Für V. S. gez.
v.
Kolo Mo3er.
Für V. S. gez.
v.
J. M. Olbrich.
Was hat das „Künstlerhaus" also für die Kunst ge-
than ? Die Kunsthändler leisten mehr. Ein Künstler wie
Rumpier, der in dem Einerlei der akademischen Lehr-
routine zum Einsiedler geworden war, musste erst durch
Miethfce wieder „ent-
deckt" und dem Publi-
cum vorgestellt wer-
den. Alfons Mucha
fand bei Artaria ein
Unterkommen. vo-as^
IEBER e»etf
SPÄT ALS NIE! ^^^^^^
Mit dem thatkräftigen Eingreifen des neuen Directors
des Österreichischen Museums für Kunst und In-
dustrie, Hofraths v. Scala, hat ein frischer Zug sich
geltend gemacht, welcher der Vorläufer einer glücklichen
Zukunft zu werden ver- i—i
spricht. Die Weihnachts-
Ausstellung bot eine reiche
Fülle von Anregungen und
das Verdienst, diese darge-
botenen Erzeugnisse eines
selbständig entwickelten
nationalen Stils und Ge-
schmacks uns vor Augen
zu führen, ist hoch anzu-
schlagen. England und
Amerika sind die Vorbil-
der und Chippendale, She-
raton und Tiffany heissen
die drei Zauberer, deren
Namen hinter jedem Stuhl, Aufsatz oder„favrile" Glas „un-
sichtbar, sichtbar" auftauchen. Viele von diesen vornehmen
Mustermöbeln sind, wie die angehängten Zettel verrathen,
bereits in kaufkräftige Hände übergegangen. Die Anregun-
gen scheinen also auf nicht ganz unempfänglichen Boden
zu fallen, und das ist der Hauptzweck derselben. ^^-a-^s
Wir hoffen aber, dass Hofrath v. Scala dabei nicht
stehen bleibt. Der erste Schritt ist gethan und hier ist
einmal der Anfang nicht, wie gewöhnlich, der schwerste,
sondern der leichtere Theil der Arbeit. Die Hauptsache
kommt noch! Nicht mehr nachmachen, selbst erfinden,
selbst machen, das ist die Lehre, die wir aus dieser Anre-
gung nehmen. „Besinne dich selbst", lautet nun der Wahl-
spruch. Ein kleines, bescheidenes Möbel, das nicht zur
Ausstellung gehört und weitab in einer Ecke steht, wäre
recht geeignet, zu solchem Besinnen aufzufordern. Wir
meinen den prächtig originellen Bauernstuhl aus der
„Schwalm" in Hessen. „Aus dem J9ten Jahrhundert",
steht darauf vermerkt. Nun, Ihr Herren, da ist ja etwas!
Seht Euch nur an, wie das selbständig gemacht ist. Einen
deutschen Stil aus dem I9ten Jahrhundert .... hat man uns
doch gesagt, das gäbe es nicht? In allen Stilen arbeiten wir,
sind in allen Jahrhunderten zu Hause = nur in unserem
nicht. Wir wollen uns das nicht länger sagen lassen, wir
wollen es nicht länger mit ansehen, wie Handlanger
der Kunst ihre kümmerlichen Flammen aus dem müh-
sam zusammengetragenen
Aschenhäufchen vergan-
gener Stilepochen heraus-
blasen! Das Ragout von
anderer Leute Schmaus ist
ungeniessbar. Von Eng-
land und Amerika wollen
wir uns gerne zeigen lassen,
wie man selbständig wird,
wie man von innen heraus
arbeitet, wie man sich einen
STIL schafft. Dann aber
heisst's auch bei uns:
„HILF DIR SELBST!"
Buchschmuck
für V. S. gez.
V. Kolo Moser.
25
v.
Kolo Mo3er.
Für V. S. gez.
v.
J. M. Olbrich.
Was hat das „Künstlerhaus" also für die Kunst ge-
than ? Die Kunsthändler leisten mehr. Ein Künstler wie
Rumpier, der in dem Einerlei der akademischen Lehr-
routine zum Einsiedler geworden war, musste erst durch
Miethfce wieder „ent-
deckt" und dem Publi-
cum vorgestellt wer-
den. Alfons Mucha
fand bei Artaria ein
Unterkommen. vo-as^
IEBER e»etf
SPÄT ALS NIE! ^^^^^^
Mit dem thatkräftigen Eingreifen des neuen Directors
des Österreichischen Museums für Kunst und In-
dustrie, Hofraths v. Scala, hat ein frischer Zug sich
geltend gemacht, welcher der Vorläufer einer glücklichen
Zukunft zu werden ver- i—i
spricht. Die Weihnachts-
Ausstellung bot eine reiche
Fülle von Anregungen und
das Verdienst, diese darge-
botenen Erzeugnisse eines
selbständig entwickelten
nationalen Stils und Ge-
schmacks uns vor Augen
zu führen, ist hoch anzu-
schlagen. England und
Amerika sind die Vorbil-
der und Chippendale, She-
raton und Tiffany heissen
die drei Zauberer, deren
Namen hinter jedem Stuhl, Aufsatz oder„favrile" Glas „un-
sichtbar, sichtbar" auftauchen. Viele von diesen vornehmen
Mustermöbeln sind, wie die angehängten Zettel verrathen,
bereits in kaufkräftige Hände übergegangen. Die Anregun-
gen scheinen also auf nicht ganz unempfänglichen Boden
zu fallen, und das ist der Hauptzweck derselben. ^^-a-^s
Wir hoffen aber, dass Hofrath v. Scala dabei nicht
stehen bleibt. Der erste Schritt ist gethan und hier ist
einmal der Anfang nicht, wie gewöhnlich, der schwerste,
sondern der leichtere Theil der Arbeit. Die Hauptsache
kommt noch! Nicht mehr nachmachen, selbst erfinden,
selbst machen, das ist die Lehre, die wir aus dieser Anre-
gung nehmen. „Besinne dich selbst", lautet nun der Wahl-
spruch. Ein kleines, bescheidenes Möbel, das nicht zur
Ausstellung gehört und weitab in einer Ecke steht, wäre
recht geeignet, zu solchem Besinnen aufzufordern. Wir
meinen den prächtig originellen Bauernstuhl aus der
„Schwalm" in Hessen. „Aus dem J9ten Jahrhundert",
steht darauf vermerkt. Nun, Ihr Herren, da ist ja etwas!
Seht Euch nur an, wie das selbständig gemacht ist. Einen
deutschen Stil aus dem I9ten Jahrhundert .... hat man uns
doch gesagt, das gäbe es nicht? In allen Stilen arbeiten wir,
sind in allen Jahrhunderten zu Hause = nur in unserem
nicht. Wir wollen uns das nicht länger sagen lassen, wir
wollen es nicht länger mit ansehen, wie Handlanger
der Kunst ihre kümmerlichen Flammen aus dem müh-
sam zusammengetragenen
Aschenhäufchen vergan-
gener Stilepochen heraus-
blasen! Das Ragout von
anderer Leute Schmaus ist
ungeniessbar. Von Eng-
land und Amerika wollen
wir uns gerne zeigen lassen,
wie man selbständig wird,
wie man von innen heraus
arbeitet, wie man sich einen
STIL schafft. Dann aber
heisst's auch bei uns:
„HILF DIR SELBST!"
Buchschmuck
für V. S. gez.
V. Kolo Moser.
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