Buchschmuck
für V. S.
Gustav!
>ez. v.
tlimt.
er grösste Theil unseres Publicums wurde bisher in einer süssen Un-
kenntnis von der gewaltigen und machtvollen Kunstbewegung, welche
das Ausland beherrscht, erhalten. Deshalb müssen wir gerade bei unserer
ersten Ausstellung bestrebt sein, ein Bild der modernen Kunst des Aus-
landes zu bieten, damit unser Publicum einen neuen, einen höheren und
grösseren Massstab für die Bewertung der heimischen Hervorbringungen
erhalte.
Der Raum, den wir zur Verfügung haben, ist klein. Soll das ge-
kennzeichnete Ziel erreicht werden, so müssen unsere Mitglieder diesmal
darauf verzichten, eine grössere Anzahl eigener Werke auszustellen. Es
ist dies ein Opfer, welches zu bringen uns um so schwerer fällt, als wir durch die gegebenen Verhält-
nisse schon im Vorjahre verhindert waren, die Wiener Ausstellungen zu beschicken. Wir wissen sehr
wohl, dass wir wegen des Uberwiegens fremder Kunstwerke auf dieser ersten Ausstellung Angriffen
ausgesetzt sein werden. Aber wir sind fest überzeugt, dass der von uns eingeschlagene Weg vom künst-
lerisch-erzieherischen Standpunkte der einzig richtige sei.
Betreffs der ausländischen Kunst wollen wir darauf hinweisen, dass es uns gänzlich ferne liegt,
ein umfassendes Gesammtbild der zeitgenössischen Kunst einzelner Nationen zu geben. Beispielsweise
erkennen wir gerne und willig an, dass wir einen Bonnat, einen Lefebure, Carolus Duran und eine ganze
Reihe hervorragender Bildhauer bringen müssten, wenn wir die Absicht hätten, die Gesammtkunst des
heutigen Frankreich zur Anschauung zu bringen. Aber wir wollen bloss die Officiere einer Truppe vor-
führen, welche in der allerersten Gefechtsreihe liegt.
DENN WIR SIND PARTEI UND WOLLEN PARTEI BLEIBEN, SOLANGE, BIS
DIE STAGNIERENDEN KUNSTVERHÄLTNISSE NEU BELEBT SIND UND ÖSTER-
REICHISCHE KÜNSTLER UND ÖSTERREICHISCHES PUBLICUM SICH EIN BILD DER
MODERNEN KUNSTBEWEGUNG GESCHAFFEN HABEN.
Die Öffentlichkeit ersieht aus unserer Zeitschrift, welche in ihrer ersten Nummer das Verzeich-
nis der auswärtigen Mitglieder und seither allmonatlich die Namen der neu hinzugekommenen brachte,
dass wir die Pionniere, die Bahnbrecher auf dem Gebiete der Kunst zu den Unseren zählen. Hauptsäch-
lich an diese wendeten wir uns, um ausländische Werke zu erhalten. Es ziemt sich, dass wir ihnen an
dieser Stelle unseren tiefgefühlten Dank für ihr Entgegenkommen aussprechen, das sie unter vielfacher
Hintansetzung ihrer materiellen Interessen und anderweitigen finanziellen Verlockungen widerstehend
bestätigten. Jedem Mitgliede unserer Vereinigung aber ist es heiliger Ernst und eine Ehre, an solchem
Wettkampfe theilzunehmen.
Auch auf dem Gebiete des künstlerischen Arrangements soll unsere erste Ausstellung bahn-
brechend wirken, und wir zweifeln gar nicht daran, dass der sachgemässe Wetteifer die parallellaufenden
sonstigen derartigen Veranstaltungen in Wien jetzt und in Zukunft in günstigstem und neubelebendem
Sinne beeinflussen werde. Leider steht uns für diesmal noch nicht unser eigenes Haus zur Verfügung
und wir sind gezwungen, mit grossen Anstrengungen die Gebäude der Gartenbau-Gesellschaft unseren
Zwecken dienstbar zu machen. Trotzdem wird, soweit es die Umstände gestatten, auch auf diesem
Gebiete das Möglichste geschehen.
Bei der Inscenierung von Ausstellungen in diesem Sinne können die Künstler nur gewinnen,
denn das Publicum wird wieder herzlicheren und liebevolleren Antheil am Ausstellungswesen nehmen.
