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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0715

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V-rlag und H-rauSgeb-r, Derlag DolkSg-meinIchaft Heidelberg. Hauptstr. I2»/l2S, Sammel.

Nr. 3225. Tchristleitungi Brunnengaffe 20/24, Kernrus 3740. Die „DollSgemeinschast- «rscheint 7 mal
wöchentlich und lostet monatlich l.70 RM.. Lei TrLgerzustellung 30 Psg.. bei Postznft-llung 42 Pfg. mehr.

Jst die Z-itung am Erscheinen sauch durch höher« «,walt> ve.^lndert, besteht letn «nipruch aus Ent-
schädigung. «bbestellungen müflen biS spätestenS 25. d. M, sür den lolgenden Monat direkt beim Derlag
eingereicht werden. iluSschlieblicher SerichtSstandi Heidelberg, «nzeigenpretse laut austiegendem Taris.

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Gistgas im spanischen Bürgerkrieg

Madrid - Moskau — Europa

Bolschcwismus macht dcn spanischen Bürgerkrieg
zur europäischen Frage

Bestialische Greueltaten der Roten — 360 Angehörige der Guardia Civil und 80 Marine-

Offiziere ertränkt — Maffenmorden in Madrid

Paris, 18. August

Zu der Verwendung von Eiftgas seitens der
»oten Miliz im spanischen Bürgerkrieg berichtet
das französische Nachrichtenbüro Havas aus
Burgos, dast am Montag bei San Rafael (Eua-
darramaj im Verlauf einer heftigen Beschiehung
vie Roten die ersten Easgranaten geschossen hätten.

Eeneral Mola habe zu dieser Tatsache erklärt:
»Diese Schändlichkeit muh sestgestellt werden. Man
vröge wissen, dah auch wir über Gas versügen;
aber wir haben nie auch nur eine Sekuade daran
üedacht, Eas gegcn Spanier anzuwenden."

Zn Burgos herrsche llber die Anwendung von
Eistgas durch die roten Streitkräste eine gewal-
iige Empörung. Zn den verantwortlichen Kreisen
der Militärgruppe vertrete man die Ansicht, dag
bas Easbombardement ein neuer Beweis dafür
!ei. dah die spanische Regicrung vor dem Ende
Itehe und dah die Nationalisten einen wirklichcn
Kreuzzug gegen die Barbarei sührten.

Aus sichercr Quelle wird folgender, kaum glaub-
'icher Vorfall gemeldet, dcr bezeichnend ist sür die
Unerhörte Erausamkeit der Kriegsührnng von seiten
«er roten Truppen in Spanien.

Jn der Nacht zum 1S. August wurden S80 An-
Nrhörige der Euardia Civil und 8« Marineossiziere,
«ir aus zwei Dampsern untergebracht waren, in
'ser Hafeneinfahrt von Cartagena erträukt. Ehe
"r ins Meer geworfen churden, legte man ihnen,
nachdem sic gefesselt worden waren, eiserne Ee-
^ichte um den Hals, um ko iede Möglichkeit zur
Aettung auszuschalten. Die Ermordung sand aus
"esehl eines Sergeanten statt, um einer llnter-
inchung einer aus Madrid eintrefsenden Kom-
Nlission. die offenbar der weiteren Radikalisierung
°er roten Machthaber in Cartagena Einhalt ge-
«leten wollte, zuvorzukommen.

Ehaos in Ma-ri-

London, 18. August

, In einem ausführlichen Bericht aus Eibraltar
lchildert Reuter auf Erund von Aussagen eines so-
^ben aus Madrid eingetroffenen Augenzeugen die
?vrtige Lage. Danach herrschten zur Zeit in der
lpanischen Hauptstadt völlig anarchische Zustände.
^ls einen der Hauptgründe für die Aussichtslosig-
keit einer erfolgreichen Verteidigung Madrids
Wrt der Eewährsmann die mangelhafte
^ewaffnung der Miliz an. Sogar ausgespro-
Aene Museumsstücke, aus denen schon seit hundert
^ahren nicht mehr geschossen worden sei, würden
^nter die Anhänger der Regierung verteilt.

