Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11

Martegallier in der Provence. Michael Praetorius1) lässt
verschiedene Möglichkeiten offen: entweder stamme das
Wort von madre della gala = mater de sententia, oder
von madre della gaia, oder auch von madre galante, und
hintendrein bringt er endlich die richtige Ableitung. Die
meisten Deutschen, welche über das Madrigal schrieben,
haben sich aus diesen 4 Fällen denjenigen oder diejenigen
herausgesucht, welche ihnen am besten zusagten. Aber
Philipp von Zesen geht auf den Grund: in seinen Anmer-
kungen zum Assenat2) sagt er. die Bezeichnung Madrigal
sei bei den Italienern ziemlich späten Ursprungs und weit
jünger als die Gattung der „Hirten- oder Schattenliedlein“
selbst — so will er das Fremdwort verdeutscht wissen —;
denn diese hält er für eine uralte Erfindung der Hebräer
und, indem er sich auf den Franzosen Bense Dupuis, ein
Mitglied der deutschgesinnten Genossenschaft, beruft, setzt
er die alte Etymologie wieder in ihr Recht ein. Damit
glaubt er aber nur die beiden ersten Silben erklärt und
führt die zweite Hälfte des Worts auf den Stamm gal
(hallen, gälten, schallen, Nachtigal, Gallus etc.) zurück.
Morhof3) lässt ebenfalls die Ableitung von Mandra und
Gallus gelten, erwähnt ausserdem noch die aus dem spa-
nischen madrugar4), und entscheidet sich schliesslich für
die aus dem griechischen fiävÖQa und dpeNp. Das Madrigal
soll nun von den Griechen über Sizilien oder über Mar-
seille zu den Italienern gekommen sein. — Trotz all dieser
philologischen Phantastereien haben doch einige, besonders
die Italiener (Trissino, Minturno Lud. Dolce, G. B. Strozzi

Ex Michaelis Praetorii syntagmatis musici tomo tertio. Wolfen-
büttel 1619. p. 12.
2) Filips von Zesen Assenat ... 2. Anfl. Nürnberg 1672. p. 506.
3) Unterricht von der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel 1682.
p. 642 ff.
4) Wofür er irrtümlich madragan schreibt.
 
Annotationen