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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1198

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Ssits 2

„Dottsgemeltischast^

Louslag. de» S0. Sevtember

Dankbarkeit fur das, was sie als Deutsche, iricht
zuletzt für uns im Reich, an Vewährung und Treue
leistey. Wir wissen, datz in ihren Aerzen das
volksdeutsche Bekenntnis Widerhall findet und datz
sie ihr Schicksal tragen im Elauben an die Erötze
des deutschen Volkes, an die wiedererstandene
Stärke uno Würde des neuen Reiches und seines
grotzett Führers.

Kommunistenverhastungen in Salzburg

Wien. 19. Sevtember

Der österreichischen volitischen Polizei ist ein
sroßer Schlag gelungen. Nach langwierigen Er-
hebungen und nach Beobachtung der kommunisti-
schen Provagandatätigkeit im Land Salzburg grif-
sen die Behörden am Freitag überraschend zu, und
es gelang ihnen, den größten Teil der illegalen
kommunistischen und revolutionär-sozialistischen Or-
ganisationen in den Salzburger Landbezirken Pon-
gau. Pinzgau und Flachgau aufzudecken. Zahlreiche
Leiter der einzelnen Untergruppen wurden ver-
hastet.

In der Stadt Salzburg selbst wurde die ge -
kamte Landesleitung der Roten festgenom-
men. Vier Verbaftete haben bereits umsangreiche
Geständnisse abgelegt. Jn Zusammenhang mit den
Salzburger Verhastungen wurden am Samstag in
der Nähe Wiens und im nördlichen Niederöster-
reich sührende Kommunisten sestgenommen und um-
sangreiches schwer belastendes Material sichergestellt.

Italienreise des ^eichsjugendführers

München, 19. Sevtember

Reichsjugendsührer Valdur von Schirach star-
tet« am Sonnabendmittag von München nach Flo-
renz. um gcmeimam mit den bereits in Jtalien
weilenden 482 Hitleriungen einer Einladung des
Staatsministers Ricci nach Rom Folge zu leisten.

Ein Kranzose sieht -as Gowjet-paradieS

Auch //Zntourist" kann über -as Glend nicht hinwegtäuschen — Sowjeipalais m hoch

Paris. 19. Sevtember

Jm Pariser „Le Jour" vom 8. September ver-
öffentlicht Lhristian de Caters einen Artikel iiber
seine Eindrücke „im Lande der Sowjets". Wir
geben den Artikel nachstehend ungekürzt wieder,
da er ein gewitz unverdiichtiger, aber interessanter
Veweis dasiir ist, wie es um das „Paradies der
Arbeiter und Bauern" in Wirklichkeit bestellt ist.

4-

MoSkau . . . August. Seit IV- Stunden führt
mich meine Führerin durch das technische Museum.
Heute „Museum der Sowjeterrungenschaften" ge-
nannt. Ich habe da auf Karten farbige Lämpchen
aufleuchten sehen, die die hydroelektrischen Statio-
nen, die thermischen Zentren, die Talsperren, die
Fabriken, kurzum, alles, was in der lldSSR. seit
20 Jahren aufgebaut ist, anzeigen. Die Ameri-
kaner haben in den Vereinigten Staaten in der-
selben Zeit die Talsperre von Muscle Shoals, von
Boulder Dam, den Aquädukt von Kolorado und,
weitz ich, was noch alles, gebaut. Die Engländer
und die Aegypter haben die Talsperre von Assuan
um 7 Meter erhöht, die-erbärmlichen französischen
Bürger haben in La Truyöre, am Verdon und an-
derswo gearbeitet. Niemand denkt daran, das als
ein Wunderwerk hinzustellen und daraus eine
politische Reklame zu machen, geschweige denn den
fremden Reisenden die Ohren davon vollzuschreien.

Etwas weiter davon ab besindet fich eine stän-
dige Ausstellung von Eeweben und Konfektions-
kleidung, welche zur grötztsn Verwunderung eines

Franzöfische Abgeordnete in Essen

„Frankreich und Oeutschland müffen sich verständigen"

Essen, 19. 9. (Eigene Meldung).

