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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Editor]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 1.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.6363#0413
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VER SACRUM.

Alois HäLisch
für V. S. gez.

dig an, sowohl mit einzelnen Kraftproben, als auch hin-
sichtlich der Höhe und Richtung: des allgemeinen Wollens.
Auch wichtige neue Bekanntschaften werden dem Publi-
cum vermittelt. So ist Anders Zorn ein eigenes Gemach
eingeräumt, wo er mit grossen und kleinen Bildern, nebst
einer Folge seiner reiz-
vollen Radierungensich
mit den Wienern abfin-
den kann. Die radierten
Blätter waren auch
rasch vergriffen, die Bil-
der kämpfen sich lang-
sam durch. So nament-
lich das hochmoderne
Abendbild ,,Auf dem
Eise", mit seiner unver-
gleichlich empfundenen
und gegebenen Nacht-
luft und der so über-
raschend auf dem Au-
genblick ertappten Eis-
läuferin im Vordergrun-
de. Aber ein gewaltiger
Respect geht doch da-
von aus und zuletzt wird
man dieses Meisterwerk
bewundern, wie schon
jetzt das grosse Pariser
Damenbildnis mit der
tiefdunklen Tonscala,
an der einst Munkäcsy
gescheitert ist. Neu ist
hier auch die nervige
Eleganz des jungen Pa-
riser Meisters Antonio
de la Gandara, dessen
Soireebildnis der schö-
nenMadameGautereau
eine Pariser „Dame in
Weiss" vom reinsten
Wasser ist. Seine hüb-
schen Parkbildchen,

Stillleben u. s. w. schliessen sich als Arabesken an. Unter
der Gruppe, die man die Whistlerianer nennen könnte und
die sich mit Damenbildnissen von allen malerischen Fein-
heiten eingefunden haben, erscheint jetzt neben Robert
Brough und dem abermals höchst erfolgreichen John W.

Alexander, neben John
Lavery und E. A. Wal-
ton, der Londoner Au-
gust Nevin du Mont,
dessen schöne Dame in
Grau und Rosa wie ein
wahrer Salonschmetter-
ling gegeben ist und den
Künstler sofort beliebt
gemacht hat. Unser
Landsmann Julius v.
Kollmann in Paris hat
mit einem reizend japa-
nisierenden Damenpor-
trät ähnlich durchge-
griffen.

Die beiden Haupt-
bilder der Ausstellung
sind aber Fritz v. Uhdes
Abendmahl und Henri
Martins,,Dem Abgrund
zu". Uhde ist in seiner
wunderbaren Scene zu
seinen Anlangen zu-
rückgekehrt, wo die
.Poesie von Luft und
Licht sein Hauptthema
war. In den letzten Jah-
ren war er mehr von dem
Streben beherrscht, das
grosse Figurenbild im
Sinne der alten Meister
plastisch zu gestalten.
Das Abendmahlbild ist
wohl sein Hauptwerk.
Er verleiht der Innen-
beleuchtung durch eine

Gustav Klimt.
Porträtstudie.

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