VER SACRUM.
Erscheinungen bekannt zu machen, nachdem Adel und
Fürsten nicht mehr als Gönner allein in erster Reihe stehen.
Ein Privatsport der Mäcene ist die Kunst lange genug ge-
wesen. Wir brauchen eine Volkskunst im weitesten Sinne,
eine Kunst, die für jeden da ist, der sie zu erkennen vermag.
Und hat der Kritiker einmal ein Kunstwerk erkannt und
die Aufmerksamkeit auf dasselbe gelenkt, so dass es dem
allgemeinen Verständnis nahegebracht ist, dann hat er für
Künstler und Publicum zugleich etwas geleistet.
Dann ist seine Thätigkeit eine wahrhaft zeitgenössi-
sche und aufbauende, kein unfruchtbares Wortgefecht
mehr, keine negierende, sondern eine positive Wirksamkeit.
Und durch diese schöpferische Wirksamkeit wird der Kri-
tiker selber zum Künstler.
Und du, der du weder Kritiker noch Künstler bist,
aber die Kunst ganz unbefangen gemessen möchtest, gehe
an sie heran, ohne vorgefasste Meinung über das, was sie
„soll" und „muss". Die Kunst ist etwas Lebendiges, sie ist
der Widerschein der Welt, der Welt, „gesehen durch ein
Temperament".
Denke nicht, ein Kunstwerk habe nur Berechtigung,
wenn es auf einen Witz, eine Anekdote oder eine Verlo-
bung hinausläuft. Das sind Aushängeschilder, Bauernfän-
gereien. Suche in das Verständnis der Sprache einzu-
dringen, die es in Farben und Linien ausdrücken will, gehe
ihm mit offenen Sinnen entgegen und lasse es auf dich
wirken. Und will es nicht gleich wirken, so denke: „es
liegt wohl an mir", und kehre einmal wieder zu ihm zu-
rück, wenn du empfänglicher und zum Verständnis seiner
Schönheit reifer geworden bist. Dann wird auch dieses
Werk „zu dir kommen" und ihr werdet eine dauernde
Freundschaft schliessen!
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Erscheinungen bekannt zu machen, nachdem Adel und
Fürsten nicht mehr als Gönner allein in erster Reihe stehen.
Ein Privatsport der Mäcene ist die Kunst lange genug ge-
wesen. Wir brauchen eine Volkskunst im weitesten Sinne,
eine Kunst, die für jeden da ist, der sie zu erkennen vermag.
Und hat der Kritiker einmal ein Kunstwerk erkannt und
die Aufmerksamkeit auf dasselbe gelenkt, so dass es dem
allgemeinen Verständnis nahegebracht ist, dann hat er für
Künstler und Publicum zugleich etwas geleistet.
Dann ist seine Thätigkeit eine wahrhaft zeitgenössi-
sche und aufbauende, kein unfruchtbares Wortgefecht
mehr, keine negierende, sondern eine positive Wirksamkeit.
Und durch diese schöpferische Wirksamkeit wird der Kri-
tiker selber zum Künstler.
Und du, der du weder Kritiker noch Künstler bist,
aber die Kunst ganz unbefangen gemessen möchtest, gehe
an sie heran, ohne vorgefasste Meinung über das, was sie
„soll" und „muss". Die Kunst ist etwas Lebendiges, sie ist
der Widerschein der Welt, der Welt, „gesehen durch ein
Temperament".
Denke nicht, ein Kunstwerk habe nur Berechtigung,
wenn es auf einen Witz, eine Anekdote oder eine Verlo-
bung hinausläuft. Das sind Aushängeschilder, Bauernfän-
gereien. Suche in das Verständnis der Sprache einzu-
dringen, die es in Farben und Linien ausdrücken will, gehe
ihm mit offenen Sinnen entgegen und lasse es auf dich
wirken. Und will es nicht gleich wirken, so denke: „es
liegt wohl an mir", und kehre einmal wieder zu ihm zu-
rück, wenn du empfänglicher und zum Verständnis seiner
Schönheit reifer geworden bist. Dann wird auch dieses
Werk „zu dir kommen" und ihr werdet eine dauernde
Freundschaft schliessen!
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