In Essen traf eine aus 27 Personen, darunter
17 Perlamentariern, und zwar Mitgliedern sämt-
licher Fraktionen (mit Ausnabme der kommunisti-
schen), bestehende französische Reisegesellschaft auf
erner Studienreise durch Mitteleuropa ein. Sie
wurde im Namen der Stadtvcrwaltung von Bllr-
germeister Dr. Richter und von dem zweiten
Vorfitzenden der Deutsch-französischen Eesellschaft,
Prof. Dr. Erimm-Essen, herzlich begrützt.

Die Besichtigung der Kruppschen Werksanlaaen,
d^r Wbhnsiedlungen, sowie eine Fahrt durch vas
Siadtgebiet und ein Vesuch des Folkwangmuseüms
mtt, ^itten Meisterwerken französischer Jmpressio-
nlfkeü bdrmittelte-den Eästen stärkste Eindrücke.

Jn einer llnterredung mit unserem Mitarbeiter
führte das radikalsozialistische Kammermitglied
Albert Le Bail, Vizepräsident der militärischen
Marinekommission der Kammer, aus, datz die De-
putrcrtrnreise nach Deütschländ sich aus der ein-
stimmigen Auffassung ergebe, datz ausschlietzlich
Mitzverständnifse bisher einer Verständigung zwi-
schen Frankreich und Deutschland im Wege gestan-
den hätten. Er selbst habe während seiner Iugend
längere Zeit in Deutschland, und zwar im Rhein-
land verbracht und er wisse, datz sowohl in Deutsch-
land, als auch in Frankreich.der übergrotze Teil
der Bevölkerung den ehrlichen Willen zur Verstän-
digung habe.

Deutschland und Frankreich glaube er als die
beiden tapfersten Völker Europas bezeichnen zu
können. Die beiden Nationen hätten während des

Meltkrieges bewiesen, datz sie ihr Vaterland Lis
zum letzten Blutstropfen zu verteidigen bereit
seien. Wohl jeder sehe heute ein, datz ein neuer
Krieg zwischen diesen beiden Völkern das Ende
der europäischen Zivilisation zur Folge
haben werde. Aus diesem Erunde mützten die
veranwortlichen Politiker Frankreichs und Deutsch-
lands alles aufbieten, damit um jeden Preis eine
Wiederholung der furchtbaren Katastrophe, die die
Welt in den Iahren 1914 bis 1918 heimgesucht
habe, verhindert werde. Durch aufrichtige Zu-
sammenarbeit auf wirtschaftlichem und kulturellem
Eebiet könne unendlich mehr fllr das Wohk eines
jcdcn Volkes erreicht werden als selbst durch einen
siegreichen Krieg, zumal heute der Beweis geliefert
sei, daß im letzten Kriege keiner der beteiligten
Staaten Sieger geblieben sei. Sowohl die mili-
tärisch überleaenen als auch die unterlegenen Na-
tionen seien durch den Krieg ruiniert worden.
Aus diesem Erunde sei eine Verständigung zwi-
sckien Frankreich und Deutschland ein Eebot der
Vernunft. Diese Verständigung aber könnc durch
ein besseres Sichkennenlernen der Nationen, wozu
die Studienreise der französischen Parlamentarier
gewitz beitragen werde, nur begünstigt werden.

Der Deputierte von Paris, Rens Dom-
mange (unabhängiger nationaler Republikaner)
erklärte: „Jch habe stets den Eedanken vertreten,
datz eine dauernde Verständigungzwischen
Frankreich und Deutschland die Voraus-
sctzung nicht nur für den europäischen Frieden, son-
dern auch für den Weltfrieden bedeutet."

Moskauer Jungen von sich langsam drehenden
Mannequins getragen wurde. Zch rate den mos-
kauischen Ausfuhrhändlern nicht, den Versuch zu
machen, ihre Modelle in Frankreich unterzubringen,
vielleicht nur in entlegenen Proviuzmessen und zu
einem herabgesetzten Preise. Trotzdem sind wir
einig — nicht wahr? — datz die UdSSR. einen
Ueberflutz an Nutzgegenständen und Vergnügungs-
artikeln hat.

Das nächste sah einem Riesenbackwerk täuschend
ähnlich: Eine rechteckige Grundfläche. Eine kreis-
förmige Kolonade, die zweite, die dritte, die vierte,
die fünfte, von verschiedener Höhe, aber mit ab-
nehmendem Durchmesser. llnd das Eanze mit
einem Standbild eines Redners in massivem An-
zuge, die Arme in die Luft hebend, gekrönt.

