger angcdroht wordcn sei.

Wie Havas aus Madrid meldet, gibt der 2n«
nenminister bekannt, daß die Regierung die Aust
standsbewegung in Madrid völlig niedergeschlagen
habe. (?)

Ferner verlautet amtlich, daß stch die Madridck.
 
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