nicht zu fürchten, ich möchte ihm nur getrost ein Alräunchen
überlassen und ihn im Gebrauche desselben unterweisen. Also
holte ich eine seltsam geformte, gelbliche Wurzel von ganz un-
schädlicher Art hervor, dergleichen ich zuweilen im Walde ge-
funden hatte und sagte, dass er in einer Mondnacht auf den
Kirchhof gehen und das neueste Grab suchen, dann unter drei-
maliger Anrufung des Teufels die Hälfte der Wurzel essen, die
andere Hälfte in das frische Grab stecken müsse, worauf er bei
gehörigem Suchen und Wühlen mehr Schätze finden würde als er
jemals verbrauchen könne. Nachdem wir uns gegenseitig tiefes
Stillschweigen über den Handel zugeschworen hatten, entfernte er
sich so vorsichtig wie er gekommen war. Indessen verkaufte ich
am nächsten Abend eine ähnliche Wurzel an das Dukatenmännchen
und in der folgenden Zeit sieben andere an andere grosse Kauf-
herren und Regierungsräthe, welches Geschäft mir alles in allem
viertausend fünfhundert Goldgülden eintrug.
Diese und noch viele andere Herren breiteten nun ihr Gold
und Silber neben dem des Herrn Johannsen auf dem Markte aus,
wobei es vielleicht verblieben wäre, wenn man nicht gesehen
hätte, dass hie und da Leute mit Schiebkarren kamen, dieselben
füllten und wohlgemuth davonführten. Nun schien es, dass mit
dem geopferten Gelde durch Menschenverführung Unheil ange-
richtet würde, und der Pelzkönig schlug vor, es möchte aus allen
vorhandenen Edelmetallen ein ungeheures Bildwerk gegossen
werden, welches das goldene Kalb vorstellen und als ein abscheu-
liches Götzenbild zur öffentlichen Beschimpfung und Verhöhnung
gezeigt werden sollte. Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall
und das Material wurde sogleich einem rühmlich bekannten Bild-
giesser zur Verarbeitung übergeben.
Übrigens gehörte nicht die ganze Einwohnerschaft zu den An-
hängern des Jammerbolds, sondern es gab einige, deren Reich-
thum von ;'eher wie das Veilchen in der Verborgenheit geblüht
hatte, die nach wie vor möglichst unauffällig ihren Geschäften nach-
gingen und die übrigen als müssige Phantasten belächelten; andere,
die gewöhnt waren jedwedes Ereigniss mit Jubel zu begrüssen, da-
mit nur die Alltäglichkeit unterbrochen würde und sie Gelegenheit
hätten Feste zu feiern. Diese sammelten sich um den Lustbold,
welcher immer ein paar fröhliche Redensarten bei der Hand hatte,
um ihre Ausgelassenheit zu bemänteln, wie dass Gott den Men-
schen die Erde als Wohnplatz angewiesen hätte und sie sich aus
Dankbarkeit so viel wie möglich darauf belustigen müssten, ferner
dass, was auch später eintreten möchte, das schöne thörichte Erden-
leben jedenfalls die Jugendzeit der Seele sei, und ewig müsse es der-
jenige bereuen, der sich seiner Jugend nicht gefreut hätte. Mit solchen
Sophismen mag er wohl auch die Kinder seines Gegners, des
Pastors Wolke, berückt haben, Zwillinge und einander so ähn-
lich, dass man sie, wenn sie nicht verschiedenen Geschlechts ge-
wesen wären, kaum von einander hätte unterscheiden können.
Als sie geboren waren, hatte sie jemand witzweise Wassertröpf-
chen und Schneeflocke genannt, was sich späterhin als gut ge-
eignet erwies, denn das Geplauder des Knaben, dessen Zünglein
überlassen und ihn im Gebrauche desselben unterweisen. Also
holte ich eine seltsam geformte, gelbliche Wurzel von ganz un-
schädlicher Art hervor, dergleichen ich zuweilen im Walde ge-
funden hatte und sagte, dass er in einer Mondnacht auf den
Kirchhof gehen und das neueste Grab suchen, dann unter drei-
maliger Anrufung des Teufels die Hälfte der Wurzel essen, die
andere Hälfte in das frische Grab stecken müsse, worauf er bei
gehörigem Suchen und Wühlen mehr Schätze finden würde als er
jemals verbrauchen könne. Nachdem wir uns gegenseitig tiefes
Stillschweigen über den Handel zugeschworen hatten, entfernte er
sich so vorsichtig wie er gekommen war. Indessen verkaufte ich
am nächsten Abend eine ähnliche Wurzel an das Dukatenmännchen
und in der folgenden Zeit sieben andere an andere grosse Kauf-
herren und Regierungsräthe, welches Geschäft mir alles in allem
viertausend fünfhundert Goldgülden eintrug.
Diese und noch viele andere Herren breiteten nun ihr Gold
und Silber neben dem des Herrn Johannsen auf dem Markte aus,
wobei es vielleicht verblieben wäre, wenn man nicht gesehen
hätte, dass hie und da Leute mit Schiebkarren kamen, dieselben
füllten und wohlgemuth davonführten. Nun schien es, dass mit
dem geopferten Gelde durch Menschenverführung Unheil ange-
richtet würde, und der Pelzkönig schlug vor, es möchte aus allen
vorhandenen Edelmetallen ein ungeheures Bildwerk gegossen
werden, welches das goldene Kalb vorstellen und als ein abscheu-
liches Götzenbild zur öffentlichen Beschimpfung und Verhöhnung
gezeigt werden sollte. Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall
und das Material wurde sogleich einem rühmlich bekannten Bild-
giesser zur Verarbeitung übergeben.
Übrigens gehörte nicht die ganze Einwohnerschaft zu den An-
hängern des Jammerbolds, sondern es gab einige, deren Reich-
thum von ;'eher wie das Veilchen in der Verborgenheit geblüht
hatte, die nach wie vor möglichst unauffällig ihren Geschäften nach-
gingen und die übrigen als müssige Phantasten belächelten; andere,
die gewöhnt waren jedwedes Ereigniss mit Jubel zu begrüssen, da-
mit nur die Alltäglichkeit unterbrochen würde und sie Gelegenheit
hätten Feste zu feiern. Diese sammelten sich um den Lustbold,
welcher immer ein paar fröhliche Redensarten bei der Hand hatte,
um ihre Ausgelassenheit zu bemänteln, wie dass Gott den Men-
schen die Erde als Wohnplatz angewiesen hätte und sie sich aus
Dankbarkeit so viel wie möglich darauf belustigen müssten, ferner
dass, was auch später eintreten möchte, das schöne thörichte Erden-
leben jedenfalls die Jugendzeit der Seele sei, und ewig müsse es der-
jenige bereuen, der sich seiner Jugend nicht gefreut hätte. Mit solchen
Sophismen mag er wohl auch die Kinder seines Gegners, des
Pastors Wolke, berückt haben, Zwillinge und einander so ähn-
lich, dass man sie, wenn sie nicht verschiedenen Geschlechts ge-
wesen wären, kaum von einander hätte unterscheiden können.
Als sie geboren waren, hatte sie jemand witzweise Wassertröpf-
chen und Schneeflocke genannt, was sich späterhin als gut ge-
eignet erwies, denn das Geplauder des Knaben, dessen Zünglein