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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Editor]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 1.1898

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Heft 1 (Januar 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6363#0014
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VER SACRUE

Buchsohmuck
für V. S.gez.v.
J. M. Olbrich.

Entwurf v.
A. Strasser

Veränderung in der Kunst, sondern um die Kunst selbst
gestritten, um das Recht, künstlerisch zu schaffen. Das ist
es. Unsere Secession ist kein Streit neuer Künstler gegen
die alten, sondern sie ist die Erhebung der Künstler gegen
die Hausierer, die sich für Künstler ausgeben und ein ge-
schäftliches Interesse haben, keine Kunst aufkommen zu
lassen. Die „Vereinigung" wirft der „Genossenschaft"
nicht vor: Du bist für das „Alte", und sie fordert sie nicht
auf: Werde „modern"! Nein, sie sagt ihr bloss: Ihr seid
Fabrikanten, wir wollen Maler, sein! Das ist der Streit:
Geschäft oder Kunst, das ist die Frage unserer Secession.
Sollen die Wiener Maler verurtheilt sein, kleine Industrielle
zu bleiben, oder dürfen sie es versuchen, Künstler zu wer-
den ? Wer der alten Wiener Meinung ist, dass Bilder Waren
sind, wie Hosen oder Strümpfe, die man nach der Bestel-

lung der Käufer anzufertigen hat, der bleibe bei der „Ge-
nossenschaft". Wer malend oder zeichnend das Geheimnis
seiner Seele in Gestalten offenbaren will, der ist schon bei
der „Vereinigung". Nicht um eine Ästhetik, sondern zwi-
schen zwei Gesinnungen wird hier gestritten: ob bei uns
die geschäftliche Gesinnung herrschen soll, oder ob es end-
lich erlaubt wird, nach einer künstlerischen Gesinnung zu
leben. Dieses Recht will die „Vereinigung" für die Maler
erstreiten: das Recht, Künstler sein zu dürfen.-^>^>^y-s-~s>^>
Unsere Secession ist also ein agitatorischer Verein.
So muss sie sich die Agitatoren zum Vorbilde nehmen, die
bei uns etwas durchgesetzt haben. Betrachtet sie diese, so
wird sie finden, dass man von ihnen drei Maximen lernen
kann. Die erste ist: Wer in Wien agitatorisch etwas er-
reichen will, darf sich nicht fürchten, lächerlich zu werden.

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Gez. v. Rud. Bacher.

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