Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 1.1898

DOI Heft:
Heft 3 (März 1898)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6363#0099
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VER SACRUM.

dem diese Ehre zutheil wurde.

E^E MITTHEILUNGEN DER
VEREINIGUNG BILDENDER
KÜNSTLER ÖSTERREICHS.

USTAV KLIMT, Präsident der Vereinigung, wurde seitens jenes Comites, das sich
dieser Tage in London unter dem Vorsitze Mc Neil Whistlers zum Zwecke der Ver-
anstaltung jährlicher internationaler Ausstellungen erlesener Kunstwerke gebildet hat,
zum Ehrenmitgliede ernannt. Dem Comite gehören in der gleichen Eigenschaft die
allerersten Künstler aller Nationen an und ist Klimt der einzige österreichische Künstler,

Zum ordentlichen Mitglied der Vereinigung wurde ernannt: Othmar Schimkowitz, Bildhauer, Wien.

Buchschmuck
für V. S. gez. v.
Gustav Klimt.

er Eröffnungstermin unserer ersten Ausstellung steht so nahe, dass es angebracht
erscheint, einige einbegleitende Worte zu sprechen. Zum erstenmale wird mit ihr in
Wien der Versuch gemacht, dem Publicum eine Elite-Ausstellung specifisch mo-
derner Kunstwerke zu bieten. Die Absicht, solche kleine, gewählte Ausstellungen
zu veranstalten, war einer der leitenden Gedanken bei Begründung unserer neuen
Vereinigung. Auch die Pläne des Ausstellungsgebäudes, welches jetzt in Angriff
genommen wird und das unser künftiges Heim werden soll, sind derart verfasst, dass
Massenausstellungen in demselben überhaupt unmöglich sein werden. Denn wir
und der künstlerisch gesinnte Theil des Publicums halten es einfach nicht mehr aus,
durch Säle und Säle zu wandern, auf und nieder zu schauen und, durch den Wust
von Mittelmässigem erdrückt, die Frische für den Genuss des wenigen Guten ein-
zubüssen. Das soll und muss anders werden! Aber wie? Das Heil liegt hier nur im
Radicalismus: die Ausstellungen müssen inhaltlich auf ein höheres Niveau gebracht
werden. Unseren Statuten zufolge bildet DIE GESAMMTHEIT DER ORDENT-
LICHEN MITGLIEDER die Aufnahmsjury für die Ausstellungen. Diese Jury
wird sich nun unentwegt das eine Ziel vor Augen halten müssen, nur dem Aller-
besten und Allerwürdigsten den Weg zur Ausstellung zu öffnen. Die Ausstellungen,
wie wir sie meinen, sollen nicht eine bequeme Gelegenheit sein für den Künstler,
Rechenschaft abzulegen über die mehr oder minder erfolgreiche Arbeitsleistung seiner
letzten Saison = jeder Aussteller soll vielmehr gezwungen sein, neben dem Besten,
was geschaffen wurde, bestehen zu können; sie sollen mit einem Worte ABSO-
LUTE Krafterprobungen sein.

23
 
Annotationen