24
für V. S.
Gustav!
>ez. v.
tlimt.
er grösste Theil unseres Publicums wurde bisher in einer süssen Un-
kenntnis von der gewaltigen und machtvollen Kunstbewegung, welche
das Ausland beherrscht, erhalten. Deshalb müssen wir gerade bei unserer
ersten Ausstellung bestrebt sein, ein Bild der modernen Kunst des Aus-
landes zu bieten, damit unser Publicum einen neuen, einen höheren und
grösseren Massstab für die Bewertung der heimischen Hervorbringungen
erhalte.
Der Raum, den wir zur Verfügung haben, ist klein. Soll das ge-
kennzeichnete Ziel erreicht werden, so müssen unsere Mitglieder diesmal
darauf verzichten, eine grössere Anzahl eigener Werke auszustellen. Es
ist dies ein Opfer, welches zu bringen uns um so schwerer fällt, als wir durch die gegebenen Verhält-
nisse schon im Vorjahre verhindert waren, die Wiener Ausstellungen zu beschicken. Wir wissen sehr
wohl, dass wir wegen des Uberwiegens fremder Kunstwerke auf dieser ersten Ausstellung Angriffen
ausgesetzt sein werden. Aber wir sind fest überzeugt, dass der von uns eingeschlagene Weg vom künst-
lerisch-erzieherischen Standpunkte der einzig richtige sei.
Betreffs der ausländischen Kunst wollen wir darauf hinweisen, dass es uns gänzlich ferne liegt,
ein umfassendes Gesammtbild der zeitgenössischen Kunst einzelner Nationen zu geben. Beispielsweise
erkennen wir gerne und willig an, dass wir einen Bonnat, einen Lefebure, Carolus Duran und eine ganze
Reihe hervorragender Bildhauer bringen müssten, wenn wir die Absicht hätten, die Gesammtkunst des
heutigen Frankreich zur Anschauung zu bringen. Aber wir wollen bloss die Officiere einer Truppe vor-
führen, welche in der allerersten Gefechtsreihe liegt.
DENN WIR SIND PARTEI UND WOLLEN PARTEI BLEIBEN, SOLANGE, BIS
DIE STAGNIERENDEN KUNSTVERHÄLTNISSE NEU BELEBT SIND UND ÖSTER-
REICHISCHE KÜNSTLER UND ÖSTERREICHISCHES PUBLICUM SICH EIN BILD DER
MODERNEN KUNSTBEWEGUNG GESCHAFFEN HABEN.
Die Öffentlichkeit ersieht aus unserer Zeitschrift, welche in ihrer ersten Nummer das Verzeich-
nis der auswärtigen Mitglieder und seither allmonatlich die Namen der neu hinzugekommenen brachte,
dass wir die Pionniere, die Bahnbrecher auf dem Gebiete der Kunst zu den Unseren zählen. Hauptsäch-
lich an diese wendeten wir uns, um ausländische Werke zu erhalten. Es ziemt sich, dass wir ihnen an
dieser Stelle unseren tiefgefühlten Dank für ihr Entgegenkommen aussprechen, das sie unter vielfacher
Hintansetzung ihrer materiellen Interessen und anderweitigen finanziellen Verlockungen widerstehend
bestätigten. Jedem Mitgliede unserer Vereinigung aber ist es heiliger Ernst und eine Ehre, an solchem
Wettkampfe theilzunehmen.
Auch auf dem Gebiete des künstlerischen Arrangements soll unsere erste Ausstellung bahn-
brechend wirken, und wir zweifeln gar nicht daran, dass der sachgemässe Wetteifer die parallellaufenden
sonstigen derartigen Veranstaltungen in Wien jetzt und in Zukunft in günstigstem und neubelebendem
Sinne beeinflussen werde. Leider steht uns für diesmal noch nicht unser eigenes Haus zur Verfügung
und wir sind gezwungen, mit grossen Anstrengungen die Gebäude der Gartenbau-Gesellschaft unseren
Zwecken dienstbar zu machen. Trotzdem wird, soweit es die Umstände gestatten, auch auf diesem
Gebiete das Möglichste geschehen.
Bei der Inscenierung von Ausstellungen in diesem Sinne können die Künstler nur gewinnen,
denn das Publicum wird wieder herzlicheren und liebevolleren Antheil am Ausstellungswesen nehmen.
24