Demgegenüber hätten die mit modernen Waffen
nusgerüsteten Natlonalisten in den Guadarrama-
bergen nördlich von Madrid festen Fuß gefaht. Sie
uätten ausreichende Munitionsvorräte und brauch-
nur auf die Ankunft von Verstärkungen für die
?an den anderen Seiten auf Madrid marschieren-
ben Kolonnen zu warten, bis die Hauptstadt besetzt
^erden könnte. Das werde nach Meinung sachver-
aändiger Beobachter in spätestens zehn Tagen der
S°ll sein.

Jnzwischen habe die Regierung in Madrid schon
Me Vorbereitungen für ihre sofortige Abreise ge-
^offen. Drei Erohflugzeuge ständen im Flughafen
van Barrajas, etwa 10 Kilometer von Madrid
^ntfernt, in ständiger Vereitschaft zum Abtransport
Regierungsmitglieder. Der Flughafen sei auch
?°reits das Ziel von allerdings bisher erfolglosen
^uftangrisfen der Militärgruppe, die von dieser
^utsache Kenntnis habe.

, Ter Gewährsmann schildert dann die Zustande
'U der Hauptstadt selbst. Während die Stromversor-
Huug der Stadt zum Schutze gegen Luftangriffe ab
L Ühr eingestellt worden sei, habe man von dieser
^uaßnahme' nunmehr Abstand genommen. Das
Mtliche Dunkel sei nämlich fortwährend zu
T^assenmorden und blutiger Regelung priva-
"r Auseinandersetzungen benutzt worden. Mlein in
?u>ei Nächten seien nach den Aussagen des Rcuter-
chen Gewährsmannes schätzungsweise 1000 Per-
wnen erschosten worden.

_ 2n dem Vericht wird weiter festgestellt, daß die
(Uliz in Madrid offen Mißbrauch mit dem Roten
^euz treibe. Mädchen mit der Armbinde des
^aten Kreuzes und in weißen Kitteln gingen mit
»ewehren und Pistolen ausgerüstet durch die
^raßen und in jedem Kraftwagen des Roten
treuzes besänden sich bewaffnete Leute. Sämtliche

Paläste und Villen der Aristokratie seien beschlag-
nahmt und geplündert worden. Auch die Lebens-
mittelgeschäste hätten unter dem Terror der Miliz
schwer zu leiden.

Oie Kämpfe um San Sebastian

Paris, 18. August

Nach einer Meldung aus Hendaye hat die Be-
schießung des Forts von Guadelupe am Dienstag
um 9 Uhr durch den in Händen der Militärgruppe
befindlichen spanischen Kreuzer „Espana" wieder
begonnen. Es wurden etwa 10 Schuß abgegeben.
Die Befestigungswerke von Euadelupe erwiderten
das Feuer zweimal, schossen jedoch zu kurz. Die
Feuerwirkuna des Kreuzers soll diesmal besser ge-
wesen sein. An der Front um Jrun herrscht heute
Ruhe. Die Regierungstruppen haben ihre Stel-
lungen etwas zutückgenommen.

Nach einer amtlichen Meldung aus dem Haupt-
auartier der Militärgruppe in Vurgos ist das
Dorf Andoain von den Nationalisten eingenom-
men worden. Andoain ist etwa 14 Kilometer von
San Sebastian und 7 Kilometer von der großen
Verbindungsstraße zwischen San Sebastian und
Vilbao entfernt. Damit befindet sich diese Straße
nunmehr unter dem Artilleriefeuer der Militär-
gruppe. Die Räumung von San Sebastian dürfte
große Schwierigkeiten machen.

Aus La Coruna wird gemeldet, daß der be-
kannte spanische Boxer Paolino auf der Flucht
schwer verletzt worden sei.

Niederlage der I^oten vor Albacete

Hendaye, 18. August

Die Truppen des Generals Franco haben rote
Milizen bei Albacete zurückgeschlagen. Man rech-
net mit der baldigen Einnahme dieser Stadt. Die
Nachricht, wonach Lartagena sich gegen die Roten
erhoben und dem General Franco zur Verfügung
gestellt habe, scheint sich zu bestätigen.

