VER SACRUM.
Gust. Klimt. Zwickel-
bilder im Stiegen-
hause des k. k. kunst-
historisohen Hofmu-
seums zu Wien (1890).
wie eine der vielen Gestaltungen der Naturkraft, seine
Handlungen wie ein Wirken der Elemente, und diese An-
schauung zeitigte das Historiengemälde. Dort kommt ja
nicht das geheime Leben des inneren Menschen zur Geltung,
sondern die grossen allgemeinen Strömungen, die uns als
Massengeschöpf, als Naturwesen kennzeichnen. Michel-
angelos jüngstes Gericht nennt er als das Höchste und Aus-
serste, was aus dieser Kunstrichtung hervorgegangen sei.
„Jetzt fällt der Sinn," schreibt Runge in einem Briefe,
„mehr auf das Gegentheil. Wie selbst die Philosophen
dahin kommen, dass man alles nur aus sich heraus imagi-
niert, so sehen oder sollen wir sehen in jeder Blume den
lebendigen Geist, den der Mensch hineinlegt, und dadurch
wird die Landschaft entstehen, denn alle Thiere und die
Blumen sind nur halb da, sobald der Mensch nicht das
Beste dabei thut; so drängt der Mensch seine eigenen Ge-
fühle den Gegenständen um sich her auf, und dadurch er-
langt alles Bedeutung und Sprache. Wenn wir so in der
ganzen Natur nur unser Leben sehen, so ist es klar, dass
dann erst die rechte Landschaft entstehen muss, als völlig
entgegengesetzt der menschlichen oder historischen Com-
position. Die Blumen, Bäume und Gestalten werden uns
dann aufgehen und wir haben einen Schritt näher zur
Farbe gethan. Die Farbe ist die letzte Kunst, die uns noch
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Gust. Klimt. Zwickel-
bilder im Stiegen-
hause des k. k. kunst-
historisohen Hofmu-
seums zu Wien (1890).
wie eine der vielen Gestaltungen der Naturkraft, seine
Handlungen wie ein Wirken der Elemente, und diese An-
schauung zeitigte das Historiengemälde. Dort kommt ja
nicht das geheime Leben des inneren Menschen zur Geltung,
sondern die grossen allgemeinen Strömungen, die uns als
Massengeschöpf, als Naturwesen kennzeichnen. Michel-
angelos jüngstes Gericht nennt er als das Höchste und Aus-
serste, was aus dieser Kunstrichtung hervorgegangen sei.
„Jetzt fällt der Sinn," schreibt Runge in einem Briefe,
„mehr auf das Gegentheil. Wie selbst die Philosophen
dahin kommen, dass man alles nur aus sich heraus imagi-
niert, so sehen oder sollen wir sehen in jeder Blume den
lebendigen Geist, den der Mensch hineinlegt, und dadurch
wird die Landschaft entstehen, denn alle Thiere und die
Blumen sind nur halb da, sobald der Mensch nicht das
Beste dabei thut; so drängt der Mensch seine eigenen Ge-
fühle den Gegenständen um sich her auf, und dadurch er-
langt alles Bedeutung und Sprache. Wenn wir so in der
ganzen Natur nur unser Leben sehen, so ist es klar, dass
dann erst die rechte Landschaft entstehen muss, als völlig
entgegengesetzt der menschlichen oder historischen Com-
position. Die Blumen, Bäume und Gestalten werden uns
dann aufgehen und wir haben einen Schritt näher zur
Farbe gethan. Die Farbe ist die letzte Kunst, die uns noch
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