„Das ist", sagte sie, „der Entwurf eines Denk-
mals für Lenin, das bis 1949 fertiggestellt sein
soll, und das auch als Palais den Sowjets dienen
wird. Es wird 800 Meter lang, 238 breit und
415 Meter hoch sein."

Da ich mich etwas kühl verhielt, blieb meine
'-0->rerin, die selbst ein Kleid trug, das im Aus-
verkaufspreise von 28 Franken (4 Mark) zu haben
ist, und der man gerne eins geschenkt hätte, um
dii Lumpen, die von ihren abgemagerten Schul-
tern herabhingen, zu crsetzen — vor einer Makette
und einem an der Wand hängenden Entwurf eines
Architekten stehen.

„Das Standbild von Lenin, in Stahl, das es
krönt, wird grötzer sein als die Freiheits-Statue
in New Pork. Man wird es ringsumher in einer
Entfernung von 50 Kilometer sehen."

Jhr überzeugter Ausdruck der Begeisterung
einer Neubekehrten rührten mich beinahe. Er be-
dcutete: „Die Spitzenleistungen des Eifelturmes
und des Empire State Vuilding sind dadurch über-
flugelt, was sagen Sie dazu?"

Ich frage: „Was wird das kosten?" Vor diese
urerwartete Frage gestellt, schätzte sie die Kosten
auf einige Millionen. Ich schlug vor, die Zahl zu
verhundertfachen, und sügte hinzu:

„Wo wird man diesen neuen Tempel . . . ich
meine dieses Denkmal aufrichten?"

„Auf dem Platz, wo die Erlöserkirche stand. Die
Arbeiten häben sihön begonnen, die Kirche ist ab-
getragen worden und man hat den Marmor zum
Ausputzen der Bahnhöfe der Untergrundbahn be-
nutzt ('!!)"

Ie mehr ich gehe, um so mehr machen die
Moskowiter auf mich den Eindruck, in ciner
Wahnpsychöse, ciner daüernden Sinnestäuschung zu
lcben, deren Hauptgrund det Plan, Lenin, Stalin
und die Furcht vor der Polizei ist. Als wir gestern
von einer Spaziersahrt in einem dem prachtvollen
Lincolnwagen, die für die Touristen und die Her-
ren aus dem Kreml reserviert sind zurückkamen,
sagte unsere Führerin: „Sie müssen noch die
Untergrundbahn besichtigen."

Die llntergrundbahn von Moskau ist prächtig,
und das Dutzend ihrer verschiedenen Bahnhöfe von
einem fürstlichen Luxus, wenn ich so sagen darf.
Alle Verfeinerungen. indirekte Beleuchtung, mit
Marmor und kaukasischem Porphyr, einfacher ge-
sagt, der von der Abbrucharbeitsstätte der Erlöser-
kathedrale stammt, ausgeputzte Kolonnen. Roll-
treppen verschlingen oder bringen Fahrgäste.

Der aus steben langen Waggons bestehende Zug
fliegt mit grötzer Geschwindigkeit. Jn den Bahn-
höfen kämpft in brutalem Eedränge die hinab-
steigende mit der heraufgehenden nicht warten

wollenden Menschenflut. Und dann, wenn "s

»4

das Auge von dem Schillern der Wagen und ,
Bahnhöfe abwendet und die Fahrgäste betralh".s
wird man wieder von diesem abscheulichen
der Angst ergriffen, das den Vesucher von Mos^
nicht verlassen kann, wenn er gewohnt ist, in ^
Eesichtern der Menschen die Not ihrcs StandeS »
lesen.

Zu wclchen Hungermahlzeiten, in wel^
sckimutzige Bchausungen fahren sie mit llll"
Luxuszüg? ^

Die Erinnerung an die versallenden HaUT
und an die seltenen, aber so seltenen ArbeiteE ',
nungen verfolgt mich. Jch frage nochmals:
viel hat diese prächtige Untergrundbahn gekostci-
„Zwei Milliarden", sagt man mir. ,

Zwei Milliarden für internationale Reklaid^
Moskau brauchte keine llntergrundbahn. Es h^',,
genügt, die Linicn der Autobusse, der DraisG,,
vnd der Elektrischen zu vervielfachen, die bekan"
lich nicht ausreichen und deren Wagen sich in §
endlichen Zeitabständen folgen. Und dann h^,
mun Hunderte von Millionen benutzt, um
Häuser zu reparieren, die vüllig zerfallen wer»
und um neue Häuser zu bauen.