Aus Burgos wird weiter mitgeteilt, daß die
Truppentransporte aus Afrika nach Südspanien
weiterhin einen normalen Verlauf nehmen. Die
Transporte würden nicht mehr belästigt und kä-
men mit absoluter Regelmäßigkeit am Bestim-
mungsort an.

Admiral zur Militärgruppe
übergegangen

London, 18. August.

Der Nationalistengeneral Queivo de Llano teilte
Lber den Rundfunksender Sevilla mit, daß der die
Regierungsstreitkräfte in dem spanischen Kriegs-
marinehafen Cartagena befehligende Admiral zu
den Nationalisten übergegangen sei. Der Admiral
habe sich der in der Umgebung der Stadt befind-
lichen Vefestigungen versichert und beherrsche da-
mit die Dockanlagen und den Schisfsverkehr.

Ablösung der deutschen KriegSschiffe

Verlin, 18. August

Das Oberkommando der Kriegsmarine beab-
sichtigt, nnsere in Spanien befindlicken Kriegs-
schisfc, die feit ihrem Eintrefsen in den spanischen
Eewässern am 26. Zuli ohne Ruhcpause den Schutz
unserer gesährdeten Volksgenossen wirkfam durch-
geführt habe«, durch frische Streitkräfte unter dem
Kommando des Besehlshabers der Ausklärungs-
streitkräfte, Admiral Boehm, ablöfen zu lassen.

Dev an der Nordküste eingesetzte Kreuzer „Köln"
mit den Torpedobooten „Seeadler" und „Albatros"
wird durch die Kreuzer „Leipzig" und die Tor-
pedoboote „Iaguar" und „Wolf" der 3. Torpedo-
bootsflottille ersetzt werden. Den Dienst der an
der SLd- und Süd-Ostküste befindlichen Panzer-
schiffe „Deutschland", „Admiral Scheer" und der
Boote der 2. Torpedobootsflottille „Leopard",
„Luchs" werden Kreuzer „Nürnberg" als Flagg-
schiff des Admirals Böhm, ferner Panzerschiff
„Ädmiral Gras Spee" und die 4. Torpedoboots-
flottille, bestehend aus „Greif", „Falke", „Kondor"
und „Moewe" übernehmen. Die beiden letztgenann-
ten Boote befinden sich schon seit dem 11. August
in Spanien. Die zur Äblüsung bestimmten Schiffe
sollen am 20. ds. Mts. aus ihren Heimathäfen
auslaufen und etwa am 25. August ihre Bestim-
mungsorte erreichen. Die abgelösten Streitkräfte
werden anfangs September in ihren Heimathäfen
zurückerwartet.

Großiat -eutfcher Verkehrsflieger

700 Klüchtlinge aus Gpanien -urch Klugzeuge der Lusthansa geborgen

Berlin, 18. August.

An der Abbeförderung der deutschen Volks-
genossen aus Spanien wirken neben den Schiffen
vor allem die Flugzeuge der Deutschen Lusthansa
in außerordentlichem Maße mit. Trotz der beson-
ders schwierigen Lage in Varcelona und Madrid
ist bekanntlich der planmäßige Lustverkehr zwischen
Stuttgart, Marseille, Barcelona und Madrid wäh-
rend der ganzen Dauer des Bürgerkrieges fast
durchweg regelmäßig durchgeführt worden. Aller-
dings stellte es sich als notwendig beraus. den
Flugplan zu ändern und die Flugzeuge nicht wie
Lblich in Madrid Lbernachten zu lassen, da sie
sonst den drohenden Vombenangrisfen auf den
Madrider Flughafen ausgesetzt gewefen wären.

Die Lufthansa - Flugzeuge mußten dahcr an
einem Tage von Stuttgart über Marseille nach
Barcclona und weiter nach Madrid fliegen, dort
nach einer kurzen Tankpause wicder startcn und
aus dem gleichen Wege, stets bis auf den letzten
Platz mit Spanienslüchtlinsen gefüllt, nach Deutsch-
land zurückkehren. Das bedeutete, daß die Be-
satzungen manchesmal bereits morgens um 1 Uür
starteten «nd nach Zurücklegung dcr mebr als
3000 Kilometer langen Flugstrecke erst spät in der
Nacht wieder in Stuttgart eintrafen.

