229 Die Wartburg. Ehemalige Bauwerke ausserhalb der Burg.
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man diese Gebäude preisgeben müssen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde
hier das ehemalige Gasthaus von Dittmar dem Aeiteren errichtet, das bis zum
Jahre 1912 gestanden hat. Dann wurde es abgerissen. Um eine grössere Baustelle
für das jetzige Gasthaus zu gewinnen, wurde der Berg an dieser Stelle um 9 m
Höhe abgetragen. Das jetzige Gasthaus mit dem grossen Oongresssaal und zahl-
reichen, allen Forderungen der Neuzeit entsprechenden Gastzimmern ist von 1913
bis 1914 nach den Plänen von Professor Ebhardt erbaut.
* *
Ein kleiner, ummauerter Gartenplatz ist im Jahre 1914 bei der Abtragung des
Felsbodens für den Bau des neuen Gasthauses auf einem Felsenvorsprung zwischen
dem Ritterhaus und dem neuen Gasthaus angelegt. Auf diesem stimmungsvollen Plätz-
chen ist ein Tauf stein aus dem Jahre 1607 als Becken eines kleinen Springbrunnens
aufgestellt. Der Taufstein ist aus grauem Marmor. Sowohl der runde Schaft wie
der sechseckige Beckenstein ist mit Beschlagmustern verziert. Die Inschrift lautet:
1607 G.O.JACOB EGENDORF. BLASIUS LEMSER. PHILIPPOS TONDORFF.
PFARRE DITZGRAW VND BARTOL/STIBERITZ.
Ein alter romanischer Taufstein, der aus dem Dorfe Bischofroda
bei Eisenach stammen soll, ist ebenfalls ausserhalb der Wartburg, am Fusse der
südlichen Ecke der Ringmauer aufgestellt. Der Taufstein ist rund. Die Aussen-
seite des Beckens ist mit Hufeisenbogen verziert, die mit roh gemeisselten Pal-
metten ausgefüllt sind. Die primitive Steinmetzarbeit erinnert au die Ornamente
der Säulen der Krayenburg bei Salzungen, die zum Bau der offenen Halle im
Commandantengarten der Wartburg verwendet sind.
Der Velsbachstein.
Au dem Berghang unterhalb des jetzigen Droschkenhalteplatzes, nach dem
Standorte des ehemaligen Elisabethenklosters zu, steht der Velsbach-
stein. Wegen seiner schrägen Lage geht von ihm die alte Sage, wer um ihn
herumgehen könne, ohne sich anzuhalten, dürfe sich vom Rath der Stadt Eisenach
ein silbernes Besteck geben lassen. Spätere Sage erzählt, der Stein bezeichne die
Stelle, wo der widerspenstige Rathsherr H einrich Veisbach auf Befehl Hein-
richs des Erlauchten, mit einer Blide (Wurfmaschine) von der Wartburg
heruntergeschleudert, niedergefallen sei.
In Wirklichkeit ist es der Rest eines Heiligenbildstocks, und zwar
wahrscheinlich eines Crucifixes, mit welchem die Mönche des Klosters St. Elisa-
bethen die Stelle des Rosenwunders bezeichnen wollten. (Siehe Helmbold, Der
Velsbachstein unter der Wartburg, Thüringer Monatsblätter, Jahrg. 15, Nr. 12.)
Der Elisabethbrunnen.
Das ehemalige Hospital der heiligen Elisabeth soll nach alter Ueber-
iieferung tief unten am nördlichen Abhang des Wartburgfelsens gelegen haben,
an derselben Stelle, wo sich seit alter Zeit der „Elisabethbrunnen" befindet.
Der Brunnen hat einen Schacht von l1/« m Durchmesser und eine frühere Tiefe
von 7 m. Der Schacht hat einen kleinen Ueberbau aus Steiu. Auf einer Leiter
stiegen die Wasserträger hinab, um das Wasser für die Burgbewohner zu schöpfeu.