Man hat dieses Geld verschlungen, man
es für das Standbild Lenins und Sowjets
geuden. Und weiter: Der Moskowiter hat r.x.
spruch auf 9 Quadratmeter Wohnfläche pro -p
son. Er hat sie nicht. ^

Jede Familie hat auf eine KLche Anspr^
Zurzeit dient eine Küche für drei oder vier Fa>"
lien. Umso schlimmer! <

Denn die llntergrundbahn und das Denk^
für Lenin werden photographiert, man brauchh
für die Propaganda, für den Bluff, für die '
bigste Lüge aller Zeiten.


BDM-Schulung auf dem Reichssvortfeld. A

der Zeit vom 20. bis 26. Sepkember findet aus h«
Reichssportfeld in Berlin ein Kursus für sämtl'"
Untergaufllhrerinnen des BDM statt.

* . i-

Negierungsumbildung in Frankreich? Dre ,,,

Paris erscheinende „Action Francaisc" gibt
Eerllcht wieder, wonach die Ntüalichkeit cincr
bildung des Kabinetts Blum bestehen soll.
ploqnche Abreise Paul Reynauds aus Ncw>L,
nach Frankreich, der durch seine Abwertungsp'^
bekannt sei, scheine darauf hinzudcuten.

Musjolini weiht ncuen Flughasen. In

senheit des italicnischen Regicrungschcfs lpUj.i
am Samstag bei Forli der neue Flughasen „L"
Ridolfi" feicrlich cingeweiht.

* - ?

Wieder ein Japaner in China ermordet.

einer Meldung aus Hankau wurdc ein Polizist
Lortigen japanischen Konsulats von Lhinesey
mordet.

*

Rotes Schlachtschifs zur Unterwerfung bere',.

Nach einer Mitteilung des nationalistischen H,
auartiers in Algeciras soll das RegicrungssckM^
sckiisf „Iaime I" nach Mclilla ausgelaufen sein-
sich dort den Nationalisten zu übergeben.

Oe^ell^ctiaft^lanr ocler Oemein8ekaft5tanr?

un<z xvie im Icommenclen >Vinter getanrt wir6

Von Reinhold Sommer. Verlin. Eau-Obmann in der Reichs-Theaterkammer.

Ehe wir die Frage Eesellschaftstanz oder Ge<
msinschaftstanz beantworten. müsien wir uns ein-
mal därüber klar werden, ob es denn überhaupt
noch einen „Gesellschaststanz" geben soll? Jmmer
wieder wird die Behauvtung ausgestellt. der Ee-
sellschaststanz stände im vollkommenen Eegensatz zu
dem Volkstanz. der eigentlich nur noch im heutigen
Volksstaat getanzt werden kollte. Besteht dieser
Eegensatz nun in der Wirklichkeit? Jst er vielleicht
aus der geschichtlichen Entwicklung des Tanzes zu
erklären?

Nein! Die Tanzgeschichte lehrt uns. datz man
srüher zwischen Tänzen im Freien und Tänzen im
geschlosienen Raum unterschied. Die Tänze im
Freien wurden vom Volk getanzt. woraus sich in
der lleberlieserung der Name Volkstanz entwik-
kelte: die Tänze im geschlosienen Raum, im Saal.
wurden aber gleichfalls vom Volk getanzt, nur wa-
ren diese Tänze gemätzigter in ihren Bewegungen
als die Tänze im Freien. So entwickelte sich im
Krei4 der Saalgemeinschaft der Gesellschaststanz.
denn „xisEo" bedeutet ursprünglich Saal- oder
Arbeitskamerad. Der Tanz steht in iener Zeit nicht
autzerhalb. sondern mitten im Volk, und so wird
nicht nur der Tanz im Freien als Volkstanz be-
zeichnet, sondern bildet mit dem Eesellschaftstanz
jusammen den Volkstanz im weiteren Sinne.