So stellte schon der vlanmäßige Flugdienst giößte
Anforderungen an die Besatzungen.

Die Abbeförderung aller Flüchtlinge, die stch
auf der deutschen Botschaft in Madrid gemeldet
hatten. war allein auf dem Eisenbahnwege nach
Älicante und im Rahmen des planmäßigen Luft-
verkehrs nicht möglich. zumal keine Sonderzüge
verfügbar waren. sondern nur jeweils einzelne
Wagen an die ZLge angehängt wurden. Daher
entschloß stch die Deutsche Lufthansa. nicht nur
ihren planmäßigen Dienst zu verstärken. sondern
auch »inen Sondsrllugdienst swischen Ma-

drid und Alicante einzurichten. Die hier ein-
gesetzten Vesatzungen haben ebenso wie diejenigen
des vlanmäßigen Verkehrs Außerordentliches ge-
leistet.

Drei- bis viermal täglich flogen die großen
dreimotorigen Junkers-Flugzeuge („Ju 52") der
Deutschen Lufthansa auf der 360 Kilometer langen
Strecke Madrid — Alicante hin und zurück und
brachten auf diesen Flügen viele deutsche Volks-
genossen in Sicherheit, da vor Alicante bekanntlich
das Panzerschisf „Admiral Scheer" und Torpedo-
boote der veutschen Kriegsmarine liegen.

Die Einsatzfreudigkeit und Opferbereitschaft aller
Flugzeugführer. Flugmaschinisten und Flugfunker.
die bei mehr als 40 Erad Hitze vom Morgen-
grauen bis zum Dunkelwerden unermüdlich ihren
schweren Dienst tun. verdient hohes Lob. Ab-
gesehen von allen anderen Schwierigkeiten müssen
aus allen ihren Flügen hohe Gebirgszüge über-
wunden werden. Die Stimmung bei allen an dem
Rettungswerk Beteiligten ist ausgezeichnet. Auch
die deutschen Volksgenossen. die nun das Land
verlassen müssen, das seit langem ihre Heimat war.
zeigen, so berichten die Flugkapitäne der Deutschen
Lufthansa, in der segenseitigen Hilfsbereitschast
ein schönes Bild deutscher Volksgemeinschaft.

Jnsgesamt stnd bis zum 17. August annähernd
700 Flüchtlinge von der Deutschen Lufthansa aus
Madrid und Barcelona geborgen worden. Dieser
Flugdienst wird bis zum restlosen Abtransport
aller Svaniendeutschen aufrechterhalten.

Mit dieser großen Leistung. die den Besatzungen
und der Organisation das beste Zeugnis ausstellt.
zeigt die Deutsche Lufthansa. daß auch di« deutsche
Handelsluftfahrt alle Matznahmen getrosfen hat.
das Rettungswerk an unseren Volksgenossen in
Spanien tatlrästig und ersolgreich su ergänzen.

Nach dem spanisch-amerikanischen Kriege von
1898 erlosch die schöpserische Aktivität der spanischen
Politik. Spänien zog sich auf sich selbst zurück. Ob-
wohl es alter Tradition gemäß noch als Groß-
macht anerkannt wurde, verzichtete es auf jede
aktive Großmachtpolitik. Es beschied sich bei seiner
Rolle, die kulturell von großer, politisch aber von
untergeordneter Bedeutung war.

Dennoch hat es nicht an Versuchen gefehlt, Spa-
nien wieder in das große Kraftseld der europäi-
schen Politik einzuspannen. Die Beherrschung des
westlichen Mittelmeers, um die mehrere Mächte
miteinander rangen, zwang dazu, die Madrider
Politik mit in Rechnung zu stellen. Spanien hat
sich jedoch keiner der Mächte angeschlossen, sondern
ist, mögen auch die verschiedenen spanischen Regie-
rungen wechselnde Sympathien für das eine oder
andere an der Mittelmeerpolitik interessierte Land
gchabt haben, bei seiner seit 1898 verfolgten Linie
geblieben. Niemand glaubte mehr, daß die spa-
nische Frage, etwa nach dem Muster von 1870, die
europäische Politik sür sich in Anspruch nehmen
könnte. Spanien schien seinen festen Platz an der
Peripherie des europäischen Kräjtespieles für im»
mer eingenommen zu haben.