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man diese Gebäude preisgeben müssen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde
hier das ehemalige Gasthaus von Dittmar dem Aeiteren errichtet, das bis zum
Jahre 1912 gestanden hat. Dann wurde es abgerissen. Um eine grössere Baustelle
für das jetzige Gasthaus zu gewinnen, wurde der Berg an dieser Stelle um 9 m
Höhe abgetragen. Das jetzige Gasthaus mit dem grossen Oongresssaal und zahl-
reichen, allen Forderungen der Neuzeit entsprechenden Gastzimmern ist von 1913
bis 1914 nach den Plänen von Professor Ebhardt erbaut.
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Ein kleiner, ummauerter Gartenplatz ist im Jahre 1914 bei der Abtragung des
Felsbodens für den Bau des neuen Gasthauses auf einem Felsenvorsprung zwischen
dem Ritterhaus und dem neuen Gasthaus angelegt. Auf diesem stimmungsvollen Plätz-
chen ist ein Tauf stein aus dem Jahre 1607 als Becken eines kleinen Springbrunnens
aufgestellt. Der Taufstein ist aus grauem Marmor. Sowohl der runde Schaft wie
der sechseckige Beckenstein ist mit Beschlagmustern verziert. Die Inschrift lautet:
1607 G.O.JACOB EGENDORF. BLASIUS LEMSER. PHILIPPOS TONDORFF.
PFARRE DITZGRAW VND BARTOL/STIBERITZ.
Ein alter romanischer Taufstein, der aus dem Dorfe Bischofroda
bei Eisenach stammen soll, ist ebenfalls ausserhalb der Wartburg, am Fusse der
südlichen Ecke der Ringmauer aufgestellt. Der Taufstein ist rund. Die Aussen-
seite des Beckens ist mit Hufeisenbogen verziert, die mit roh gemeisselten Pal-
metten ausgefüllt sind. Die primitive Steinmetzarbeit erinnert au die Ornamente
der Säulen der Krayenburg bei Salzungen, die zum Bau der offenen Halle im
Commandantengarten der Wartburg verwendet sind.
Der Velsbachstein.
Au dem Berghang unterhalb des jetzigen Droschkenhalteplatzes, nach dem
Standorte des ehemaligen Elisabethenklosters zu, steht der Velsbach-
stein. Wegen seiner schrägen Lage geht von ihm die alte Sage, wer um ihn
herumgehen könne, ohne sich anzuhalten, dürfe sich vom Rath der Stadt Eisenach
ein silbernes Besteck geben lassen. Spätere Sage erzählt, der Stein bezeichne die
Stelle, wo der widerspenstige Rathsherr H einrich Veisbach auf Befehl Hein-
richs des Erlauchten, mit einer Blide (Wurfmaschine) von der Wartburg
heruntergeschleudert, niedergefallen sei.
In Wirklichkeit ist es der Rest eines Heiligenbildstocks, und zwar
wahrscheinlich eines Crucifixes, mit welchem die Mönche des Klosters St. Elisa-
bethen die Stelle des Rosenwunders bezeichnen wollten. (Siehe Helmbold, Der
Velsbachstein unter der Wartburg, Thüringer Monatsblätter, Jahrg. 15, Nr. 12.)
Der Elisabethbrunnen.
Das ehemalige Hospital der heiligen Elisabeth soll nach alter Ueber-
iieferung tief unten am nördlichen Abhang des Wartburgfelsens gelegen haben,
an derselben Stelle, wo sich seit alter Zeit der „Elisabethbrunnen" befindet.
Der Brunnen hat einen Schacht von l1/« m Durchmesser und eine frühere Tiefe
von 7 m. Der Schacht hat einen kleinen Ueberbau aus Steiu. Auf einer Leiter
stiegen die Wasserträger hinab, um das Wasser für die Burgbewohner zu schöpfeu.