Dies nur zur Einleitung. Der Gesellschaftstanz
hat auch heute noch sein« Verechtigung. Und was
wird nun der kommende Winter für den Eesell-
schaftstanz bringen? Unsere beutigen Tänze sind in
ihren Grundsormen die gleichen wie im letzten
Iahr geblieben. Foxtrott. Tango, Walzer und
Rheinländer sind noch immer unsere beliebtesten
Tänz«. Aber wenn viele Volksgenossen und beson-
ders die deutsche Tanzlehrerschaft darin Lberein-
stimmen. dah sie den kulturlosen Tanz. wie er auch
heute mitunter uns dargeboten wird. verabscheuen.
so liegt das allcin an den „Täuzern". die nicht
tanzen um des Tanzes willen und die jed« Kultur
jim Tanzsiil oermissen lasien.

Ganz besonders eignet sich der Foxtrott und der
Tango als Veispiel einer dekadenten Form, wenn
er dazu erniedrigt wird. Es nimmt daber keines-
wegs Wunder, wenn man besonders gegen diese
beiden Tänze zu Felde zieht. Unter der selbstver-
ständlichen Voraussetzung. dah wir den Foxtrott
und den Tango in der Kulturform auszeigen, die
wir bereits seit einigen Iahren in Deutschland ge-
sunden haben, und die wir ständig bestrebt sind, zu
verbesiern, haben auch Foxtrott und Tango ihre
vollkommene Berechtigung. Werden die Tänze
wohlgeformt getanzt, so wird man sich nicht an den
beiden ausländischen Namen stohen, da die Form.
die wir deutschen disziplinierten Tänzern zu bieten
haben, absolut unserer Auffasiung von Vewegungs-
kultur entsvricht.

Wenn es also keine eigentlich neuen Tänze in
diesem Jahr gibt, so wird das Bestehende in seiner
neuen Form viel Jnteressantes bieten und allen
TLnzern zu der dringend notwendigen Feinarbeit
am Tanze Zeit lassen, damit wirklich etwas Gutes
und unserer Kultur entsvrechendes entsteht.

Es soll allerdings auch nicht verschwiegen wer-
den, dah immer wieder durch den Austausch des
internationalen Lebens neue Tanzformen
hier und da auftauchen. So hat z. B. „Carioca"
durch seinen interesianten Namen und seinen fremd-
ländischen Rbnthmus in bestimmten Tanzkreisen
ein gewisies Jnteresie wachgerufen. Man sieht zu-
weilen Paare, die in räumlichem Abstand vonein-
ander Tanzschritte ausführen, die fremden Formen-
kreisen entstammen. Die deutschen Tanzlehrer sind
der lleberzeugung, dah dieser Tanz für unsere Kul-
turforderung des Tanzes und der tanzenden Men-
schen ohne jeden Wert ist.

Wir unterscheiden heute drei verschiedene
Altersgruppen, die tanzen lernen oder ihre
bestehenden Kenntniffe verbessern wollen. Erstens,
die sogenannten Halberwachsenen, das sind die jun-
gen Menschen zwischen 14—17 Jahren, die aus der
Tanzstunde die ersten seeligen Erinnerungen sür»

Leben mitnehmen und die das Tanzen eigentlich
ein wenig nebenbei mitlernen. Die zweite Eruppe
ist die Altersklasse von 20 bis Mitte 20, viele Stu-
venten, Ofsiztersanwarter und junge Kaufleutc,
befinden sich darunter; sie alle lernen ein wenig
schwerer, denn sie sind schon ein bitzchen steifer in
ihren Bewegungen geworden. Die älteren und ge-
reifteren Menschen schlietzlich lernen tanzen, um
einerseits bei festlichen Gelegenheiten nicht nur
hinter dem Bierglas sitzen und die Freude dcs
Tanzes allein der Jugend überlassen zu müssen,
andererseits lernen sie es aber jetzt auch häufig,
um sich geschmeidig ^u erhalten. Vielfach stnd es
Menschen, die keine Eymnastik treiben können oder
dürfen und die nun aus Eesundheitsmotiven hev
aus noch einmal tanzen lernen. Eine Einstellung,
die wohl jeder verständige Mensch begrützen wird.

