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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 1.1898

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Heft 2 (Feburar 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6363#0060
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VER SACRUM.

Gez. von H.
Schwaiger.

= DIE ÄRZTE UND DER TOD. -

Buchsehmuck Tür V.
S. gez. v. Kolo Moser.

dabei auf einer weltmännisch breiten Anschauung des
zeitgenössischen Lebens stehend, die ihn wiederum von
ihnen unterscheidet. Hat er in den flüchtigen Augen-
blicksbildern der Grossstadt („Hamburger Hafen") die
trübe Stimmung eines Regentages erfasst,=wo den schwar-
zen Fabrikschloten der Qualm träger als sonst entsteigt
und die Schiffspfeifen der Schleppdampfer die feuchte At-
mosphäre schrill durchzittern = so folgen wir gerne dem
Waidmann auf die „Hühnerjagd" und in ländliche Ruhe,
wo der Einzelmensch genesen kann von der ewigen Span-
nung der Nerven. „Ahrenleserinnen", „Schnitter" zeigen
diese wiedergewonnene Stimmung der Ruhe in ländlicher
Arbeit. Es ist, als habe der Künstler selbst das Bedürfnis,
der Grossstadtluft mit ihrem unaufhörlichen Hochdruck
zu entfliehen, draussen auf dem Acker Zwiesprache mit
der Natur zu halten und seine tausend halben Eindrücke
und Empfindungen einmal ganz ausklingen zu lassen.

Eine selten starke Individualität ist E. R. WEISS,
von dem auch der später zu besprechende Buchschmuck
des Kataloges herrührt und auf dessen ausgestellte origi-
nelle Vignetten, Leisten und Vorsatzpapiere wir
besonders hinweisen wollen. Seine düstere Radie-
rung „Der Wanderer" verräth eine an Beethoven
gemahnende Phantasie und Leidenschaft. Alles ist
tief empfunden und wuchtig zum Ausdruck ge-
bracht, so dassWeiss als die geschlossenste Persön-

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Buchschmuck für V. S

lichkeit unter den Karlsruhern erscheinen könnte, ständen
ihm nicht die meisten übrigen in fast ebenbürtiger Selbst-
ständigkeit gegenüber. HANS RICHARD v. VOLK-
MANN, KARL HOFF, HEINRICH HEYNE, WIL-
HELM WULFF, GUSTAV KAMPMANN und WAL-
TER CONZ sind Künstler, die alle die Natur mit ihren
eigenen Augen ansehen und sie in grossen Zügen packen.
Ihre Kunst ist durch und durch männlich, ehrlich und wahr;
ihnen reihen sich die vortrefflichen Lithographien und
Zeichnungen von FRANZ HEIN, KALLMORGEN,
OTTO FIKENTSCHER und anderen an; um die Na-
mensaufzählung zu vermeiden, sei nur auf den Katalog
hingewiesen. Fast hätte ich PÖTZELBERGER vergessen,
dessen Aquarell „Feierabend" an Stimmung und colori-
stischer Kraft zu den pieces de resistance der Ausstellung
gehörte, wenn man bei der Fülle von Gutem überhaupt
einen solchen Ausdruck gebrauchen darf. Auch FRANZ
HOCHs „Perugia", eine Abendstimmung in leuchtenden
Goldtönen, darf nicht unerwähnt bleiben, besonders da
solche Dinge leider immer noch Caviar fürs Volk zu sein
scheinen.

j ' Unter der Ausstellung im Aquarellisten-Club
ragten aus dem „juste milieu"mehrere interessante
Arbeiten von Auswärtigen hervor, darunter zwei
WORPSWEDER (Hans am Ende und Moder-
sohn), sowie ARTURO RIETTI mit seinen

gez. von Kolo Moser.

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