VER SACRUM, VER
Gez. v. Rud. Bacher.
Buchschmuck
für V. S. gez.
v. Kolo Moser.
= AUSSTELLUNGSWESEN. -
EINIGE AUSSTELLUNGEN
DES VERFLOSSENEN JAHRES.
m December gab Professor Stuck den
Wienern Gelegenheit, ihn in einer Col-
lectiv-Ausstellung bei Miethke kennen
zu lernen. Nachdem unser Publicum mit
einer noch schwerer verdaulichen Kost
= die Slevogt-Ausstellung in der Garten-
baugesellschaft =Bekanntschaf t gemacht
hatte, liess es selbst einen Stuck schon mit
einem unverkennbaren Seufzer der Er-
leichterung über sich ergehen. Der Über-
mensch ist ihnen allerdings noch etwas unangenehm kräf-
tig, aber sie geben sich wenigstens redliche Mühe, ihm zu
folgen. Jeder Hansnarr hat heute gelernt, des Übermen-
schen Räuspern und Spucken zu copieren, und spielt ihn
aus, wenn er im Kreise holder Weiblichkeit den Eroberer
markiert: wasWunder,wenn's
die Leute gruselt, tritt ihnen
einmal ein Vollmensch wie
Stuck wirklich übermensch-
lich entgegen. ^ä*s^^y~ü^T,~jyii
Was ist im Künstler-
haus nach der Jahres-Ausstel-
lung in diesem Herbst gezeigt
worden ? Werestschagin = das
sagt genug. Wenn damit er-
reicht werden sollte, dass der künstlerische Rückgang in
den Arbeiten des Malers deutlich vor Augen geführt wurde,
so war allerdings der Zweck erreicht; denn Kritik wie
Künstler, ja selbst unser nur zu geduldiges Publicum,
haben diese neuesten Arbeiten ziemlich übereinstimmend
abgelehnt und Werestschagin feierte höchstens in seinem
erläuternden „Catalogue raisonne" einen mehr wie zwei-
felhaften Triumph als geschickter Causeuf.^^ä^^^1
Und die unglückselige Weihnachts-Ausstellung? Wie
durch eine Ironie des Schicksals scheinen die paar tüch-
tigen Arbeiten Prof. Carlos Grethes in die haarsträubende
Umgebung hineingeschneit zu sein. „Elsa, mit wem ver-
kehrst du da ?" = Grethes Arbeiten sind ein Beweis, wie
der ernste Künstler in gesunder Entwickelung sich selbst-
ständig zu machen bestrebt ist. Immer malerischer, immer
ehrlicher im Erfassen der Farbenwerte ist sein Auge ge-
worden, und wenn man auch noch den Schweiss des mühe-
vollen künstlerischen Ringens
erkennt, das nur rein male-
rische Werke ohne Koket-
terie und Nebenabsichten ge-
ben will, so wird doch gerade
das Erkennen dieses kräftigen
Wollens, dieses männlichen
Entsagens, den meisten neu-
eren Werken Grethes volle
Achtung entgegenbringen.-^
Fries für V. S. gez.
v. Josef Hofl'mann.
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Gez. v. Rud. Bacher.
Buchschmuck
für V. S. gez.
v. Kolo Moser.
= AUSSTELLUNGSWESEN. -
EINIGE AUSSTELLUNGEN
DES VERFLOSSENEN JAHRES.
m December gab Professor Stuck den
Wienern Gelegenheit, ihn in einer Col-
lectiv-Ausstellung bei Miethke kennen
zu lernen. Nachdem unser Publicum mit
einer noch schwerer verdaulichen Kost
= die Slevogt-Ausstellung in der Garten-
baugesellschaft =Bekanntschaf t gemacht
hatte, liess es selbst einen Stuck schon mit
einem unverkennbaren Seufzer der Er-
leichterung über sich ergehen. Der Über-
mensch ist ihnen allerdings noch etwas unangenehm kräf-
tig, aber sie geben sich wenigstens redliche Mühe, ihm zu
folgen. Jeder Hansnarr hat heute gelernt, des Übermen-
schen Räuspern und Spucken zu copieren, und spielt ihn
aus, wenn er im Kreise holder Weiblichkeit den Eroberer
markiert: wasWunder,wenn's
die Leute gruselt, tritt ihnen
einmal ein Vollmensch wie
Stuck wirklich übermensch-
lich entgegen. ^ä*s^^y~ü^T,~jyii
Was ist im Künstler-
haus nach der Jahres-Ausstel-
lung in diesem Herbst gezeigt
worden ? Werestschagin = das
sagt genug. Wenn damit er-
reicht werden sollte, dass der künstlerische Rückgang in
den Arbeiten des Malers deutlich vor Augen geführt wurde,
so war allerdings der Zweck erreicht; denn Kritik wie
Künstler, ja selbst unser nur zu geduldiges Publicum,
haben diese neuesten Arbeiten ziemlich übereinstimmend
abgelehnt und Werestschagin feierte höchstens in seinem
erläuternden „Catalogue raisonne" einen mehr wie zwei-
felhaften Triumph als geschickter Causeuf.^^ä^^^1
Und die unglückselige Weihnachts-Ausstellung? Wie
durch eine Ironie des Schicksals scheinen die paar tüch-
tigen Arbeiten Prof. Carlos Grethes in die haarsträubende
Umgebung hineingeschneit zu sein. „Elsa, mit wem ver-
kehrst du da ?" = Grethes Arbeiten sind ein Beweis, wie
der ernste Künstler in gesunder Entwickelung sich selbst-
ständig zu machen bestrebt ist. Immer malerischer, immer
ehrlicher im Erfassen der Farbenwerte ist sein Auge ge-
worden, und wenn man auch noch den Schweiss des mühe-
vollen künstlerischen Ringens
erkennt, das nur rein male-
rische Werke ohne Koket-
terie und Nebenabsichten ge-
ben will, so wird doch gerade
das Erkennen dieses kräftigen
Wollens, dieses männlichen
Entsagens, den meisten neu-
eren Werken Grethes volle
Achtung entgegenbringen.-^
Fries für V. S. gez.
v. Josef Hofl'mann.
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