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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 2.1899

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Heft 3 (März 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8876#0081
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Ein Hexensabbath von Bizarrerie und Unver-
mögen." Das "Wort gefiel dem Manne, der
es gemünzt hatte, und er wurde nicht müde,
es zu wiederholen. „Ist denn das wirklich noch
Kunst/' sagte er, „was die jungen Leute jetzt trei-
ben? Die wenigen, die Talent haben, missbrauchen
es und die Uebrigen verdecken ihre Talentlosigkeit
durch absurde Einfälle. Ich will zugeben, dass ihr
ein paar Neuigkeiten habt, um die es schade wäre,
wenn sie nicht da wären und die man früher nicht
machen konnte. Aber euere Freiheit von jedem
Zwange hat doch vor allem der Thorheit, dem

Uebermut, der Geschmacklosigkeit und der Im-
potenz die Thüre geöffnet. Die jungen Leute
wissen, dass sie sich jetzt alles erlauben dürfen
und nicht mehr anzustrengen brauchen. Je flüch-
tiger etwas hingeworfen, je krauser etwas durch-
einander gewirbelt ist, desto besser. Strenge Linien-
führung und sorgsame Arbeit würden schon zu
sehr nach ,Schule< riechen. So kommen die tollsten
Dinge in euere ,secessionistischen' Ausstellungen
und Zeitschriften, dass man sich oft fragen möchte,
ob der Mann wirklich ein Stümper ist oder uns
nur ,frozeln' will.

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