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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Editor]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 1.1898

DOI issue:
Heft 2 (Feburar 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6363#0061
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VER SACRUM.

charakteristischen, genial empfundenen Pastellen. Von
Storm van's Gravensande ist man auf anderen Gebieten
besseres gewohnt, als in den eingesandten kleinen, aller-
dings feingetönten Marinen zum Ausdruck gelangt. Eine
überraschend tüchtige Arbeit („Mondnacht bei Neapel")
mit bewegtem Wasser im Vordergrund sandte WILLI
HAMMACHER (Berlin) und JOSEF SATTLERs kleine
Guachen („Streit vor dem Rathhause" und „Marktplatz
einer altdeutschen Stadt") zeigten den Künstler von seiner
geistreichsten und frischesten Seite.

Unter den Wienern seien Rudolf Konopa mit einer
„Portraitskizze" und einer „farbigen Zeichnung" (etwas
ä la Raffaelli!) und Theodor Bruckner hervorgehoben (mit
einer „Pariserin", als Portrait coloristisch geschickt vor
einer grüngeblümten Tapete abgestimmt). Bei Konopa ist
Geschmack und Gefühl für das Zeitgemässe in hohem
Masse vorhanden; leider fehlt noch die persönliche Note.
Die übrigen Aussteller blieben, mit wenigen Ausnahmen, die
sich vorläufig kaum über schüchterne Versuche erheben,
in den alten, ausgetretenen Geleisen.

Weniger um sie hervorzuheben, als um vor einer
Scheinkunst zu warnen, seien die Zeichnungen zu dem
Cyklus „Rolands Knappen" erwähnt. Das wirklich Gute,
Empfundene und Lebende daran, was Heinrich Lefler ge-
zeichnet, leidet unter dem Todten und „Nachempfundenen"
in dem architektonischen Ragout seines Mitarbeiters, ein
Sammelsurium von allen möglichen und unmöglichen
Stilen, perspectivisch verzeichnet und ausserdem mit
einer geradezu verblüffenden Unerschrockenheit = Otto
Rieth, Anning Bell, Grasset und anderen in stiller Dank-
barkeit gewidmet.

Die kunstgewerblichen Stücke der Ausstellung (die
bekannten herrlichen Teppiche von OTTO ECKMANN)
und Fayencen aus Kopenhagen von Köhler sind an sich
ja sehr erfreulich, geben aber in so geringer Zahl keinen
genügenden Begriff von der Bedeutung der kunstgewerb-
lichen Richtung für unsere Zeit. Bessere Proben von fein-
getöntem Steingut (aus der königl. Porzellan-Manufactur
in Kopenhagen) waren im Saal der Karlsruher in den Ecken
ausgestellt.

Studie gez.
v.A.Hynais.

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