VER SACRUMVER
Buchschmuck
für V. S. gez.
v.
J. Hoffmann.
mmer wird mir eine Scene unvergesslich
bleiben. Es ist jetzt fünf Jahre her, ich hatte
damals in der „Deutschen Zeitung" über
das Elend unserer Kunst geklagt; an leiser Zustimmung
fehlte es mir nicht, die sich freilich noch nicht unter die
Leute traute. Da läutet es eines Tages bei mir, ich gehe
öffnen und sehe vor der Thüre einen ungeduldigen Officier,
den ich nicht kenne. Der Hauptmann, eine vehemente
Natur von einer strengen und fast drohenden Art, mit un-
wirschen Geberden, tritt ein, bestürmt mich gleich mit
heftigen Reden und nun erfahre ich erst, dass er Theodor
v. Hörmann ist, unser tapferer Hörmann,
der uns seitdem entrissen worden ist. Er setzt
sich zu mir und während er zornig, unge-
stüm mit den grossen Händen fuchtelnd und
seine trübe Stimme heiser schreiend, die Ge-
nossenschaft schmäht, kann ich ihn betrach-
ten: es ist etwas Wildes, Raufendes in seiner
Weise, das doch mit seinen guten und herz-
lichen Augen nicht stimmt, und seine finstere, verfurchte
Miene hat eine unbeschreibliche Müdigkeit und Trauer.
Er steht auf und geht im Zimmer auf und ab, immer
heftiger, erzählend, was er zu leiden hat, wie sie ihn hassen,
die im Künstlerhaus, und dass ihnen nichts zu schlecht und
zu gemein ist, um ihn zu kränken und zu bedrängen. Es
thut mir wehe, den Schmerz des starken Mannes anzusehen.
Ich frage endlich: „Aber was haben Sie den Leuten denn
eigentlich gethan, dass sie Sie so hassen?"
Da lacht er höhnisch und grell auf: „Gethan ?
Ich denen? Haha! Ich möchte halt ein
Künstler sein = ja, ich bin so frech! Und
das verzeihen Einem die nie! Da lassen sie
Buchschmuck für V.
S. gez. v. Alfr. Roller.
3
Buchschmuck
für V. S. gez.
v.
J. Hoffmann.
mmer wird mir eine Scene unvergesslich
bleiben. Es ist jetzt fünf Jahre her, ich hatte
damals in der „Deutschen Zeitung" über
das Elend unserer Kunst geklagt; an leiser Zustimmung
fehlte es mir nicht, die sich freilich noch nicht unter die
Leute traute. Da läutet es eines Tages bei mir, ich gehe
öffnen und sehe vor der Thüre einen ungeduldigen Officier,
den ich nicht kenne. Der Hauptmann, eine vehemente
Natur von einer strengen und fast drohenden Art, mit un-
wirschen Geberden, tritt ein, bestürmt mich gleich mit
heftigen Reden und nun erfahre ich erst, dass er Theodor
v. Hörmann ist, unser tapferer Hörmann,
der uns seitdem entrissen worden ist. Er setzt
sich zu mir und während er zornig, unge-
stüm mit den grossen Händen fuchtelnd und
seine trübe Stimme heiser schreiend, die Ge-
nossenschaft schmäht, kann ich ihn betrach-
ten: es ist etwas Wildes, Raufendes in seiner
Weise, das doch mit seinen guten und herz-
lichen Augen nicht stimmt, und seine finstere, verfurchte
Miene hat eine unbeschreibliche Müdigkeit und Trauer.
Er steht auf und geht im Zimmer auf und ab, immer
heftiger, erzählend, was er zu leiden hat, wie sie ihn hassen,
die im Künstlerhaus, und dass ihnen nichts zu schlecht und
zu gemein ist, um ihn zu kränken und zu bedrängen. Es
thut mir wehe, den Schmerz des starken Mannes anzusehen.
Ich frage endlich: „Aber was haben Sie den Leuten denn
eigentlich gethan, dass sie Sie so hassen?"
Da lacht er höhnisch und grell auf: „Gethan ?
Ich denen? Haha! Ich möchte halt ein
Künstler sein = ja, ich bin so frech! Und
das verzeihen Einem die nie! Da lassen sie
Buchschmuck für V.
S. gez. v. Alfr. Roller.
3