Dabei ist es besonders interessant, festzustellen,
wie die Menschen tanzen lernen. Die einen lernen
es mit dem Verstande, alle Schritte und Bewegun-
gen müssen ste erst einmal geistig verarbeiten, um
sie dann wieder in Bewegung umsetzen zu können.
Die anderen tanzen nach dem Gefühl, d. h. sie tan-
zen einfach draus los und kommen dann durch den
Rythmus hinein. Sie brauchen zum Lernen im-
mer Mustk. Andere lernen wieder optisch, d. h. der
Weg des Tanzes wird aufgezeichnet. Frauen ler-
nen meist nach dem Gefühl und Männer nach dem
Verstand. Auf welche Weise die einzelnen nun
tanzen lernen, ist jedoch ganz gleich. Wlchtig allein
ist nur, datz sie gut tanzen lernen. Eut tanzen ist
aber nun keineswegs eine Angelegenheit einer
„besieren" Schicht oder Klasie. Das Ziel der „Fach-
schast Tanz" und damit aller seiner Mitglieder im
Eegenteil ist, den berechtigten Wunsch aller über-
haupt tanzenden Volksgenossen nach dem „guten
Tanz" zu verwirklichen.

Es ist selbstverständlich, dah der deutsche Tanz-
lehrer die alten Tänze, die vor dem Kriege ge-
tanzt wurden, genau so lehren kann wie die
neuen. Jm Paartanz und im Eemeinschaftstanz
will er uns genau so gut unterweisen, wie die
Fachschaft eine eingehende Kenntnis der Volkstänze
— besonders auf oem Lande oder in kleineren
Städten — von dem deutschen Tanzlehrer verlangt.
In der Erotzstadt ist immer eine Spezialisierung
möglich, in tleineren Städten Md snk dM Lsnde

ist sie aber durchaus nicht am Platze, und so '^4
nen hier unsere jungen und alten Menschen
dem Volkstanz auch Aufführungstänze für
dcre festliche Eelegenheiten. Alles in allem
unser letztes Ziel immer wieder sein, endlich
kulturelle Tonzform von jedem sich tänzerisch "
gnügenden Menschen zu verlangen.

Deutsches Tanzspiel in Paris? Im Ans^,>
an die „Internationalen Tonzwettspiele" in 1s/
lin erhielt die Vallettmeisterin der BcrlsF
Staatsoper Lizzie Maudrik den Antrag,
lich der Weltausstellung in Paris im Mai b.i'
dort ihr Tanzspiel „Die Varberina", das eine ^
sode am Hofe Friedrichs des Erotzen behandelo ji
inszenieren. lleber den Plan wird noch verham

Hauotkckristleiter: Franz Bretz.
Stcllvcrtrcter: Bernbard Sccger-Kelbe (in
Cb-f vo« Dieuft: Dr. Sricdrich Didier.

Peranrwortltch für Annenvolttik: Fran, BreV^/
Aubeirvolltik und Wirtschaft: i. B.: Srau, W

^ewegnna: E»erman«

Dibier: K'Bilder^Hauvtichriftieitnugs' fii? An--'"
Wtlh. Besver. sämtlick in Geidelbera.

Jn Urlaub: Herman« U-berle u. Herbert Wied'N'
Echrtitlettung: Brunnenaatle Lv—2«.

^ „ Brrliner Schrifileilung:

HauS Gras Neischach, Berltn SW. 6« CbarlotlenlU ^

Nachdruck etgener Bertckte obne ausdrückliche .

gung ber Schriktlettung nicht geüattct.
Svrechstundeo der Schrtftlettung: Tägl. von lS^l?
Frrnruf 8740.

Für unverlangl etngcganaene Betträge w«rd k«
Verantwortung übernommeu.

Berlag -Bolksgemciutchatt' G. m b H.. H-s^
ktrabe 128>lL8 tUutverlitätsvIatzl.

Drucki Hetdelberger Gutenberg-Druckeret G M- »

D.-A. VHI. 36: 23 880.

Davon: BczirkSausgabe Oüenwald u. Bauland qöi
Bezirksausgnbe Rnnd nm Mosbach SÄ
Bezirksausgabe Der Kraichgau
Bezirksansgabe Der Sranke

Lur Zeit tlt Pretsltkte Nr. S aüM.
 
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