Die Gegenwart belehrt uns eines anderen.
Entzündeten sich die europäischen Eemllter vor
kurzem noch an dem Kriege zwischen Jtalien und
Abessinien, so entzünden sie sich derzeit an den
iunerpolitischen Vorgängen eines LandeS, dcsten
Einfluß auf die Gestaltung der europäischen Poli»
tik jedermann geschwunden glaubte. Die spanische
Frage ist in den Mittelpunkt der euro-
päischen Diskussionen gerückt. Spanien lst
nicht mehr das Land am Rande unseres Erdteiles.
Weder der eigene Entschluß einer spamschc»
Regierung, noch der Aktivismus einer Mittel-
meermacht haben Spanien zum Ausgangspunkt
ncuer europäischer Spannungen gemacht, sondern
eine Macht, die planvoll überall Wirren. Unruhen,
Anarchie und Chaos zu erzeugen versucht: die
Dritte Jnternationale mit der von ihr
beherrschten Union der Sozialistischen Sowjct-
republiken.

Nach seiner schweren Niederlage, die Moskau
im Jahre 1933 in Deutschland erlitt, versuchte der
Bolschewismus alsbald, sich anderswo festzusetzen.
Sein unverrückbares Ziel ist die Weltrevolution.
Ihm geht es weder um Mitarbeit am europäischen
Eleichgewicht, noch um die Befreiung der spa«
nischen Bauern aus Not und Unterdrückung, son-
dern um die Errichtung seiner chaotischen, bolschc-
wistischen Weltherrschaft. Zwar bedient er sich zur
Täuschung über seine wahren Absichten politischer
Mittel, die „russisch", „europäisch", „demokratisch"
oder „national" anmuten. Es ist ihm sogar ge-
glückt, auf dem Schlachtfelde der Jdeen oder auf
dem Felde machtpolitischer Kämpse, Kräfte für stch
zu gewinnen. Die Bagatellisierung des Kommu-
nismus und die Zusammenarbeit bestimmrer
Mächte mit Moskau haben keineswegs zu einer
Kursänderung des Bolschewismus geführt. Dcr
Bolschewismus wird weder „bürgerlich", noch
„weltlich", noch „europäisch", noch „national",
sondern holt unter Ausnutzung jener Positionen,
die er im Kampfe der Eeister uild machtpolitisch
mit Hilfe des Staatsapparates der Sowjetunion
erobert hat, zu neuen Schlägen gegen
jede menschliche und natürliche Ord-
nung aus.

Jn Spanien, das seit mehreren Jahren schwe-
ren inneren Kämpsen ausgesetzt ist, glaubt der
Bolschewismus zur Zeit eine Entscheidungsschlacht
schlagen zu müsten, der von ihm selbst europäische
Bedeutung beigemessen wird. Es beht ihm um die
Errichtung einer neuen bolschewistischen Bastion
in der Welt, von der aus der Angriff auf die
übrigen Länder und Völker weitergetragen wer-
den soll. Jn getreuer Besolgung Leninscher Bür-
gerkriegstaktik ringt der Bolschewismus in Spa-
nien um die Macht. Er verschont weder das Leben
von Spaniern noch von Ausländern und sucht Ver-
bündete nicht nur in Spanien, sondern auch im
Auslande.

Damit ist die spanische Frage zur euro-
päischen geworden. Die Eeister scheiden sich an
ihr oder werden zum mindesten vor Entscheidun-
gen gestellt, die zu aufschlußreichen Erörterungen
führen. Die einen erklären sich offen für die Sache
des Bolschewismus, die anderen wollen zwar den
Schein der Neutralität wahren, jedoch auf Schleich-
wegen der Sache des Bolschewismus zu Hilfe kom-
men. Der spanische Bürgerkrieg hat Diskussionen
ausgelöst, die bisher unmöglich gewesen sind. Er
hat sogar Männer wie Churchlll und Austin
Chamberlain veranlaßt, die Aufmerksamkeit
der Welt auf das gefährliche Treiben des Äolsche-
wisMUS zu lenken, die jonst so gern auf die ver-
 
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