VORSICHT. .*i z*4 i*t -.v -je -js 'ja
jü .jt jt, jH & Von JAROSLAV VRCHLICKY.
V V
Autorisierte Übersetzung von ALOIS E. TLUCHOR.
Erst unlängst traf in einer mich der Gassen
Ein Redacteur = ich glaub' = ein guter Mann,
Vielleicht war's ein Verleger, und gelassen
Er ohneweiters dies Gespräch begann:
Nicht schlecht macht im Journale sich zuzeiten
Inmitten von Novellen ein Gedicht,
Wenn auch zum Lesen nicht, doch weil von weitem
Der Strophenbau hübsch in die Augen sticht.
Einst hätt' ich wohl entgegnet ihm die Worte:
„Sie täuschen sich, mein Herr, dass dem so sei:
Die wahre Poesie gleicht einem Gnadenhorte,
Sie macht den Geist der Menschheit stark und frei!
Streut ihre Gaben aus mit vollen Händen,
Lasst ihren Strom hinwogen ungehemmt,
Ein Tempel sei sie, wo sich fröhlich fänden
Die Müden all, von keiner Last beklemmt.
Besonders so am End' zu füllen leere Spalten,
Thut oft den besten Dienst die Poesie;
Ich hab' von jeher viel darauf gehalten,
Und an Autoren fehlte es mir nie.
Doch muss man trachten, sie nicht zu verwöhnen
Durchs Honorar und allzugrosse Gunst,
Fein auf die Finger schau'n den Musensöhnen
Und stets im Zaume halten ihre Kunst.
Der Musengaul mag sich von Häcksel nähren
In uns'rer Zeit moderner Industrie;
Wer fragt heut' nach der Lyrik Lust und Zähren ?
Belanglos ist für uns die Poesie."
In Goldschnitt nicht, und nicht im Prachteinbande,
Gebt lieber sie umsonst und gebt sie schlicht,
In ihr ist Leben, das der Knechtschaft Bande,
In ihr ist Freiheit, die das Joch zerbricht.
O, gebt sie nur, wo jemand euch begegnet,
Der Lebensfreude Thau, das Ideal,
Gebt sie wie Christus, der das Brot gesegnet
Und Tausenden zu spenden es befahl." -
Das hätt* ich einst gesagt, in fernen Tagen -
= M ein Herz, die Zeiten brannten es mir wund -
Und was in mir mag blüh'n und Früchte tragen,
Birgt Eifersucht auf meiner Seele Grund.
D'rum sprach apathisch ich mit leichtem Gähnen
Und drehte eine Cigarette mir aufs neu:
„Sie haben Recht, mein Herr, dies zu erwähnen,
Wozu denn = Perlen werfen vor die . . . *'
Leopold
Kainradl.
Vignette.
32
jü .jt jt, jH & Von JAROSLAV VRCHLICKY.
V V
Autorisierte Übersetzung von ALOIS E. TLUCHOR.
Erst unlängst traf in einer mich der Gassen
Ein Redacteur = ich glaub' = ein guter Mann,
Vielleicht war's ein Verleger, und gelassen
Er ohneweiters dies Gespräch begann:
Nicht schlecht macht im Journale sich zuzeiten
Inmitten von Novellen ein Gedicht,
Wenn auch zum Lesen nicht, doch weil von weitem
Der Strophenbau hübsch in die Augen sticht.
Einst hätt' ich wohl entgegnet ihm die Worte:
„Sie täuschen sich, mein Herr, dass dem so sei:
Die wahre Poesie gleicht einem Gnadenhorte,
Sie macht den Geist der Menschheit stark und frei!
Streut ihre Gaben aus mit vollen Händen,
Lasst ihren Strom hinwogen ungehemmt,
Ein Tempel sei sie, wo sich fröhlich fänden
Die Müden all, von keiner Last beklemmt.
Besonders so am End' zu füllen leere Spalten,
Thut oft den besten Dienst die Poesie;
Ich hab' von jeher viel darauf gehalten,
Und an Autoren fehlte es mir nie.
Doch muss man trachten, sie nicht zu verwöhnen
Durchs Honorar und allzugrosse Gunst,
Fein auf die Finger schau'n den Musensöhnen
Und stets im Zaume halten ihre Kunst.
Der Musengaul mag sich von Häcksel nähren
In uns'rer Zeit moderner Industrie;
Wer fragt heut' nach der Lyrik Lust und Zähren ?
Belanglos ist für uns die Poesie."
In Goldschnitt nicht, und nicht im Prachteinbande,
Gebt lieber sie umsonst und gebt sie schlicht,
In ihr ist Leben, das der Knechtschaft Bande,
In ihr ist Freiheit, die das Joch zerbricht.
O, gebt sie nur, wo jemand euch begegnet,
Der Lebensfreude Thau, das Ideal,
Gebt sie wie Christus, der das Brot gesegnet
Und Tausenden zu spenden es befahl." -
Das hätt* ich einst gesagt, in fernen Tagen -
= M ein Herz, die Zeiten brannten es mir wund -
Und was in mir mag blüh'n und Früchte tragen,
Birgt Eifersucht auf meiner Seele Grund.
D'rum sprach apathisch ich mit leichtem Gähnen
Und drehte eine Cigarette mir aufs neu:
„Sie haben Recht, mein Herr, dies zu erwähnen,
Wozu denn = Perlen werfen vor die . . . *'
Leopold
Kainradl.
Vignette.
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